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12.07.2009 12. Woche
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Kosmetischer Eingriff?

Wir spielen „Wie würden Sie entscheiden?“. Dem Piepmatz meines Sohnes soll es an den Kragen gehen. Dabei prallen wieder einmal die Geschlechter Meinungstechnisch aufeinander....
Diese Woche stand ganz im Zeichen eines Besuches in der Kinderurologie. Bei Mika war unmittelbar nach der Geburt eine Hypospadie festgestellt worden, eine Fehlbildung der Harnwege. Schon bei der U2 wurde mittels Echo festgestellt, dass die inneren Harnwege intakt und völlig normal sind. Allerdings ist die Harnröhre zu kurz und hört nicht an der Spitze, sondern etwa ein oder zwei Zentimeter unterhalb auf. Dazu ist die Vorhaut des Kleinen gespalten. Ein rein kosmetischer Eingriff also? Unser Kinderarzt empfahl eine Spezialistin auf dem Gebiet und dort wurde uns erst mal alles genau erklärt. Funktionell auf den ersten Blick alles OK. Er würde nicht im stehen pinkeln können, zumindest nicht auf dem üblichen Wege (seine späteren Frauen werden dies begrüßen). Und ob es später zu Verkrümmungen und anderen Problemen bei der Fortpflanzung kommt, dass sieht man erst später. Ein zunächst rein kosmetischer Eingriff also, durchaus mit möglichen Komplikationen.

Für mich stand schon bei der Diagnose nach der Geburt fest, hier lauert Konfliktpotential. Alle untersuchenden Ärzte waren weiblich, für alle war es „nur“ ein kosmetischer Eingriff und man solle sich das gut überlegen. Die Mami hat natürlich in erster Linie die OP vor Augen und möchte dem Kleinen das Leid ersparen. Schwer sich als Frau da hineinzuversetzen sage ich. Gut, unserem Sohn bleibe ein Leid erspart, dass er vermutlich schon bald vergessen hat (oder erinnert ihr euch an diese Zeit?), er wäre dafür vermutlich das Highlight männlichen Gespötts beim Duschen nach dem Sport, würde sich nie trauen irgendwo Nacktbaden zu gehen, oder einen FKK-Strand zu besuchen. An die Begegnung mit seiner ersten Freundin mag ich gar nicht erst denken und eine Karriere als Nacktmodel ist auch nicht drin. Dazu die Aussicht, dass unser Sohn wenn es darauf ankommt plötzlich feststellt eine Brezel, statt einer Flinte in der Hose zu haben, Nein danke.

Nach einem kurzen Gespräch mit der Ärztin und meiner Frau stand eigentlich fest, wenn er zwei Jahre alt ist, geht es los. Spielen wir mal „Wie würden Sie entscheiden?“. Ihr Männer da draußen, was denkt ihr? Eingriff, oder nicht?

Da mein Tagebuch-Kollege Gerd danach gefragt hat, möchte ich noch auf das Thema Elternzeit eingehen. Unsere Regierung hat viel dafür getan, dass es Vätern leichter fällt das Thema anzugehen. Die Männer selbst sind ja heute schon weitestgehend den „Neuen Vätern“ zuzurechnen und wollen sich aktiv in das Mutter-Vater-Kind-Ding einbringen. In der Umsetzung ist das aber nur möglich wenn man

1. Etwa gleichviel verdient
2. Oder ziemlich viel auf der hohen Kante hat

Bei uns, weder das Eine, noch das Andere. Meine Frau ist Erzieherin und spätestens seit dem letzten Streik weiß jeder, dass es um deren Bezahlung nicht sehr gut bestellt ist. Ich Arbeite im Marketing einer großen Firma, bin also der Hauptverdiener. Die Hohe Kante ist auch weg, denn wir haben uns im letzten Jahr ein Haus gekauft. Da ich aber von den 1800 Euro Maximalbetrag beim Elterngeld plus dem Mini-Gehalt meiner Frau nicht Haus, Auto und Familie durchbringen kann ,musste ich mich eben, trotzdem ich einen äußerst flexiblen Arbeitgeber habe, vom Thema großzügige Elternzeit verabschieden. Die Höhe des Elterngeldes sollte sich an der jeweiligen Situation der Antragsteller richten und nicht pauschalisiert werden. Es gibt genug Leute die auf das Elterngeld nicht angewiesen sind, andere können jeden Cent gebrauchen und wieder andere würden Elternzeit machen, wenn sie die Gehaltsschere zwischen Mann und Frau irgendwie schließen könnten.

Ganz verzichten wollte ich aber dennoch nicht. Unser Modell sieht nun so aus: Das erste Jahr bleibt meine Frau zuhause, ich arbeite. Danach fahre ich für zwei Monate auf 20-25 Stunden die Woche runter, die ich dank gleitender Arbeitszeit am Nachmittag abarbeite. Meine Frau arbeitet dann auch wieder –Vormittags. Das lässt sich finanziell vertreten und ich habe die Gelegenheit wenigstens ein bisschen Zeit mit Mika zu haben und er ist rundum betreut. Danach kommt wohl eine Tagesmutter in Frage.

Soviel zu diesem Thema. Ich wünsche euch eine angenehme Woche!
Bruno

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Kommentare von Lesern:

 
Gerd, Norddeutschland:
13.07.2009 17:53
Sorry, nicht hallo Mika, sondern hallo Bruno....
Gerd, Norddeutschland:
13.07.2009 17:52
Hallo Mika,
ganz verstehe ich das Problem mit dem "Pullermann" (so nennt man das hier) nicht. Im Zweifel würde ich solange damit warten bis es wirklich ein Problem sein könnte. Gerade eine OP in Vollnarkose würde ich soweit nach hinten schieben wie irgendwie möglich.

Tagebuch Bruno

Bruno
Alter: 36
Wohnort: Hamburg
Beruf: Fachkaufmann für Marketing
Familienstand: verheiratet
Geburtstag Kind: 14. April 09
Letzter Eintrag: 13.12.2009

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