16.10.2009
40. Woche
Vorsicht - mobil und bissig!
Mobil, mobiler, am mobilsten - Alexander steigert sich von Tag zu Tag. Und ist bissig...
Dieses Jahr haben wir ja echt einen schnellen Wechsel zur kalten Jahreszeit. Bei uns gehen jetzt die Nachttemperaturen nachts an die Frostgrenze ran. Und tagsüber ist es so zwischen 6 und 8 Grad, was aber durch einen blöden, kalten Wind noch viel kälter wirkt. Das nervt. Da müssen wir jetzt Alexander echt warm einpacken. Hoffen wir mal, dass es bald noch mal ein bisschen wärmer wird.
So langsam kommt Weihnachten heran. Dieses Jahr werden wir meine Eltern in Süddeutschland besuchen. Wozu ich eigentlich wenig Lust habe. Schon allein wegen der langen Anfahrt mit den Kindern einmal quer durch Deutschland. Aber meine Frau meint, dass doch die Kinder ihre Großeltern sehen müssten. Habe ich ja nichts dagegen, aber können die nicht einfach zu uns kommen? Na ja, wenn Frau will, dass wir fahren, fahren wir halt.
Schlauerweise fahren wir mit der Bahn, das ist etwas entspannender. Da können die Kinder sich wenigstens bewegen. Und schlauerweise habe ich mir jetzt schon die Fahrkarten gesichert. Wir werden nicht zu lang bei meinen Eltern sein, wir fahren am 26.12. runter und schon am 30.12. wieder rauf. So brauchen wir wenig Sachen mitnehmen, ersparen uns die vollen Züge direkt vor Weihnachten und der Aufenthalt wird nicht zu lang. Schließlich müssen wir dort mitten im Winter zwei Kinder beschäftigen. Nach unseren bisherigen Zugerfahrungen mit Tanja haben wir 1. Klasse gebucht. Das hat den Vorteil, dass die entsprechenden Abteile meist halb leer sind (und nicht voll gedrängt wie in der 2. Klasse). Außerdem sind in dieser Klasse oftmals die Spartickets je nach Verfügbarkeit so günstig oder fast so günstig wie die noch vorhandenen in der 2. Klasse (die wirklich günstigen kriegt man je nie). Für unsere Zugfahrt mit ICE für uns alle vier liegen wir jetzt bei 330 Euro, das ist noch okay, wenn man sich mal ansieht, was man für eine normale Fahrkarte 2. Klasse zahlen dürfte.
Letztes Weihnachten waren wir ja noch voll in der Krise – wir Eltern krank, meine Frau hochschwanger, und Tanja in absoluter Trotzphase trug ihren Teil dazu bei, uns an den Rand des Wahnsinns zu bringen. Und Alexander gab es noch gar nicht, jedenfalls außerhalb des Mutterleibes. Da hat sich doch viel verändert.
Na gut, Tanja ist mal wieder in einer kleinen Trotzphase und nervt teilweise ganz gewaltig, aber insgesamt ist sie viel selbständiger geworden. Und Alexander ist nun auch schon 9 Monate alt. Ein Baby ist er nicht mehr, er ist jetzt ein Kleinkind.
Alexanders neuer Schlafrhythmus ist weitgehend auch in dieser Woche geblieben. Das heißt, dass wir auch diese Woche oft um 20 Uhr, spätestens ab 21 Uhr beide Kinder schlafend im Bett hatten. Und damit ein paar Stunden Zeit für uns hatten. Das ist wirklich sehr erholsam.
Allerdings gab es auch diese Woche wieder einen Ausrutscher, als Alexander kurz nach dem Einschlafen um 20 Uhr wieder wach wurde und dann bis 22 Uhr wach blieb. Das kam uns dann wieder echt anstrengend vor, zumal ich mich in diesen Tagen mit einer Erkältung herumplagte.
Alexander ist derzeit recht gut drauf und quengelt deutlich weniger als noch in den Wochen zuvor. Vielleicht liegt das an seiner größeren Mobilität. Nachdem er ja schon horizontal durch sein Robben alle Bereiche der Wohnung erobert, geht es nun immer stärker ins Vertikale. Er zieht sich jetzt durch Festklammern an Stühlen oder am Sofa verstärkt auf die Knie hoch. Was allerdings noch eine sehr wackelige Sache ist, so dass er schon mal das Gleichgewicht verliert und hinfällt. Das gehört halt dazu.
Zum Teil ist es ja auch so, dass man als Elternteil irgendwo steht. Und plötzlich krallt sich eine kleine Hand am Hosenbein fest. Und dann kuckt man runter und Alexander zieht sich gerade grinsend am Hosenbein hoch.
Und als letzte Entwicklung in dieser Woche versucht Alexander jetzt, sich auf die Füße zu stellen. Wenn man ihn hinstellt und er sich festhalten kann, bleibt er sogar eine Weile mit wackligen Beinen und breitem Grinsen stehen. Und einmal scheint er es auch aus eigener Kraft geschafft zu haben, sich hochzudrücken. Wobei das noch eine vage Aussage ist, weil wir ihn dabei natürlich noch immer unterstützend halten. Da ist es manchmal schwer zu sagen, was wirklich von ihm oder von uns kommt. „Halb zogen sie ihn, halb stand er selber....“
Sehr beliebt ist bei ihm auch, die Tür des Schrankes unter der Spüle zu öffnen und in den Schrank hineinzukriechen. Immerhin liegt dort unser Handfeger. Und den kann man ja wundervoll befingern und ablutschen (den Griff, nicht die Bürste!). Und dann hängt da auch noch der Abwasserschlauch von der Geschirrspülmaschine, an dem man ziehen kann. Sehr, sehr spannend.
Das Zufüttern in der bisher versuchten Form mit kleinsten Brötchen- oder Bananenstückchen haben wir erstmal wieder aufgegeben. Ganz offensichtlich ist es dafür einfach noch zu früh. Er kann damit noch gar nichts anfangen. Apfelmus hat er empört von sich gewiesen. Meine Frau hatte ihm dann mal ein Stück weiche Birne in die Hand gedrückt. Und die fand er dann mal richtig interessant. Hat sie abgelutscht und kleine Stückchen abgebissen.
Interessanterweise fremdelt Alexander bisher überhaupt nicht. Zwar beäugt er unbekannte Gesichter etwas skeptisch, aber grinst sie schon nach kürzester Zeit an. Überhaupt keine Scheu. Und als ein Handwerker seinen Finger aus dem Mund „ploppen“ ließ, konnte sich Alexander vor Lachen kaum halten.
Überhaupt kann man ihn jetzt wunderbar zum Lachen kriegen.
Sehr lustig findet er es, wenn meine Frau Kaugummiblasen platzen lässt. Oder wenn man sich hinter einer Ecke versteckt und dann kurz rausschaut und „Kuckkuck“ ruft. Da kommt er dann angerobbt und quiekt vor Freude bei jedem „Kuckkuck“.
Tanjas Puppe hat eine Funktion, bei der sie ihren Schnuller ausspuckt und lacht. Auch das begeistert Alexander total und er kringelt sich vor Lachen.
Zwei Sachen nerven aber bei Alexander wirklich. Beide treffen weitgehend meine Frau.
Das Eine ist, dass Alexander sie immer wieder beißt. Nicht nur gelegentlich beim Stillen, das ist schon nervig genug, sondern auch wenn sie ihn auf dem Arm hat. Dann beugt er sich manchmal einfach zu ihr und beißt sie voll in die Schulter. Und die kleine Ratte hat ganz schön spitze Zähne.
Das Andere ist seine sehr ausgeprägte nächtliche Unruhe. Selten, dass er nachts mal mehr als 2 Stunden durchschläft. Wir überlegen derzeit, ob er vielleicht zeitweise bei mir schläft. Denn bei mir schläft er einfacher wieder ein. Klar, bei meiner Frau gibt es lecker Milch und wenn man lang genug schreit, dann bekommt man auch was. Bei Papa lohnt sich dieser Schreiaufwand aber nicht.
Unser derzeitiger Tagesrhythmus sieht so aus:
Um 7 Uhr klingelt mein Wecker. Ich wecke Tanja und darf erst mal eine halbe Stunde „Hund“, „verirrtes Katzi“ oder „Musikunterricht mit Kuscheltieren“ spielen. Was mich am frühen Morgen ohne Kaffee nicht wirklich begeistert, ich als treusorgender Vater aber dennoch mitmache. Wenn ich Glück habe, darf ich auch ein Buch vorlesen.
Dann mache ich Frühstück. Frühstücken, Zähne putzen, anziehen. Das Ganze möglichst leise, damit meine Frau und Alexander hoffentlich noch schlafen. Gegen 8:10 Uhr fahren wir los. Mit dem Auto, denn fürs Fahrrad ist es jetzt echt zu kalt. Ganz abgesehen davon, dass Tanja für den Fahrradsitz einfach zu schwer wird.
Gegen 8:30 liefere ich sie im Kindergarten ab und begebe mich zu meiner Dienststelle. Nach Ableisten meiner vier Stunden Dienst, bin ich dann gegen 13 Uhr wieder zu Hause.
Meine Frau und Alexander sind meist gegen 8 oder 8:30 Uhr wach. Und wenn alles gut gegangen ist, ist meine Frau dazu gekommen, aufzuräumen und den ersten Spaziergang mit Alexander zu machen, damit er seinen Vormittagsschlaf absolvieren kann. Wenn es nicht gut lief, also Alexander quengelig war und nicht geschlafen hat, ist meine Frau echt froh, wenn ich wieder auftauche.
Ich muss nach wie vor sagen, dass meine Teilzeitarbeit sehr sinnvoll ist. Auch wenn es finanziell nicht einfach ist, ist es gerade im ersten Jahr, in dem es besonders anstrengend ist, sehr hilfreich.
Wenn das Wetter einigermaßen gut ist, gehen wir dann gerne erstmal spazieren. Das bringt Alexander zu seinem Nachmittagsschlaf und uns zu Bewegung. Danach können wir in der Zeit, bis wir Tanja wieder abholen, die Sachen erledigen, die Zeit kosten (Wäsche machen, bügeln, Klamotten für die ständig wachsenden Kleinen kaufen, Auto in die Werkstatt bringen, Rasen mähen, Garten für den Winter vorbereiten u.ä.).
Um 16 Uhr holt dann einer von uns Tanja aus dem Kindergarten ab. Danach das übliche Procedere zu Hause. Spielen mit einer müden und quengeligen Tanja, Abendessen, „Lauras Stern“ und „Sandmann“ kucken. Um 19.30 Uhr Tanja ins Bett bringen, und wenn wir Glück haben um 20 Uhr auch Alexander. Und dann endlich Ruhe. Also bis sich dann eines der Kinder lautstark meldet und wieder beruhigt werden muss. Spätestens um 23 Uhr sind wir auch wieder im Bett.
Dass Tanja jetzt Fernsehen darf, hat übrigens einen positiven Nebeneffekt. Wenn Sie mal wieder rumzickt, reicht jetzt meistens die Frage: „Du möchtest doch heute noch fernsehen?“ und schon ist sie wieder lieb.....
Das mit Liebsein ist ja auch wichtig. Schließlich – s.o. – rückt Weihnachten heran. Und Tanja überlegt jetzt schon immer, ob und wie viele Geschenke ihr denn der Weihnachtsmann bringt. Mal schauen, wann ihr im Kindergarten irgendein Blödi sagt, dass es gar keinen Weihnachtsmann gibt.
Anja, Lüneburger Heide:
22.10.2009 17:42
Hallo Gerd,
ich habe keine Kinder. Ich bin per Zufall auf diese Seite gekommen, als ich einen Namen für meinen Hund suchte. Du schreibst einfach großartig, ganz große klasse. Danke auch für den anschaulichen Bericht über die Entstehung von Alexander. Mein Mann und ich mußten leider schon zwei Fehlgeburten ertragen. Wir haben dann 6 Monate "Babyenstehungspause" gemacht, um das erst mal zu verarbeiten. Jetzt sind wir seit über einem halben Jahr wieder am üben. Wie sehr konnte ich die Gefühle deiner Frau nachvollziehen. Schön zu wissen, dass es auch andere gibt.
Ich bin seeehr gespannt auf deine nächsten Berichte. Super finde ich auch die Anekdoten von Tanja.