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15.11.2009 30. Woche
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Kinderwagen machen Dreck

.....und solcher findet sich auch bei Babynahrung
Mika übt nun täglich seine neu entdeckten Bewegungen und wir haben das Gefühl, dass er bald Krabbeln wird. Er hat schon raus, dass er vorwärts kommt, wenn er Hände und Beine aus dem Vierfüßer nach vorn bewegt. Allerdings klappt das nicht so gut, manchmal wird ein Rückwärtsrobben daraus, oder er kippt einfach vornüber. Trotzdem gelingt es ihm nun so etwa 1,5 Meter pro Viertelstunde zu überbrücken (also Warp -3), um dann Objekte seiner Begierde (heute war es das Bügelbrett, dass muss man doch umkippen können) zu erreichen. Natürlich mit viel Gepöbel, schließlich ist die Reisegeschwindigkeit alles andere als zufriedenstellend, man hätte ja noch wer weiß alles erledigen können, wäre man etwas schneller unterwegs. Das klappt also schon sehr gut, er weigert sich jedoch immer noch sich selbst vom Bauch wieder auf den Rücken zu drehen. Es scheint so, als ob er eher Laufen lernt, als diesen Umstand zu beheben. Neu: vereinzelte Drehungen über die rechte Seite auf den Bauch (sonst nur Links).

Auch in Sachen Kommunikation macht Mika enorme Fortschritte. Er brabbelt nun mittlerweile sehr lang am Stück in den verschiedensten Tonlagen und mit einem irren Lautrepertoire. Manches hört sich sehr wichtig an, anderes eher wie Smalltalk und manchmal scheint er Wutreden zu halten. Wirklich schlimm für die Elternohren ist jedoch die mittlerweile täglich stattfindende Kreischorgie. Nie gekannte Lautstärken die einen Jumbojet vor Neid erblassen lassen (so er denn erblassen könnte), in Höhen, bei denen selbst die professionellsten Falsett-Stimmen alt aussehen. Da möchte man einfach nur das Weite suchen.

Was die Nahrungsaufnahme angeht, so haut unser kleiner Racker mittlerweile Gläserweise den Brei weg und isst, bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Blumenkohl) eigentlich alles. Gut er hat Favorites (Lamm, Kürbis, Banane) und „Na ja der Hunger treibt‘s rein“-Gerichte (Fisch, Spinat), ist aber reichlich unkompliziert. Mit zunehmender fester Nahrung, machen wir uns natürlich sorgen um Mikas Flüssigkeitshaushalt. Wir versuchen ihm zwischendurch Tee oder Wasser zu geben. Wasser kann er nicht leiden und Tee trinkt er bisher zwar aus, verteilt das Ganze dann aber wenig später wieder in seiner Umgebung. Na, drei Fläschchen bekommt er ja noch am Tag, das reicht hoffentlich. Oder hat von euch jemand einen Tipp?

Apropos Tee und Gläschen. Ich habe beruflich sehr oft mit den Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung zu tun und bin als Diabetiker eh schon sehr kritisch, was Zucker und Fett in Nahrungsmitteln angeht. Die Kinnlade ist mir aber erst so richtig heruntergefallen, seit wir für Mika feste Nahrung und Getränke kaufen.
Was zur Hölle hat Traubenzucker in Tee für Babys zu suchen? Und müssen wir unseren sieben Monate alten Sohn wirklich mit Spaghetti Bolognese als Pampe abfüllen? Wir müssen uns nicht wundern, dass unsere Gesellschaft zunehmend Dicker wird, wenn wir schon den Kleinsten alles in den Wanst stopfen, was wir eigentlich gern selbst hätten. Ich warte auf den Tag, an dem ich Eisbein und Sauerkraut ab 8 Monate entdecke. Viele Eltern wissen gar nicht, was sie ihren Kleinen da antun. So konnte ich neulich im Supermarkt beobachten, wie zwei sehr korpulente Frauen sich über Babynahrung unterhielten und zu dem Schluss kamen, man müsse ja durchaus zwei Monate vorher von der 2 auf die 3 wechseln (Milchpulver), die Kleine wäre ja viel schneller Satt (ergo ruhiger). Sorry, man braucht weder die 1 noch die 2 oder 3 oder 55. Die unterscheiden sich von der Start Pre Milch nämlich nur in der nachlassenden Qualität. Stärkezusatz sorgt hier für schnellere Sättigung und rechtfertigt höhere Preise, bessere, oder andere Inhaltsstoffe sucht man da vergebens. Schon da fangen wir also an unseren Nachwuchs sinnlos vollzustopfen.

Und wo wir gerade bei Konsum sind. In einem solchen Tempel wurde meine Frau letze Woche von einem Verkäufer angeraunzt, doch bitte mit dem Kinderwagen draußen zu bleiben, der würde ja Dreck von Draußen rein bringen. Im Anschluss holte der Mensch einen Staubsauger und saugte meine Frau quasi aus dem Laden. Leider, oder aus Perspektive des Verkäufers Gott sei Dank, war ich nicht zugegen. Da hört doch wohl alles auf. Damit wir uns richtig verstehen, Mika ist ein Kinderwagenschläfer und selbst wenn er wach ist, macht er keinen Mucks. Am Kinderwagen klebt genauso viel oder wenig Dreck wie an den Schuhen hunderter Kunden. Also wo ist das Problem? Und bevor sich ein Verkäufer so gebärdet, sollte er sich vielleicht mal überlegen, wie viel Geld junge Eltern Monat für Monat in den Einzelhandel tragen und so für seinen Arbeitsplatz sorgen. Mal ganz abgesehen davon, dass der Kunde König sein sollte –Hallo! Kind! Zukunft! Rentenzahler!

Bis bald
Bruno

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Kommentare von Lesern:

 
Gerd, Norddeutschland:
19.11.2009 20:06
Ach ja, zu den Ernährungsangeboten für Kinder: Wie meinte noch eine (doofe) Frau zu ihrem Kind, das eine Süßigkeit unbedingt wollte: "Na, da steht ja 'Kinder' drauf, dann ist das sicher gesund."......
Gerd, Norddeutschland:
19.11.2009 20:05
Mit dem Kinderwagen ist ja echt der Hammer. Da gibt es nur eines: noch mal hingehen und alle Bekannten mit Kinderwagen einladen.....

Tagebuch Bruno

Bruno
Alter: 36
Wohnort: Hamburg
Beruf: Fachkaufmann für Marketing
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 14. April 09
Letzter Eintrag: 13.12.2009

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