väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

07.01.2013 16. Woche
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Drunter und drüber

Überdrehte Kinder, schwache Frauen - und geklaute Räder
So furchtbar, wie das Jahr 2012 aufhörte, so fing auch das Jahr 2013 an. Die Frau ist immernoch gelb und wird voraussichtlich morgen, spätestens Mittwoch in eine Spezialklinik gebracht, die über 60 km entfernt ist. Na toll, das wird ein Spaß, wenn ich sie mit den Kindern besuchen will. Auch einfach mal vorbeischnicken, ist dann leider nicht möglich. Der heutige Arztbesuch war so furchtbar (die Schwestern hatten am ersten Sprechstundentag nach dem Jahreswechsel einen enormen Andrang zu bewältigen und da kann auch mal ein Versehen stattfinden...), dass die Frau völlig entkräftet von mir abgeholt werden musste.

Durch eine bettlägerige Frau fällt eine der wesentlichen Arbeitskräfte des Haushalts weg und kommt noch ein zusätzlicher Pflegefall hinzu. Damit wir wenigstens ein wenig Hilfe bekommen, habe ich am Wochenende mit dem geborgten Auto meines Schwiegervaters meine Mutter geholt und so können wir nun die Kinder von der Oma bespaßen lassen. Seid gestern sind wir alle wieder bei uns zu Hause und lassen die Schwiegereltern in Ruhe.

Eigentlich wollte ich schon am Freitag in den Norden fahren, meine Mutter zu holen. Doch hatte wegen dem Tauwetter in den Höhenlagen mein Schwiegervatter Bereitschaftsdienst und so kam ich erst am Sonnabend los. Die zweite Tochter hatte mitbekommen, dass ich die Oma holen wollte und wegzufahren plante. Die erste Tochter wollte in der Nacht vom Freitag auf Sonnabend bei der Mama schlafen und so quartierte ich mich im Gästezimmer meiner Schwiegereltern ein. Am Sonnabendmorgen kam ich die Treppe hoch in die Küche und begegnete der zweiten Tochter, die auf dem Weg ins Bad war und wurde von ihr freudig begrüßt: "Papa, du wieder da. Und Oma Derda auch wieder da, mittommen"

Als ich heute früh meiner Mutter zu trinken anbot, fragte ich: "Mutti, möchtest du einen Tee?" Daraufhin die zweite Tochter völlig erstaunt und nachdenklich zu ihrer Oma: "DU heißt Mutti?" Obwohl ihr eigentlich klar ist, wer zu Besuch ist: "Oma ist Papa-Mama." Ja im Schwedischen heißen die Großeltern ja auch entsprechend. So überlegte sich das zweite Kind auch, dass die Oma Uschi die Großmutter sei. Als sie dann von der Frau in diesem Sachverhalt leicht korrigiert wurde, sagte sie nach kurzem Nachdenken: "Ja, Droßmutter UrUschi." Als die erste Tochter zwei Jahre alt war, sagte sie zu ihrer Urgroßmutter "Oma Puschi" - wegen den Schuhen, die sie damals trug.

Die Auswirkungen des Aufenthaltes bei meinen lieben Schwiegereltern, machen sich nun bemerkbar. Die erste Tochter mag unser Essen im Moment nicht mehr und fordert ihr schmeckendes ein: ein Honigbrot, eine Honigmilch, Essen außerhalb der Tischzeiten ... Jetzt sollte sie ins Bett, weil ich sie morgen wieder in den Kindergarten bringen möchte, da kann sie nicht schlafen und ist noch hungrig. Für mich ist das Thema "Essen" auch ein rotes Tuch und ich kann da leider nicht so ruhig bleiben, wie ich es mir wünschen würde. So mache ich doch aber Essen zu einem Thema bei den Kindern. Das ist schon wieder eine Spirale, aus der ich nicht heraus komme.

Die zweite Tochter kam heute in die Küche, schnappte sich ein Messer und meinte: "Papa, ich dir helfen." Dann machte sie sich über die Zwiebeln her. Dass sie mir hilft und auch einige andere Sätze der zweiten Tochter, klingen mir im Herzen mehr, als nur jetzt mal die Zwiebeln zu schälen. Ich kann das nicht richtig ausdrücken und unter der Gefahr der Wiederholung ist es vielleicht doch so, wie es ein weiser Mann mal feststellte, dass das eine Kind uns an die Grenzen führt, damit wir wachsen können und das andere Kind uns in unserem Weg unterstützt, damit es nicht zu schwer wird, sich weiter zu entwickeln.

In diesem Kontext kann auch das Gespräch der Kinder gesehen werden, bei dem die erste Tochter der zweiten vorhielt: "Du wurdest ja vom Klapperstorch gebracht." und sich die zweite Tochter wehrte: "Nein du Tlapperstorch." Darauf die erste: "Nein ich komme aus Mamas Bauch. Du wurdest aber vom Klapperstorch gebracht." und die zweite Tochter erklärte: "Nein, ich Papa Bauch." So da haben wirs. Sie ist ja auch schon ein "droßer Junge" und "Ich werde ein Mann" stellte sie ja auch schon fest.

Große Traurigkeit herrscht leider auch in der Familie: der ersten Tochter Fahrrad wurde in der Silvesternacht aus dem Treppenhaus geklaut. Ich bin so wütend. Ich kann das kaum in Worte fassen. Aber statt die Verwünschungen und Flüche, die ich innerlich für den Täter übrig habe auszusprechen und aufzuschreiben, habe ich ihn per Aushang wissen lassen, dass er ein kleines Mädchen damit sehr unglücklich macht und ich wünsche ihm, dass seiner kleinen Tochter das nie passieren möge und dass er nicht in die Situation kommen möge, seiner kleinen Prinzessin zu erklären, warum jemand ihre Sachen wegnimmt, obwohl die ihm ja nicht gehören.

Es kostete mich mehrere Anläufe, solch ein Schreiben mit meinen anderen Gefühlen im Bauch zu verfassen, doch ich habe es geschafft und meine es auch ernst. Dass ich weiterhin stocksauer bin, spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle und ich hoffe, dass trotz des netten Aushangs oder erst recht deswegen, das Fahrrad zurückkommen möge. Seit wir hier wohnen, wurde der Frau ihr süßes altrosa Damenrad aus DDR-Zeiten geklaut (aus dem Fahrradkeller), dann borgte sie sich mein teures Peugeot-Rad mit Kinder-Stangen-Sitz (das wurde ihr über Nacht aus dem Fahrradständer vor dem Haus geklaut), dann wurde mir mein Mopped, das ich gerade aufmotzen ließ dierekt vor dem Haus geklaut und jetzt das Kinderrad. Davon, dass mir am Fahrrad schon der Sattel abgebaut wurde und diverse Kleinteile wie Radmuttern (ich hebe das Rad an, um los zu fahren, rollte das Vorderrad weg, hing aber noch an der Bremse), Bremse oder Licht abgeschraubt wurden, will ich jetzt nicht noch genauer erzählen. Fazit: ES NERVT !!!

Eine Sache, die mir in der Vorweihnachtszeit passiert ist und die ich etwas sehr rührend finde, war als ich mit der zweiten Tochter einkaufen war und ich sie in der Spielecke für den Einkauf abstellte und ihr sagte, ich würde sie wieder abholen und ginge nun Weihnachtsgeschenke kaufen, die sie nicht sehen sollte (sonst klappt das für einen Einkauf locker, wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, zumal die Kids uns eigentlich im Laden leicht finden können). Kaum war ich eine Treppe höher, da hörte ich auch schon mein Kind etwas traurig nach mir rufen: "Papa, Papa!" Ich ging wieder runter und konnte den unteren Verkaufsraum gut überblicken: da stand mein Kind vor vielen vielen Leuten (alle drei Kassen der VG waren geöffnet und die Leute standen dicht bei dicht) und davor, mit einem gewissen Abstand stand mein kleines Zwerglein und hielt ein Plüschschaf im Arm und rief nach mir. Wie war sie erleichtert, als ich zu ihr kam.

Morgen also der erste Kindergartentag nach den Ferien und ich bin gespannt, ob ich es aus dem Bette schaffe. Nun ist der Vater verstärkt gefragt und ich habe ja auch noch meine Mutter im Schlepptau. Wie es dann mit Krankenhaus etc. wird, werde ich demnächst berichten.

Möge das Jahr 2013 besser sein, als sein Anfang bei uns.
Liebe Grüße
euer Herr Gaigals

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Kommentare von Lesern:

 
Kathrin, UK:
08.01.2013 15:02
Alles Gute fuer deine Frau und dass das neue Jahr besser werden moege als es anfing....
Liebe Gruesse

Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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