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Sex in der Schwangerschaft


Sex in der SchwangerschaftBild: sanwen - photocase.com

Kondome und Pille sind überflüssig und auch die Monatsregel stellt kein natürliches Hindernis für die schönste Nebensache der Welt mehr dar. Und dennoch haben viele keinen Bock auf Lust in der Schwangerschaft. Väterzeit erklärt Ursachen für und Wege aus dem Dilemma, zum Beispiel die besten Stellungen während der Schwangerschaft.

Alle Uhren stehen auf "Sex"


In der Theorie gibt es kaum eine bessere Zeitspanne um Sex zu haben, als die Schwangerschaft. Kondome, Pille und andere Verhütungsmethoden? Braucht man nicht. Komplexe in Sachen Männlichkeit? Vom Tisch gefegt, die Potenz ist (frauen-)ärztlich attestiert. Körperliche Veränderungen? Ist doch super, diese ganze Fülle geballter Weiblichkeit. Monatsregel? Die "rote Lola" macht neun Monate Urlaub. Warum also überhaupt noch das Bett verlassen?

Zum Beispiel um sich zu erbrechen. Denn gerade im ersten Drittel der Schwangerschaft, in dem der, fälschlicherweise oft als "Hindernis" in Sachen Sex bewertete, Bauch noch gar nicht zu sehen ist, verändert sich der Körper der Frau, nicht immer nur mit positiven Begleiterscheinungen. Übelkeit, Erschöpfung, Schmerzen lassen nur wenig Spielraum für erotische Tagträume. Wer trotzdem nicht auf die schönste Nebensache der Welt verzichten will, muss einen Riecher für den richtigen Zeitpunkt entwickeln. Und nur wenige wollen verzichten: Denn das Lustgefühl der Männer ist in den ersten Monaten der Schwangerschaft ihrer Partnerinnen meist stark gesteigert.

Alles neu, alles schwierig


Warum auch nicht: Männlicher als jetzt kann sich ein Mann selten fühlen. Doch schnell zeigt sich: so einfach ist das alles nicht mehr. Die gewachsenen Brüste sind zwar ein echter Blickfang, müssen aber mit Bedacht behandelt werden. Dass der Wachstumsschub mit Schmerzen und Spannungen verbunden ist muss ebenso berücksichtigt werden, wie der sich verändernde Hormonhaushalt der Frau. So kann die eben noch vor Lust stöhnende Geliebte plötzlich in Tränen ausbrechen oder gänzlich keine Lust mehr haben. Zudem sind die Geschlechtsorgane der Frau weitaus sensibler, Schamlippen und Nippel viel reizempfindlicher. Altbewährte Methoden, wie man seine Liebste am besten verwöhnt, funktionieren plötzlich nicht mehr. Das sorgt für Verunsicherung - und nichts ist unerotischer als ein unsicherer Mann.

Sex in der Schwangerschaft bedeutet daher vor allem: Vorsicht. Die ist das A und führt zum großen O. Die Frau will behutsamer angefasst werden, vielleicht auch nur kuscheln und streicheln. Das kann eine ganz neue Erfahrung sein und wer sich darauf einlässt kann eine ganz andere Art von Sex und Zärtlichkeit erleben. Und keine Sorge: im zweiten Drittel der Schwangerschaft hat die Frau wieder mehr Lust. Meist sind die Beschwerden der ersten drei Monate gelindert oder die Frau hat sich mit Ihnen arrangiert. Wer sich nach den ersten drei Monaten körperlich benachteiligt fühlt, kann dies jetzt nachholen. Eine (eher) unkomplizierte Phase, für die dasselbe gilt wie in den ersten drei Monaten: Rücksicht, Vorsicht, Aufmerksamkeit. Spaß macht, was ihr gefällt.

Bauch- oder Kopfsache


Ab der Hälfte der Schwangerschaft, spätestens aber im zweiten Drittel, ist er da: der Bauch. Gespannt und rund, täglich wachsend. Für viele Nicht-werdende-Väter eine alles andere als erotische Angelegenheit, doch für werdende Väter strahlt die hochschwangere Frau einen besonderen sexuellen Reiz aus. Doch gerade jetzt, in der Zeit der optischen Präsenz des kommenden Babys, wird die Sache mit dem Sex scheinbar kompliziert. Meist steht aber nicht der Bauch zwischen der intimen Zweisamkeit, sondern der Kopf.

Grund genug, mit einigen Mythen über das Thema aufzuräumen: Nein, regelmäßiger Sex in der frühen Schwangerschaft erhöht nicht das Risiko einer Fehlgeburt. Nein, der Penis kann das Kind nicht verletzen oder es anderweitig in Bedrängnis bringen. Zwar wirkt der Orgasmus der Frau bis in die Gebärmutter, mehr als eine kurzfristig weniger stark durchblutete Plazenta hat das aber nicht zur Folge. Tatsächlich trainiert das sogar den Kreislauf des Babys. Und nein, Sex kann auch nicht zu einer Frühgeburt führen. Das im Sperma enthaltene Hormon Prostaglandin wirkt zwar Wehen fördernd, allerdings ist die enthaltene Menge sehr gering. Maximal in den Tagen vor dem Geburtstermin kann dieser Umstand sich förderlich auswirken und ist sogar sehr erwünscht. Solange Arzt und Hebamme nicht abraten, beispielsweise wegen Blutungen, sollte der Bauch dem Sex nicht im Wege stehen.

Stellungswechsel


Oder doch? Selbst wenn der Bauch psychisch keine Blockadehaltung begründen kann, physisch kann er es allemal. Eine bequeme Stellung zu finden ist da gar nicht so leicht. Und nichts ist weniger Lust fördernd, als sich bei der schönsten Nebensache der Welt an den gemeinsamen Aufbau eines Ikea-Regals erinnert zu fühlen. "Nein, nicht so. So!", "Vielleicht sollten wir es andersherum probieren", "Lass mich mal machen!", "Au, pass doch auf". Des Deutschen Lieblingsstellung à la Missionar scheidet von vorneherein aus, da man dabei auf dem Bauch der Partnerin liegen würde.

Deshalb: Besser die Löffelchen-Position, gerne auch mal als Schwangeren-Stellung bezeichnet. Beide liegen auf der Seite, er dringt von hinten in Sie ein. Oder sie sitzt auf ihm - ob nun mit Gesicht oder Rücken zum Partner. Ganz aus dem Auge und damit aus dem Sinn ist der Bauch, wenn Sie auf allen vieren vor ihm kniet. Es gibt mehr als genug Stellungen, der Schwangerschaftsbauch ist nicht wirklich ein Hindernis. Und diese sollte man beim gemeinsamen ins-Bett-steigen im Kopf haben, ansonsten - Ikea-Regal.

Das Problem mit der Rücksicht


Damit es so weit kommt, sollten sich Mann wie Frau eines bewusst sein: Der Grund für kalte Laken ist oft nicht bei zuwenig, sondern zu viel Liebe zu finden. Beide Partner möchten besonders viel Rücksicht auf die Situation des Partners nehmen, was in einem Dilemma enden kann. Der Mann möchte seine ohnehin schon körperlich beanspruchte Frau nicht noch mehr bedrängen, will sein Bedürfnis nach Sex hinten anstellen. Die Frau hingegen hat oft Angst vor Zurückweisung, da ihr Körper vollkommen verändert ist und fühlt sich in der Rolle der Verführerin sichtlich unwohl.

Die Initiative muss daher öfter von Seite des Mannes ergriffen werden. Wenn die Frau keine Lust hat, sollte man sich davon nicht kränken lassen. Wie man es dreht und wendet, an einem führt kein Weg vorbei. Gemeinsam über das Ding mit dem Sex reden, Wünsche und Sehnsüchte anzusprechen und das Bett (oder Sofa) wieder anwärmen. Hat ja auch früher geklappt, sonst wären beide nur schwerlich in ihrer momentanen Situation.

Karsten Frei

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