10.04.2011
12. Woche
Heimaturlaub
Flug nach Deutschland in aller Herrgottsfrühe; Herrenfriseur; St Paul's Kathedrale; 375 Stufen; Ankunft in Hahn; starke Halsschmerzen; Geburtstagsfeier mit Hindernissen; sechs Flaschen Wein, 14 Flaschen Wasser; Ruhe in MTK
Es ist Donnerstag, 11 Uhr und ich sitze im Café und schreibe an meinem Vätertagebuch – diesmal schon am Donnerstag, weil wir morgen früh um 7.15 Uhr mit einer Billig-Airline nach Frankfurt fliegen. Mein Vater feiert seinen 70. Geburtstag und die ganze Verwandtschaft ist eingeladen. Da dürfen wir natürlich nicht fehlen.
Bislang war die Woche recht abwechslungsreich. Gestern waren Finn, Josh und ich beim Friseur. Immer ein Geduldsspiel für Kinder. Jedenfalls meine ich mich erinnern zu können, dass ich nicht gerne zum Haare schneiden ging. Der einzige Lichtblick am Horizont war die Tatsache, dass Finn und Josh zum ersten Mal einen Herrenfriseur besuchen durften. Sie waren mega-stolz und Josh rief mit geschwellter Brust: „Natürlich können wir zu einem Friseur gehen, der nur von Männern besucht wird. Wir sind ja auch Männer!“
Eben hat sich gerade ein etwas durchgeknallter Typ neben mich gesetzt, der sich mindesten seit drei Wochen die Haare nicht gewaschen hat. Die Briten lieben ja Exzentriker und davon gibt es in Hackney nicht wenige. Ich kenne ihn nicht, aber mir ist aufgefallen, dass er auch im Hochsommer einen Mantel trägt und sein Auto – ein uraltes 3er Cabrio – genauso ungewaschen aussieht wie seine Haare. Mich würde interessiert, womit er sein Geld verdient. Wenn er denn welches verdient. Wie dem auch sei.
Finn und Josh sind schon völlig aus dem Häuschen wegen unserer Deutschlandfahrt. Insbesondere nachdem sie erfuhren, dass wir im Dunkeln aufstehen. Die Jungs wurden für die große Geburtstagsfeier eigens neu eingekleidet. Und natürlich ist heute der letzte Schultag vor den Osterferien und da kennt die Aufregung sowieso keine Grenzen. Von der Vorfreude auf die Ostereier will ich jetzt gar nicht erst anfangen.
Am Mittwoch besuchte Finn mit seiner Klasse die St Paul’s Kathedrale. Finn erklomm 375 Stufen und schlotterte vor Angst als er oben ankam. Wie sein Vater eben, denn auch ich habe Höhenangst.
Inzwischen ist es Sonntagabend, 21 Uhr, und ich sitze am Esstisch meiner Eltern in Eschborn bei Frankfurt. Bislang war unser Heimatbesuch so hektisch, dass wir noch nicht einmal verschnaufen konnten. Nachdem wir um 4 Uhr am Freitagmorgen aufgestanden waren, landeten wir nach einem ereignislosen Flug (aber das will man ja beim einem Flug) in Hahn im Odenwald. Wir verbrachten eine gute Stunde in einer Schlange vor der Passkontrolle. Ich möchte wirklich gerne wissen was genau die Oldenwälder Polizisten da suchen, denn sie studierten alle Pässe so genau als wären sie einem Massenmörder auf der Spur. Als wir endlich durch den Zoll kamen, wartete mein Vater schon ungeduldig. Er hatte befürchtet wir hätten unser Flugzeug verpasst. Hatten wir aber nicht und so machten wir uns zu der 1 ½ stündigen Fahrt von Hahn nach Eschborn auf. Ich musste plötzlich daurend niesen und hatte starke Halschmerzen. Erkältung! Und das einen Tag vor der Geburtstagfeier. Wie nervig. Meiner Kinder hatten sich schon sehr auf Deutschland gefreut. Unter anderem, weil mein Vater eine riesige elektrische Eisenbahn hat, mit der mein Bruder und ich schon vor mehr als 30 Jahren spielten.
Wir verbrachten den Rest des Tages dann mit Shopping und ich litt an meiner Erkältung, wie das so ist, wenn Männer krank sind. Ich musste am Abend früh ins Bett gehen, gemeinsam mit den Jungs, denn wir schlafen bei meinen Eltern im Dach, und alleine kommen die Jungs dort nicht zur Ruhe. Am nächsten Morgen ging es mir immer noch schlecht und inzwischen hatte Finn Fieber. Wir mussten also in die Apotheke gehen, denn wir wollte ja am Abend fit sein. Das haute allerdings nicht ganz hin. Ich konnte mich mit Ibuprofen gerade so über Wasser halten, aber Finn mussten wir während der Geburtstagsfeier auf einigen Stühlen ein Bett machen, damit er schlafen konnte, sonst hätten wir schon um 20 Uhr nach Hause fahren müssen. Die Feier war sehr schön. Es kamen auch einige Verwandte, die ich schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Manche kannten meinen Sohn Josh überhaupt noch nicht. Ein großes Trinkgelage gab es allerdings nicht, dafür war das Durchschnittsalter der Beteiligten zu hoch, und außerdem war ich zu krank ... früher hätte es sicher ein rauschendes Fest gegeben damals war das einfach so. Irgendjemand hätte ab 22 Uhr die Schnäpse auffahren lassen und dann wäre es rund gegangen. So machten sich die Gäste um 22 Uhr schon auf den Weg nach Hause. Mein Vater stellte am nächsten Morgen trocken fest, dass die Zeiten sich doch verändert hätten, denn es wurden nur sechs Flaschen Wein, aber 14 Flaschen Wasser getrunken.
Meine Erkältung wurde natürlich nach der großen Feier schnell wieder besser. Wie das immer so ist. Am Sonntag gingen wir bei strahlendem Wetter in Kronberg spazieren. Meine Kinder genießen die relative Ruhe des Main-Taunus-Kreises (im Vergleich zu Hackney). Morgen werden wir vermutlich die Lochmühle besuchen, ein Freizeitpark im Taunus, den wir jedesmal besuchen, wenn wir bei meinen Eltern zu Gast sind.
Meine Kinder sind gerade ins Bett gegangen, und ich werde noch ein bisschen Fernsehen schauen. Wir hören dann nächste Woche wieder voneinander.
Viele Grüße aus Eschborn,
Frank
Frank, London:
11.04.2011 22:07
Ja, in Großbritannien gibt's auch Ostereier, sogar ziemlich viele. Wie es scheint, wird der Osterhase heute auch international tätig.
Meine Kinder sprechen leider nur wenig Deutsch. Es ist tatsächlich in einer englischsprachigen Umgebung schwierig und an mir ist auch nicht gerade ein Lehrer verloren gegangen. Die Kommunikation mit Opa und Oma wird öfter mit Händen und Füßen praktiziert. Es wäre sicher gut, wenn meine Kinder öfter alleine zu meinen Eltern fahren würden, aber das wollten sie bislang nicht. Außerdem müsste ich öfter mit Ihnen Deutsch üben. Das wäre ein guter Vorsatz fürs neue Jahr.
Viele Grüße aus UK
Gerd, Norddeutschland:
11.04.2011 15:17
Gibt es in GB überhaupt Ostereier?
Gast:
11.04.2011 11:25
Sperchen deine Kinder eigentlich auch deutsch? Ist wahrscheinlich in einer englischsprachigen Umgebung schwer durchzusetzen. Oder wie kommunizieren sie mit Oma und Opa?
Grüße aus Berlin