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02.12.2012 11. Woche
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Erster Advent

Von Perfektionismus, gesundheitlichen Problemen und den Möglichkeiten, selbst leckere Dinge herzustellen - und natürlich von Skyfall.
Heute war das Frühstück wieder perfekt. Und da ich mir ein perfektes Frühstück zubereiten kann, sind in diesem meine Erwartungen auch darauf ausgerichtet und ich gebe mich mit weniger (leider) nicht zufrieden. In anderen Lebenslagen sind perfekte Ansprüche unheimlich störend und können sich problematisch erweisen. Oft stehe ich mir dann selbst im Weg. Und die erste Tochter hat manchmal auch solche Anwandlungen, wenn zum Beispiel das Bild nicht so gelingt, wie sie es sich wünscht. Das gibt sie dann gerne an die kleine Schwester weiter, indem sie ihre Bilder auch noch bewertet.

Gewohnheit spielt bei vielen Dingen aber auch eine Rolle. So hat heute zum Beispiel die Frau von sich aus das "festliche Bläserkonzert zur Weihnacht" angemacht, obwohl sie es als wir uns kennen lernten nicht leiden mochte. Die zweite Tochter sagt neuerdings "mag nich". Eigentlich sagt sie jetzt alles, bis auf Zischlaute, sie ist aber erfinderisch, was deren Ersatz betrifft. Und die erste Tochter war in dieser Woche bei der Probestunde in der Schule, wo festgestellt wurde, dass sie drei Sachen noch üben kann: - den Stift mit drei Fingern halten, - Richtungsangaben (oben, unten, links, rechts) und - Mengenverständnis.

Mir wurde von der Familie heute mal wieder gesagt, dass ich die ganze Zeit immer nur meckern würde. Dabei mache ich das gar nicht. Etwas passiert, was ich nicht gut finde und wenn ich das ausdrücke, dann wird das als Meckern empfunden und das macht mich dann traurig und dann ist die Stimmung geknickt. Ein Beispiel: die erste Tochter will ein Honigbrötchen, die zweite Tochter will ein Honigbrötchen und ich will mir ein Butterbrötchen schmieren. Als ich nun dran bin, will die erste Tochter ein zweites Honigbrötchen, da sie das erste schon verdrückt hat. Ich sage ihr, dass ich selbst mir jetzt erstmal ein Brötchen mache und es dann auch essen werde. Sie ist geknickt. Vermeintlich tröstend, zumindest Alternativen aufzeigend sage ich ihr, sie kann es sich doch selbst schmieren - sie kann es zumindest. Und das kam meckernd und sie lief schnell aufs Sofa und musste da weinen. Dann gab es in der Familie am Frühstückstisch nun die Überlegung, wie oft ich denn so meckern würde. Und dabei ergab sich, dass ich viel zu viel mecker.

In solchen Momenten hält die zweite Tochter wenigstens zu mir und erinnert die Familie, dass ich doch König sei. Das war ihre Idee vorgestern im Bett. Da meinte sie, ich sei der König. Und alle anderen auch. Sie wollte, dass wir alle König sind und ich habe die "Tone" auf. Also ich bin der "dicke König", die Mama ist "König" und sie selbst ist "Baby-König". Ihre Schwester sollte auch "König" sein, die will aber lieber eine Prinzessin sein. Das Verständnis der Kinder füreinander und die unterschiedlichen Wünsche ist in diesem Punkt nicht gegeben. Die eine meint, Prinzessin sei doch besser und dann gibt es doch noch das gegenderte Wort für König und die andere meint "Du auch König!" und kann nicht nachvollziehen, dass die Schwester das nicht so toll findet.

Ein mangelndes Verständnis haben meine Töchter auch für meine Begeisterung, Apfelsinenschalen vor Kerzen so zusammen zu drücken, dass die etherischen Öle der Schale in der Kerzenflamme verpuffend verbrennen. Das macht mir eine riesige Freude und ist den Kindern unheimlich. Obwohl ich es versuchte, ihnen ohne Überraschungseffekt nahe zu bringen, können sie dem kaum etwas abgewinnen. Wie die zweite Tochter auf plötzliches Feuer reagiert, ist ja bekannt: sie sitzt mit mir am Tisch und ich will eine Kerze anzünden und ratsche das Streichholz an. Ihre Reaktion bestand in einem erschreckten "Ohoh!" und *pust* genau so, dass die Flamme erlischt. Die Ablehnung der Kinder meinem Orangenschalentrick gegenüber, tut meiner Freude daran aber kaum einen Abbruch, nur hätte ich es gerne geteilt.

Kürzlich kam die erste Tochter von einer Freundin und berichtete ganz genau, wie die Käseherstellung funktioniert. Es wurde in einem Film gezeigt und sie hatte sich alles gemerkt. Nun besorgten die Eltern der Freundin Lab in der Apotheke und haben ihren eigenen Frischkäse hergestellt. Wir durften auch etwas von der "Alpenrose" bekommen und haben so unseren eigenen Käse gemacht. Es wurden aus vier Litern Rohmilch demeter-Qualität sechs große Mozzarella-Kugeln. Eine haben wir etwas reifen lassen, doch da uns es lieber war, haben wir sie alle in dieser Woche aufgemampft.

Mein selbstgemachter Met ist eigentlich ganz gut geworden. Er sollte zwar noch die spundvolle Nachgärung genießen dürfen, doch die wird er wohl nicht erleben. Ich habe einige Anfängerfehler gemacht. Die lagen darin, dass Met früher durch Spontangärung entstand und ich daher dachte einfach mit Wasser versetzter Honig und Reinzuchthefe dazu würde ausreichen. Leider ist dem nicht wirklich so. Der braucht noch ne Nährlösung für die Hefe, eine Säureeinstellung des Ansatzes und etwas, an dem sich die Hefe absetzten kann, wenn sie denn ausfällen möchte. Nun habe ich eher einen heftigen Hefeweißen, der aber trotzdem schmeckt und Wirkung hat.

Da fällt mir ein, dass ich "Skyfall" unheimlich gut finde, auch wenn ein Wechsel von M für mich sehr bedauerlich ist, aber der Ersatz für Judi Dench in Person Ralph Fiennes doch gut getroffen ist. Ja und Javier Bardem ist ein so genialer Bösewicht und gruselig wie selten einer, der als Antagonist meiner Meinung nach sogar an den Joker von Heath Ledger reicht. Die Frau sah Bond als gutes Popcorn-Kino, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie meint "The Dark Knight Rises" stellt Bond in den Schatten. Recht hat sie. Bei mir vielleicht wegen der abgehalfterten Bond-Einstellung. Wer will schon einen heruntergekommenen Bond sehen, auch wenn das schön mit Moneypenny auf die Schippe genommen wird. Überhaupt ist der aktuelle Bond ein schönes Beispiel dafür, dass es Filmen ganz gut tut, wenn sie sich selbst nicht so ernst nehmen. Also ich liebe Bond nach wie vor und Craig als ebensolchen nach wie vor. Ach, wie ich mich freue, mit meinen Kindern gute Filme schauen zu können. Dann werde ich die ganze Zeit mit denen meine DVD-Sammlung hoch und runter schauen und von vorne bis hintern und wieder zurück, bis ihnen alles aus den Ohren kommt. Wenn meine Kinder mit "Matrix" oder "Pulp Fiction" konfrontiert werden, werden sie nicht an Müll oder ein Koordinatensystem denken, sondern das mit spitzenmäßigen Filmklassikern assoziieren.

Als ich mit der Frau im Kino war, war sie schon ganz gelb. Am Montag war sie beim Arzt und der vermutet, dass es eine Hepatits A sei. Alles in allem hat sie das also jetzt schon über zwei Wochen. Und die erste Tochter hat einen üblen Rotz seit drei Wochen. Nur die zweite Tochter ist gesund und fit. Bei mir krabbelt es auch etwas im Rachen. Dafür machen wir es uns gemütlich und produzieren leckere Sachen.

Die Martinshörnchen sind in dieser Woche nach wie vor hoch im Kurs. In der letzten Woche war in der Waldorfschule Martinsfest. Dabei gibt es abends als Abschluss einen Laternenumzug von der Schule hinunter zum Feuerplatz, an dem gesungen wird und Martinshörnchen geteilt werden. Es ist traumhaft, die Laternenschlange in der Dunkelheit sich den Parkhang hinunter schlängeln zu sehen. Und ab Mittwoch gibt es schon den Weihnachtsmarkt bei uns vor dem Haus, auch alle anderen großen der Stadt haben schon geöffnet.

Trotzdem kam der Advent für uns etwas zu schnell. Letzte Woche war noch Herbst und nun ist schon Winter. Nur vom Gefühl her versteht sich - und von den Temperaturen. Advent hat was mit Lichtern, Tannengrün und Schneesternen zu tun. Dabei ist noch vier Wochen lang die Jahreszeit Herbst und dann ist schon Weihnachten und das liegt nunmal im Winter, oder? Ich komme damit jedesmal ein wenig durcheinander. Also der Dezember ist eineindeutig dem Winter bei mir zugeschrieben - und den Wechsel habe ich verpasst. Die erste Tochter war gestern bei ihren Großeltern und so konnten wir nicht zusammen alles adventlich gestalten - das ist heute dran. Herrnhuter Stern basteln, Adventskranz binden und Schneesterne ausschneiden und Girlanden basten und diese dann aufhängen. Hach, ich liebe es.

An dieser Stelle möchte ich mich bei euch Lesern bedanken. Ich sehe mich zwar nicht in der Lage, auf die geschilderten Erlebnisse und Kommentare einzeln zu reagieren, doch ist es wohltuend zu lesen, dass ihr an meinen Schilderungen teil habt. Vielen Dank.

Ich wünsche euch allen eine besinnliche Adventszeit. Ich möchte gerne etwas zur Ruhe kommen und hoffe, dass wir als Familie jetzt noch enger zusammenrücken. Ich grüße euch herzlich

Euer Herr Gaigals

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Kommentare von Lesern:

 
Meike, Kassel:
03.12.2012 20:13
Ich war letztes Mal schon überrascht, dass du dir überhaupt den neuen Bond anguckst, wo du sonst immer mal wieder von Reizüberflutung sprichst. Bei Filmen scheint das wohl nicht so schlimm zu sein.

Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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