väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

30.08.2009 19. Woche
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Freundin, Flaschen und Flohmarkt

Ein paar Worte zu den „neuen Vätern“ und den ihnen gegebenen Möglichkeiten. Und zu Mikas erster "Eroberung".
Immer wieder liest und hört man, wie wichtig es doch ist, dass auch die Männer sich Zeit für Ihren Nachwichs nehmen sollen, die Vaterrolle ausleben und neu definieren sollen. Elterngeld und Elternzeit sind das Signal des Staates für den Aufbruch dieser neuen Generation Väter gewesen. Doch in der Realität sieht es immer noch anders aus. Von den Kursangeboten in Elternschulen (bis auf wenige Ausnahmen) bis hin zu den Behörden, Arbeitgebern und sogar dem nahen Umfeld, sind alle noch auf das alte Rollenbild geprägt. Kurse gibt es nur Vormittags und in der Woche, gehe ich mit dem Kleinen im Tragegestell alleine Einkaufen, werde ich manchmal mit erstaunten, von Frauenseite (insbesondere von älteren Damen) auch mit kritischen und prüfenden Blicken bedacht und ich weiß von anderen (ich habe da enormes Glück), dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den meisten Firma zwar ein Thema, aber eben ein Frauenthema ist.

Nur um das Klarzustellen: Ich bin keiner der neuen Väter, wie sich ihn viele vorstellen, also der reine Hausmann. Dazu habe ich einen zu guten Job, verdiene im Vergleich zu meiner Frau (Erzieherin) recht gut. Ich kann auch nicht die Elternzeit in vollen Zügen genießen, weil wir mein Gehalt brauchen, um z.B. unser Haus finanzieren zu können. Ich bin auch kein Öko-Vati der am liebsten selbst Stillen möchte. Trotzdem möchte auch ich die Zeit mit meinem Sohn sinnvoll nutzen und genießen. Also bitte, liebe Kommunen, denkt auch an die berufstätigen neuen Väter! Und die Väter insgesamt! Mehr Angebote und das zu einer realistischen Tageszeit, oder am Wochenende.

Nun aber zu Mika. Der hat nun seine offiziell erste Freundin: Ruby. Ruby ist die Tochter einer Arbeitskollegin meiner Frau und knappe sechs Wochen jünger als Mika. Gemeinsam auf der Krabbeldecke abgelegt, hielten die beiden nach anfänglich schüchternen Blicken Händchen. Ich war zwar nicht dabei - als ich von der Arbeit kam gingen Ruby und ihre Mutter gerade - aber man hatte mir Beweisfotos ins Büro geschickt. Als Vater eines Sohnes ist man ja immer Stolz auf die Eroberungen des Filius. Ruby‘s Vater hingegen hatte schon vorsorglich verkündet, seine Tochter hätte erst mit dreißig ein Liebesleben zu haben. Väter eben.

Nebeneinander liegend wurde uns auch bewusst, wie viele Fortschritte der Kleine gemacht hat. Fast doppelt so groß und stämmig als die nur wenig mehr als einen Monat jüngere Angebetete. Da wir ihn ja jeden Tag sehen, war uns das gar nicht so aufgefallen. Wenn ich zurückdenke an die Handvoll Baby auf der Intensivstation und dann den Strahlemann bei seinen Aktivitäten heute so ansehe….

Unseren gemeinsamen Urlaub haben wir ja nun gerade erst beendet, da ergibt sich für Mika und seine Mami die Gelegenheit, den ersten „richtigen“ Urlaub zu machen. Opa und Oma haben die beiden eingeladen, eine Woche gemeinsam in Usedom zu verbringen. Am 19. September geht es los. Leider ohne Papi, denn der arbeitet ja nun wieder und muss eine Woche lang „grüner Witwer“ spielen. Ich habe der Sache aber sofort zugestimmt, weil ich weiß, dass es für meine Frau zurzeit nicht einfach ist, die Hausfrau zu spielen. Ich denke sie fühlt sich oft unterfordert und das führt dann zu Spannungen. Die Auszeit wird ihr gut tun, Mika findet eh alles Neue aufregend und ich komme auch ganz gut mit ein bisschen Ruhe klar. Nur fürs Tagebuch muss ich mir dann etwas überlegen.

Eine neue Lektion hat Mika uns dann auch erteilt. Wir hatten die letzten Tage immer wieder Probleme beim Füttern. Mika wurde dabei ungeduldig, dann quakig und schließlich unwillig. Der Grund ist nun gefunden. Unsere Fläschchen-Armada für ihn besteht nämlich aus Flaschen von Nuk und aus Flaschen von Avent. Letztere benötigen ab dem dritten Monat neue Sauger (die von Nuk erst nach dem sechsten). Ein Umstand der gänzlich an uns vorüber gegangen war. Eine Shoppingtour im Babymarkt später lief die Milch wieder in Strömen und alle sind wieder zufrieden.

Um dem Elternleben und der einhergehenden leichten Verspießerisierung die Krone aufzusetzen, waren wir am Sonntag mit dem Kleinen auf einem Flohmarkt. Ich hatte mir Mika mittels Tragegestell vor den Latz gebunden und er konnte, so schien es, nicht genug bekommen von dem Trubel, den Menschen und den ganzen bunten Dingen. Zur Belohnung haben wir dann auch etwas gekauft: ein Spieltrapez aus Holz. Wieder zu Hause hat er es gleich ausprobiert und enorm viel Spaß gehabt. Allerdings bedient er die herabhängenden Elemente nicht mit den Händen, sondern eine Art Kerze machend, mit den Füßen. Dabei lacht er sich weg – und wir gleich mit. Die Woche endete für ihn mit einem gemeinsamen Bad mit mir. Auch dabei hatte er mittlerweile irren Spaß und war anschließend so kaputt, dass ihm beim zu Bett bringen sogar die Geduld fürs Vorlesen fehlte.

Das wars auch schon für diese Woche. Bis nächsten Montag
Bruno

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Kommentare von Lesern:

 
Gerd, Norddeutschland:
31.08.2009 20:02
Das mit den Angeboten für Eltern kenne ich aus unserer Stadt genauso. "Dieser Kurs ist für Mütter, die ......"
Die Väter sind also unerwünscht? Oder einfach nicht existent?

Tagebuch Bruno

Bruno
Alter: 36
Wohnort: Hamburg
Beruf: Fachkaufmann für Marketing
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 14. April 09
Letzter Eintrag: 13.12.2009

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