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03.02.2013 20. Woche
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Schuleingangsuntersuchung

Von der Beurteilung des Kindes, Pilzinfektionen und Schleudertrauma
Am Freitag war ich mit der ersten Tochter beim Jugend- und Kinderärztlichen Dienst hier in Dresden gewesen, um die Schultauglichkeit des Kindes zu ermitteln. Die gute Nachricht ist: die erste Tochter ist schultauglich. Ja und das war es auch schon, was es von dieser Untersuchung Positives zu berichten gibt. Naja, die Leute dort waren sehr nett und gaben sich alle Mühe und die Tochter kann gut hören und sehen und es gab keine solch heftige Diskussion übers Impfen, wie ich es erwartet hatte.

Ich bin kein Freund von externen Standards, nach denen die menschliche Entwicklung abzulaufen hat. Denn wenn da etwas nicht erfüllt wird, wie es einer Skala entspricht, dann wird nicht die Skala in Frage gestellt, sondern der Schluss ist, es würde etwas mit dem Kind nicht stimmen.

So hängt die erste Tochter begründet durch die fehlende Vorschule im Waldkindergarten mit ihrer feinmotorischen Entwicklung total hinterher. Dass sie in diesem Bereich noch ein größeres Entwicklungspotential hat, als manch ihre Freundinnen sehe ich auch, aber deswegen muss ich jetzt nicht nachdenken, was mit dem Kind nicht stimmt und wo ich als Elternteil versagt habe. Denn das bedeutet, ich habe etwas mit ihr zu tun, was das Kind ja offenbar von sich aus nicht schafft. Dabei ist meine Sicht auf Kinder, dass sie so, wie sie sind, richtig sind. Vielfalt ist das Zauberwort.

Nunja, die erste Tochter ist feinmotorisch so weit, wie eine Zweijährige - nach Ansicht der Ärztin, was sie auch vor dem Kind und ihrer zweijährigen Schwester mir erzählte. Die Tochter sieht in diesem Umstand zum Glück nicht solch Problem wie ich (dass das Auswertungsgespräch vor dem Kind geführt wurde). Dann wurde mit mir eine Liste von lustigen Maßnahmen durchgegangen, was ich alles mit dem Kinde machen könne, damit es seine Feinmotorik bitte besser schulen könne: sie beim Kuchenbacken Teig kneten lassen - machen wir; sie mit Stiften zu Hause malen lassen - machen wir; nicht immer nur den Standardstift nehmen, sondern verschiedene Stiftformen und -größen - machen wir; sie auch mal mit Fingermalfarben malen lassen - machen wir; sie mal was ausschneiden lassen - machen wir; sie mal was kleben lassen - machen wir, sie mal Kollagen erstellen lassen - machen wir...!!! Also wenn wir diese ganzen Maßnahmen machen, dann muss doch was mit dem Kind nicht in Ordnung sein, oder?

Wie fragwürdig solche externen Entwicklungsmaßgaben sind, sieht man an dem Zusammenhang zwischen der Freiheit innerhalb eines Systems und den vorgegebenen Werten, denen zu entsprechen ist. In der einen deutschen Diktatur wurden "arische" Idealmaße als Standard gesetzt, in der anderen wurden Babys nach Stoppuhr und Wage gestillt und gefüttert. Und heute? Heute gibt es Schulen, die einen individuelleren Weg der Kinder zulassen wollen. Das ist aber bisher die Ausnahme und nicht die Regel. Dabei hätte der Ärztin auffallen können, wie obsolet diese Skalen doch sind. Sie untersuchte die Tochter, die dazu ihren Oberkörper freizumachen hatte. Dann sagte die Ärztin zu mir, dass ich wohl ein recht schlankes Kind hätte, das jedoch ja gesund und munter sei und dem es ja ganz augenscheinlich gut gehe. Dann fiel ihr ein, dass sie noch nicht den BMI abgefragt hätte. Ja und als dieser ausgerechnet war, war das Ergebnis so, dass es dem Kind auf einmal schlecht gehen müsse.

Dann wurde ich aufgeklärt, dass ein Kind bitte nicht vegetarisch und erst recht nicht vegan ernährt zu werden hätte, dass es bitte ausreichend zu Essen bekommen solle, nicht hungern darf und wir vielleicht zu einer hochkallorischen Ernährung für die Tochter übergehen sollten. Das ging so eine ganze Zeit. Von eben alles in Ordnung zu "huhuhu...alles ganz furchtbar".

Ich verstehe, warum nach der Gesundheit und dem Entwicklungsstand der Kinder geschaut wird. Und trotzdem fallen immer wieder Kinder durch das Raster. Doch wenn so auf die Familie geschaut wird, empfinde ich das zu persönlich, einmischend und aufdringlich. Hier fehlt doch ein gesunder Abstand, in dem sich die Familie frei entwickeln kann.

Die Tochter einer Freundin wurde jetzt als "Sonderschulkind" eingestuft, weil sie sich weigerte, bei der Untersuchung mit zu machen. Sie entsprach damit überhaupt nicht der Norm. Gerald Hüther hat dafür einige Ideen und Vorschläge, wie das Schulsystem verändert werden könne, um solchen normalen Kindern auch einen Platz einzuräumen, ohne sie stigmatisieren zu müssen.

Der ersten Tochter sind solche Überlegungen schnurz. Sie freut sich, dass sie nun "schultauglich" erklärt wurde. Das war mir aber auch schon vorher klar.

Auf eine andere Sache ist die erste Tochter in dieser Woche noch sehr stolz. Sie kann jetzt "Problem" sagen. Denn das bereitet ihr kein "Ploblem" mehr.

Die zweite Tochter ist unheimlich krank. Sie hat einen sehr verpilzten Mund und leidet starke Schmerzen. Seid gestern ist sie wieder fröhlich und spielt mehr, als dass sie vor Unwohlsein weinen muss. Als sie die Tage etwas sehr Altkluges zur Frau sagte, wunderte ich mich über die Fähigkeiten, die solch kleine Menschen schon haben. Daraufhin sagte die zweite Tochter: "Ja, und solch kleine Menschen haben auch alle einen Bauch." Hob den Pulli und präsentierte mir den ihren.

Ich für meinen Fall durfte am Dienstag der zweiten Tochter als Airbag dienen, als die Straßenbahn plötzlich eine Gefahrenbremsung durchführte - die erste in der Geschichte meiner Straßenbahnmitfahrkarriere. Mich hat es so zwischen die Sitze geschleudert, dass ich davon ein Schleudertrauma 1. Grades davon trug. Dieses wurde mir am Dienstag Abend innerhalb von vier Stunden in der Notambulanz des Krankenhauses attestiert. Na toll.

Die Frau ist immer noch sehr schwach. Weil sie keine Hepatitis A oder E hat, mussten wir dem Kindergarten nun ein Attest vorlegen, was dieses bescheinigt. Solches ist in der Regel kostenpflichtig. Hätte ich nichts im Kindergarten von Ikterus und Hepatitis gesagt, hätten wir nix vorlegen brauchen. Wie bitte um alles in der Welt will man denn dem Infektionsschutzgesetz entsprechen wollen? Demnach sind Mitglieder einer Wohngemeinschaft von dem Aufenthalt in einer Kindertageseinrichtung ausgeschlossen, bei deren Mitbewohner der Verdacht auf unter anderem auf Hepatitis A oder E besteht. Das bedeutet doch, dass nun immer die Kindergärtnerinnen und Kindergärtner die Kinder zu interviewen haben, ob ihre Eltern und Geschwister auch gesund seien, oder? So ein Quatsch. Reicht es nicht, wenn man etwas hat, dann zu reagieren? Natürlich kann dann schon etwas passiert sein. Aber einen Verdacht kann man schlecht zerstreuen, wenn es nichts gibt und man auch nicht weiß, was es denn sein sollte. So meinte der Kindergärtner zur Frau, als diese ihm erklärte, die Ärzte wüssten nicht, was sie denn hätte: "Na um so wichtiger ist doch der Attest, damit wir wissen was es ist." ...

Mein Bruder ist noch bei uns und unterstützt uns nach Leibeskräften. Bei der zweiten Tochter machte es da heute klick: "Papa, das ist dein Bruder? Mein Onkel? Er ist noch da und hilft." Ja, vielen Dank.

Heute waren wir mit Freunden im Café Aha Mittagessen. Das war mal eine sehr willkommene Abwechslung von unserem hier kränklichen Familienalltag.

Euch allen gute Gesundheit! Sie ist so wichtig.

Herzliche Grüße
euer Herr Gaigals

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Kommentare von Lesern:

 
Meike, Kassel:
04.02.2013 19:48
Diese ganzen feinmotorischen Fähigkeiten, die die Ärztin aufgezählt hat, macht meine zweijährige Tochter (und deine bestimmt auch) -außer mit der Schere schneiden- schon. Müssen Schulkinder müssen denn nicht schon ganz andere Sachen drauf haben wie einen Ball mit einer Hand fangen oder Schiffchen falten?

Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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