30.12.2017
35. Woche
Das 1. Weihnachten
Wir wissen nun was die Zwillinge plagt und erhöhen den familiären Krankenstand. Trotzdem haben wir zusammen schöne Weihnachten.
Die 35. Lebenswoche lief bis zum 24.12.2017. Das erste Weihnachten für unsere Zwillinge und uns zu sechst. Bis dahin hatten wir noch knapp sieben Tage.
Begonnen haben wir die Woche mit einem vollen Schultag des Unterrichtens für meine Frau. Derweil habe ich mich mit unseren beiden Kleinsten abwechselnd im Wald und in der Cafeteria vergnügt. Als ich dann so da saß und meine kleinen Mädchen vergnügt über ihre Decke krabbelten, sprach mich eine ältere Dame an, die mich schon über mehrere Wochen beobachtet hatte. Für´s Beobachtet werden habe ich kein Gefühl. Jedenfalls erzählte sie mir, dass sie selbst eine Tochter habe. Und diese habe wieder eine Tochter, also eine Enkelin habe sie. Kurzum, wenn wir mal jemand zum Babysitten bräuchten, sollte ich sie nur ansprechen. Diese Cafeteria schlägt jede App und Suchplattform. Kontakte und Lebensgeschichten rauschen in Fülle durch den Raum. Eigentlich schade, dass bald Feiertage sind.
Bevor wir fuhren, durfte ich noch einen Gastauftritt in der Klasse meiner Frau hinlegen. Es war schön und so fuhren wir beschwingt gen Heimat. Am Anfang sagte ich noch nichts zu meiner Frau. Doch bald fiel ihr auf, dass sich mein Fahrstil geändert hatte. Das Anfahren fiel verzögert aus, der Motor brummte bei 50zig lauter als sonst und als sie fragte, schaute ich sie liebevoll an und meinte, dass die Kupplung nur noch den 2. und 3. Gang frei gibt. Voller Zuversicht sagte ich ihr, dass wir nach Hause kämen. So fuhren wir in die dunkler werdende Waldgegend mit frischer Zuversicht.
Die Lage in der Praxis meiner Frau entspannte sich, da ihr Angestellter wieder anwesend war. Die Pos unserer Kinder machten uns trotzdem noch Sorgen. Hinzu bekam meine Frau trockene, leicht schuppige Haut. Die zusätzlich noch gerötet schien. Am Dienstag holte ich meine große Tochter aus der Kita und sah gleich, dass es ihr nicht gut ging. Kaum gegessen hatte sie, wenig gespielt und dazu war sie noch sehr ruhig. Wir sollten mal schauen, da Ringelröteln in der Kita umgingen. Hey, vorzeitige Weihnachtsgeschenke! Und so war es dann auch. Am kommenden Tag bestätigte die Kinderärztin und beruhigte gleichzeitig. Jetzt seien sie nicht mehr ansteckend. Und da wir schon mal da waren, beantragten wir das Mengenrabattheft, bei dem der zehnte Besuch im Monat kostenlos, alternativ mit einem Glas Wasser belohnt wird und stellten unsere Zwillinge vor. Keine Ringelröteln. Dafür Pilze. Da können wir mit Windelalternativen, Feuchttücher, Wasser und Lappen auch nichts machen. Drei Kinder krank, die Frau wahrscheinlich auch mit Ringelröteln bedacht und trotzdem waren wir froh. Das liest sich komisch, aber Weihnachten stand vor der Tür und wir hatten noch etwas Erholungsphase. Außerdem gab es nichts zum Anstecken bei uns.
Zum Kinderarzt sind wir nochmal mit dem Auto gefahren. Selbst auf die Gefahr hin liegen zu bleiben, verkürzte sich die Strecke mit jedem Meter. Kaum waren wir in der Tiefgarage angekommen, wollte sich der Rückwärtsgang nicht mehr einlegen lassen. Das diese Art der Garagen auch immer so eng sein müssen. Nach kurzem erfolglosem Probieren kam mir eine Idee. Ich machte den Motor aus und versuchte dann den Gang einzulegen. Ein sauberes Knarzen und der Gang war drin. Herrlich. Es geht doch. Dreimal habe ich zum Einparken den Motor ausgemacht. Einen machte das ziemlich nervös. Es war die letzte Fahrt. Danach stand er einige Tage vor der Tür herum und kam in der nächsten Woche in die Werkstatt.
Nun hatte ich drei kranke Mädchen zu Hause und eine angeschlagene Ehefrau, die nun anfing ihre Termine abzusagen, oder in die kommende Woche zu verlegen. Natürlich nicht, ohne ihre Schüler für den 21.12. noch eine Reihe von Aufgaben zukommen zu lassen. Wahrscheinlich sollten sie sich so kurz vor Weihnachten nicht langweilen.
Unsere Große war ziemlich angeschlagen und sehr ruhig, suchte viel Nähe und mochte vorgelesen bekommen. Sie machte das ganz prima, mit ihren gut drei Jahren. Denn immer gingen die Zwillinge vor. Polly verlor in diesen Tagen ihr beständiges Lächeln und Lysanne brauchte ebenfalls unseren Zuspruch. Polly hatte es mehr erwischt. Ihr Pilz hatte sich auch im Mund breit gemacht. Da wir nun wussten woran wir waren und etwas dagegen unternehmen konnten, hofften wir nun auch, dass die Nächte besser werden würden.
Mittendrin erreichte mich noch ein Paket von Weleda. Ich habe ein wenig gebraucht um mir der Herkunft bewusst zu werden. Ein Geschenkset Calendula Babypflege und eine Windeltasche erfreuen nun die Eltern zweier acht Monate alter Zwillinge.
Zum Ende der Woche kam die Oma vorbei, um für zwei Stunden der Großen individuelle Fürsorge angedeihen zu lassen. Die wollte gleich ihren Bruder abholen und so zogen sie gemächlich los. Die gewonnene Zeit nutzten wir für die Babys, letzte Bestellungen und ein wenig Einkaufsplanung. Die Zeit verflog. So fingen wir an, immer mehr in den Abend und die Nacht zu verlagern. Die Geschenke mussten aufgebaut, oder und eingepackt werden. Die alte Couch sollte noch auf den Schrott. Eigentlich ist der Hof zur Entsorgung nicht weit. Doch seit unsere Sommerbaustelle bis ins Ungewisse verlängert wurde, geht der Umweg über eine Bundesstraße. Nun sahen wir uns beide an, meine Frau und ich. Couch da lassen und Planung zum Sitzen der ganzen Familie zum Heiligabend improvisieren, oder alles auf die Karte: Wir packen das!? Wir haben die Karte gezogen und sind nochmal Risiko gegangen. Meine Frau und ich hievten die Couch kurzerhand aufs Autodach. So bekam er doch nochmal eine extra Tour und ich besorgte Blicke, ob das gut geht. Und ich dachte mir, wenn schon Abenteuer mit ungewissem Ausgang in der Luft liegen, kann mein Sohn gleich mitkommen.
Auf dem Rückweg wollten wir gleich noch einen Weihnachtsbaum einladen. Alles lag auf dem Weg und so fuhren wir los. Nur an eines hatte ich nicht so recht gedacht. Und meine Frau hatte noch gefragt, ob ich nicht meinen Freund, der um die Ecke wohnt anrufen wolle. Wollte ich natürlich nicht. Heldenstatus teilt man(n) nicht. ;-) Ihre Frage ploppte nochmal auf, als ich mit der Couch auf dem Autodach vor dem Container stand, zu dem eine schmale Treppe führt. In der Sekunde, in der ich überlegt, wie ich das am Besten stemmen könne, kam ein orangegekleideter Mann mit leichtem Grinsen auf mich zu. Wir schauten uns in die Augen und ich erkannte, dass es ein mildes Lächeln war. „Stellen Sie das Ding einfach vor den Container. Wir wollen ja nicht noch einen Krankenwagen rufen, so kurz vor Weihnachten.“. Ich war ihm dankbar und spürte die besinnliche Zeit in meinem Herzen. Beflügelt von der Erleichterung, fing ich an, die Couch vom Dach zu lösen. Mein Sohn hatte mit seinem Handy viel zu tun und als ich bemerkte, dass es um Mädchen ging, lies ich ihn in Ruhe. Ich wusste, dass ich es nun allein schaffen würde. Tat ich. Aber es war knapp. Richtig knapp. In Zukunft teile ich meinen Heldenstatus und nicht nur mein Frühstück mit meinem Freund.
Der Baum auf dem Rückweg ging schnell und am Abend hatten wir fast alle Vorbereitungen abgeschlossen. Wir waren so gut, fanden wir. Am nächsten Tag traf mein Schwiegervater ein und wir fuhren mit einer halbwegs genesenden Familie zum Geburtstag meines Neffens, mit Bus und Bahn. Zuvor hatten wir sogar noch unser Wohnzimmer vollständig für den 24. hergerichtet. Die Feier war schön. Die Rückfahrt ging schnell und nur der Hunger plagte uns. So entschlossen wir uns für die schnelle Variante und bestellten uns Essen. Schnell und wenig Arbeit. Guter Gedanke. Naja, schnell ist Ansichtssache. Nach einer Stunde fragte ich freundlich nach und schon eine halbe Stunde später konnten wir unseren Heißhunger stillen.
Polly und Lysanne hatten viel erlebt, konnten aber schon besser schlafen. Wir waren nun bei zwei Stunden und vielleicht etwas mehr angekommen. Alle Veränderungen um sie herum und auch ihren neuen Platz im Wohnzimmer nahmen sie mit viel Neugier und Gebrabbel auf. Sie hatten freien Blick auf unseren Weihnachtsbaum, der direkt neben ihnen stand und auf das gesamte Geschehen. Das gefiel ihnen gut. Inzwischen können sie schon zwei Buchstaben deutlich aussprechen und brabbeln wieder mehr, seit es ihnen besser geht. Irgendwann zum Frühstück, als sie wieder zwei Buchstabenreihen bildeten, kam Polly Papa über die Lippen. Ja, ich habe es gehört und mein Sohn auch. Selbstverständlich waren nicht alle so aufmerksam wie wir und so entstand eine Diskussion um die Deutungshoheit gesprochener Buchstaben. Papa hat sie gesagt. Toll!
Zum Kaffee trinken und Plätzchen essen kam meine Familie hinzu und unsere erweiterte Tafel erwies sich auch als Zukunftstauglich. Danach brachen wir nochmal auf und während die gesamte Familie dem Krippenspiel folgte, fuhr ich mit meinen Kleinsten, die sich für´s Schlafen entschieden hatten, durch die Gegend. Nach unserer Rückkehr dauerte es nicht mehr lange, bevor ein in Rot gekleideter weißbärtiger Mann die zu beschenkenden um Lieder und Gedicht bat. Mit großen Augen und auf dem Schoß folgte Polly dem Geschehen. Lysanne schaute aus ihrem Laufstall zu.
Mit großen Kinderaugen im Kerzenlicht beschlossen wir Tag und Woche.
Alles Gute und viel Spaß,
Daniel
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