Wir nehmen Abschied und die Babys weitere Hürden. Dabei vergessen wir fast einen ganz besonderen Termin und werden trotzdem immer an ihn denken.
Unser Wochenbeginn verlief gleich mal wieder stürmisch. Ferienbeginn und Hortzeit, in den unser Sohn von mir gebracht werden wollte. Bei dieser Gelegenheit verband ich gleich den Gassigang mit dem Weg zur Schule. An was Hunde alles so schnuppern wollen ist faszinierend. Erst nach dem Rückweg gab es für mich Frühstück und danach handwerkliche Aufgaben. Die Zeit des Babybay ist bei uns endgültig abgelaufen. Die beiden Zwillinge werden zu agil und das Einlingsbettchen bot einfach nicht mehr genug Sicherheit für zwei. Nach dem Abbau, galt es das Ehebett, für das folgende Babybett, zu versetzen. Zum Glück kamen meine Mutter und meine Nichte zu Besuch. Nach den diffusen Schmerzen meiner Frau, wollte ich sie für Arbeiten zum Heben und Rücken nicht einspannen. Die Schmerzen scheinen sich verflüchtigt zu haben. Jedenfalls verneint meine Gattin, selbst kritischste Nachfragen von mir, vehement.
Nachdem das Babybay nun Geschichte ist und wir das Zwillingsbett mit 1,2qm nicht nur hingestellt, sondern in der Höhe angepasst hatten, begannen die Diskussionen über die Zukunft des ehemaligen Bettchens. Eine Idee ist, es als Bank für später aufzubewahren. Davon bin ich wenig begeistert. Optisch wäre das schon okay. Allerdings ist noch so viel Zeit, bis es als Bank genutzt werden könnte und so lange müsste es irgendwo stehen. Wahrscheinlich am Besten im Weg. Nun, wir sind noch in der Findungsphase.
Am frühen Nachmittag hatten wir noch einen Kitatermin. Mit unseren drei Töchtern lernten wir die zukünftige Erzieherin kennen und erfuhren viel Neues. So oft, wie wir mit den beiden Zwillingen schon in der Kita waren, sind die Beiden wahrscheinlich schon eingewöhnt und wollen im September gleich dort bleiben. Doch so einfach geben wir sie nun auch nicht her. Unser Abend klang mit Familie erst spät aus und wir waren dann auch gut durch.
Während unser jüngster Nachwuchs solche Termine immer ruhig und meistens schlafend über sich ergehen lässt, werden sie jetzt tagsüber und vor allem zu Hause immer mobiler. Meine Frau spricht, wenn es besonders hoch her geht, gerne von einem Entwicklungsschub. So einer setzte dann am Dienstagvormittag ein und ich habe das unbestimmte Gefühl, dass er nicht mehr aufhört. Vom gezielten Greifen sind wir zwar noch entfernt, aber Arme und Beine vollführen immer öfter einen wilden Tanz. Dabei schafft es Lysanne inzwischen ihre Beine in Rückenlage soweit zu heben, dass bald auch noch der Hintern hochkommt. Bei Absenken holt sie Schwung und dreht sich schon fast seitlich. In ihrem Schatten, macht Polly Entwicklungssprünge im Bereich der verbalen Artikulation. Wenn das anhält, komme ich später am Tisch gar nicht mehr zu Wort. Reden und erzählen können die beiden Großen schon ausgiebig.
Am Nachmittag brachte ich dann meinen Sohn mit einer Schulfreundin mit nach Hause und da mir meine Frau versicherte, dass es ihr gut ginge, habe ich mich auf den Weg, einmal quer durch die Stadt, zu zwei guten alten Freunden gemacht. Wir sehen uns viel zu selten und deshalb wagten wir, trotz der Wetterprognose von 48 Stunden Dauerregen einen Grillabend anzusetzen. Wir lassen uns eben einfach nicht unter kriegen. Immerhin haben wir vor Jahren im Februar schon einmal, bei Eis und Schnee gegrillt. Doch diesmal riss der Himmel, zumindest in der Ecke von Berlin auf und ließ uns den Abend und die halbe Nacht Zeit zum Reden und Gedankenaustausch. Der Rückweg mit dem Berliner Nachtverkehr war ein wahres Erlebnis. Es ging nun fast durch die ganze Stadt und nie war ich auch nur ansatzweise allein unterwegs. Und es war trocken. Erst als der Morgen graute und ich mit dem Hund durchs grün irrte, setzte ein leichter Schauer ein, der sich dann in noch mehr Wasser gen Boden ergoss. Es war wirklich schön. Doch leider bin ich keine zwanzig mehr und der kommende Tag war hart. All meinen Fahrdiensten, für Kinder, Frau und auch allen Runden mit dem Hund kam ich zwar nach, doch das Gefühl der Müdigkeit drohte mich jederzeit zu überrumpeln.
Ganz schleichend begleitete uns noch der Abschied unseres treuen Kinderwagens. Er trug unseren Sohn und unsere Tochter und wir haben ihn sehr zu schätzen gelernt. Dafür gibt es ein fettes Dankeschön nach Alesund in Norwegen. Leider haben sie keine Zwillingswagen. Denn er hat bewiesen, dass es wenig Vergleichbares gibt. Doch sobald unsere Zwillinge sitzen können, haben wir einen Thule im Keller liegen, der gern die großen Fußstapfen ausfüllen darf. Nun steht unser alter Wagen gewaschen und aufgemotzt in der Wohnung und wartet auf seine neuen Aufgaben.
Ich gebe zu, dass, wenn ich Termine lege, nicht immer alles im Kopf habe. Meine Frau zum Glück auch nicht. So fiel unser 10. (in Worten: zehnter) Hochzeitstag mit einem Zahnarztbesuch und einem Familienfotoshooting zusammen. Beim Fotoshooting könnten wir noch behaupten, dass dies geplant war, war es aber nicht. Trotzdem war es ein schöner Termin und wir haben bleibende Erinnerungen mitnehmen können und schöne Fotos noch dazu. Beim Zahnarzt gab es zwar keine Fotos, aber auch bleibende Erinnerungen. Unsere große Tochter weigerte sich den Mund zu öffnen und ließ sich von mir auch nicht bestechen. Da war sie eisern. Respekt dafür, dass sie nicht käuflich ist. Doch schlussendlich mussten die Zähne gezeigt und gezählt werden und eine Mitarbeiterin hatte viel Geduld. Während wir Eltern inzwischen mehr Zeit mit Schwatzen mit dem Zahnarzt verbringen, als mit geöffnetem Mund auf dem Stuhl zu sitzen. Dabei stellten wir auch fest, dass ich den Zahnarzt länger als meine Frau kenne. Trotzdem bin ich ihr innerlich mehr zugeneigt und habe mit ihr auch schönere Erinnerungen.
Unsere Zwillinge zeigten sich beim Fotoshooting wach und gespannt, neugierig und machten jeden Unsinn mit. Wahrscheinlich haben sie sich ausgiebig gewundert. Beim Zahnarzt waren sie weniger agil. Die Eine schlief und die andere sorgte für Unterhaltung im Wartezimmer. So outete sich ein Pärchen als Eltern von drei fast erwachsenen Kindern, die kein viertes mehr wollen. Beide Babys sorgten dann für gute Stimmung auf dem Rückweg und für einen Abend, den sich ihre Eltern anders vorgestellt hatten. Eigentlich wollten wir uns abends zu zweit eine große Sushiplatte bestellen und den Rückblick auf zehn Jahre Ehe genießen. Daraus wurde gar nichts. Außer unserem Sohn, hatten alle anderen Kinder ganz andere Pläne mit uns. Ganz am Ende haben wir es zu einer Folge von drei Detektiven aus den 80ziger Jahren geschafft, die alle, bei ständigem Sonnenschein auf einem Boot leben. Doch in dieser Folge regnete es. Nun, so ist das wahre Leben eben. Draußen wie drinnen das Gleiche.
Zum Ende der Woche hatte ich noch einen dringenden Termin und schrieb, was schon längst hätte veröffentlicht sein müssen. Sorry.
Bei vier Kindern gibt es immer wieder Bilder, die mir hoffentlich für immer im Gedächtnis bleiben werden. So lagen beide Zwillinge in ihren Wippen und das ihre Eltern nur kurzweilig Zeit hatten, quittierten sie uns, indem sie nacheinander weinten. Gerade als ich dann zu ihnen kam, saßen die beiden Großen vor den Wippen und sangen ihnen die Lieder aus Immenhof in der Endlosschleife vor. Nun weiß auch ich, was ein Pony alles kann und unsere Kleinen schauten den Großen mit weit geöffneten Augen beim Singen zu. Herrlich.
Gern würde ich ja sagen, dass unsere Zwillinge gezieltes Greifen schon verinnerlicht haben. Doch das wäre zu dick aufgetragen. Einmal, beim wilden umherwedeln der Hände, bekam Lysanne ein Ring am Spieletrapez zu greifen und hielt ihn fest. Ihre große Schwester saß davor und beobachtete sie gerade, als es dazu kam. Daraufhin war sie ganz aufgeregt und rief immer wieder: „Guck mal“.
Das klingt jetzt vielleicht ein wenig nach Vorstadtidyll und heile Welt. Deshalb möchte ich auch noch von allen anderen Dingen berichten und das Urteil dann jedem Einzelnen überlassen.
Am letzten Horttag ist unser Sohn auf einen Nagel getreten, welcher sich spitzfindig den Weg durch die Sohle in den Fuß unseres Sohnes suchte. Schwer humpelnd und am Abend gar nicht mehr laufen könnend, ließ er sich durchs Häuschen tragen. Kurz überlegten wir noch, ob ein Krankenhausbesuch auch eine Option wäre, behielten uns diese, bei genauerer Besichtigung dann doch, ggf. für die Nacht oder das Wochenende vor. Am Folgetag war an Laufen seiner Meinung gar nicht zu denken. Auf der anderen Seite wollte er sich gern mit seiner Schulfreundin treffen. Also sah ich mir das alles nochmal genau an und spielte Arzt. Das Ergebnis führte dazu, dass, als meine Frau vom Brötchen holen kam, ihr Mann auf der obersten Stufe stand und rief: „Ich bin ein Heiliger! Ich kann Lahmende zu Gehenden machen!" Das war natürlich im Scherz gesagt. Meine Frau fand das gar nicht lustig. Ganz Unrecht hat sie ja nicht. Immerhin wurde man für so etwas vor nicht wenigen hundert Jahren noch schwer bestraft. Der Termin mit der besagten Schulfreundin fiel zwar aus, wie auch das weitere Tragen durch das Haus. Dafür waren unsere Sorgen gemindert und ich konnte mit meiner großen Tochter auf Einkaufstour gehen. So gern, wie die Kleine Große in den Baumarkt fährt, könnte ich das für sie jeden Tag einbauen.
Somit wären wir bei unserer großen Tochter, die sich im Moment wohl zu wenig beachtet findet. So fand sie am Wochenende genug Gelegenheit, mit, sagen wir Unfug, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das führte für sie ebenso wenig zum Ziel wie für uns. Deshalb entschlossen wir uns, am Sonntag den Kreislauf zu durchbrechen. Wir versuchten es wenigstens. Zuerst spielte ich mit unserer großen Tochter. Seit einiger Zeit weiß ich ja schon, dass Puppen schwerer anzukleiden sind als Babys. Doch es gibt so filigranes Spielzeug, dass ich an meinen feinmotorischen Fähigkeiten zweifelte. Oma hatte ich kleine „süße“ Hasen gekauft, in der Größe einer Walnuss und die haben auch noch Klamotten zum Anziehen. Ich habe zwar noch nie einen bekleideten Hasen gesehen. Dafür hatte ich nun die Gelegenheit, diese Miniaturgestalten mehrmals anzuziehen, während meine Tochter sie beständig auszog. Schließlich wechseln Schlafens- und Aufstehzeit immer wieder ab. Dazu kamen noch Puppen aus dem Puppenhaus. Nach 90 Minuten musste ich einfach mal kurz raus. Nachdem wir, oder meine Tochter mit mir fertig waren, spielte ich noch mit unserem Großen. Danach durfte ich mit dem Hund gehen und da ja Sonntag war, wollte die gesamte Familie mitkommen.
Als der Tag sich dann gen Abend neigte, konnte ich mich endlich den Zahlen der Familienkasse widmen, Rechnungen begleichen und mich durch all das Papier wälzen, was auch noch das Leben ausmacht.
Zu guter Letzt steht noch der letzte Abschied der insgesamt drei an. Unsere Freunde kehren Heim und wollen ihren Hund wieder haben. Anfangs fiel ihm die Trennung von Herrchen gar nicht so leicht. Am ersten Tag fraß er nichts und auch danach wurde es nur schleppend besser. Auch wenn er zum Ende der Woche uns gegenüber Freude zeigen konnte, so schaute er doch so manches Mal die Straße herunter und hielt sehnsuchtsvoll Ausschau. Er war ein gern gesehener Gast bei uns, welcher sich an unser Leben nahtlos anpasste. Außer, das sein wedelnder Schwanz ein-, zweimal fast die Babys traf, ging alles gut. Er hatte an den Winzlingen kein Interesse, ließ sich gern von unserem Großen kraulen und das Umarmen der großen Schwester über sich ergehen.
Nach all den Abschieden bin ich nun gespannt, was die nächste Woche bringen wird.
Alles Gute,
Daniel
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