14.03.2018
46. Woche
Eigentlich nix los
Polly verändert sich und macht Fortschritte. Statt dem Mutter-Kind-Café, gab es einen leeren Pub. Es war meiner Erschöpfung geschuldet.
Um den Montagmorgen in seiner Hektik zu entspannen, haben wir einen neuen Plan. Meine Mutter bringt unsere älteste Tochter in die Kita. Seitdem schleiche ich vorschriftsmäßig mit 30Km/h durch den Wald und bringe alle hektischen Großstädter auf der Flucht zur Arbeit zur Verzweiflung. Bei so viel Entspannung, haben wir am Nachmittag gleich einen Abstecher zu einem Autohaus gemacht. Nach der ersten Sichtung und einem späteren Termin zur Probefahrt, durften sich unsere Zwillinge endlich auf die heimischen vier Wände freuen. Selbstredend haben wir versucht, bis in den späteren Abend, alle organisatorischen Dinge für die Praxisübernahme auf den Weg zu bringen.
Der Nachtschlaf unserer Zwillinge birgt immer wieder überraschendes. Die meisten Nächte fordern sie besonders die Mama bis zu äußersten. Dann gibt es plötzlich tolle Nächte, in denen vier Stunden Schlaf am Stück möglich sind. Kaum sind davon zwei Nächte absolviert und wir sprechen schon von einem Durchbruch, da fangen sie wieder mit ihren beliebten 90 Minuten-Rhythmen an. Ab der fünften Nacht in Folge, fängt meine Gattin an die Wände hoch zu gehen. Da kann es schon mal passieren, dass sie mir sagt, sie sei gleich wieder da und plötzlich schläft sie irgendwo, bevorzugt mit halben Oberkörper im Baby Bett. Ich wecke sie dann regelmäßig. Nicht, weil ich ihr den Schlaf nicht gönne, sondern weil ich das für wenig erholsam halte. Doch mit einem Jahr schlafen sie ja durch. So jedenfalls die Sage.
Zusätzlich gibt es bei Polly Veränderungen, mit Nebenwirkungen. Nach unserem Termin bei unserer Osteopathin, zeigt sie deutliche Anzeichen ihren neu gefundenen Bewegungsdrang auszuleben. Zwillinge zu haben kann so schön sein. Während Lysanne eine Körperspannung besitzt, die es ihr erlaubt, sich scheinbar spielerisch fortzubewegen, muss sich Polly bei ihrer geringen Spannung alles hart erarbeiten. Wahrscheinlich hat sie sich deshalb innerhalb von drei Schritten verändert. 1. Schritt – Die Genügsame; 2. Schritt – Osteopathie; 3. Schritt – Die laute Unzufriedene. Kaum sieht sie, wie sich Lysanne behände auf den Weg macht, sich hinsetzt und schon erste Stehansätze zeigt, will unsere liebe Polly hinterher eilen. Das funktioniert nur leider nicht und so wird geschimpft, beschwert und gemeckert. Am liebsten sitzt sie dann auf irgendeinem Schoß. Das sie den Kampf vom Liegen zum Sitzen selbst bewerkstelligen muss, scheint sie noch nicht so richtig einzusehen. Dafür bekommt sie bei jedem Fortschritt viel Lob. Das freut sie und lässt sie verschmitzt lächeln. Wenn die Anstrengung allerdings zu groß wird, hilft nichts mehr, außer weinen und trösten.
Zwischen meinen Kindererlebnissen habe ich dann mit einem guten Freund eine Probefahrt geschoben. Es war nett. Das Auto barg aber zu viele Kompromisse für eine sechsköpfige Familie. So schauen wir weiter, hatten allerdings zu zweit unseren Spaß. Und das, obwohl ich am Vorabend mit einem weiteren Freund einen englischen Abend, mit Fisch & Chips und Bier von den Inseln genossen hatte. Doch kaum hatte ich mich von den seltenen Gelegenheiten verabschieden müssen, nahm das Ende der Woche sein auf Galopp.
Das Spiel: „Hoppe hoppe Reiter“, kann man wohl ab der 33. Lebenswoche spielen. Mit Lysanne habe ich definiert später angefangen. Beim ersten Versuch fand sie das gar nicht komisch. Da zeigte sich schnell ein Schippchen und Wasser in ihren großen Augen. Polly wackelt da gerne mit.
Nach der Probefahrt, am Donnerstag, wurde dann für mich mein Kinderwochenende zum Bewähren eingeleitet. Meine Frau ging nachmittags arbeiten und kam erst spät abends. Sie hatte ihre Patienten vom Freitag noch auf die Woche verteilt. Nicht weil der Freitag ein schöner entspannter Tag werden sollte, den sie mit Wellness und einer Freundin verbringt, sondern weil sie den Abschluss ihrer Fortbildung vorantreibt. So hatte ich freitags und auch am Sonnabend von 9 bis 19 Uhr alle meine süßen Kinder um mich herum.
Schon am Freitag kam meine Gattin eine halbe Stunde früher nach Hause. Die Legende lockte. Unsere Freunde kamen mit ihrem Chili und es wurde: Legendäääääär. Einer schöner Abend auch noch. Nach dem zweiten Glas Wein gestanden wir uns, wie sehr wir uns alle mochten und beide schworen sich für den nächsten Abend einen größeren Topf zuzulegen. Und was taten unsere Babys? Sie schliefen fast den ganzen Abend hindurch wie die Engel.
Am kommenden Tag fuhr ich meine Frau zur Fortbildung und kam mittags wieder. Parken in der Innenstadt erinnert mich immer wieder mal an Herbert Grönemeyer und „Mambo“. Als ich endlich und gefühlt ganz weit weg stand, trug ich meine Zwillinge durch die halbe Innenstadt, in den Autoschalen. Zum Schluss musste ich immer etwas warten, bis meine Arme mit den Sitzen um die letzte Kurve gefunden hatten. Ich wollte nicht zwei drei Kurven nehmen, ohne sie zu sehen. Da verliere ich dann noch den Überblick. Kaum stand ich dann meiner Frau gegenüber und hörte leicht verschwitzt den Huldigungen unserer Zwillinge durch die Umstehenden zu, welche Polly und Lysanne mit aufmerksamen Blicken verfolgten, wurde mir eröffnet, dass wir uns ein nettes Plätzchen im irgendwo suchen würden. Ich war gegen nett und nur noch für das Allererste. So kamen meine kleinen Mädchen zu ihrem ersten Pubbesuch. Der Malztrunk im Guinnessglas sah recht echt aus. Dazu gab es leckeres Fisch & Chips. Bevor der nächste Gast kam, war die Pause vorbei. Auf dem Rückweg zum Auto, sah ich eine Mutter, die ihren Kinderwagen vor einer leeren Gewerbeimmobilie parkte und Fotos machte. Ich fragte sie gleich, ob es ein Mutter-Kind-Café werden würde. Entzückt fand sie die Idee auch nicht schlecht. Vielleicht habe ich da einen Samen für eine neue Blume in der gastronomischen Welt der Gegend gesetzt?
Am Samstagabend wünschte ich mir drei Wochen Urlaub, gern in Familie und gern unkompliziert. Unser Ritt war da noch nicht zu Ende. Am Sonntag erwarteten wir noch Besuch. Dafür wurde Kuchen gebacken, Kaffee, Tee gebrüht und der Tisch gedeckt. Bald war die Tafel von elf Menschen umsäumt. Bei so viel Trubel überraschen mich nun unsere Nächte auch nicht mehr. Wann sonst wollen unsere Kleinsten das alles verarbeiten? Spaß macht ihnen der Trubel aber auch.
Es ist schön, mit ihnen durch diese Zeit gehen zu können. Auch die Veränderungen im Familiengefüge mitzuerleben ist spannend und eine Herausforderung. Unser Großer liebt seine beiden kleinen Schwestern und die große Schwester buhlt um ihren Platz. Sie hat es nicht einfach. Unser Sohn beschwerte sich unlängst laut über ihre Unachtsamkeit. So sei sie Lysanne auf die Finger getreten, die aber keinen Mucks von sich gab. Das hat sie traurig gemacht, will sie doch von ihrem großen Bruder auch die Zuneigung und Aufmerksamkeit, die die Kleinen erhalten. Er hingegen fordert Verhaltensweisen von ihr ein, für die sie einfach noch zu jung ist. So drehte sich unser letztes Vater-Sohn-Gespräch um die Anforderungen und Schwierigkeiten im familiären Miteinander. Mir spielte in die Karten, dass er seiner großen Schwester zuvor die Finger eingeklemmt hatte. So konnte ich ihm gut erklären, dass er von der großen kleinen nicht verlangen kann, was jedem von uns passieren kann. Außerdem verstand er langsam, weshalb seine große Schwester sich manchmal ungesehen fühlt. So gehen wir vielleicht in eine Woche, in der wir noch achtsamer miteinander sind und mehr Verständnis aufbringen können.
Eine gute Woche und schöne Grüße,
Daniel
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