väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

01.03.2018 44. Woche
Schrift vergrößern     Schrift verkleinern

Wir sind Glückskinder

Im Kampf gegen imaginäre Zähne setzten wir auf Gel und Kugel und ein Eichhörnchen ist mein Held der Woche.
Inzwischen haben wir unseren Gutschein von Kidsreich eingelöst und ein reichhaltiges Paket erhalten. Nun dürfen sich unsere Zwillinge auf allerlei Gutes gefasst machen.

Außerdem ist ja der Fahrrad-Kindersitz von Thule eingetroffen. Dazu mehr in der kommenden Woche.

Nachdem wir in der vergangenen Woche Ebbe und Flut gesehen und einen schönen Geburtstag erlebt haben, haben wir uns gedacht, was gebe es Schöneres, als nochmal ans Meer zu düsen. Gleich am Montagmorgen surrten wir los. Diesmal ohne die „großen“ Kinder, um die sich Oma kümmerte. Der Weg von Berlin, an die Ostsee ist kürzer und so hieß unser Ziel Rerik. Hier empfing uns eine ruhige See, Sonnenschein und fast schon frühlingshaftes Wetter. Wir konnten die Seele baumeln lassen, Fischbrötchen essen und Kaffee trinken. Es war einfach schön und unsere Zwerge genossen den Ausflug ebenfalls sichtbar.

Am gleichen Tag fuhren wir zurück. Noch auf der A24 fing die Warnlampe der Batterie an zu flackern. Das kam mir bekannt vor. Einige Kilometer später zuckte dann eine zweite Lampe. So fing ich langsam an, alle Verbraucher auszuschalten und behielt zur allgemeinen Beruhigung meine altbekannte Lichterkette erst einmal für mich. Kurz vor Berlin kam dann die dritte Lampe. Ich wollte nicht mit unseren kleinen Kindern auf der Autobahn stranden. Das führt nun dazu, dass die Brandenburger Polizei einen Geldeingang von mir erwartet. Zu Recht und wenn es auch nicht viel ist, so hätte es doch für die ein oder andere Windel gereicht.

So geruhsam und schön der Montag war, so ganz anders fing der Dienstag an. Lysanne schrie mir die Ohren wund und ihr Kummer ließ mein Herz zerfließen. Irgendwann entschloss ich mich dazu, dass es sich um die Zähne handeln muss. Inzwischen hatte ich, durch meine Unfähigkeit den Kummer nicht stillen zu können, einen Tunnelblick und damit sucht es sich bekanntlich nicht gut. Also packte ich meine beiden Mädchen in den Kinderwagen und eilte zur Apotheke. Dort verlangte ich einen Jahresvorrat an Osanitkügelchen und Zahngel. Zaghaft gab ich ihr drei Kügelchen und irgendwie wollte sie sich nicht beruhigen. So las ich auch mal die Dosierungsangaben. Nach der zweiten Runde zog wenig später Ruhe ein. Als meine Frau eintraf, schloss sie sich meiner Einschätzung an und wir blickten unserer Tochter gemeinsam in den Mund. Wir glaubten einen weißen Schimmer unter dem Zahnfleisch wahrnehmen zu können. Im Laufe der Woche lernten wir, dass Wahrnehmung auch Glücksache ist. Kein Zahn brach sich Bahn. Doch vielleicht bringen sie sich ja unterirdisch in Stellung, um dann alle gemeinsam durchzubrechen? Wer weiß schon, was in Zähnen so vor sich geht? Immerhin hat Polly mit ihren neun Zähnen immer noch sieben mehr, als ihre ältere Schwester.

Die krabbelte dafür auf Handflächen und Fußsohlen durch die Bude und hob immer wieder eine Hand hoch hinaus, um irgendwo Halt zu suchen. Ihr Frust, dass sie technisch noch nicht weiß wie sie ins Stehen kommt, ist manchmal nicht zu überhören. Das hört sich anders an, als die Zahngeschichte, erreicht aber ähnliche Lautstärken. Nur die Dauer ist nicht so intensiv.

Mit Polly trainiert meine Gattin weiter und es sind Fortschritte zu erkennen, wenn auch kleinschrittige. Vom Termin bei unserer Osteopathin erhoffen wir uns wichtige Hinweise und Erfolge. Also gehen wir mit ganz kleinen Erwartungen zur Ärztin. ;-)

Neben einigen Zusatzterminen für meine Arbeit, habe ich auch wegen des Autos angerufen. Das uns im Übrigen bis vor die Haustür trug, bevor der Motor erstarb. Am gleichen Abend waren wir uns einig, dass diese Verbindung enden wird. Nun schaue ich, sofern Zeit ist, nach einem neueren Modell, welches stabiler und länger mindestens sechs Sitze und uns durch die Gegend kutschieren möchte. Bei so viel ehelicher Gemeinsamkeit kam ich am späten Abend noch zu der Erkenntnis, dass meine Frau und ich ziemlich synchron sind. Das habe ich in einer entscheidenden Kleinigkeit erkannt. Ich komme im Augenblick mit dem Wäsche waschen nicht hinterher und meine Gattin schafft es kaum noch die getrocknete Wäsche wegzuräumen. Ich finde es wichtig, Gemeinsamkeiten nach über zehn Jahren Ehe noch erkennen und wertschätzen zu können. So unglaublich sie auch sind.

Bei all dem Glück, was uns zuteilwird, gesunder, gedeihender Kinder, tolle Freunde, Familie und einiges mehr, streichen wir auch manchmal die Segel. Der Spagat zwischen Praxisinhaberin, Dozentin und Mutter von drei kleinen, von insgesamt vier Kindern wurde langsam zur Zerreißprobe. Wenn es an beiden Ecken bröckelt, muss eine Entscheidung her. So haben wir im neuen Jahr begonnen, zu überlegen, welche Wege es für uns gibt. Trotz Geburt und vorherigen Krankenhausaufenthalt, hat sich die Praxis gut entwickelt und meine Gattin hat einen massiven Umsatzsprung erreicht. Auf der anderen Seite stehen bei einer mindestens fünfzig Stunden Woche auch Aufgaben, die sich immer mehr verzögerten. Um es kurz zu machen. Die Praxis wird verkauft. Der Spagat hat Spuren hinterlassen und wild darauf, dass meine Töchter Mama zu mir sagen, bin ich auch nicht. Spannenderweise saß nun der erste Interessent mit genau der Vorgehensweise am Tisch, der sich mit unserem Plan, den wir am Anfang entwarfen, deckt. Nun endet in diesem Jahr dieser Abschnitt und wir werden ein neues Kapitel aufschlagen. Das Leben ist Veränderung.

Nach meinem wöchentlichen Frühstück mit meinem Freund, der uns gleich sein Auto anbot, übernahm ich meine Zwillinge. Meine Frau düste zur Arbeit und diesmal waren meine beiden Babys mit der Gesamtsituation nicht einverstanden. Zähne schloss ich diesmal aus, konnte sie dennoch nicht beruhigen. Dann entdeckte ich ein spielendes Eichhörnchen, bei uns im Garten. Es jagte die Tanne hoch und runter und sprang zum Flieder und wieder zurück. Kurzerhand drehte ich beide Mädchen in ihren Wippen mit Blickrichtung zum Garten. Sofort war Ruhe. Meine Dankbarkeit wird das Eichhörnchen nicht erreichen. Doch tief im Inneren hoffte ich, dass es sie spürt. Als es dann wieder seiner Wege zog, waren meine Töchter immer noch tief beeindruckt und schauten noch lange versonnen in den Garten. Da hatten die Synapsen ordentlich zu tun.

Am Abend zog ich noch zu unseren Freunden, um mir das Auto zu leihen. Meine Frau hatte am Folgetag einen Auftrag, der ohne PKW fast vier Stunden Fahrzeit, statt zwei, bedeutet hätte. Offen gestanden ließ ich mir Zeit und wir unterhielten uns eine Weile. Offensichtlich habe ich es mit Autos im Moment nicht so, da der angebotene Wagen nicht anspringen wollte. Kurzerhand überließ mir seine Frau ihr neues Auto. All mein Protest half da wenig. Ich mag Neuwagen von Freunden nicht gern fahren. Einweihungen jeglicher Art überlasse ich gerne den Besitzern. Nun, da mir so viel Vertrauen entgegen gebracht wurde, glitten wir am nächsten Morgen durch den Wald in Richtung Ziel. Es war toll und ich finde es schön, dass wir Freunde haben, die sich auch mal resolut über meine Einwände hinwegsetzen.

Unser Wochenende war angefüllt mit Freunden, einem Übernachtungsgast und meiner Schwester, die wir spontan zu Kuchen und Tee luden. Dabei zeigt sich, dass Lysanne fremdelt. Sie ist zwar neugierig und möchte überall zuschauen. Sobald sich allerdings jemand ihr zuwendet, weint sie schnell. Polly grinst einfach alle breit an.

Deshalb verabschiede auch ich mich gedankenverloren an meine Kinder denkend und lächelnd.

Alles Gute und liebe Grüße,

Daniel

Kommentar zu diesem Beitrag schreiben:

Name, Ort:
Mein Kommentar:

Kommentare von Lesern:

 
Daniel, Berlin:
02.03.2018 13:51
Vielen Dank, Paula.
Paula, Berlin:
02.03.2018 13:21
Ihr seid eine eine eindrucksvoll tolle Familie.

Tagebuch Daniel

Daniel
Alter: 45
Wohnort: Berlin
Beruf: Betriebswirt
Familienstand: verheiratet, 4 Kinder
Geburtstag Kind: 22.04.2017
Letzter Eintrag: 19.04.2018

Alle beendete Väter-Tagebücher lesen   Alle beendete Väter-Tagebücher
Tagebuch lesen  44. Woche
Wir sind Glückskinder