22.11.2011
37. Woche
Karate-Kids
neuer Holzfußboden; Elternbesuch; Topman und kein Ende; Weihnachtsgeschenke
Gerade sitze ich im Schaufenster eines Cafés in Broadway Market, eine ganze trendige Straße im Londoner Osten. Finn und Josh sind beim Karate und ich habe diese Gelegenheit beim Schopf ergriffen, um schnell für eine Tasse Kaffe auszubüchsen. Und natürlich meinen nächsten Tagebucheintrag zu schreiben. So ganz faulenzen, kann ich dann doch nicht.
Gerade sind meine Eltern zu Besuch und Mutter Diebel wollte gerne Finn und Josh beim Karate sehen, während mein Vater gerade neuen Holzfußboden im Zimmer der Jungs verlegt. Vermutlich werdet ihr euch fragen, warum ich das nicht selbst mache, aber mein Vater ist ein Meisterhandwerker und er macht es auch gerne – wenn es nicht zu anstrengend ist oder ich ihn zu oft frage. Den Fußboden zu verlegen war allerdings seine Idee, denn der Teppich im Zimmer der Jungs ist total versaut. Und da ich momentan weder Geld noch Zeit habe, um an unserem Haus herumzubasteln, boten meine Eltern an Hand anzulegen. Zum Glück haben sie den Fußboden auch bezahlt …
Finn und Josh sind momentan noch ganz begeistert von Karate, wobei ich mich natürlich frage, wie lange so etwas anhalten wird. Meine Frau will, dass sie es weiter machen, und ich denke auch es würde ihnen gut tun. Bislang macht es Finn Spaß, obwohl der Karate-Lehrer ziemlich streng ist, und er natürlich auch nicht aus der Reihe tanzen darf. Auf jeden Fall ist die Bewegung gut für ihn, denn als er jünger war fiel es ihm etwas schwer, seine Arme und Beine zu koordinieren und alles was ihn in dieser Hinsicht fordert, ist gut für ihn.
Die letzte Woche war mal wieder einigermaßen hektisch. Topman schickte mir täglich Texte zum Übersetzen und weil die meistens innerhalb von 24 Stunden bearbeitet werden müssen, dulden diese Dinge keinen Aufschub. Das heißt auch, ich muss mich gut organisieren, denn die Deadline für die nächste Ausgabe des Motorradmagazins ist am Donnerstag und es müssen noch einige Seiten fertiggestellt werden. Komisch, ich hatte so viel Zeit für diese Ausgabe und trotzdem muss noch einiges in letzter Minute erledigt werden. Vermutlich brauche ich relativ viel Druck, um meine Klamotten geregelt zu kriegen.
Finn und Josh haben die erste Woche in der Schule gut überstanden, obwohl es ein bisschen chaotisch zuging. Das lag zum Teil daran, dass unser kaltes Wasser im ersten Stock nicht laufen wollte und wir es am Wochenende einfach nicht schafften, die Schuluniformen alle zu bügeln. Ein großer Fehler, denn das sorgt immer für ziemlichen Stress unter der Woche – oder in meinem Fall dafür, dass die Jungs mit zerknitterten Uniformen in die Schule gehen. Meine Frau kann das auf den Tod nicht leiden, aber mich juckt das nicht weiter, denn wer wäscht denn schon Hasen und Füchse (oder bügelt ihre Klamotten)?
Josh und Finn freuen sich immer sehr auf den Besuch meiner Eltern, aber sind dann doch ein bisschen schüchtern. Das liegt vermutlich daran, dass sie meine Eltern nicht so oft sehen. Und natürlich rede ich Deutsch mit meinen Eltern und auch das sind sie nicht gewohnt.
Nach einer kurzen Pause schreibe ich jetzt weiter an dem Tagebucheintrag von letzter Woche, den ich eigentlich schon vor einer Woche fertig kriegen wollte. Wieso stauen sich die Dinge eigentich immer an, bevor man wegfährt? Finn und ich fliegen am Freitag nämlich zu meinem Bruder nach Fürth. Das ist der Trip, den ich Finn versprochen hatte, weil er nicht zur Taufe meiner Nichte fahren konnte. Und jetzt könnte ich vor der Abreise noch diverse Artikel schreiben, aber ich glaube nicht, dass ich es schaffen werde. Schade eigentlich.
Sonst ist bei uns alles im Lot. Meine Eltern sind inzwischen wieder abgereist. Der Holzfußboden im Kinderzimmer ist klasse. Unser Haus sieht ganz langsam so als ob dort Menschen leben, obwohl die Küche und das Schlafzimmer noch renoviert werden müssen. Übrigens hatten wir letzte Woche zwei Damen von einem Londoner Maklerbüro bei uns zu Besuch. Wir hatten angefragt, ob das Büro eventuell unser Haus während der olympischen Spiele vermieten würde, aber bei uns muss einfach noch zu viel gemacht werden. Davon abgesehen laberte die Ältere etwas von einem modernen Bad was mich doch sehr verwunderte. Ein modernes Bad? Hier wollen sonst alle ein Bad, das auf alt gemacht ist (denn es ist ja auch ein altes Haus). Ich finde das selbst auch gut und deswegen haben wir ein Bad im viktorianischen Look. Davon abgsehen war die Alte auch ziemlich zickig. Und ich war froh, dass die Sache nicht zustande kam, denn ich bin mir sicher, dass wir mit ihr viel Ärger gehabt hätten.
Finn bekam übrigens zum Geburtstag von meinem Bruder einen fetzigen Roller geschenkt und jetzt ist er ein begeisterter Rollerfahrer. Jeden Morgen hieven wird das Ding ins Auto, damit er am Nachmittag damit nach Hause fahren kann. Mich freut das sehr, denn Aspergerkinder haben öfter Koordinationsprobleme, die er aber zum Glück nicht mehr hat. Er ist sogar ein ziemlich geschickter Rollerpilot.
Übrigens ist bei uns im Haus seit dieser Woche das Thema Weihnachtsgeschenke auf dem Tisch. Finn will eine Playstation, aber ich bin noch nicht so sicher ob das so eine gute Idee ist. Die Jungs haben ja schon ein Wii, warum wollen sie noch eine Konsole? Andere Spiele? Aber ich muss gestehen, mir fehlen dieses Jahr auch die Ideen für Weihnachtsgeschenke. Was schenkt ihr denn euren Kinder so zu Weihnachten? Oder könnt ihr das hier nicht sagen, weil der Nachwuchs mitliest?
Ich würde liebend gerne noch mehr schreiben, aber die Pflicht ruft. Bis nächste Woche.
Liebe Grüße von der Themse,
Frank
Yvonne, Berlin:
22.11.2011 20:20
Kannst du deinen Kindern nichts schenken, was die Motorik fördert und auch noch Spaß macht- wie den Roller deines Bruders- also Rad, oder hier sind die Waveboards totaler Trend = in sich bewegliche Skateboards. Da haben sie sicher mehr von als noch mehr vor einem Screen zu hängen!
Grüße aus Berlin!