22.10.2012
6. Woche
Der Zahn ist draußen!
Vom Lesen, Wandern und Besuchern. Und von Pika.
In der vergangenen Nacht fiel er einfach raus und die erste Tochter behielt ihn noch im Mund, bis sie ihn uns heute früh zeigen konnte. Sie ist unheimlich stolz und weiß von Freunden, dass er unter das Kopfkissen gelegt in der kommenden Nacht verschwindet und von der Zahnfee gegen ein Geschenk getauscht wird. Obwohl ich ihr gegenüber eine andere Ansicht vertrete, lässt sie sich nicht beirren und freut sich schon auf den kommenden Morgen.
Diese Woche war ein bissl irre. Erst wurde die Frau krank und ich durfte mich um die Kinder kümmern und dann wurde ich krank und konnte nicht einmal zur Vereinssitzung des Kindergartens gehen. Was mich besonders ärgerte war, dass es endlich mal wieder ein richtiges sonniges Hoch gab. Ich liebe das Wetter, wie es in der vergangenen Woche war: sonnig und nicht zu heiß. Das, was ich im Sommer vermisste, durfte ich nun vom Bett aus mir anschauen. Die Kinder brachten herrliche Herbstsachen mit nach Hause: Zweige mit Beeren und lauter bunte Blätter. Die leuchten in den schönsten Farben in der Sonne. Ja, da wird mein Herz vom Fernweh gepackt.
Am Freitag kam meine älteste Freundin mit ihrer 12-jährigen Tochter uns besuchen. So nutzte ich die Möglichkeit, gleich am Sonnabend mit den Kindern in die Sächsische Schweiz zu fahren und über den Rauenstein zu laufen. Es ist eine richtig gute Kinderrunde. Wir fuhren mit dem Zug nach Rathen und wählten diesen kleinen Kurort als Start- und Endpunkt unserer Wanderung. Für sehr kleine Wanderfreunde kann der Kammweg nur in einer Richtung begangen werden: von Stadt Wehlen nach Rathen oder andesrum.
Ich wollte aber den Felsen Pudel besuchen und mir den Weg am Fuße des Rauensteins anschauen. So gingen wir einen Rundweg. Mich erstaunt immer wieder, dass die Kinder das Wandern so schön mitmachen. Die erste Tochter ist jetzt zwar in dem Alter, in dem das Ningeln und Schimpfen unterwegs Einzug hält, doch hatte sie unheimlich Spaß am Ende und freut sich auf die nächste Wanderung. Trotzdem liegt es nun an mir, ob ich mir in der Natur Stress oder Erholung gönnen möchte. So gern, wie ich sie mitnehme und gemeinsame schöne Erlebnisse mit ihr habe, so sehr will ich sie auch nicht zu etwas zwingen und ich überlege immer wieder aufs Neue, ob ich sie nicht lieber doch zu Hause lassen sollte.
Wir haben unterwgs sehr nette Leute aus Berlin getroffen, die ein längeres Wochenende für die Sächsische Schweiz nutzen. Wir fanden Pilze, kehrten in der Berggaststätte ein, nutzen die verschiedensten Aussichten und kamen erschöpft, erfüllt und glücklich am Abend wieder bei den Frauen an, die schon ein schönes Abendbrot bereitet hatten. Unterwegs gab es nur einmal eine etwas brenzlige Situation: die Zwölfjährige lief mit der ersten Tochter gerne vor und dann warteten sie unterwegs auf mich und die zweite Tochter, die (fast) den ganzen Kammweg alleine lief.
Auf einmal waren die beiden fort. An keiner Weggabelung auf keiner Bank hinter keinem Stein die Kinder, die uns erschrecken wollen. Ich ging also davon aus, dass sie irgendwie schon zum Bahnhof gegenagen sein müssen, weil der Weg den wir gingen den Hinweg kreuzte. Ich bin also meinen Weg zuende gegangen und fand am Bahnhof keins der Mädels. Zum Glück hatte das ältere Kind ihr Handy dabei und ich besorgte mir vom Vater per Anruf die Nummer, erreichte sie und wir verabredeten uns am Bahnhof. Sie hatten wirklich den Hinweg auch als Rückweg genutzt und dann doch kurz vor dem Ende der Natur auf einer Bank gewartet. So kamen die beiden Mädchen aber glücklich angeschlendert und alles war in bester Ordnung. Der mordernen Telekommunikation sei dank.
Die Vor- und Nachteile, die der Kunst des Lesens mächtige Kinder so mit sich bringen war für mich aber auch an diesem Tag deutlich zu merken. Die Kinder fanden den Weg zum Bahnhof ohne Probleme: alles bestens ausgeschildert. Aber die Zwölfjährige laß unentwegt unterwegs ein mitgebrachtes Buch, was mich sehr an einen Ausflug mit meinem 14jährigen Neffen erinnerte, der kaum in der Natur angekommen, sich die Ohrstöpsel reinsteckte und nicht mehr ansprechbar war. Aber auch finanzielle Auswirkungen kann es haben: meine Kinder waren in der Berggaststätte erst mit einem Stück Kirschkuchen zufrieden. Dann las die Zwölfjährige die Karte vor uns dann wollten alle den Apfelstrudel mit Eis und Sahne für den doppelten Preis haben...
Gestern nun fuhr meine Freundin mit ihrer Tochter wieder und die erste Tochter war so traurig. Sie hat die Zwölfjährige richtig dolle gern und freut sich auch, wenn ihre Patentante sie besucht. Dafür trafen wir uns am Nachmittag mit ihrer anderen Patin, die wiederrum ihr anderes Patenkind mitbrachte. Wir schlenderten zum Rosengarten. saßen dort in der Sonne und schleckerten lecker Eis. Als es Zeit für den Mittagsschlaf der zweiten Tochter war, fuhr ich sie im Kinderwagen durch die Gegend, bis sie einschlief. Dann lagen wir auf der Heuwiese an der Elbe und ließen die Sonne unsere Bäuche wärmen. Als sie dann schon tiefer stand und die Schatten der mächtigen Eichen größer und größer wurden, gingen wir noch auf Schatzsuche: vier Geocaches fanden wir.
Heute nun ist die erste Tochter von der Frau in den Kindergarten gebracht worden. Ich bin mit der zweiten Tochter zu Hause und tippe den Blog, während sich das Kind vorbereitet, nach draußen zu gehen. Am Donnerstag hat de Frau ihre letzte Prüfung und verbringt bis dahin die Tage noch in der Bibliothek. Und ich werde jetzt mit der zweiten Tochter das nebeliege Herbstwetter erleben gehen.
Ich wünsche euch eine schöne Herbstwoche
euer Herr Gaigals
Nachwort: die zweite Tochter sagt zu spitzen Dingen "Pika". Sie will die Gabel von der Oma gereicht haben und sagt: "Omi, Pika!" Belehrt die Oma: "Das heißt Ga - bel." Das Kind berichtigend: "Pi - ka."
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