07.04.2013
29. Woche
Der Frühling hat sich eingestellt
Von A wie Anfang bis Z wie Züge - und balgenden Mädchen mit Plastikzauberstäben.
Das wurde aber auch Zeit. Wir genießen die milden Temperaturen und essen draußen in der Sonne vor dem Haus.
Meine Eltern sind im Urlaub, mein Bruder und meine eine Schwester sind da und seit gestern auch meine Frau mit den beiden Kindern. Das bringt Leben in das Haus und mit dem Leben kehrt draußen auch der Frühling ein. Es ist so schön.
Am Dienstag war die Vereidigung in Halle und von dort bin ich direkt nach Magdeburg zu einer süßen Omi gefahren, die zwei Zimmer privat vermietet. Dort konnte ich unheimlich günstig bis Freitag wohnen und das Staatliche Seminar für Lehrerbildung in Magdeburg besuchen.
So fing mein Dasein im staatlichen Dienst an. Diese erste Woche war echt gut. Es gab viele viele Informationen und teilweise brummte mir schon der Kopf. Doch bin ich unheimlich froh, meinen Vorbereitungsdienst in Sachsen-Anhalt machen zu können und ich habe prima Leute, mit denen ich die Seminarveranstaltungen besuche.
Schade finde ich nur, dass es mit dem Nahverkehr leider nicht so gut funktioniert, wie es klappen könnte. Und ich rege mich immer noch auf. Der Bahnhaltepunkt im Nachbardorf soll ja zum Jahr 2014 stillgelegt werden, da die 400.000 Euro zu viel sind für die wenigen Leute, die den Bahnhof nutzen. Das Land Sachsen-Anhalt findet den Ausbau der ländlichen Infrastruktur zu teuer und will nicht recht in dörfliches Leben investieren. Die Frage des ÖPNV wird von der Bahn dem Land übergeben, das Land schiebt es zum Kreis und der will es wieder hochreichen. Klappt natürlich nicht. Aus meiner Warte ein fataler Fehler, für ein Bundesland mit so wenig städtischem Leben, auch noch die Landbevölkerung zu vernachlässigen. So konnte ich erleben, dass ich am Freitag mit dem Zug anreiste, der Bus diesen aber nicht abwartete und ich nun im Nieselregen am Bahnhof warten durfte, bis mich jemand mit nahm. Ist ja kein Wunder, wenn der Umstieg zwischen Bahn und Bus nicht funktioniert, dass das dann keiner nutzt.
Am kommenden Freitag soll es dazu in Stendal eine Demonstration geben, weil dann die Bundeskanzlerin dort im Rathaus erwartet wird und nun die Freunde des Bahnhaltepunktes vor ihr auf ihre missliche Lage aufmerksam machen wollen. Ich würde mich freuen, wenn es etwas bringen könnte. Andererseits, wenn die Orte besser günstig mit dem ÖPNV erschlossen wären, dann muss das nicht unbedingt für mich mit einem Bahnhaltepunkt zusammenhängen. Hier sind aber noch weitere Ideen gefragt. Vielleicht sowas wie ein RufTaxi, das die Leute zum Zug fährt, oder CarSharing per Genossenschaft? Hier sind weitere Ideen gefragt, um den Kindern das Landleben auch langfristig attraktiv zu gestalten.
Ich habe den Sonnabendnachmittag und den Sonntag mit den Kindern sehr genossen, auch wenn von null auf hundert etwas anstrengend sein kann. Erstmal war nach der langen Zeit ausgiebiges Schmusen angesagt und die Kinder balgten sich darum, wer auf meinem Schoß sitzen darf und wer es eben nicht dürfte. Auf der Fahrt hierher konnte die Frau erleben, dass auch zwischen Mädchen und mit rosa Plastikzauberstäben Geschwisterzwistigkeiten gewalttätig ausgetragen werden können. Auch sehr schön, wie sich merkwürdigerweise gerade die kleine immer um die große Schwester kümmern möchte: "Nein, den darf man nicht in den Mund nehmen. Nimm den bitte raus!", als die erste Tochter versonnen auf eben jenem Zauberstab rumkaute. Sie schafft es auch beim Balgen und Killern besonnen zu reagieren: "Lass das bitte. Ich möchte das nicht."
Morgen ist der erste Tag an meiner neuen Schule und dahin fahre ich mit Fahrrad und Bahn. Solange es das Wetter zulässt will ich auf das Rad umsteigen. Aber der Bahnhof wird so ungünstig von der Bahn bedient, dass ich nicht zur ersten Stunde in die Schule komme. Was ich dann machen werde, wird sich zeigen. Ich freue mich auf die kommende Woche und die neuen Erlebnisse, die sie bringen wird.
Viele Grüße vom Lande
euer Herr Gaigals
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