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06.05.2013 33. Woche
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Der Umzug im Mai

Vom Kindergarten, Umzugsorganisation und vermissten Elternteilen
Nun werden wirklich auch die letzten Reste in Dresden zusammengesucht und eingesackt. Die Frau ist mit dem Bruder und den Kindern nach Dresden gefahren und organisiert den zweiten Teil des Umzugs. Danach ist dann die Wohnungsübergabe und Dresden als Heimstadt war einmal.

Sonnabend bin ich nach Freital gefahren, um bei den Schwiegereltern zu nächtigen und dann am Sonntag wieder zurück zu fahren. Sonntag besuchte ich den zweiten Teil eines unheimlich faszinierenden Seminars beim Professor Hempel. Ich habe doch glatt das Hagakure in einem Punkt falsch verstanden gehabt. In etwa heißt es dort in einer Regel, man möge an seinem Weg festhalten, denn je mehr man andere Wege im Leben kennen lernte, desto sicherer sollte man sich des eigenen werden. Für mich war das vor zehn Jahren so zu verstehen, dass hier von Exklusivität die Rede sei. Je mehr ich mir anschaue, wie andere ihren Weg gehen, desto mehr sehe ich, dass das nichts für mich ist und werde mir meines Weges als den einen jenigen welchen bewusst. Hach, wie konnte ich irren. Im Moment habe ich eher das Gefühl, je mehr ich mir andere Wege ansehe, desto mehr sehe ich, dass sie alle immer nur von dem selben künden und merke, wie verbunden wir Menschen in unseren Bemühungen und Bestrebungen in unseren jeweiligen Leben sind – alles zielt auf das große Eine ab, egal, wie wir es nennen mögen. Also werde ich mir meines eigenen Weges, den ich beabsichtige zu gehen, bewusster und das weil ich die anderen betrachte. Wir Menschen sind alle eins – in unserer unendlichen Vielfältigkeit und Besonderheit. Jeder ist Besonders und hat etwas Wundervolles in sich, an sich und wenn wir unsere eigenen Stärken erkennen und ihnen entsprechen, entfaltet sich unser Weg vor unseren Augen. Jeder Tag ist ein Geschenk, der darauf wartet von uns in Empfang genommen zu werden.

Zurzeit bin ich unheimlich eingespannt und habe viel zu tun. Das alles macht mir große Freude und ich bin von erfüllt voller Dankbarkeit, das alles erleben zu dürfen. Das Unterrichten macht mir solchen Spaß. Am kommenden Dienstag habe ich meinen ersten Unterrichtsbesuch – ich bin gespannt.

Die Kinder und die Frau waren nun also eine knappe Woche bei meinen Schwiegereltern. Die zweite Tochter verträgt sowas leider nicht ganz so souverän, wie ich es mir teilweise wünschen würde. Sie fragte auch schon in unserem neuen zu Hause, wann wir denn man wieder in Dresden übernachten würden. Vielleicht braucht sie doch nochmal eine extra Verabschiedung von unserer alten Wohnung. Für die kommenden Pfingstferien haben sich schon etliche Freunde angemeldet, die uns im neuen Domizil besuchen kommen wollen. Also es ist immer etwas los.

Jedenfalls verträgt die erste Tochter den Aufenthalt bei den Schwiegereltern besser als die zweite. Das war nicht immer so. Ich habe keine Ahnung, woran es wirklich liegt, zumal die Schwiegereltern undheimlich bemüht und total lieb sind. Doch als die erste Tochter noch kleiner war, gab es Situationen, in denen sie sich weigerte, dort zu übernachten – sie trixten wir dann aus, indem wir sie mit dem Kinderwagen in den Schlaf schuckelten und dann doch in Freital blieben.

Die zweite Tochter brachte es mit ihrem kleinen Dickschädel schon fertig, dass ich in einer Nacht- und Nebelaktion mit ihr den Heimweg antrat und wir mitten in der Nacht wieder nach Dresden fuhren, weil kein Weg dahinein führte, bei den Schwiegereltern zu bleiben. Sie nahm dazumal alles in Kauf, Hauptsache war, sie kommt heim und kann in ihrem Bett schlafen.

Solch eine vergleichbare Aktion hat nun auch die Frau mit ihr erlebt – allerdings mit dem Ergebnis, dass sie nicht mit der zweiten Tochter zu einem anderen Bett fahren kann, denn das steht nun 320km weiter nördlich. Mitten in der Nacht wird das zweite Kindlein wach und verlangt nach seinem Vater. Ja, aber wenn der Papa so weit weg ist, dann müssen wir da eben hin fahren - ist die Meinung der Tochter. Und wenn die Mama das nicht kann, mitten in der Nacht zu fahren, dann fragen wir eben mal den Onkel. Da stellte die Mama fest, dass es ja schon morgen war und der Papa ja schon heute kommen würde. Welch Freude bei dem Kind: dann können wir ja auf ihn warten!!! Ja, Mama, nicht einschlafen. Die Frau redete mit Engelszungen und wollte dem Kindlein klar machen, dass ich ja noch erst angereist komme. Na, aber dann können die beiden ja wohl mir entgegen gehen – Ansicht der Tochter. Was? Die Mama kann nicht so weit gehen? Dann will das Kind nun den Opa wecken, denn der ist auch ein Mann und kann so weite Strecken gehen.

Bis sich das Kind dazu bewegen lies, ins Bett mit zu kommen und dort sich hinzulegen – dabei alle Türen offen und überall Licht anlassen, damit sie mir gleich entgegen laufen können, wenn ich denn nun endlich erscheinen würde, dauerte gut eine Stunde. Dann im Bett war die nächtliche Quälerei für die Frau aber noch nicht überstanden. Nun wollte die zweite Tochter doch gerne Geschichten über mich hören, die die wegdriftende Mama nun zum Besten zu geben hätte. Immer wenn sie mit dem Reden aufhörte weil sie einschlief, wurde sie von dem wissbegierigen Kind wieder geweckt. Nach insgesamt zwei Stunden munterem Kindlein konnte die Frau dann nun endlich das Licht löschen und die Türen schließen und selbst ins Bett gehen. Am nächsten Morgen erwachte das Kind und war ob des eigenen Schlafes und meiner anhaltenden Abwesenheit alles andere als begeistert.

So ging es mir am Sonnabend auch fast, als ich nun die zweite Tochter ins Bett brachte und die Mama immer noch in Dresden das Auto belud. Wieso sich mit einem Elternteil begnügen, wenn man doch beide gerne hat? Bis sich das Kind zum Schlafen überreden lies, verging einiges an Zeit und dann sollte ich singen, streicheln – und zwar so! und dann auch noch die Hand festhalten. Eigentlich ist das Kind sehr pflegeleicht, denn sie weiß genau was sie will.

So zum Beispiel am Freitag das Eichhörnchen, was der Bruder am Straßenrand fand und aus Geigel den Kindern zeigte. Die erste Tochter betrachtete das tote Tier mit Interesse und dann war es für sie auch gut. Doch die zweite Tochter verliebte sich spontan in das Vieh und nu musste der Kadaver überall mit hin geschleppt werden. „Das Eihörnchen ist mein Lieblietier.“ Es durfte sich nochmal unsere ehemalige Wohnung anschauen, wurde mit in den Keller und an die Elbe genommen und durfte auch die Freundinnen der ersten Tochter kennen lernen. Unschön fand die zweite Tochter, dass das Tier in eine Plastetüte gepackt werden musste, sollte es mit dem Auto mitkommen müssen sollen. Sowas aber auch. Aber weil es wohl ein wenig Flüssigkeit verlor, ließen weder Onkel noch Mama mit sich reden und das kleine Eichhörnchen kuschelte sich in eine gemütliche Hülle aus schützender Plastik. Froh waren alle, als die zweite Tochter in Freital nicht darauf bestand, ihr Lieblingstier mit in das Bett zu nehmen.

Dafür durfte ich mir gestern die neusten Geschichten und Erlebnisse aus dem Kindergarten anhören, in dem es nun auch noch einen Opa gibt, der auf die Kinder aufpasst. Und einen Delphin und da hat sich auch die zweite Tochter ihren neuen Wackelzahn geholt und hat ein Loch im Zahn repariert gekriegt. Außerdem wird mir die ganze Geschichte der kleinen Meerjungfrau aus der Ich-Perspektive erzählt – sowas gibt es alles im Kindergarten. Auch ein „Lieblietal“, über das man hinweg fliegen kann und da sind ganz ganz viele Blumen.
Natürlich zeigte mir die erste Tochter stolz ihre erste Plombe und berichtete mir, wie toll das beim Zahnarzt war, denn nun tut der Zahn nicht mehr weh. Beim Bohren gab es Schmerzen, doch nun ist alles wieder schön und all das Braune ist auch weg. Nur wenn sehr Kaltes oder sehr Heißes an den reparierten Zahn kommt, würde es noch schmerzen. Ja, sage ich, nichts geht über gesunde Zähne!

Liebe Grüße

Euer Herr Gaigals

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Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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