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10.07.2017 11. Woche
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Ich kriege nichts gebacken diese Woche

Der Einstieg in die Woche, nach unserer Reise fällt mir unwahrscheinlich schwer. Mein innerer Schweinehund zieht so unglaublich stark, dass es zum Wettzerren verkommt.
Die Woche beginnt endlich mal wieder mit Sonne und einem lieb gewonnenen Ritual, einem gemeinsamen Frühstück mit einem Freund. Mitten in der Sonne, sitzen wir zwischen lauter Grün und hangeln uns durch die Themen des Lebens und den frischen Kaffee. Die Welt erscheint so schön und friedlich in diesem Augenblick.
Als ich nach Hause komme, ist eine gemeinsame Freundin zu Gast und trägt eine meiner Töchter durch die Gegend. „Die nehme ich mit.“ Schallt es mir entgegen. Lysanne erscheint wirklich als die ruhigere von beiden. Hergeben würde ich aber keines meiner Kinder.

Die Woche ist bestimmt von den gleichen Abläufen meiner beiden großen Kinder. Sie in Schule und Kita zu bringen und alle wiederkehrenden Termine abzuarbeiten. Damit ich nicht das Gefühl bekomme gar nichts wirklich abzuarbeiten, breche ich an bestimmten Punkten in Aktionismus aus und arbeite beispielweise handwerkliche Arbeiten in der Praxis meiner Frau ab. So erweitere ich ihren Handwerksraum um Halterungen und Regale für die Ablage. Doch im Stillen weiß ich, dass ich schon viel weiter sein könnte. Dazu kommt, dass ich teilweise einfach Dinge vergesse. So das geplante Schienensystem für ihre Praxis, welches dann weiterhin bei uns zu Hause rumsteht. Das ärgert und nervt mich dann zusätzlich und ist nicht förderlich für eigene Erfolgserlebnisse. Vielleicht überträgt sich ja langsam die Stilldemenz meiner Gattin auf mich? Vielleicht schlägt das Pendel nur gerade in meine Richtung? Während ich mit mir hadere, findet sie plötzlich ihr altes Tragetuch wieder, welches sie seit 11 Wochen zum Teil intensiv gesucht hat. Dabei stellte sie mehrmals das Häuschen auf den Kopf und förderte ganz andere Dinge zu Tage, nur das Tragetuch eben nicht. Jetzt haben wir nun endlich zwei Tragetücher und meine Frau probiert auch gleich aus, wie es mit den beiden Zwillingen in den Tüchern zur gleichen Zeit ist. Es sieht sehr professionell aus, wie die beiden Mädchen da friedvoll schlummern.

Am Mittwochabend haben wir unseren gemeinsamen geplanten Abend angesetzt und schauen uns Downton Abbey an. In einer der Hauptrollen ist Maggie Smith besetzt. Eine sehr schöne Rolle, die sie da spielt. Wir genießen den Abend und haben zum großen Teil auch Ruhe. Im Augenblick ist es eher so, dass die Zwillinge gerade am Anfang der Woche sehr viel mehr Aufmerksamkeit brauchen als sonst. Vielleicht müssen sie das Wochenende verarbeiten, oder den Einstieg in den Wochenanfang? Interessanterweise sind sie auch zum Beginn der Woche ruhig, wenn wir Besuch haben, bzw. die Bude voll ist.

Am Donnerstag gehe ich beim Frühstück meine To-Do-Liste durch und entscheide mich für eine der weniger wichtigen Aufgaben. Mein Fenster putzen stellt der kommende Regen der folgenden Tage auch in seiner Sinnhaftigkeit in Frage. Noch dazu, da ich nicht alle geschafft habe. Doch ich merke, dass ich meine Aufgaben, zu denen ich meinen Kopf mehr anstrengen müsste in dieser Woche einfach nicht hinbekomme. Am späten Nachmittag machen wir dann mit den Zwillingen eine Runde durch halb Berlin, um unsere größeren Kinder wieder einzusammeln. Die größere Schwester tobt mit einer Kita-Freundin in der City rum und ich fühle mich bei der Parkplatzsuche an den Song: „Mambo“ von Herbert Grönemeyer erinnert. Besonders an die Passage:
ich drehe schon seit Stunden
hier so meine Runden
es trommeln die Motoren
es dröhnt in meinen Ohren
ich finde keinen Parkplatz
ich komm' zu spät zu dir
mein Schatz
Danach und einen netten Schwatz reicher, holen wir den Großen ab und waren dann abends irgendwann zu Hause. Unsere kleinen Mädchen mögen Auto fahren wirklich. Das Brummen des Motors beruhigt sie. Doch spätes Heimkommen finden sie nicht so toll. Sie dann ins Bett zu bekommen, quittieren sie uns mit erhöhtem Geschrei. Danach nehme ich mir Zeit meine Ablage abzuarbeiten, was optisch nicht ganz den erhofften Erfolg brachte. Sisyphusarbeit. Es kam mir auch wie eine Strafe der Götter vor.

Zum Ende wurde unsere Woche nochmal so richtig überfüllt. Während ich meinen Sohn zum zweiten Mal zum Training brachte und während seiner Zeit einkaufte, kam bereits bei uns zu Hause lieber Besuch an. Zwei Freunde, welche uns immer wieder mit ihrem Chili erfreuen. Kein anderes Chili wird je an dieses herankommen. Die Beiden sind zwei liebe Konstante in unserem Leben, deren Mut ich sehr zu schätzen weiß. Als es nach dem Tod unserer ersten Tochter ruhiger in unserem Wohnzimmer wurde und die Besuche versiegten, kamen sie mit Chili angerauscht und brachten uns ein Stück Normalität sowie den ersten schönen, fast schon unbeschwerten Abend. Dafür werden sie immer einen festen Platz in unseren Herzen haben.

Als ich nun mit dickem Einkauf im Wagen meinen Sohn zur Rückfahrt einlud, erzählte mir dieser, dass er gefragt wurde, ob er nicht zum Leistungssport wolle. Vorsichtig erfragte ich, was er geantwortet hatte und er wollte nicht. Vier- bis fünfmal die Woche Training und zusätzlich Wettkämpfe wären eine logistische Hürde für uns Eltern geworden. Im Durchschnitt, so heißt es, seien Erstgeborene in der Regel die leistungsorientierten Kinder. Den Kelch hat aus meiner Sicht eher unsere größere Tochter bis zur Neige geleert. Auch wenn ich mich in ihrem Alter vielleicht etwas weit aus dem Fenster lehne, sehe ich im Vergleich mit unserem Sohn schon deutliche Unterschiede. Der leert seinen Kelch eher in kleineren sehr vornehmen Schlucken. Und wenn ich schon mal beim Vergleichen bin, würde ich meinen, dass Lysanne eher ihrer großen Schwester folgt, während Polly es ihrem Bruder gleich tun wird. Doch ob diese erste Einschätzung bestätigt werden, wird die Zukunft zeigen. Vergleiche sind ja auch immer schwierig und doch denke ich, dass eine Vielzahl von Eltern darum nicht herum kommt. Ob sie dies nun heimlich für sich, oder offener machen, sei dahingestellt.

Doch bevor der Tag so weit vorangeschritten war, kam unsere Hebamme zum letzten Besuch zu uns. Sie war beim Anblick der beiden kleinen Mädchen so zufrieden, dass sie weder Waage noch Bandmaß auspackte. Sie hörte sich unsere Erlebnisse an, ließ sich von dem Besuch bei der Osteopathin berichten und stellte noch die Möglichkeiten vor, wann sie wieder bei uns vorbeischauen könne.

Den Abend schlossen wir mit unseren beiden Freunden. Das Chili war wie immer lecker und die Kinder bekamen ein dickes Sparschwein und wir eine schöne Reisempfehlung für Familien ins Rhein-Neckar Gebiet.

Trotz all unserer Lethargie der Woche beschloss meine Frau, mit ihrer „Wald und Wiese“ Partnerin eine eigene Kollektion zu entwerfen und auf den Markt zu bringen. Ich glaube, dass ich für die Grundidee verantwortlich bin. Denn die hatte ich ihnen mal vor vielen Wochen aufgezeichnet und nun scheint die Zeit dafür gekommen zu sein. Mehr darf ich aber vorerst nicht verraten.

Korrigieren muss ich den Fauxpas aus meinem letzten Bericht. Meine Töchter haben nicht ein Mobile näher betrachtet sondern ihr neues Trapez. Da ich ein Trapez eher der Geometrie, der Mathematik, oder dem Sport zuordnen würde, ist es wohl am besten als Spielebogen zu beschreiben.

Am Folgetag ließen wir uns noch bei einer ehemaligen Arbeitskollegin verwöhnen und kehrten erst spät nach Hause zurück. Diesmal hatten wir vorgesorgt und die beiden Zwillinge schon in ihre Schlafanzüge umgezogen. Damit ging es für sie fast nahtlos und geräuscharm ins Bett.

Den Sonntag verbrachten wir eher ruhig. Ich erzählte meiner Frau, dass ich neben der Touretappe, welche ich im Fernsehen verfolgen wollte, noch einiges abarbeiten möchte, was ich selbstredend nicht tat. Meine Frau meint, dass ihre Tatenlosigkeit an den sich verändernden Hormonen liegt, während ich es einfach aufs Wetter schiebe. Nichtdestotrotz wollen die Dinge getan werden. Auf der anderen Seite merken wir, dass sich unser Biorhythmus anfängt Pausen zu nehmen. Meine Unkonzentriertheiten steigen an und sobald ich auf der Couch sitze und mal nichts mache, schlafe ich ein. Das kenne ich von mir sonst gar nicht. Schlafen am Tag ist mir mehr ein Graus, als Erholung. Zeitgleich werden unsere beiden Zwillinge agiler und fordern mehr Aufmerksamkeit ein. Sie wollen nicht mehr nur liegen, sondern die Welt sehen, getragen werden, um mit weit geöffneten Augen ihre Umgebung zu erkunden. Dabei wird auch ihre Artikulationsvielfalt breiter. Meckern, glucksen, weinen, brabbeln sind nur noch einige Arten ihrer Ausdrucksweise.

Es ist schön mit all unseren Kindern, wenn wir auch im Augenblick etwas durch sind.

Bis nächste Woche,
Daniel


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Dir alles Gute,

Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Kommentare von Lesern:

 
Fanni:
11.07.2017 17:47
Hey Daniel...Alles wird gut! Unproduktive Auszeiten bringen mir zumindest immer Platz im Kopf;)
Ähm...Darf ich auch für Bukow sein?
LG
H in F:
11.07.2017 10:58
1. Wer von Berlin aus nach Rhein-Neckar will, kommt an Rhein-Main vorbei. Wann?
2. Das Foto... willst Du (mir) Respekt einflößen? Wird nix. Ich präferiere Bukow.

Tagebuch Daniel

Daniel
Alter: 45
Wohnort: Berlin
Beruf: Betriebswirt
Familienstand: verheiratet, 4 Kinder
Geburtstag Kind: 22.04.2017
Letzter Eintrag: 19.04.2018

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