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28.03.2018 48. Woche
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Das Abstillen beginnt

Unsere Große beginnt mit dem Abstillen, während die Kleinste gern Vorkosten möchte.
So, der Auftakt zum Abschied ist gemacht. Am 07. November 2016 habe ich in der 12. Schwangerschaftswoche meiner Frau, angefangen für kidsgo zu schreiben. Nun sind die letzten Wochen eingeläutet und die Schlussrunde hat begonnen. Wahrscheinlich wird es auch Zeit, dieses Feld zu räumen und „Jüngeren“ Platz zu machen.

Große Veränderungen werfen ihre Schatten in den Ring. So sehe ich in meinen jüngsten Töchtern kaum noch das Baby, vielmehr die fast abgeschlossene Entwicklung zum Kleinkind. Unsere Freundin mit der guten Nase, fehlt auch der Babygeruch und dazu steht Lysanne noch standhaft an jedem Hindernis und sucht es zu überwinden. Dabei ist sie erstaunlich einfallsreich und nutzt zügig jede Nachlässigkeit. Im Krabbeln legt sie inzwischen Bestzeiten in Kurz- und Mittelstrecke hin. So hat sie schon das ein ums andere Mal die Treppe erreicht. Dort wurde sie dann gestellt und „abgepflückt“. Polly robbt indes ziemlich flott und nun gern ihrer Schwester hinterher. Eine Technik zum Hinsetzen hat sie für sich noch nicht entdeckt und dies löst ziemlichen Frust aus. Dadurch ist es lauter geworden. Die Zeiten von vier Stunden Schlaf für Mama sind inzwischen auch wieder vorbei. Doch es hat sich im Dunkel etwas getan. Lysanne will kuscheln und liegt gern bei Mama. Polly schläft gern nach dem Trinken ein und hält mit beiden Händen dabei die Brust ihrer Mutter fest. Und wehe die versucht sich zu entziehen. Klingt wahnsinnig süß, schaut auch so aus. Dem elterlichen Schlaf tut das allerdings einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Wir schreiten mit dem Praxisverkauf zügig voran und sollte jetzt nicht noch ein Erdrutsch alles unter sich begraben, biegen wir gerade in die Zielgerade ein. Bis dahin birgt all das aber noch eine gute Menge an Aufgabenstellungen. Hinzu kommt, dass die Schule gern noch mehr Stunden mit meiner Frau verbringen würde, was sie sogar noch kurzfristig leisten möchte. Ab Mitte April wird dann aber auch dort das Ende eingeläutet.

Unsere Tage sind randvoll angefüllt und meine Kleinen sehr aktiv. So kann ich abends wenig Sinnvolles zu Stande bringen und gehe auch gern mal vor meinem Sohn ins Bett. So findet ein Wiederstreit in meinem Herzen statt. Auf der einen Seite bin ich froh, dass meine geliebten Töchter bald allesamt in die Kita schreiten und unsere Kleinsten dann auch ihren ersten Schritt der Abkopplung von ihren Eltern machen. Auf der anderen Seite kann ich noch gar nicht glauben, dass meine Kleinen das auch wirklich schaffen.

Dazu muss man sich ihre Reaktionen auf fremde Menschen vor Augen führen. Lysanne kann einen anflirten und lächeln, dass sich gern alle angesprochen fühlen. Sobald sie aber näher kommen, weint sie. Polly lässt der Rummel in der Entfernung eher kalt. Kommt aber jemand näher und ist freundlich, lächelt sie mit ihrer ganzen Strahlkraft. Deshalb verführt es mich zu der Annahme, dass es Polly leichter fallen wird, in fremder Umgebung positive Erlebnisse zu erzielen.

Groß werden, scheint dennoch auch in Lysannes Interesse zu sein. Sie fängt an sich abzustillen. Polly trinkt gern noch morgens, abends und auch in der Nacht. Am Tag so zwischendurch sagt sie auch mal nicht nein. Ihre zwei Minuten ältere Schwester verweigert dazu gern mal das Angebot. Damit ist auch dieser Weg eingeschlagen und wird bis zum Ende irgendwann gegangen sein. Ich hingegen erwische mich immer wieder dabei, wie ich beim Füttern mit meinem Mund Fischbewegungen mache. Als ich mir dessen bewusst wurde, habe ich versucht es zu vermeiden. Das mag ja auch komisch aussehen, wenn die Kleinen den Löffel mit Futter bekommen und der alternde Mann immer den Mund für nichts öffnet. Dann lass ich aber irgendwo, dass der Reflex wichtig für die Kleinen ist. Seitdem ist es mir egal, wie es wirken mag. Hauptsache mein Guppyreflex verliert sich später wieder.

Zum Lesen komme ich immer weniger. Letztens stieß ich dann doch nochmal auf einen Bericht, eines Nachrichtenmagazins, mit der Überschrift „Katastrophe Kinderkriegen“. Zu meinem Erstaunen, wurde damit auch noch ein Buch beworben. Mit viel Verwunderung habe ich den Text in mich aufgenommen und las von den Veränderungen, welche ein Kind mit sich bringt. Von Belastungen in der Partnerschaft, dem Karrierehindernis Kind, dem Zwiespalt Rabenmutter versus eigene Bedürfnisse las ich und die Kommentare dazu. Letzteres hat mich schon mal zum Schmunzeln verleitet. Dass ein Kind, besonders das Erste die Partnerschaft verändert, kann man sich denken. Welche konkreten Auswirkungen es auf das Paar hat, merkt man dann schon konkret. Wir hatten bei unserem ersten Kind nach sechs Monaten ein partnerschaftliches Tief. Von der Diskriminierung, oder so ähnlich, der Frau, in diesem Text, kann ich bestimmt nicht mitreden. Doch meine Erfahrungen als Vater in Elternzeit sind auch alles andere als durchweg positiv. Gern war ich schon bei unserem ersten Kind genervt, dass ich 12-mal anrufen musste, um zwei Kontakte fürs Babyturnen zu bekommen. Beide sagten ab, weil im Kurs nur Mütter seien. Mein 13. Anruf hatte damals Erfolg, aber auch nur unter dem Hinweis, dass wir es erst einmal probieren mögen. Heute schmunzle ich darüber. Besser ist es aber kaum geworden. Ich hoffe, dass Buch der Dame hat trotzdem Erfolg. Immerhin hat sie sich damit ja Mühe gegeben.

Zum Wochenende hatte mein Sohn dann Übernachtungsbesuch. Am Abendbrots Tisch stellte ich dann fest, dass wir Geschlechtspari waren. Meine Frau zündelte auch gleich und fragte, ob das nicht auch eine schöne Anzahl an Kindern sei. Wahrscheinlich möchte sie die Zunahme meiner grauen Haare fördern. Also: Keine Angst! Es wird kein Schwangerschaftstagebuch mehr geben.

Während sich Lysanne nun abstillt, schlägt Polly am Tisch Alarm, wenn Mama etwas isst, wovon sie nichts abbekommt. Sie steht auf dem Standpunkt, sich über jegliche Monatsangaben auf den Gläschen, Empfehlungen besorgter Elternratgeber hinwegsetzen zu können und möchte gleich alles mitessen. So müssen wir ihr manchmal Einhalt gebieten und ihr das Vor- und Nachkosten verwehren. Das birgt immer die Gewissheit lauter Proteste. Darüber hinaus hat sie noch etwas anderes entdeckt. Wenn man durch die leicht aufeinander gelegten Lippen von innen nach außen Luft entweichen lässt, lässt sich gut Feuchtigkeit damit nach außen befördern. Wer mag, kann es gern ausprobieren und mir von Miß-, Erfolgen berichten. Die Ansammlung von eigenem Nass besichtigt sie dann gern auf dem Boden. Sie bevorzugt dafür die Bereiche außerhalb unseres Teppichs. Dadurch kann sie weitere Forschungen anstellen. Hat sich nun ausreichend Flüssigkeit angesammelt, verreibt sie diese gern mit einem oder mehreren Fingern. Nun brauchen Kleinkinder gewisse Erfahrungen in ihrem Leben. Als sie letztens ihr Werk dann aber wieder auflecken wollte, schritt ich doch ein. Polly mag immer noch die ganz feinen, kleinen Dinge erforschen und kann sich lang damit beschäftigen.

Am Wochenende war es dann wieder soweit, dass wir weitere Kisten von zu klein gewordenen Kindersachen weiterreichen konnten. Oben drauf haben wir noch unseren Bambus gelegt, den wir mal aus einer handelsüblichen Kleinpflanze auf fast drei Meter gezüchtet haben. Da ihm unsere regelmäßige Pflege zu fehlen schien, fanden wir es besser ihn weiter zu reichen.

Ich denke, dass wir eine spannende Zeit vor uns haben.

Alles Gute,
Daniel

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Tagebuch Daniel

Daniel
Alter: 45
Wohnort: Berlin
Beruf: Betriebswirt
Familienstand: verheiratet, 4 Kinder
Geburtstag Kind: 22.04.2017
Letzter Eintrag: 19.04.2018

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