väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

23.08.2009 18. Woche
Schrift vergrößern     Schrift verkleinern

Ein Wikinger mit Biowaffen

Dänemarkpremiere für Mika und Babyschwimmen Teil 2
Auch die zweite Urlaubswoche verlief eher etwas beschaulich. Obwohl für Mika doch einiges geboten wurde. Wir verabredeten uns zum Beispiel mit meiner Schwester zum Alsterspaziergang mit Eis essen. Sie hat selbst zwei Kinder (Clara, 3 und Enno, 6 Monate), die uns natürlich begleiteten. Während Enno und Mika selig in ihren Kinderwagen schliefen, konnten wir schon einen Einblick in das kommende genießen: Clara. Sie tobte um uns herum, präsentierte uns stolz ihre neue Kinder-Gartenbank samt Tisch, hüpfte um unseren Kinderwagen herum und teilte uns mehrmals mit „Das ist mein Cousin!“. Bei Eis und Kaffee wurden dann auch die beiden Herren wach. Während Enno sich redlich um eine Kontaktaufnahme zu Mika mühte, strafte dieser ihn zunächst mit Ignoranz. Enno drehte dann weiter auf, wippte hin und her und lachte lautstark. Das brachte ihm wenigstens ein kleines Lächeln von Mika ein, der sich ansonsten mit seinem Fläschchen beschäftigte. Clara erklärte uns während dessen die Welt anhand ihrer Pixi-Bücher und spielte mit ihren Holztieren. Solche Treffen finden viel zu selten statt und wir werden das hoffentlich demnächst ändern.

Am Mittwoch gab es dann den zweiten Akt im Babyschwimmen. Diesmal ging es mit Papi ins Wasser. Ich hatte mich wegen der hohen Keimbelastung in Warmwasserbädern vorher im Transplantationszentrum über die Unbedenklichkeit für mein Immunsystem informiert und die Freigabe bekommen. Woran man als Transplantierter alles denken muss. Jedenfalls übergab sich Mika vor Freude gleich am Anfang mal ins Becken, um die Sache peinlich werden zu lassen. Auch dieses Mal griff er als einziger nicht in den Wasserstrahl, den die Kursleitung mittels Gießkanne vor jedem Baby erzeugte. Wenigstens hatte er nicht wieder ständig die Hand im Mund. Bei den Übungen selbst war allerdings aktiver als beim letzen Versuch und strampelte was das Zeug hält. „Rückenschwimmen“ rang ihm sogar ein Lächeln ab und nach einer viertel Stunde gluckste er freudig herum und griff sogar nach den Igelbällen, die nun zum Einsatz kamen. Insgesamt hielt er sogar zehn Minuten länger durch als letzte Woche und hatte sichtlich Spaß. Wir werden das Schwimmen also noch öfter wiederholen. Da es, wie bei fast allen Kursen, aber nur Termine für die nicht arbeitenden Mütter und Väter gibt, werden wir das Schwimmbad wechseln müssen – weniger gute Gegend, dafür aber Samstagvormittag und so auch für berufstätige Väter machbar.

Aufregend ging es Donnerstag weiter. Ein Besuch bei meinen Eltern stand an. Die leben in der Nähe von Flensburg auf dem Land und so verbanden wir den Besuch mit einem Ausflug nach Dänemark. Im kleinen Ort Sonderhavn, nahe Kollund, gibt es eine Oase des Glücks für Hot Dog-Fans: Annies Kiosk. Dieser ist seit Jahren für seine Hot Dogs bekannt und zieht Urlauber aus ganz Deutschland und die Einheimischen gleichermaßen an. Auch dieses Mal gab es eine Schlange bis zur Straße hin und es dauerte eine Weile bis wir im strahlenden Sonnenschein an der Ostsee unsere Wurstwaren genießen konnten. Mika, der die lange Autofahrt bis dahin gut verkraftet hatte, bekam noch sein Fläschchen, wurde so dank Dänemarkpremiere quasi zum Wikinger und dann ging es weiter zu Oma und Opa. Diese Fahrt allerdings quittierte er mit deutlichen Signalen, dass es nun genug sei mit Babyschale und Autofahren. Kaum angekommen wurde er dann auf eine Krabbeldecke verfrachtet und unterhielt von dort aus Oma, Opa, Mami, Papi und die dazugekommene Uroma laut lachend und glucksend. Die Rückfahrt verschlief er dann komplett und als wir ihn um etwa zwanzig Uhr ins Bett brachten, war er gleich weg.

Auch im Garten waren wir wieder, er im Kinderwagen und ich beim Unkraut jäten. Am Freitag war es dabei aber so heiß, dass wir abbrachen und stattdessen im Haus relaxten, wo es etwas kühler war.
Mika bemüht sich jeden Tag mehr sich irgendwie fortzubewegen. Neulich hat er es fast geschafft, sich auf die Seite zu drehen und war später dabei, sich rückwärts abzustoßen. Es macht richtig Spaß solche Entwicklungsschritte zu sehen.

Das Ende der Woche markierte noch ein persönlicher Rekord von Mika. Mit verkniffenem Gesichtsausdruck auf Mamas Schoß, der Kopf wurde puterrot und dann „knallte es in der Büchs“, wie der Hamburger sagt, mehrmals. Die Windel war, mit Verlaub gesagt, so zugesch…., es hatte sogar die Hose samt Body durchdrungen. Beim Wickeln fanden sich sogar in den Kniekehlen deutliche Spuren der verlorenen Ladung, unglücklicher Weise genau die Stelle, an der Mika sich gern mal festhält. So entwickelte sich eine Arbeit, an der Sisyphos seine helle Freude gehabt hätte. Kaum war eine Stelle gereinigt, fuhr Mika mit der Hand (es kam mir vor als hätte er deren vier) durch eine unbehandelte Region, um dann frisch gereinigte Stellen mit dem Ergebnis seiner „Wischerei“ zu kontaminieren. Letztlich haben wir den Kampf gewonnen und überlegten kurz uns zwecks Entsorgung der Windel einen Castor-Behälter auszuleihen. Die vielsagenden Blicke und das Grinsen in Mikas Gesicht lassen doch schlimmste Befürchtungen auf zukünftige Attentate mit solcherlei Biowaffen zu.

Leider ist mein Urlaub nun zu Ende und ich werde vieles nur noch von der Mami erfahren. Was genau, erfahrt ihr natürlich an gleicher Stelle zur gleichen Zeit.

Bis dann!
Bruno

Kommentar zu diesem Beitrag schreiben:

Name, Ort:
Mein Kommentar:

Kommentare von Lesern:

 
Bruno, Hamburg:
28.08.2009 22:01
@Günther: Ach ja. die Familie. Es ist nicht so dass ich solche Treffen schon immer wollte, aber dass ist eine andere, lange, Geschichte
@Wieland: Kein Grund für feuchte Augen, ist ja alles gut gegangen ;-)
Aber es stimmt schon, Mika ist für mich einen Tick mehr ein Wunder und etwas besonderes, "als Otto-Normal-Vater" es vielleicht empfinden würde.
Wieland, Kassel:
25.08.2009 21:14
Hallo Bruno,

habe gerade mal Deine ersten Tagebucheinträge gelesen und muss meinen Hut vor Euch ziehen. Gerade so die ersten beiden Einträge... können einem schon ein bißchen die Augen feucht werden. Ich denke aber, die Gefühle die da in einem Vorgehen, kann nur ein Vater nachvollziehen..

Ich wünsche Euch Dreien weiterhin alles Glück dieser Erde und genießt Euren Sohn. Es gibt einfach nichts schöneres als funkelnde Kinderaugen und ein Kinderlachen.

Grüße

Wieland
Frank, Göttingen:
24.08.2009 21:25
Hallo, Bruno,

na schön, dass du solche Familientreffen noch genießen kannst! Ich drücke dir die Daumen das das nch lange so bleibt. die meisten väter die ich kenne, halten sich lieber fern von solchen terminen. aber irgendwann ist dann dein sohn älter und ihr könnt kicken oder grillen...

Tagebuch Bruno

Bruno
Alter: 36
Wohnort: Hamburg
Beruf: Fachkaufmann für Marketing
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 14. April 09
Letzter Eintrag: 13.12.2009

Alle beendete Väter-Tagebücher lesen   Alle beendete Väter-Tagebücher
Tagebuch lesen  18. Woche
Ein Wikinger mit Biowaffen