14.10.2012
5. Woche
Schöne Momente
Vom Tanzen, von Hunden, dem Familienbett und einem perfekten Tag.
Der Wackelzahn wackelt, will aber noch nicht raus, obwohl der Bleibende sich schon dahinter durch das Zahnfleisch der ersten Tochter drückt.
Diese hat das Familienbett nun verlassen. Sie hatte sich die letzten Nächte auf meine Matratze zurück gezogen, wollte beim Einschlafen nicht mehr gestreichelt oder massiert werden und schlief so ein bisschen abseits der ganzen Familie. Ja und gestern früh beschloss sie nun, sich im Kinderzimmer oben im Doppelstockbett ein „Schlafbett“ einzurichten und es vor der kleinen Schwester zu sichern. Sie schleppte alle Kuscheltiere und Puppen da hoch, warf alle Decken und Kissen runter, ließ ihre Decke und ihr Kissen hochlegen und sicherte die Leiter mit ihrem alten Stillkissen. Sie hat sich da ein urgemütliches Nest eingerichtet.
Gestern Abend nun die Überlegung, wie die Mama sie ins Bett bringen könnte. Da es der Frau aber sowieso nicht so gut ging, brachte sie die zweite Tochter ins Bett und ich die erste. Dazu durfte ich mich unten ins Bett legen und aus einem Buch vorlesen, derweil die Tochter einschlief. Wir Eltern sind ja so stolz auf die erste Tochter. Hihi. Und auch heute beabsichtigt sie, wieder in ihrem Bett allein zu schlafen, obwohl sie dreimal in der Nacht wach wurde. Beim ersten Mal fiel ihr ein, dass wir Eltern ja mit ihr zusammen in der Wohnung seien und so konnte sie wieder einschlafen. Beim zweiten Mal sah sie, dass es noch dunkel sei und schlief deshalb weiter. Beim dritten Mal merkte sie, dass sie immer noch müde sei und daher beschloss, einfach weiter zu schlafen.
Die Kinder ziehen also tatsächlich dann aus dem Familienbett aus, wenn es für sie Zeit ist. Die Befürchtung, dass sie es nie tun, ist also unbegründet. Doch so zu dritt in dem riesen Bett zu schlafen, kommt mir nun ein bisschen sehr ungewohnt vor. Aber dass sie im Moment nicht bei uns schlafen will, muss ja noch nichts heißen. Es kann auch genau so gut sein, dass sie irgendwann für eine Zeit wieder mit in unser Bett möchte.
Ich hätte es mir nicht träumen lassen, dass es sowas schönes wie ein Familienbett gibt. Eine Freundin empfahl mir in der ersten Schwangerschaft der Frau das Buch “Geborgene Babys“. Eine andere Freundin meinte dazu, es sei das Buch, in dem alles so einfach klingen würde, was aber natürlich so nicht sei. Doch ich machte die Erfahrung, dass Kindererziehung eine Frage der Einstellung ist. Die verschiedenen grundlegenden Umgangsformen, die in dem Buch beschrieben wurden, helfen einem aber wirklich, entspannter mit Kindern zu leben. Was mir sehr geholfen hat, ist der Rat gewesen, auf mein Gefühl zu hören. Gerade im Umgang mit Kindern sollte das Herz eine deutlich höhere Gewichtung haben, als der Verstand. Und das ist gar nicht mal so einfach.
Die zweite Tochter hat heute ihren ersten vollstaendigen Satz gesagt, den wir auch so sagen würden: “Wo ist meine Puppe?“ Der erste Satz von ihr, den wir als solchen verstanden, war: “Baby-Piep-Piep ohoh!“ als sie einen kleinen toten Vogel sah. Was ich heute noch bei der zweiten Tochter spannend fand war, dass sie einen Hund weit entfernt auf der Elbwiese sah und diesmal nicht meinte, es sei ein kleiner Hund “Baby-Wauwau“, sondern feststellte, dass sie einen großen Hund gesehen hätte: “ohö Wauwau“. Dazu zeigte sie, wie groß der Hund war, indem sie die gesamte Spannweite ihrer Arme nutze.
Malen ist bei uns zur Zeit unheimlich angesagt. Während die erste Tochter begeistert ist, gegenständlich zu malen, produziert die zweite Tochter Bilder im Akkord. Manchmal reicht ihr auch nur ein Kringel auf dem Blatt und dann ist es ein Ball, ein Vogel oder eben “Kacki“ - der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Nur die erste Tochter findet in diesem Fall, dass Qualität über Quantität gehen würde und ihre kleine Schwester wurde ja sowieso nur Krickelkrackel malen. Ich weiß noch, wie sehr sie selbst unter diesem Urteil der Kindergartenkinder vor zwei Jahren litt. Der zweiten Tochter macht das nichts aus. Sie kommt zu mir mit einem Stapel ihrer Werke und schenkt ihn mir mir den Worten “Kickelkackel“ oder auch “zickzack“ und ist sehr zufrieden damit.
Was sie auch sehr mag, ist es, sich in Tiere zu verwandeln. Zu der Standard-Mau ist nun auch noch ein Frosch, ein Tiger, ein Löwe und manchmal auch ein kleiner Hund gekommen. Dabei können die Tiere verschiedene akrobatische Tricks. Der Frosch zum Beispiel hüpft so, das er eher an eine Breakdance-Figur, denn an ein Tier erinnert.
Leider hat das zweite Kind sein Bedürfnis nach Ausscheidung mit der Windel verknüpft. Wenn ich mir die Werbung ansehe und da schon fast schulpflichtige Kinder tolle Windelhosen ankriegen, dann wird mir immer ganz anders. Nun hab ich selbst ein zweijähriges Kind, das statt dem Töpfchen lieber seine Windel will. Ein Trost hierbei ist mir aber wie so oft, dass mit 18 sie sowas bestimmt nicht mehr machen wird.
Gestern war ich mit den beiden Mädels zum Tag der offenen Tür in der örtlichen Hochschule für Tanz. Das war für die beiden ein großer Spaß, denn es gab nicht nur die Möglichkeit, bei den öffentlichen Proben der Schüler und Studenten zuzusehen, sondern auch bei verschiedenen Angeboten selbst mitzutanzen. Das war auch das, was die erste Tochter am meisten begeisterte. Beide schauten aber auch fasziniert dem klassischen Tanz und dem modernen und den Improvisationen zu.
Im Anschluss fuhren wir mit der Parkeisenbahn zur anderen Seite des Großen Gartens, aßen beim Arnold-Bad vor dem Dynamo-Stadion ein Softeis und schlenderten dann nach Hause. Auf dem Weg kamen wir am Skaterplatz vorbei und während die zweite Tochter auf dem Rücken im Tragetuch schlief, machte ich mit der ersten Tochter eine Pause und wir schauten den Skatern, Bikern und Rollern beim üben zu. Ich bin beeindruckt, was die so alles können. Mit dem schlafenden Kind auf dem Rücken und dem laufenden an der Hand ging ich dann an der Elbe nach Hause. Dort gab es Abendbrot und danach schauten wir uns alle zusammen noch einen Bullerbü-Film an und kuschelten auf dem Sofa. Danach schliefen die Kinder superschnell ein und so endete ein perfekter Tag.
Euch allen eine schöne Woche,
euer Herr Gaigals
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