väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

23.12.2012 14. Woche
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Wir sind Sonnenkönigin!

Von Schnee und Regen, der Wintersonnenwende, dem vierten Advent und den bevorstehenden Feiertagen
Eben klingelte es Sturm an der Tür und dann kam der Postbote und brachte ein Paket. Sowas, da müssen die armen Leut jetzt auch noch am vierten Adventsonntag arbeiten, damit alle Geschenke zur rechten Zeit da sind. Er fand das nicht witzig, morgen auch noch arbeiten zu müssen. Das wundert mich wiederum: der heilige Abend ist Arbeitstag, zumindest ein halber und eben erst der Abend ist heilig ;)

Die Kinder sind ganz aus dem Häuschen und freuen sich, wie die erste Tochter es sagt, auf das "tolle Weihnachtsfest". Sie tanzen und singen den ganzen Tag und da die Frau auf dem Krankenlager ihre Ruhe braucht und ich beim Blog-Schreiben auch, baut die zweite Tochter Türen vor die Sofas. Sie stellt zwei große Kissen vor die Sofas und sagt: "Tür, du schlafen!" und "Tür, du Ruhe!" - ach schön.

Obwohl es draußen grau in grau ist und regnet, schneit es jeden Tag bei uns - die zweite Tochter hat das Papierschneiden für sich entdeckt. Ganz kleine Schnipsel liegen auf dem Teppich und eigentlich inzwischen überall und dann sind manche auch noch mit "Leim" bestrichen und kleben an Socken, Hausschuhen und den nackten Füßen...

Eben haben wir unser ausgedehntes Adventsfrühstück beendet und die Frau liegt mit dem Leberwickel auf dem Bett und die Kinder haben ihre Kalender kontrolliert und sind so aufgeregt, was in den ganzen Paketen drinnen ist, die wir bekommen haben. Ich möchte jedes Weihnachten entsprechende Post verschicken. Habe es aber nur einmal geschafft, als es im Advent geschneit hatte und die erste Tochter als kleiner roter Wichtel auf den Elbwiesen herumspazierte und im Hintergrund die Frauenkirche zu sehen war. Also ein idealtypisches Weihnachtsbild und dieses Foto als Weihnachtskarte gab es dann mal für den ganzen großen Clan.

Ich bin gerade unheimlich erstaunt, wie es sich entwickelt, wenn die erste Tochter personalisiertes Radio hört. Ich habe es ihr eingerichtet, mit vor allem den Liedern, die sie so gerne bei uns mit hört und vor allem die, die sie auf den Kinderplatten am liebsten mag. Alle Kinderlieder, die ich mag werden weiter gedrückt und das, was ich nicht unbedingt als so kindertauglich ansehe, das hört sie mit großer Vorliebe. Als Beispiel: dicke Bäckerfrau (hört sie auf CD sehr gerne) - zack weg. Ebenso Gerhard Schöne oder Kindertechno. Aber OK von Farin Urlaub, One night stand von BelaB und Nino de Angelo mit seinem Tabaluga-Part, der sehr schlagerlastig ist, das wird begeistert angehört. Zum Glück empfindet sie Josephina von Yellow Umbrella auch als Tanzmusik, ebenso wie ABBA und schon bin ich wieder versöhnt.

Derweil die zweite Tochter ihre Tierparaden weiterbaut. Sie ist an sich unheimlich ordnungsliebend und kümmert sich auch sehr um Strukturen, die sie gut leiden mag. So war sie sehr entrüstet, als sich neulich die erste Tochter über mich ärgernd sehr unfreundlich über mich äußerte und ihr Tochtersein in Frage stellte. Oh, da fühlte sich die Zweijährige berufen, alles wieder in die gewohnte Ordnung zu bringen und sich unheimlich mit Nachdruck für mich einzusetzen. So sehr, dass der Konflikt sich auf die Schwestern ausweitete und ich dann als weises Oberhaupt der Familie klärend eingreifen musste. ;-) Als sie noch kleiner war, da mussten auch alle Deckel auf die entsprechenden Gefäße immer wieder drauf. Etwas Offenes mit dem Deckel daneben, war für die zweite Tochter ein großer Graus.

Die erste Tochter sieht jedoch, dass die kleine Schwester, klein sei und so ergab sich heute morgen im Bett ein sehr schönes Gespräch zwischen den beiden Schwestern: "Ich auch Tinderdarten." "Nein, du bist noch zu klein." "Nein, ich auch Tinderdarten. Ich droße Tind." "Ja, du bist ein großes Kind, aber nicht groß genug für den Kindergarten. Du bist so groß, dass du noch in die Kinderkrippe gehen musst. Du kannst noch nicht in den Kindergarten gehen." "Doch, ich droße Tind, ich Tinderdarten." - das ging noch eine ganze Weile so weiter.

Und das bringt uns thematisch zu diesem Adventsblog: Im Kindergarten der ersten Tochter wird zur Wintersonnenwende diese gefeiert. Der kürzeste Tag und die längste Nacht wird dadurch symbolisiert, dass in der Jahreszeiten-Spirale die vier Jahreszeiten-Kerzen von dem vorher zu wählenden Sonnenkönigskind ausgepustet werden, dann das Licht der Mitte der Spirale genommen wird oder an diesem eine Kerze entzündet wird, mit der dann das Wintersonnenwende-Feuer am Feuerplatz entflammt wird. Also, so wie ich es verstanden habe, steht die zentrale Spiralenkerze für das Leben als solches und symbolisiert den Neuanfang des Jahreskreises, steht für die nun wieder länger werdenden Tage und die Hoffnung, auf ein Licht in der dunklen Jahreszeit. Im Kindergarten wird das Sonnenkönigskind aus den werdenden Schulkindern des nächsten Jahres gewählt. Es gibt lauter leckere kleine Kekse und in nur einem sind zwei Nüsse mit eingebacken. Und in diesem Jahr gab es besonders viele Schulanfänger - sechs an der Zahl. So hatten wir das große Glück, dass die erste Tochter den Nusskeks gezogen hatte. Andere Kinder waren doch recht traurig. Sie müssen auf das eine Jahr warten, in dem sie an der Verlosung teilnehmen dürfen und dann wird man es nicht. Autsch.

Als Sonnenkönigin gibts eine Sonnen-Kronen-Mütze und einen leuchtend gelben Umhang und dann gings los: Kerzen auspusten, Laterne an der Kerze in der Mitte entzünden, die Prozession zum Lagerfeuerplatz anführen und dort das Feuer entzünden. Hach, was war ich stolz auf mein Kind. Ich muss auch eingestehen, dass ich ein entsprechendes Gebet vorher sprach, bei dem mich das Gefühl der Verwirklichung durchströmte. Ja und das zweite Kind auf meinem Arm wollte auch so gerne Sonnenkönigin sein und daher auch zum Kindergarten gehen. Es wollte auch durch den dunklen Wald selbst laufen und nicht im Kinderwagen gefahren werden. Ich sage zu ihm, dass ich es aber dann doch in den Wagen setzen werde: "Wir wollen doch ganz schnell zum Feuerplatz kommen und äh ..." "Essen!"

Das gehört zu allen Festen dazu: was wundervolles spachteln. Das Angebot im Finnischen Dorf des Weihnachtsmarktes vor unserem Haus, eine Flammlachs-Filetseite für 25,- EUR gibt es nun schon seit Freitag nicht mehr. Fand ich persönlich echt gut. Das Filet wog um ein Kilo und ist eine echte Spezialität, für die ich die Finnen liebe. Also im kommenden Jahr müssen wir das selbst machen. Dann werden wir hier wohl nicht mehr wohnen, sondern da, wohin mich das Referendariat verschlägt.

Vier Feiertage am Stück. Das ist auch eine Herausforderung. Ich freue mich auf die Feiern. Euch alle eine gesegnete Weihnachtszeit und neben dem Trubel auch besinnliche Stunden im Kreise eurer Lieben oder wie ihr auch immer feiern mögt

Euer Herr Gaigals

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Tagebuch Herr Gaigals

Herr Gaigals
Alter: 36
Wohnort: bei Dresden
Beruf: Krankenpfleger und zukünftig Lehrer
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 2 Töchter, 5 und 2 Jahre
Letzter Eintrag: 30.09.2013

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