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11.03.2013 25. Woche
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Umzug: Die Zeit läuft

Leben auf dem Land und unübliche Stifthaltungen: Einsichten, Ansichten, Aussichten
Am Montag letzter Woche holte ich von der Autovermietung ein Auto, mit dem wir in die Altmark zu meinen Eltern fahren wollten. Damit wir schon etwas Umzugsgut transportieren können, haben wir uns für eine Kombi-Großraumlimousine entschieden. Es war ein zeitgemäßer Renault, der mir mal schön das Gefühl vermittelt hat, alt zu werden, bzw. eben selbst nicht up to date zu sein. Das Auto war für mich eher sowas wie ein Raumschiff oder Shuttle und ich hatte wirklich das Gefühl, auf einem anderen Planeten zu sein.

Ich bekam bei der Ausleihe die Papiere und darinnen eine Scheckkarte, die der Schlüssel für das Auto ist. Damit stellt man sich vor die Tür, die dann nach ner guten Sekunde des Verharrens sich öffnet. In dem Auto gibt es massenhaft Platz und weder eine Handbremse noch einen Schlatknüppel, weil die Maschine auch noch zu allem Überfluss ein Automatikgetriebe hat. Eine Handbremse gibt es eben dann doch in Form eines Tasters. Sie zieht sich automatisch an und löst sich ebenso. Auch Licht wird, wenn es dunkel ist, automatisch dazu geschaltet. Außerdem konnte mein Telefon mit dem Auto reden und so gab es auch gleich eine automatische Freisprecheinrichtung mit dazu und einen eingebauten DVD-Player, um die hinteren Insassen während der Fahrt zu bespaßen. Sowas habe ich bisher noch nicht erlebt. Das sind alles Sachen aus dem Fernsehen oder die es als Zukunftsmusik vom Hörensagen her gibt.

Die Fahrt lief auch ganz gut, nur dass die Kinder ab und an quengelten, sie würden gerne einen Film sehen wollen. Wir hatten aber keine DVD dabei und so gab es auch nix. Von Dienstag bis Donnerstag ging nun die erste Tochter in die Schule. Drei Tage Probeunterricht. Die Schule, die wir gefunden haben, ist ein Traum. Eine kleine Landschule, auf die maximal 40 Kinder gehen. Sie liegt knapp 25 km vom Wohnort meiner Eltern entfernt und wir sind dort auf dem Land zur Schule genau so lange unterwegs, wie wir es in der Stadt sind, um das Kind in den Kindergarten zu bringen. Hier wird allerdings entweder das Rad oder der Nahverkehr genutzt und auf dem Lande der gute Verbrennungsmotor des elterlichen KFZ. Das belastet sowohl den eigenen Geldbeutel, als auch die Umwelt.

Die erste Tochter ging auch direkt super gerne in die Schule. Am Donnerstag hatte sie dann nicht einmal Zeit, ihre Pausenbrote zu essen, da sie mit ihren neuen Freundinnen spielen musste. Diese Schule vertritt das Konzept von Freiheit und Verantwortung. Und wie sich das direkt auswirkt, sei an einem einfachen Beispiel gezeigt.

Die Probeunterrichtsstunde hier in Dresden bei der einen staatlichen Schule hatte zum Ergebnis, dass die erste Tochter wiederkommen sollte, damit überprüft werden könnte, ob sie denn geübt hätte, was in der Stunde als Defizit erkannt wurde. Hier sei als Beispiel unter anderem die unübliche Stifthaltung genannt. Diese wurde auch bei der Schulärztlichen Untersuchung festgestellt und es gab wundervolle Tipps, wie dem zu begegnen sei.

Nun zum Unterschied. Die freie Schule hatte auch die andere Stifthaltung bemerkt. Die Lehrerin erkundigte sich aber, ob dies eine Ausnahme sei, oder ob das Kind den Stift immer so halten würde. Sie sagte, solange die Tochter mit dem Stift in dieser Haltung klar kommt, sähe sie keinen Grund zum Eingreifen. Falls das Kind selbst merkt, dass es anders sei oder Probleme auftreten würden, dann würde die Lehrerin eine andere Stifthaltung vorschlagen. Aber üben oder richtig und falsch gibt es in diesem Sinne nicht. Was für eine Wohltat.

Jetzt muss nur noch alles mit meiner Stelle passen und dann kann die neue Zeit des Landlebens beginnen. Ich freue mich schon drauf. Auch wenn es sich bei dem jetzigen Besuch bei meinen Eltern gezeigt hat, dass die obere Etage des alten Pfarrhauses sich wunderbar zum längeren Besuch eignet, zum da wirklich wohnen und leben leider aber irgendwie überhaupt nicht. Sagt mein Vater zu meiner Frau, die Wohnstandards hätten sich zwar geändert, aber die Dachwohnung sei ja noch bis zu letzt bewohnt gewesen. Fragt diese, bis wann denn genau? Kommt als Antwort: na bis so ca. vor 25 Jahren...

Eben gerade ist hier etwas passiert, über das ich noch nicht schreiben kann. Falls es ok ist, werde ich davon im kommenden Eintrag berichten. Deshalb schließe ich jetzt hier an dieser Stelle mit dem Hinweis auf meine sonntägliche Beschäftigung: ich war bei einem Seminar zum Umgang mit Gefühlen. Es war unheimlich spannend und ich kann es nur jedem wärmstens empfehlen, sich mit seinen Gefühlen intensiver auseinander zu setzen und wenn man ein Handwerkszeug zum Umgang mit diesen an die Hand bekommt, kann man dies auch im Alltag und im Zusammenleben mit Kindern anwenden. Soweit bin ich noch nicht, wie auch der Vorfall heute Abend zeigte, ich werde noch üben üben üben und dann mal sehen, was dabei herausgekommen ist.

In drei Wochen beginnt das Referendariat. Die Zeit rennt.

Alles Liebe
euer Herr Gaigals
Bild: privat

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Kommentare von Lesern:

 
Der Rheinländer im Rheinland:
18.03.2013 07:34
Schade, dass es Ihr letzter Eintrag war. Ich habe mich jede Woche auf einen neuen Tagebucheintrag gefreut. Ich Wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute für die Zukunft.

Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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