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Ein Spielhaus bauen


Ein Spielhaus bauen

Kinder brauchen ein Rückzugsgebiet, wo sie sicher sind vor pädagogischen Nachstellungen der Erziehungsberechtigten. Eine gute Möglichkeit ist ein Spielhaus genauso zu bauen, wie das auf diese Website ebenfalls beschriebene Baumhaus. Eine andere ist, ein Häuschen in Ständerbauweise zu errichten, was mit sehr preisgünstigen Materialien möglich ist.

Material und Bauweise


Die Holzständerbauweise ist eine sehr alte Bauweise und war bereits in der Jungsteinzeit bekannt, was sicherlich spannend ist: "Wir bauen jetzt ein Haus, wie es schon die Steinzeitmenschen gemacht haben." In der Abb. 1 sieht man, wie ein solches Haus konstruiert ist: Zwei Pfosten tragen die Firstpfette, vier weitere bilden die Ecken des Hauses und tragen die Fußpfetten, auf denen die unteren Enden der Dachsparren aufliegen, deren obere Enden auf der Firstpfette aufliegen.

Diese Grundkonstruktion des Hauses kann man sehr gut aus Fichtenstangen errichten, die man sehr preisgünstig bekommt. Mehr darüber, wo man diese her bekommt, steht im Artikel über den Baumhausbau und zwar im Abschnitt über "Alternative Materialien". Am besten schneidet man sich die Stangen (mit "Bearbeitungszugabe) bereits im Wald auf die richtigen Maße zu. Dabei nimmt man die unteren Teile für die dickeren Hölzer, die oberen für die dünneren. Auch das ganze dünne Holz aus dem Wipfelbereich, die so genannten Zöpfe, kann man verwenden: Als "Dachlatten" oder "Konterlatten" für die Wandkonstruktion, je nachdem, für welche der weiter unten beschriebenen Möglichkeiten man sich dabei entscheidet.

Als Beispiel wird hier ein Haus mit einem Grundriss von zwei mal zwei Meter beschrieben, dessen lichte Firsthöhe 1,50 m beträgt und dessen Ständer an den Ecken 1,20 m hoch sind. Die tatsächlichen Maße kann man je nach Wunsch und vorhandenem Platz aber auch variieren.

Da die Ständer ca. 50 cm tief eingerammt oder eingegraben werden sollen, braucht man also vier Hölzer mit 1,70 m Länge und zwei mit 2,00 m, die jeweils eine Durchmesser von ca. 15 cm haben. Die drei Pfetten haben ebenfalls 15 cm Durchmesser und sind ca. 2,25 lang. Auf einen Zentimeter hin oder her kommt es dabei nicht an. Die zweimal sieben Sparren schließlich sind 1,40 m lang und haben einen Durchmesser von 10 cm. Man sollte beim Zurichten im Wald ein wenig (ca. 30 - 50 cm) Zugabe auf die Längen rechnen, denn auf der Baustelle kann man allemal etwas weg-, jedoch nichts mehr dranschneiden.

Diese Maße sind ungefähre Angaben, vor allem auch, da die Stangen sich ja verjüngen. Man muss also ein bisschen aussuchen, am besten wird man daher jemandem helfen, der ein Stangenholz für Brennholz, Hochsitz- oder Pferdekoppelbau durchforstet, dann hat man Auswahl und bekommt die Hölzer für die Mithilfe sogar umsonst. Andernfalls schaut man sich um, wo jemand "Stangen macht" und fragt, ob er einem die gewünschten Hölzer zuschneidet, was auch nicht die Welt kosten wird. In beiden Fällen nimmt man dann gegebenenfalls noch genügend Abschnitte von den Zöpfen mit grob 3 - 5 cm Durchmesser und 2,50 - 3,00 m Länge mit. Wieviel man davon benötigt, hängt davon ab, für welche Dach- und Wandkonstruktion man sich entscheidet.

Wer will, kann die Stangen komplett entrinden, es reicht aber, wenn man sie "streift", also über den Umfang verteilt einige Streifen Rinde (ca. 1/3 der Fläche) der Länge nach entfernt. In diesem Falle trocknen die Stangen langsamer und reißen nicht so leicht.

Das Aufstellen des Grundgerüstes


Während die Kids bei der Materialgewinnung im Wald wohl besser nicht dabei sind, weil es dort nicht ganz ungefährlich ist, können sie beim Aufrichten des Hauses bereits mithelfen, vor allem, wenn sie schon etwas größer sind.

Am Bauplatz gräbt oder rammt (in diesem Falle mit Beil oder Axt anspitzen) man als erstes die sechs Ständer an den Ecken und in der Mitte der Giebelseiten ein. Wer es ganz perfekt machen und vermeiden will, dass das Holz in der Erde verfault, kann an die Ständer je zwei ca. 80 cm lange angespitzte 50er Winkeleisen mit Schlüsselschrauben 12 x 70 anschrauben, die unten ca. 50 cm überstehen. Sie werden statt dem unteren Teil der Ständer in die Erde gerammt wie das in Abb. 2 zu sehen ist. Unter die Ständer zwischen die Eisen legt man passende kleine Steinplatten und darauf jeweils ein Stück Dachpappe gegen aufsteigende Nässe. Natürlich müssen die Ständer in diesem Falle ca. 50 cm kürzer sein.
Wenn man die Hölzer für die Ständer wie empfohlen im Wald mit Zugabe geschnitten hat, kann man sie nach dem Aufstellen auf die endgültige Höhe kürzen, wobei man die Höhen am besten mit einer Wasserwaage und einer ausreichend langen, geraden Latte überträgt.Das empfiehlt sich ganz besonders, wenn der Baugrund nicht wirklich eben ist.Eventuell kann man zum Übertragen der Höhe auch gleich die Pfetten verwenden. Das hat den Vorteil, dass man dann, wenn man die Wasserwaage oben auflegt, dabei gleich die Verjüngung der Stangen ausgleichen kann und so eine waagerechte Auflage für die Sparren erhält. Wenn die Kids noch nicht groß genug sind, um die Latte oder die Pfette am einen Ende zu halten, während Papi am anderen Ende anzeichnet, muss halt ein Kumpel helfen. Oder vielleicht auch die Mami?

Das Nächstliegende wäre, die Pfetten mit 25-30 cm langen Sparrennägeln auf die Ständer zu nageln. Das Einschlagen so großer Nägel ist aber nicht ganz einfach und auf keinen Fall etwas für die Kinder, da man dazu einen ziemlich schweren Hammer oder eine Axt benötigt. Es geht aber auch anders, wie in der Abb. 3 zu sehen ist: Man nagelt einfach von beiden Seiten kurze Brett- oder Lattenstücke auf Ständer und Pfette. Wenn man Dachlatten oder 25er Bretter verwendet, benötigt man 55er Nägel, die größere Kinder durchaus bereits einschlagen können. Nimmt man statt der Bretter oder Latten längs halbierte Stücke von ca. 7- 8 cm starken Stangen, sollte man 65er oder 80er Nägel nehmen, wobei zumindest erstere von größeren Kids jedoch auch meist schon bewältigt werden können.

Schließlich legt man die Sparren auf und nagelt sie fest. Für die Schrägen an den firstseitigen Enden (bei den Beispielmaßen rechnerisch 17,45° für die, die es genau wissen wollen) benötigt man keinen Winkelmesser: Man legt die Sparren einfach probehalber auf und zeichnet die Senkrechte an oder sägt sie gleich nach Augenmaß ab. Wer will, kann Sparren und Pfetten an den Auflagestellen mit Axt oder Beil ein wenig abplatten, damit sie satter aufeinander liegen, unbedingt erforderlich ist das jedoch nicht.

Auch beim Verteilen der Sparren muss man nicht unbedingt messen, jedenfalls nicht, wenn man eine ungerade Anzahl nimmt, wie es bei den sieben Sparren im Beispiel der Fall ist: Man legt auf jeder Dachseite als erstes die beiden äußeren auf, dann nach Augenmaß den in der Mitte und verteilt dann die verbleibenden zwei mal zwei Sparren links und rechts der Mitte. Bei neun Sparren kommt man sogar durch fortgesetztes Halbieren der Zwischenräume zum Ziel.

Die Sparren nagelt man mit 180er oder 200er Nägeln an den Pfetten fest, was dann doch wohl eher eine Arbeit für Papi ist.Wenn man es ganz gut machen will, kann man, wie das ebenfalls in Abb.3 zu sehen ist, den Stoß mit so genannten Zangen verstärken. Auch hier braucht man keinen Meterstab und schon gar keinen Winkelmesser: man nagelt Brettstücke mit passender Länge mit 55er Nägeln an und schneidet sie anschließend bündig mit der Sparrenoberkante ab. Auch hier kann man alternativ wiederum halbe Rundhölzer und 65er oder 80er Nägel nehmen.

Das Dach und die Wände


Die Dachkonstruktion

Das Dach


Während Wände nicht unbedingt sein müssen, sollte das Spielhaus doch ein Dach besitzen und zwar - wenn schon, denn schon - eines, das auch einigermaßen dicht ist. Dazu nagelt man zunächst 25er ("zöllige") Bretter längs der Firstrichtung auf die Sparren. Darauf kommt dann eine Lage Dachpappe, die man mit den zugehörigen Dachpappenägeln befestigt. Das gibt zwar eventuell ein wenig schwarze Hände und Knie, kann aber auch von den Kindern erledigt werden wenn Pappi aufpasst, dass die Bahnen richtig liegen: Längs zum First und so, dass die jeweils obere Bahn die untere überlappt, damit das Wasser nicht von oben dazwischen laufen kann. Für den First gibt es übrigens sogar Winkelprofile aus etwas stärkerer Dachpappe zu kaufen, damit es hier nicht undicht wird, wenn die dort geknickte Dachpappe reißt.
Im Prinzip könnte man das Dach des Spielhauses auch mit Reet oder Schilf decken, jedoch müsste
man es dann sehr steil (mindestens 45°) machen, damit das Wasser richtig abläuft. Was man aber tun kann, ist einfach die Bretter dachziegelartig überlappen lassen und auf die Dachpappe verzichten. Das ist zwar wegen der Markstrahlen in den Brettern nicht hundertprozentig dicht, reicht aber für ein Spielhaus.

Wenn man genügend hinreichend große Rindenstücke bekommen kann, kann man das Dach auch damit decken. In diesem Falle nagelt man zunächst dünne Hölzer aus den Zöpfen der Stangen als "Dachlatten" auf die Sparren.

Die Wände


Bei den Wänden gibt es ebenfalls mehre Möglichkeiten: Man kann beispielsweise zunächst eine Konterlattung aus waagerechten, ca. 3 bis 5 cm starken Stangen mit 65er bzw. 80er Nägeln aufnageln und darauf ein Verschalung aus senkrecht aufgenagelten Schwarten anbringen. Bei dieser Gelegenheit empfiehlt es sich - vor allem, wenn man die Ständer mit Winkeleisen im Boden verankert hat - auf den Innenseiten der Wände diagonale Aussteifungen aufzunageln.

Schwarten sind die Seitenteile von Baumstämmen, die beim Aufsägen zu Brettern entstehen. Sie sind an einer Seite eben und haben an der anderen noch die Rundung mit der Rinde. Deswegen sind sie verhältnismäßig billig zu haben.

Eine Verschalung aus Schwarten stellt man am besten folgendermaßen her: Zunächst nagelt man eine Lage mit Lücken auf, die etwa ein Drittel bis halb so breit sind wie die Schwarten. Darauf kommt dann eine zweite Lage, welche diese Lücken abdeckt. Beim Aufnageln der Schwarten muss man an der jeweiligen Nagelstelle immer von hinten mit einem möglichst schweren Hammer oder etwas ähnlichem gegenhalten, damit die verhältnismäßig dünne Konterlattung beim Nageln nicht federt. Wenn Papi das Gegenhalten besorgt, können größere Kinder die Schwarten durchaus schon selbst mit 55er Nägeln aufnageln.

Wenn man in einer Gegend wohnt, wo Lehm zur Verfügung steht, kann man für die Wände auch eine sehr alte Technik einsetzen, die früher vor allem auf dem Land angewendet wurde: man nagelt zunächst wiederum eine Konterlattung auf, füllt dann aber die Zwischenräume mit einem möglichst dichten Geflecht aus dünnen Weiden- oder Haselruten. Dieses verstreicht man dann mit nassem Lehm. Man kann das gleiche auch noch zusätzlich von der Innenseite machen und den Zwischenraum ebenfalls mit Lehm füllen.

Das Flechten und vor allem das Verstreichen macht nicht nur mächtig Spaß, sondern kann auch bereits von recht kleinen Kindern gemacht werden. Wenn man dafür eine Maurerkelle hat, ist das geschickt, es muss aber nicht sein: Sandschäufelchen und Brettstückchen tun es auch.

Mit Weidenruten kann aber auch noch etwas anderes machen, weil sie eine unglaubliche Lebenskraft besitzen und praktisch immer und überall anwachsen, wenn man sie in den Boden steckt: Man pflanzt sie frisch geschnitten entlang der Wände in den Boden und lässt sie zwischen der Konterlattung der Wände hindurch wachsen. Die Seitentriebe, welche sich bilden verflicht man dann miteinander, mit den Latten und mit den Stämmchen. So bekommt das Haus "lebendige" Wände und - wenn man will - auch ein grünes, lebendiges Dach.

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