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Wünsche, Wirklichkeit und volle Windeln


Väter in ihrer neuen RolleBild: Litha

Fünf Väter trafen sich, um mit uns und miteinander über ihre Erfahrungen zu sprechen. Die kleine Runde bot eine Überraschung. So unterschiedlich die Väter auch waren, der eine Oberarzt, der andere Koch, einer Student, einer Abteilungsleiter und einer Erzieher, in vielen Punkten ließen sich erstaunliche Parallelen entdecken. Und eines zog sich wie ein roter Faden durch das gesamte Gespräch: Die Liebe zu den Kindern und der eigene Anspruch, ein guter Vater zu sein.

väterzeit: Hat das hohe Engagement für Ihre Kinder berufliche Konsequenzen und was sagen die Kollegen dazu?

Markus: Man muss immer wieder Prioritäten setzen. Bei den größeren Mädchen hatte ich noch nicht die Freiheit, das Angebot der Erziehungs- bzw. Elternzeit zu nutzen. Ehrlich gesagt, hab ich da auch noch nicht so über die Wertigkeit nachgedacht. Jetzt sind die Voraussetzungen allerdings anders. Ich habe inzwischen einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Das spielt eine Rolle. Dass man über ein gesundes Selbstbewusstsein und einen sicheren Stand verfügt. Ich habe mit der Zeit ein breites Kreuz und ein dickes Fell bekommen. Was die Kollegen betrifft, die waren eher skeptisch. Bei uns hat gerade ein Chefwechsel stattgefunden. Einige fragten mich, ob ich nicht Angst hätte, gerade in einer solchen Umbruchphase eine Auszeit zu nehmen. Wie schnell könne man heute auf dem Abstellgleis landen. Sehe ich aber nicht so. Ich weiß, was ich kann und dass ich gebraucht werde. Meine Patienten wissen auch Bescheid. Die finden es großteils alle toll. Trotzdem spüre ich eine gewisse Skepsis. Bei den Männern übrigens mehr, als bei Frauen.

"Meine Karriere war mir immer sehr wichtig"

Andreas: Also an Selbstbewusstsein fehlt es mir bestimmt nicht. Meine Karriere war mir aber immer sehr wichtig und meine Frau und ich waren uns von Anfang an darin einig, dass sie zu Hause bleibt und ich das Geld verdiene. In unserem Verlag herrschen strenge Hierarchien und meine jetzige Position hätte ich nie bekommen, wenn ich meine Familie offensichtlich zu sehr in den Vordergrund gestellt hätte.

Patrick: Da geht’s mir ja wirklich besser. Ich arbeite ebenso, wie meine Frau, die auch Erzieherin ist, in einem typischen Frauenberuf. Durchaus ein Vorteil. Von meinen Kollegen bekomme ich vollste Unterstützung. Die sind alle sehr sozial und selber Eltern. Als Hauptverdiener kann ich nicht mehr als zwei Monate in Anspruch nehmen. Mir ist es wichtig, meine Tochter einen - wenn auch nur kleinen - Lebensabschnitt ganz besonders intensiv zu begleiten.

Karsten: Bei Lilly war ich zwei Jahre zu Hause und bei Jonna nahm ich gleich die acht Wochen direkt nach der Geburt. Als ich mich für zwei Jahre Erziehungsurlaub entschied, hatte ich keinen Fulltime-Job. Es war auch eine materielle Entscheidung, meine Frau verdiente als Lehrerin mehr als ich. Ich arbeitete in einer pädagogischen Einrichtung und meine Kollegen fanden es klasse. Unsere Freunde haben ohnehin eine ähnliche Einstellung wie wir. Rückblickend muss ich sagen, dass die Entscheidung eher von den eigenen Familien kritisch hinterfragt wurde.

"Das war eine große Herausforderung"

Sinnan: Studenten haben andere Probleme. Meine Frau und ich haben zwei Wochen nach der Geburt wieder die Vorlesungen besucht. Das war eine große Herausforderung, die Prüfungen mit Baby zu schaffen. Wir haben Glück, dass Salem so ein liebes Kind ist. Der Schlafentzug hatte aber Folgen: Wir sind beide schlechter geworden! Uns stand natürlich viel weniger Lernzeit zur Verfügung als unseren Kommilitonen. Früher haben wir gern Kurse gemeinsam belegt. Da ist uns vieles leichter gefallen. Der eine hat den anderen mitgezogen.

Patrick: Mich würde mal interessieren, wie Karsten die zwei Jahre zu Hause erlebt hat.

"Auf den Spielplätzen war ich eine gern gesehene Ausnahme".

Karsten: Ehrlich gesagt, hatte ich’s mir einfacher vorgestellt. So richtig bilderbuchmäßig: Das Kind spielt friedlich auf dem Teppich, während man mal eben ganz nebenbei die Wohnung macht und sich später gemütlich mit Freunden trifft. Da klafften Wunsch und Wirklichkeit mitunter ganz schön auseinander. Ich habe in dieser Zeit alles gemacht, was Mütter immer schon per se gemacht haben. Das gesamte Haushaltsmanagement eben. Von Boden wischen bis Windeln wechseln. Auf den Spielplätzen war ich natürlich eine gern gesehene Ausnahme und wurde von den anderen Müttern wohlwollend angenommen. (lacht) Das habe ich schon genossen. Ich war auch stolz darauf, dass es Situationen gab, da wollte Lilly nur zu mir auf den Arm. Es entsteht eine innige Bindung, die sich mit weniger Zeit so leicht nicht aufbauen lässt. Das war eine unglaublich schöne Erfahrung, so sehr von meinem Kind gebraucht zu werden. Lilly und ich waren (und sind) ein eingespieltes Team. Kinder brauchen einfach intensive Zeit. Ausgehen fällt oft weg. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man später immer noch ins Kino und Theater gehen kann. Aber verpasste Augenblicke mit den Kindern sind nicht wiederholbar. Der Ehrlichkeit halber muss ich euch aber sagen, dass ich mich nach anderthalb Jahren schon darauf gefreut, demnächst wieder zu arbeiten.

Teil 1

Hat das hohe Engagement für Ihre Kinder berufliche Konsequenzen und was sagen die Kollegen dazu?

Teil 2

Wie verbinden Sie Ihr Elternsein mit der Partnerschaft?

Teil 3

Wie sehen Sie sich selbst in Ihrer Vaterrolle?
Welchen Wunsch habt Ihr für die Zukunft mit Euren Kindern?

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