väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

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Pflegeeltern, ein Mittelweg?

Im Gegensatz zur Adoption, bei der das Kind rechtlich zum eigenen Kind wird, sorgen Pflegeeltern für ein Kind, das gesetzlich und manchmal auch emotional das Kind seiner Eltern bleibt. Sie sind Vertragspartner des Jugendamtes und erhalten deshalb auch praktische und finanzielle Unterstützung. Mit der leiblichen Familie soll im Interesse des Pflegekindes nach Möglichkeit aktiv zusammengearbeitet werden, bis sich die Situation der leiblichen Familie - hoffentlich - entscheidend gebessert hat, sodass das Kind zurückkehren kann. Weil Säuglinge und Kleinkinder allerdings eine feste Bindung zu den Pflegeeltern eingehen, bleiben diese bis auf Ausnahmefällen in ihrer neuen Familie.

Ein zur Pflege gegebenes Kind kommt aus Verhältnissen, die eben nicht kindgerecht waren. Entsprechend wird höchstwahrscheinlich seine psychische und vielleicht auch physische Verfassung und Entwicklung sein. Deshalb wird in den meisten Fällen durch ein Pflegekind das bisherige Familienleben ganz schön durcheinander gerüttelt werden. Doch wer das meistern kann, schenkt einem kleinen Menschen das Wichtigste in seiner Kindheit: Sicherheit, Geborgenheit und Liebe in einer schweren Krisensituation - und erspart ihm das Kinderheim als einzige Alternative. Pflegeeltern haben keine leichte Zeit, aber nicht selten haben sie einem liebenswerten Menschen wieder auf den Weg geholfen, als er am hilflosesten war.

Vater eines Adoptivkinds - auf ihn kommt es an!

Nur als Adoptiv- oder Pflegeeltern haben die Väter die Möglichkeit, chancengleich mit der Mutter an den Start zu gehen; denn beide waren mit diesem Kind nicht schwanger (auch wenn die Frau das Adoptivkind stillt, was tatsächlich machbar ist).
Väter sind wichtige Identifikationspersonen, die Orientierung geben, die Autorität vertreten und auch mal den Sparringpartner machen. Genau hier sind sie gefragt wie nie, denn gerade ältere Adoptiv- und Pflegekinder kommen oft aus schwierigen Verhältnissen ohne verlässliche Führung, dafür aber um so mehr mit Gewalt-Erfahrungen durch Männer ihrer leiblichen Familie. Man kann kaum ermessen, wie wichtig für diese Kinder eine positive Erfahrung mit dem Pflege- bzw. Adoptivvater ist: jemand, der gewaltfrei handelt und dennoch seine Autorität durchsetzt, jemand, mit dem man sich auch auseinandersetzen darf, ohne zurückgewiesen oder angegriffen zu werden. Diese Erfahrungen werden das Kind ein Leben lang positiv prägen.

Ein eigenes Kind - durch Adoption


Die Qual der Wahl

Nur Adoptionseltern können sich ihr Kind selbst aussuchen - und wer kann solch eine Entscheidung leichten Herzens fällen?
  • Ein Säugling?
Ein kleines Baby, gerade ein paar Tage alt, knuddelig und duftend, wer wünscht sich das nicht? Man würde alle großen und kleinen Momente der ersten Wochen miterleben und vor allem für sein Adoptivkind gestalten können. Es wäre fast so, wie wenn man ein ganz eigenes bekommen hätte. Leider kommen auf ein Baby zehn wartende Eltern; das beschert den werdenden Eltern eine harte Geduldsprobe. Zudem melden sich die Mütter nur selten vorher an, die ihr Kind nach der Geburt zur Adoption freigeben werden. Dann muss plötzlich alles ganz schnell gehen: Über Nacht stellt sich durch den kleinen Säugling auf einmal das Leben auf den Kopf. Aber warum sollte es Adoptiveltern diesbezüglich anders gehen als anderen Eltern?
  • Ein älteres Kind?
Andererseits… warten viele kleine Kinder ebenso sehnsüchtig wie hoffnungslos in den Kinderheimen auf ein neues, (diesmal) liebevolles und sicheres Zuhause. Sie alle bringen bestimmt keine leichte Vorgeschichte mit. Außerdem stecken sie schon in Entwicklungsphasen, die erzieherisches Handeln seitens der Eltern verlangen - im Gegensatz zu einem Baby, dass zuerst "nur" geliebt und umsorgt werden muss. Dafür können größere Kinder sich schon mitteilen und gehen vielleicht schon in den Kindergarten oder in die Schule.
Bei Adoptivkindern kann man nach den Charakteren Ausschau halten, die am besten zu einem passen: leise und zurückhaltend oder mutiger Draufgänger, vielleicht sogar äußerlich den neuen Eltern eher ähnlich.
Auch wenn einem beim Besuch im Kinderheim das Elternherz bluten wird angesichts von so viel Sehnsucht in so kleinen Gesichtern: Es sollte besser nicht nur das Mitleid entscheiden, denn damit allein steht die neue Eltern-Kind-Beziehung schlecht die kommenden obligatorischen Krisen durch.
  • Mädchen oder Junge?
Mädchen sind einerseits als Zicken verschrien, andererseits gelten sie als einfühlsamer, fürsorglicher und fleißiger in der Schule. Jungen haben ihren Ruf als Raufbolde und Zappelphilippe weg, seien aber unkomplizierter und zudem begnadete Fußballer. Geschlechterunterschiede sind nicht von der Hand zu weisen, dennoch ist ein prüfender Blick auf die Charaktereigenschaften des Kindes wahrscheinlich sehr viel aufschlussreicher, als auf die Klischeebilder über sein Geschlecht.

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