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30.10.2012 7. Woche
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Wie bei Muttern

Vom Landleben (mal wieder), dem Eigensinn und einer guten Zeit zu zweit.
An diesem Wochenende war ich mit der Frau und der zweiten Tochter bei meiner Mutter. Der Vater besucht seine Tochter in Schweden und so konnten wir die Oma mit dem Enkelchen erfreuen. Dieses redet im Moment sehr viel und sagt Worte, die nicht so häufig in unserem Sprachgebrauch sind, wie zum Beispiel “Erde“ als sie sah, dass der Blumentopf umgekippt war und die Blumenerde auf dem Teppich lag.

Meine Mutter ist schon eine recht alte Frau und verbringt die meiste Zeit mit Rumliegen. Im Moment kommt noch ein geprellter Fuß dazu und so ist sie erst recht zur Untätigkeit verdammt. In solchen Situationen freue ich mich beobachten zu können, wie sie sich an der Enkeltochter erfreut und neue Lebensgeister sie durchfluten.

Den Sommer über verbrachten wir viel Zeit auf dem Land und wir nutzen diesen Besuch, um noch die verbliebenen Spuren von uns dort zusammen zu räumen. Leider hat das Haus keine zwei beheizbaren Wohnungen. Vom Platz her wäre es kein Problem, denn der ist in dem alten Pfarrhaus reichlich vorhanden. Und wieder überraschte mich, wie schön es auf dem Dorfe ist. Nachts ist es dunkel. Man kann so richtig die Sterne am Himmel sehen. Der Vollmond ist die hellste Lichtquelle und überstrahlt viele Sterne. Der Sternenhimmel in der Altmark wird nur noch von dem der Ostsee getoppt (was ich bisher erleben durfte). Und ruhig ist es auf dem Land. Ich wiederhole mich, aber Lärm und Licht sind Stressquellen und ihr Fehlen macht sich direkt bemerkbar. Da fällt eine Anspannung ab von mir - ich finde dafür nicht die Worte. Ebenso die Veränderung beim Kind. Sie will rausgehen, sie spielt in den Blättern, die auf dem Grundstück genug herum liegen, sie untersucht das Eis auf den Regentonnen und genießt die Natur auf eine intensivere Art, als es in der Stadt der Fall ist.

Dabei leben wie sehr grün. Sie mag auch die Gänse auf den Elbwiesen und ist von jedem einzelnen Hund begeistert. Doch ist die Natur auf dem Dorf direkter, natürlicher präsent und so auch der Umgang mit ihr. Da muss dass Kind nur die Tür aufmachen, hier liegen sechs Stockwerke dazwischen.

Die erste Tochter ist derweil mit den anderen Großeltern im Urlaub. Sie liebt das sehr, mit ihnen in ein Hotel wegzufahren. Dort kann im Keller des Hauses gebadet werden, es gibt vor dem Haus eine Pferdewiese und Pferde zum Reiten und die Großeltern erfüllen fast jeden Wunsch. Nach fünf Tagen bekomme ich ein ganz anderes Kind wieder, dass sich erstmal wieder in seiner nun wieder neuen Umgebung eingewöhnen muss. Das irritiert mich immer wieder aufs Neue. Interessant ist auch, dass es bisher in solchen Situationen dann erst zu einem Krach kommen muss, dass das Kind dann einen Schreianfall bekommt und danach gelöster ist und freier mit der veränderten Situation umgehen kann. Zumindest war es bisher immer so.

Ansonsten war ich in der letzten Woche doch sehr gefordert. Die zweite Tochter ist in einem Alter, in dem sie auch gerne beschäftigt werden will. Sie spielt streckenweise für sich allein, doch dann fällt ihr ein, ich möge ihr doch bitte ein Pferd malen und einen Ball und eine Katze und noch eine Katze und einen Igel und einer Maus und noch ein Ball und dahin einen Ball und dahin... Das ist unheimlich schön (zumal das Kind keinen Anspruch auf künstlerische Perfektion legt) und gleichzeitig bin ich unheimlich unflexibel und wurde gerne meine momentane Tätigkeit fortführen wollen und fühle mich gestört oder genervt und ein nein zum Malen ist für das Kindlein inakzeptabel. So eine intensive Zeit zu zweit wie in der letzten Woche hatte ich bisher mit dem Kindlein noch nicht - und so wenig geschafft habe ich auch noch nicht. Dafür konnte die Frau sich nochmal richtig für die Prüfung am Donnerstag puschen, so dass sie diese auch mit einem sehr guten Ergebnis abschloss. Dass feierten wir mit einem Rummel-Besuch und mit selbstgemachtem Sushi. Lecker. Sushi liebe ich und ich würde mich gerne längere zeit ausschließlich davon ernähren wollen. ;-)

Die erste Tochter schläft immer noch in ihrem eigenen Bett und wird von der zweiten Tochter abends sehr vermisst. Letztere fand es auch nicht gut, dass ihre große Schwerster einfach alleine bei der “ander Oma“ bleiben durfte. In der Nacht fuhren wir wieder nach Dresden und das Kind sang auf der Rückbank fröhlich “Auti andern Oma, Auti andern Oma“ nachdem es seine Decke vollkotzte und dann aber doch noch glücklich einschlief.

Liebe Grüße und einen schönen Feiertag morgen
Euer Herr Gaigals

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Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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