väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

26.09.2017 22. Woche
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Wir teilen ALLES!

Offensichtlich sind wir eine harmonische Familie. Wir teilen einfach alles.
Liebe Sabrina,
Leben ist so fragil und zugleich wunderschön. Deshalb ist es umso schwerer, wenn wir es vor der Zeit verlieren.

Als Mann kann ich das nicht nachempfinden, was ab dem ersten Moment der Schwangerschaft bei einer Frau passiert. Ich sehe und habe maximal einen Teil der Auswirkungen erlebt. Dennoch weiß ich, dass ein Kind sofort da ist, weil es die Hormone verändert und Auswirkungen auf das Befinden hat.

Ich wünsche euch viel Kraft und hoffe, dass ihr alsbald Windeln wechseln werdet.

Hallo Gast!
Gern.

Hallo Anja,
hab Dank. Wir geben unser Bestes und ich hoffe, dass unsere Kinder in 30 Jahren mit ihren Eltern zufrieden sind. In Zukunft gibt es bei meinen Zeilen hoffentlich ein paar Lachfalten, als Ausgleich. ;-)

Hallo Steffi,
eine Weile habe ich überlegt, ob ich es aufgreifen sollte, fand es dann aber zu wichtig, als es unter den Tisch fallen zu lassen. An die Kinder und auch an die Eltern, die am nächsten Tag wieder aufstehen müssen, zu denken und zu wissen, da gibt es noch mehr, hilft womöglich.

Hallo Gast,
danke!

Da es leider diese traurige Seite gibt, ist es auch schön zu wissen, dass es ganz viele kleine glückliche und wachsende Racker gibt, die ihren Eltern den Nachtschlaf rauben, sie ausgiebig anschreien und beim Essen so ausgiebig kleckern können, dass der Fußboden nicht wieder zu erkennen ist. Deshalb haben wir nun auch vier davon. Was ich, seitdem ich Kinder habe, wischend auf dem Fußboden zugebracht habe, hätte ich früher nicht für möglich gehalten. Und ich denke, dass ich mir mit meiner Frau da ein hartes und ausgiebiges Kopf an Kopf Rennen liefere.

So, nun zur letzten Woche!
Meine Woche begann mit einem Probewiegen. Und siehe da, ein erster Erfolg ist schon da. Doch meine stille Freude währte nicht lange. Meine Frau stellt mich da inzwischen um Längen in den Schatten. Ihre zweimaligen Besuche bei der Schwangerschaftsrückbildung machen nun noch einen zusätzlichen Teil aus. Die anleitende Hebamme lobte nicht nur ihren Bauch, nach unseren beiden großen Mädchen sondern stellte auch noch eine gute Grundspannung fest. Darauf ließe sich aufbauen, sie sollte nur etwas Geduld mit sich haben. Geduld ist auch etwas, was ich manchmal gebrauchen könnte. Dennoch war ich angespornt und legte mir am gleichen Tag noch eine neue Laufhose zu. Inzwischen liegt diese warm und geschützt im Schrank. Natürlich unbenutzt. Und das kam so:

Am Anfang der Woche schniefte meine geliebte Gattin und schlug sich mit Halsschmerzen rum. Ob das nach dem ausgiebigen Sport kam, oder unsere Kinder etwas einschleppten, ließe sich wohl nur mit immensen biologisch/chemischen Aufwand nachvollziehen. Deshalb haben wir uns eher um die Auswirkungen gekümmert. Tee, liebevolles ins Bett bringen und Vitamine. Zeitgleich zogen die Mücken wieder bei uns ein. Und ich in meiner Naivität dachte immer, dass sind Sommertiere.

Ich gebe zu, dass ich von ihnen genervt war und einige erschlug. Eine auch vor den Augen meiner größeren Tochter. Statt ihren Vater dafür zu bewundern, setzte sich ihre kritische Miene auf und fragte mich, weshalb ich die Mücke getötet habe. Liebevoll sprach ich zu ihr, dass sie sie nicht steche. Daraufhin meinte mein geliebtes Kita-Kind, dass ich keine Tiere töten müsse. Ich hätte das Tier ja auch zum Fenster hinaus geleiten können. Das musste ich ihr auch noch versprechen.

Da wir eine Familie sind, die teilt, teilte meine Frau ihre Erkältung gleich mit Polly, die fortan besonders nachts mit ihren verschlossenen Atemwegen zu tun hatte. Wir griffen zur Kochsalzlösung und spülten ihr Näschen und saugten die greifbare und überflüssige Nasenflüssigkeit ab. Lysanne brachte daraufhin Abwechslung ins Familienleben und entschied sich für Durchfall. Das füllte Müll und Waschmaschine. Da hielt keine Windel stand. Unser Sohn griff dann in der Mitte der Woche ein und entschied sich für die bewährten Halsschmerzen, gemischt mit einer ordentlichen Portion Schnupfen. Da wir Männer besser zusammen leiden, empfahl ich mich dann in die gleich Richtung, während sich meine Frau für die Besserung ihrer Symptome entschied. Im Gegensatz zu den sonstigen Berichten, die so oft über Männer geschrieben werden, blieben wir standhaft. Wir Helden, wir.

Da sich die kleinsten immer auf dem Arm am wohlsten fühlten trugen wir sie viel durch die Gegend. Polly sabberte dabei immer so schön und ausgiebig, dass wir ihr gern einmal mehr das Tuch wechselten. Sofern wir sie dann mal ablegen konnten, zeigte sich, dass Polly immens in ihrem Bewegungsdrang aufgeholt hat. Sie ist nun viel aktiver als Lysanne, bei der sich der angekündigte Zahnwuchs wieder eingestellt hat. Absoluter Stillstand, nachdem es ja schon so aussah, dass sie bald herzhaft in den Apfel beißt. Dadurch, dass wir die Beiden nun viel trugen und sie so verstärkt mit am Tisch sind, merken wir bei Lysanne einen deutlichen Zug zum Essen. Sobald wir essen, schiebt sie ihre Zunge aus dem Mund und fängt an zu sabbern. Als ob ihr das Wasser im Mund zusammen läuft. Darüber hinaus müssen wir aufpassen, dass sie keinen Teller, keine Schüssel oder ähnliches zu greifen bekommt. Schon einige Male mussten wir ihr zart unsere Tischdecke aus ihrer fest zupackenden Hand heraus retten.

Süß ist mit anzusehen, dass sich die beiden Schwestern gern mal an die Hand nehmen. Wenn sie nebeneinander liegen und sich berühren können, nehmen sie sich des Öfteren bei der Hand und halten sich fest. Doch um hier nicht das Bild einer friedlichen Eintracht zu sehr zu manifestieren, es geht auch anders. Wenn sie sich bewegen, drehen wollen und die kleinen Schwestern sind sich im Weg, dann wird auch mal ausgeteilt. Schon deshalb achten wir immer darauf, dass die Fingernägel kurz und die Entfernung zueinander ausreichend ist, um härtere Einschläge zu vermeiden.

Und wer nun glaubt, dass wir unsere größere Tochter nicht am fleißigen Bazillenteilen teilhaben lassen, der irrt. Sie hielt sich bis zum Ende der Woche tapfer. Als ich bei Abholen aus der Kita ihre vornehme Blässe sah, schwante mir schon, dass es sie nun auch erwischt hat. Und so kam es. Völlig blass und fertig, wollte sie zwar am letzten Tag der Woche noch in die Kita gehen, doch ob das aus dem Delirium heraus war, oder der bloße Wille, war nicht festzustellen. So eröffnete ich das Lazarett „Buntes Wohnzimmer“ und hielt abwechselnd die Zwillinge und las dabei immer mal wieder ihrer großen Schwester vor, bis selbige Einschlief. Dazu gab es leckeren Zitrone-Ingwer Tee, mit Manuka Honig. Und wer Abwechslung wollte, bekam Kamillentee. Natürlich auch mit Manuka Honig. Die Kinder sollen ja an den Errungenschaften teilhaben. Bei mir als Kind gab´s noch Wadenwickel, Fenchel und irgendeine dubiose Wurzel, welche mit etwas Zucker einen eigenartigen Saft entwickelt, welchen wir dann gegen Husten löffeln sollten. Ich habe meine Mutter gefragt, was das eigentlich war und sie sagt, dass sie sich daran nicht erinnern kann. Wer weiß was das war.

Als liebevoller Vater wollte ich beim Wochenendeinkauf noch etwas Abwechslung in unsere hilfreichen Teesorten bringen. So stand ich vor dem Tee Regal und las von Sorten wie: Einhorn Mischung blau, Guru pur und Superkrauts. Nervös schaute ich mich um. Superkrauts? War das illegal? Einhorn Mischung las sich auch nicht vertrauenserweckend und dem Guru gegenüber war mein Empfinden auch misstrauisch. Nachdem ich mich nochmal vergewissert hatte, dass ich mich in einem ganz normalen Supermarkt befand, ging ich ein Stück das Regal weiter und startete einen neuen Versuch. Als ich dann von Zirkustee, der glücklichen Rosi und vom Seeräubertee las, merkte ich, dass es nicht mehr so einfach ist, Tee zu kaufen. Schließlich half mir eine nette Angestellte, die mir nach kurzem Umschauen ein Geschäft nannte, indem die Auswahl besser sei. Nach ihrem geflüstertem Tipp, hauchte ich ihr meinen Dank zu und entschwand wenigstens mit zwei Packungen mehr in der Hand.

Zum Wochenende führten wir dann noch verstärktes Inhalieren ein, so dass ich meine Frau am ersten Abend des Wochenendes mit all den Kindern allein lassen konnte. Ich brauchte eine Pause und hatte vom Tragen Schmerzen in der rechten Schulter. Selbige hatte mir meine Frau so liebevoll massiert, dass ich es einfach nicht übers Herz brachte, ihr zu erzählen, dass es eher schlimmer wurde. Mir kam ein ganz hässlicher Gedanke, den ich aber wegschob, um mich mit einer lieben Freundin zu treffen und unsere 30 Jahre währende Freundschaft zu feiern. Was haben wir gefeiert? So ging die Post bei uns noch nie ab. Als Opener diente unser alter Pub, der sich all die Jahre gehalten hat. Und so erzählten wir uns von unseren Kindern, von unseren Partnern und ein wenig mehr, und waren pünktlich vor Mitternacht wieder daheim bei unseren Lieben. Das nenn ich mal feiern im Alter und als Jungvater.

Trotzdem wir ja nun wirklich versucht haben, jeden Quadratmillimeter unserer Wohnung mit Bazillen zu fluten, meldete sich nicht nur Besuch an sondern kam auch vorbei. Uns war es recht und wir zu netter Unterhaltung. Dabei erfuhr ich, auf die Frage, wie viele Stunden meine Frau nun arbeiten würde, dass es 10 seien. Bohey, dachte ich. Das ist ja man … überraschend für mich. Abends fragte ich sie dann fast schon zärtlich, wie sie darauf käme. 10 Stunden am Patienten seien es, ja bald elf oder zwölf. Wieso? Dann machten wir den Sack mal auf. Zusätzlich kamen noch Arztberichte, -besuche, Patientenanfragen die beantwortet werden wollten, Fragen des Mitarbeiters, des Steuerbüros, die Rechnungslegung nicht zu vergessen und so zählte ich auf und wir stellten fest, dass es wirklich viel war. Viel Arbeit hat natürlich auch seine positiven Seiten. Der Praxis geht es wieder gut, auch wenn sich der Einbruch zur Mitte des Jahres noch bis Ende Oktober auswirkt, sodass wir auch mit einer Unterdeckung klar kommen müssen. Doch die Prognose und die Anzeichen stehen auf volle Auslastung und somit haben wir erreicht, was wir mit unserem Modell der Elternzeitaufteilung schaffen wollten.

Den letzten Tag der Woche haben wir ganz ruhig verbracht, was bei dem grauen Himmel auch nicht schwierig war. Trotzdem gab es einen Familienausflug und den Gang in die nahe Schule. Der Rest des Tages war der Genesung gewidmet und da wir Männer der Familie so gut durchgehalten hatten, spielten wir einige Zeit zusammen.

Nun schauen wir der neuen Woche hoffnungsvoll entgegen, mein Sohn seinen Diktaten und ich werde mich wohl oder übel auf den Weg zum Orthopäden machen müssen.

Offensichtlich werde ich nicht nur alt, sondern auch morsch. Vor drei Wochen habe ich mit meinem Sohn noch wild in einem See im bayerischen Wald getobt, nur um festzustellen, dass es meine Schulter anscheinend doch nicht so gut verkraftet hat. Da durfte ich mir eine Standpauke meiner Frau anhören. Unvernunft und unverbesserlich waren noch die liebevolleren Vokabeln. Als sie dann noch heraus bekam, dass ich auf ihre Standartfrage, ziehender oder stechender Schmerz, noch, sagen wir, geschummelt hatte, war sie richtig verschnupft. Diesmal aber ohne Beteiligung von Bazillen. ALSO! Bei stechendem Schmerz zum Arzt! Ganz wichtig. Das wird nicht besser und sollte auch nicht massiert werden. Somit bleibt wohl meine neue Laufhose noch ein paar Tage im Schrank. Erschütterungen und langes Tragen geht nämlich gar nicht mehr und was eine Schonhaltung ist, kann ich nun bestens zeigen. Schreiben geht aber noch, wie man sieht. Da hilft prima das Sofakissen bei. Danke Sofakissen!

Alles Gute und viel Spaß,
Daniel

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Tagebuch Daniel

Daniel
Alter: 45
Wohnort: Berlin
Beruf: Betriebswirt
Familienstand: verheiratet, 4 Kinder
Geburtstag Kind: 22.04.2017
Letzter Eintrag: 19.04.2018

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