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13.01.2013 17. Woche
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Alleinerziehend

Die Frau im Krankenhaus, die Mutter krank und die Kinder völlig übermüdet.
Am Montag war der erste Tag nach den Weihanchtsferien, an dem unser Arzt wieder geöffnet hatte. Es war so ein Ansturm, dass die Schwester leider die Dringlichkeit, mit der die Frau behandelt werden sollte nicht lang genug im Kopf hatte, als dass es Konsequenzen für ihr Handeln gegeben hätte. So saß die Frau fünf Stunden im Wartezimmer, bis sie aufgerufen wurde und die Schwester bekam einen ganz schön heftigen Anranzer. Schwester und Arzt entschuldigten sich auch mehrfach, was aber ja nun auch nicht weiter hilft.

Etwas Gutes hatte die Warterei: die Frau war so erschöpft, dass sie einer Einweisung ins Krankenhaus zustimmte. Ich holte sie vom Arzt ab und sie war völlig entkräftet. Auf dem Heimweg fing sie an hochzufiebern. Zu Hause lag sie auf dem Sofa und konnte nur noch sagen wie kalt ihr sei. Ansonsten lag sie in dieser für Außenstehende beunruhigenden Fieberruhe, in der der Körper sich gesund brennt.

Am Dienstag war sie in einer deutlich besseren Verfassung, trotzdem wollten wir am Krankenhaus festhalten, was sich im Rückblick bisher auch als unheimlich gut herausstellte. Am Mittwoch kam dann das OK von unserem Arzt, dass in Lauchhammer ein Bett auf der anthroposophischen Station frei sei und wir direkt losfahren sollten. Und ja, es ist ein deutlicher Unterschied, ob einem reine Schulmedizin widerfährt oder ob man in seinem Heilungsprozess mit Mitteln alternativer Medizin mit schulmedizinischem Hintergrund begleitet wird.

Als ich in der Krankenpflegerausbildung war, hinterfragte ich noch viele Handlungsabläufe und gab mich nicht mit der alt hergebrachten Routine zufrieden. Als Krankenpfleger jedoch verfiel ich auch in diese normalen Stationsrhythmen und lies das Fragen, auch wenn mich einiges störte. Dann wurde ich dazu genötigt, mir meine Zweifel auf dem Krankenlager genauer zu überdenken und habe dann mich entschieden, Lehrer für Pflegeberufe zu werden. Nun sehe ich alles nochmals aus einer anderen Perspektive und ich bin nicht mit dem Gesundheitssystem zufrieden. Es ist auf Effizienz ausgelegt. Auf Zahlen und Fakten. Besonders auf solche des Geldsystems. Mit diesem lässt sich aber nur dann auch wirklich gut pflegen, wenn man ein Betroffener ist und im Gelde schwimmt.

Seit Mittwoch bin ich nun jedenfalls mit meiner Mutter und meinen beiden Töchtern allein zu Hause und meine Mutter wurde auch direkt krank und fällt somit als Hilfe aus. Also eigentlich keine Veränderung zu vorher. Gleichzeitig ist es doch auch ganz gut, wenn die Kinder am Bett meiner Mutter sitzen und sich von der Oma Geschichten vorlesen lassen. Ich schaffe auch mehr, als wenn die Frau noch hier mit ist und gepflegt werden will.

Leider habe ich am Mittwoch nicht an einer Veranstaltung der Schule teilnehmen können, an die die erste Tochter gehen soll, wenn wir hier in Dresden bleiben. So ist einiges weiterhin kompliziert. Zum Beispiel gab es am Sonntag so um 16 Uhr erst Mittag und die zweite Tochter muss leider öfter als gut ist auf ihren Mittagsschlaf verzichten. Die Kinder wussten leider meine Königsberger Klopse nicht zu wertschätzen, eine meiner Lieblingsessen schon aus Kindergartentagen.

Dazu hat die erste Tochter eine Litanei: "Ich habe zwar noch Hunger, aber es gibt hier einfach nichts zu essen, was mir schmeckt." Und: "Papi, ich fühle mich nicht geliebt von dir." Dem widerspricht die zweite Tochter und dann entsteht ein Streit zwischen den beiden. Gestern Nacht so geschehen beim Einschlafen. Beide Kinder puschten sich gegenseitig hoch, bis ich aus dem Zimmer ging. Daraufhin schlichen sie beide zur Oma, ließen sich da trösten und schliefen auch die halbe Nacht bei ihr in dem schmalen Kinderbett.

Gestern besuchten wir mit dem Auto meiner Schwiegereltern die Frau im Krankenhaus. Als ich zum Auto kam, waren die Kinder schon angeschnallt und es lief laut ABBA. Meine erste Tochter begrüßte mich mit: "Papa, du hast das geile Lied mit den Bananen verpasst." Ich möchte mal wissen, woher sie Markenwissen zu den Südfrüchten her hat. Es war sehr schön, die Frau wieder zu sehen. Doch stellte sie selbst fest, dass sie noch einige Zeit im Krankenhaus würde bleiben müssen, wenn sie wieder Kraft für zu Hause haben will. Der Abschied war schmerzlich, doch beide Kinder schliefen auf der Rückfahrt ein.

Nun kommt wieder eine Woche, in der die erste Tochter in den Kindergarten geht und ich hoffe, etwas Ruhe vormittags zu haben, um im Haushalt wirken zu können. Alles in allem geht es uns gut, auch wenn ich die Frau sehr vermisse und die Kinder ab und an in schwierigen Situationen ihrer Mama nachweinen. Montag soll die Diagnose bekannt gegeben werden und darauf bin ich sehr gespannt.

Euch allen eine gute Woche
euer Herr Gaigals

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Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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