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07.08.2017 15. Woche
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Kinder machen unglücklich

Heute, Montag der 07.08.2017, war eine partielle Mondfinsternis. Und die Zwillinge haben sie verschlafen.
Dafür haben sie in der vergangenen Woche ihre U4 mit Auszeichnung bestanden.


Ich habe es ja schon immer gewusst. Deshalb haben wir auch gleich vier. Mal Spaß beiseite. Vor einigen Wochen schrieb ich noch, dass Kinder glücklich machen. Wohlwissend, dass ich damit ein Klischee bediene. Denn so sollte es sein. So wird es vermittelt. Doch die Realität sieht manchmal eben anders aus. Nach der Geburt unseres ersten Kindes habe ich mal gesagt, dass man über das Glück des Elternwerdens auch nur angelogen wird. Sicherlich war das von mir nicht ganz ernst gemeint, aber eben auch nicht nur im Spaß. Die Studie, auf die ich gestoßen bin, gibt mein damaliges Empfinden in einigen Teilen gut wieder. Auf das, was ein erstes Kind verändert und von einem fordert hat mit mir nie jemand offen geredet. Auch mit keinem meiner Freunde, mit denen ich mich austauschte.
In unserem damaligen Umfeld gab es ein Paar, die ihr erstes Kind und die damit einhergehende Umstellung nicht verkraftet haben und nun getrennte Wege gehen. Ein Kind, und das muss auch mal offen gesagt werden, verändert ALLES. Die Paarbeziehung, die Finanzen, die zeitlichen Kapazitäten, das soziale Gefüge. Wer nicht bereit ist, die Herausforderung anzugehen und sich dessen bewusst wird, steht vor einer ziemlichen Hürde.
Wir haben damals als Paar sechs Monate gebraucht, um uns den veränderten Anforderungen und deren Auswirkungen bewusst zu werden. Denn ein Kind macht etwas mit einem. Mit jedem eben etwas anderes. Das Paar an sich, steht nicht mehr im Mittelpunkt. Alle Aufmerksamkeit und Liebe der Frau geht in der ersten Zeit aufs Kind über und selbst dabei steht die Mutter mit alle ihren Sorgen und Bedürfnissen, Ängsten und Befürchtungen oft genug allein da. Da kommen dann noch ausgesprochene und besonders wenig hilfreich unausgesprochene Bedürfnisse und Erwartungen zwischen Paaren dazu. Ich denke, dass wir Männer damit umgehen müssen, in die zweite Reihe zu rutschen und zeitgleich oft selbst überfordert sind. Im Mittelpunkt steht mit der Geburt das Kind und zu Beginn so massiv, auch absolut berechtigt, dass die Eltern ihre neuen Rollen erst finden müssen.
Nehmen wir nur ein Beispiel: Schlafmangel. Ich finde, es ist wichtig zu wissen, wie Schlafmangel auf einen wirkt. In den Genfer Konventionen wird Schlafentzug als Folter geächtet. Eltern haben davon zwar nichts und nehmen ihn wissend in Kauf, sobald sie sich für ein Kind entscheiden. Doch gerade deshalb ist es gut zu wissen, wie ein jeder darauf reagiert und dies auch untereinander kommuniziert. Denn nicht alles bei Schlafmangel gesagte, ist ernst zu nehmen, nicht jeder Vorwurf auf die berühmte Goldwaage zu legen. Und das ist nur ein Beispiel.

Wir haben uns als Paar nach dem ersten Kind wieder gefunden. Doch das war Arbeit und nicht nur ein Lächeln unseres Sohnes. Ich glaube, dass wir es durch Reden, zuhören und gegenseitiges Verstehen geschafft haben. Dadurch kam unser Plan von zwei Kindern wieder auf den Tisch. Nun haben wir vier und es ist schön. Nicht immer einfach, aber schön.

Dass Kinder eben auch andere Auswirkungen haben können, zeigen unter anderem diese Berichte aus einer Studie (sie ähneln sich alle):

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/psychologie-studie-kinder-koennen-ungluecklich-machen-13748302.html

http://www.hallo-eltern.de/kind/so-ungluecklich-macht-eltern-das-erste-kind/

http://www.gofeminin.de/familie/kinder-machen-ungluecklich-s2274057.html
"Trotz der Unzufriedenheit nach dem ersten Kind wirken sich bis zu zwei Kinder insgesamt und langfristig eher positiv auf das Lebensglück aus", erklärt Myrskylä, der Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock. Ein schöner Schluss.

Fünfzehnte Woche schon. Und die Beiden machen Fortschritte, dass mir angst und bange werden kann. Bei unserem Großen habe ich mal gesagt, dass, wenn sich der Mensch so weiter entwickeln würde, wie in seinem ersten Lebensjahr, käme etwas zustande, was meine Vorstellungskraft übersteigt. Und wir haben keine Wunderkinder. Dafür sind sie für uns wundervoll.

Wir hatten nun tatsächlich das Thema Alter. Unser Alter. Wir hatten uns nochmal, nur zur Sicherheit, zum Thema Nachwuchs verständigt und wollen es bei vier Kindern belassen. Zuerst fiel mir ein Stein vom Herzen. Doch damit besiegeln wir zugleich das Ende eines Lebensabschnittes. Unsere eigene Reproduktion ist damit abgeschlossen und ehe ich an Enkel denken kann, brauche ich eine noch stärkere Brille und habe bestimmt viele graue Haare mehr. Da haben meine Frau und ich uns kurz alt gefühlt. Doch zum Glück hat ein herzzerreißendes Schreien, diesem Gedanken ein Ende gemacht.

Für unsere Zwillinge stand in dieser Woche ein wichtiger Termin an, die U4. Dabei hat meine Frau festgestellt, dass wir immer besser werden. Wir kamen nur 8 Minuten zu spät. Der Buchhalter in mir schrie kurz auf. Darüber hinaus habe ich bemerkt, dass wir mit Zwillingen beim Arzt bisher nie lange warten mussten. Und schon waren wir im Behandlungszimmer. Und dann ging das Messen, Wiegen, Prüfen und Schätzen los. Eigentlich ist das wie bei einer Betriebsinventur, nur emotionaler. Lysanne bringt inzwischen 6.350 Gramm auf die Waage und hat eine Körperlänge von 62 Zentimetern. Polly wiegt 5.885 Gramm und misst 60,5 Zentimeter. Zusammen haben sie das Gewicht unserer Tochter. Ja, nun ist hier auch mal Mathematik gefragt. Nur zu und keine Scheu! Unser Kinderarzt war rundum zufrieden. Kaum noch Pickel zu sehen, von Koliken keine Spur und die Haut im Gesamten macht einen guten Eindruck. Da unser Arzt selber Vater von fünf Kindern ist, das letzte war auch ein Zwillingspärchen, haben wir immer Gesprächsstoff. Unsere Mädels haben nun als Zwillinge das Gewicht, als wenn sie als Einlinge geboren wären und liegen im Vergleich mit unseren beiden Großen mittendrin. Zwar tränt das Auge von Polly noch und die Bindehautentzündung kehrt in beständiger Regelmäßigkeit, wie ein guter alter Freund, zurück. Aber in der Gesamtheit haben wir nur Grund zur Freude, über die Entwicklung der Beiden. Polly schwatzt vermehrt und Lysanne geht es eher körperlich an. Das führte dazu, dass sie sich selbst über sich erschrak und weinte. Keiner von uns war in der Nähe als es losging. Doch es dauerte keine drei Sekunden, dass wir bei ihr waren und anstatt sie tröstend an die Brust zu nehmen, sahen wir auf sie herab. Sie hatte sich gedreht und war darüber wohl erschrocken. Dass sie ihre Beinchen auf dem Rücken liegend neunzig Grad in die Höhe schwingt und wackelt was das Zeug hält. Dass sie sich liegend um die eigene Achse dreht, hatte ich schon berichtet. Nun hatte sie sich über die Seite hinaus bewegt und lag auf dem Bauch und keiner war dabei gewesen. Deshalb hielten wir kurz inne und betrachteten ihr Werk, wenn auch sie damit unglücklich war. Kurz darauf haben wir sie selbstverständlich getröstet und beruhigt. Seitdem hat sie ihr Kunststück auch nicht wiederholt. Doch das wird kommen.

Da es bei den Babys nur Gutes zu berichten gibt, bleibt uns Zeit uns unseren eigenen Sorgen und Aufgaben zuzuwenden. So war mein Arzt, bei meiner persönlichen „U-Untersuchung“ nicht so zufrieden. Ich kann ihn ja verstehen. So habe ich diese letzte Schwangerschaft auch nochmal mit genossen schwanger zu sein. Schließlich konnte ich meine Frau dabei nicht alleine lassen. Und so kam die angemessene Bewegung zu kurz. Doof auch, dass der Stoffwechsel nicht mehr so wechselt, wie noch mit zwanzig. So muss ich nun auch noch an mir arbeiten. Dabei war ich doch auch diese Woche im Baumarkt und habe in der Praxis meiner Frau gebaut. Dazu bei Regen, oder war es einfach nur noch fallendes Wasser, dem Kaninchenstall ein hypermodernes Dach verpasst, sodass es trockener denn je für die Beiden wird. Einkäufe getragen habe ich auch. Doch bei alledem glaube ich inzwischen, dass das alles eben nicht mehr reicht. Deshalb habe ich mich zusammen mit meinem Sohn tags darauf aufs Rad geschwungen, um ins andere Bundesland, das ist bei Berlinern meist nicht weit entfernt, zu fahren. Zur Übung habe ich meine PIN dreimal falsch eingegeben. So fuhren wir nach Hause, um meine Bank am Telefon ganz lieb zu bitten, den Zugang wieder frei zu schalten, um ein weiteres Mal das Bundesland zu wechseln. Ich saß nach langer Zeit wieder auf dem Rad. Zur Sternfahrt war das zum letzten Mal der Fall gewesen. Es kam mir jetzt so vor, als würde ich einen alten Freund wieder entdecken. Bei der zweiten Runde waren da aber auch die Erinnerungen, weshalb wir uns so lange Zeit nicht mehr gesehen hatten. Zur Belohnung, dass mein Sohn meine Schusseligkeit so liebevoll mitgemacht hatte, gab es für ihn ein Eis. Damit er nicht alleine essen musste, ist ja auch irgendwie doof, bestellte ich mir auch eines. Kurz habe ich daran gedacht, ob der Radausflug jetzt noch Sinn gemacht hat. Doch wir saßen in der Sonne, genossen das Eis und das Vater-Sohn-Gespräch. Damit es auch perfekt wird, habe ich mich mit meiner Schokoeiskugel bekleckert. Nach so einer rundherum gelungenen Kiste, habe ich zu Hause erst einmal etwas zum Essen gekocht. Diesmal für die ganze Familie, versteht sich. Am nächsten Tag habe ich dafür alles rausgerissen. In unserem Häuschen gab es noch einen Hängeschrank zum Anbringen und weitere Bohrungen und körperliche Arbeiten. Mein Sohn half mir und so haben wir zusammen einiges geschafft und viel Krach gemacht. Danach bin ich mit unserer großen Tochter Laufrad fahren gegangen. Das heißt, sie fuhr und ich joggte nebenher. Leider hat das umschlagende Wetter aus der geplanten eine kurze Runde gemacht.

Nach all den Stunden körperlicher Betätigung, sah ich dann unsere friedlich schlafenden Zwillinge und fand, dass das ein sehr schönen Anblick war. Doch meine Frau schien ziemlich geschafft. Wir stellen fest, dass die beiden Kleinen nun auch mehr Anregung von außen einfordern. Nun kam ich anfangs auf den optimistischen Gedanken, dass man ja beide zusammen bespaßen kann und das sie danach auch zusammen schlafen. Doch hier habe ich die Rechnung ohne das menschliche Individuum gemacht. Lysanne braucht viel Körperkontakt, den sie auch einzufordern versteht. Polly möchte auch Aufmerksamkeit, diese dann aber lieber wenn ihre Schwester schläft. Sofern Beide wach sind und ihre Bedürfnisse anzeigen, setzt sich bei mir ein Entscheidungsautomatismus in Gang. Dabei habe ich festgestellt, dass ich mich entweder für die Kleine entscheide, bei der ich denke, dass das „Problem“ schnell zu lösen ist, oder aber versuche abzuschätzen, welche der Beiden noch warten kann. Warten. Das ist etwas, was sie schon früher lernen müssen, als ihre großen Geschwister. Bei meiner Frau kommt dann manchmal das Gefühl hoch, dass Eines zu kurz kommen könnte. Das habe ich zum Glück gar nicht. Ich merke, dass mich jedes meiner Kinder auf einer ganz speziellen und unterschiedlichen Ebene anspricht. Dadurch hat jedes Kind bei mir seinen eigenen Raum ganz für sich.

Darüber hinaus hatten unser Großer und ich noch unser Highlight in der Woche. Wir sind ins Kino gefahren und haben „Sie nannten ihn Spencer“ zusammen gesehen. Mit Getränken und Popcorn (nur er) saßen wir stilecht im Kino, zuerst im falschen. Die Dame an der Kasse, hatte uns falsch geschickt. So haben wir ein paar Minuten in einen anderen Film geschnuppert und uns dadurch Werbung für unseren Film gespart. In den ersten Minuten war das Genre des Dokumentarfilms für unseren Sohn etwas befremdlich. Nachdem er sich daran gewöhnt hatte, hat er es genossen und wir haben einen vielseitigen Bud kennen gelernt.
Schön wäre es jetzt, wenn sich noch jemand findet und eine Doku über Terence Hill dreht. Wenn ich es richtig im Abspann gelesen habe, haben sie 8 Jahre für den Film gebraucht. Ein Wahnsinn an Durchhaltevermögen. Vor allem, wenn man sieht, wie die Beiden, die den Film vorantreiben, mit Rückschlägen umgehen. Sehr guter Streifen. Danke dafür!

Während wir uns also dem kulturellen Bildungsgenuss hingegeben haben, verbrachte meine Gattin tapfer viele Stunden mit den drei Mädchen und bereitete ihre Marketingsoffensive und ihre kommende Arbeitswoche vor. Während ihr Mitarbeiter in der nächsten Woche in seinen wohlverdienten Urlaub geht, lerne ich dann schon die Zeiten kennen, die es ab September dann für mich vermehrt und viel öfter geben wird. Wir vollziehen dann den Rollentausch und während meine Frau arbeitet, gehe ich in der Kinderbetreuung auf. Ich bin schon gespannt wie es wird.

Doch bevor das Arbeitsleben voll über meine Gattin herfällt, gab es zum Ende der Woche noch ein nettes Treffen bei Freunden, die unseren neuen Nachwuchs noch gar nicht gesehen hatten. Wie immer waren unsere kleinen Mädchen still, lieb und zurückhaltend. Wahre Musterkinder eben. So konnten die Eltern schwatzen, vom selbstgemachten Wein probieren (Außer die Zwillingsmama. Die durfte dafür zurück fahren.), während sich die größeren Kinder ausgiebig mit sich beschäftigten. Bei den Zwillingen ging meinem Freund das Herz auf und er gestand, dass er auch gern mehr als zwei Kinder gehabt hätte. Doch da war seine Frau recht klar und so wird es wohl bei zweien bleiben. Spät am Abend trennten sich dann unsere Wege und meine Frau fuhr uns so toll zurück, dass wir mitten in der Nacht noch an der Praxis anhielten, um ihr den Gang am Folgetag zu ersparen. Bei der Rückfahrt begleitete uns den ganzen Weg ein wundervoll sichtbarer Vollmond. Das veranlasst mich zu einem Vorgriff auf den heutigen Montag.

Während ich so im Wohnzimmer saß und den Bericht für kidsgo schrieb, erreichte mich von einem weiteren Freund die Nachricht, dass wir heute eine partielle Mondfinsternis haben. Beim Blick auf die Uhr, ließ ich alles stehen und liegen (Sorry!) und riss unseren Sohn aus dem Bett. Nein, er hatte noch nicht geschlafen und machte mit ihm einen Spaziergang. Den er erfreut aufnahm. Obwohl er erst nicht wusste, warum ich ihn in die aufkommende Nacht jage. Ich wollte ihm etwas Bildung durch Anschauung angedeihen zu lassen. So schritten wir beide durch die Gegend auf er Suche nach unserem Erdtrabant, nur der Hauptdarsteller wollte nicht so. Dieser verstand es hervorragend sich hinter einer Wolkenschicht zu verstecken. So haben wir schwatzend den Rückweg angetreten.

Liebe Grüße, Daniel


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Dir alles Gute,

Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Tagebuch Daniel

Daniel
Alter: 45
Wohnort: Berlin
Beruf: Betriebswirt
Familienstand: verheiratet, 4 Kinder
Geburtstag Kind: 22.04.2017
Letzter Eintrag: 19.04.2018

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