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21.02.2009 6. Woche
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Rätselraten im Krankenhaus

Leider geht es Alexander nicht besser. Im Gegenteil, Montag musste er ins Krankenhaus.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Freitag Nachmittag der letzten Woche waren wir noch einmal mit Alexander bei der Kinderärztin gewesen. Nach dem erneuten Abhören seiner Lungen meinte sie, ein Krankenhaus-Aufenthalt sei nicht nötig, die Lunge sei frei.
Das schien sich auch Samstag zu bestätigen, Alexander ging es bis auf gelegentlichen Husten gut. Ging es also endlich aufwärts?

Doch Sonntag ging es ihm wieder schlechter. Also bin ich Montag mal wieder mit Alexander zur Kinderärztin (die Arzttermine habe ich übernommen, da meine Frau das doch alles sehr mitnimmt). Die Kinderärztin schickte uns nach erneutem Abhören direkt ins Krankenhaus. Es seien deutliche Geräusche in der Lunge. Auch aufgrund der Dauer der Erkrankung müsse jetzt erstmal gründlich die Ursache abgeklärt werden. Ob eine stationäre Aufnahme nötig sei, werde man dann sehen.
Ich rief also meine Frau an, schon mal ein paar Sachen zusammen zu packen, falls es doch stationär sein würde. Ein paar Minuten später war ich zuhause, lud meine Frau mit der schnell gepackten Tasche ein, und ab ins Krankenhaus.

Im Krankenhaus kamen wir dann (nach der quälend langsamen Aufnahmeprozedur mit etwa 20.000 zu unterschreibenden Formularen) auf die Station und Alexander wurde dann auch gleich untersucht, da unsere Kinderärztin ihn schon telefonisch angekündigt hatte.
Eine eindeutige Diagnose konnte zunächst nicht gestellt werden, da die vorliegenden Indizien in sich einfach widersprüchlich waren. Ein RS-Viren-Schnelltest war negativ (wegen der Nachfrage beim letzten Blog: diesen Test kann man erst nach einiger Zeit machen, da sonst noch gar keine Antikörper im Blut sein können). Aber gegen eine bakterielle Infektion sprach, dass die Leukozytenwerte auf normalem Niveau waren.

Verschiedene Ursachen kamen in Frage, die alle das gleiche Krankheitsbild verursachen können: allgemeine bakterielle Infektion, Viren oder im schlimmsten Fall Keuchhusten. Gerade auf Keuchhusten schien nach Ansicht der Ärzte einiges hinzudeuten. Das wäre natürlich die Arschkarte gewesen. Nicht nur dass Keuchhusten gerade bei Säuglingen im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Keuchhusten hält sich zudem extrem lang, 6 Wochen sind da das Minimum. (Wer jetzt fragt, wieso Keuchhusten, dagegen wird doch geimpft? Die Impfungen werden ja erst mit 3 Monaten begonnen, Alexander konnte also noch gar geimpft werden.)

Unsere Sorgen waren natürlich enorm. Beruhigend gemeinte Äußerungen des Chefarztes wie: „In den letzten Jahren hatten wir ja hier keinen Todesfall durch Keuchhusten“ waren für uns eben nicht wirklich beruhigend.

Routinemäßig wurde Alexander an ein Überwachungsgerät angeschlossen. Dabei zeigte sich, dass seine Sauerstoffwerte im Blut zu niedrig waren. Normalerweise liegen diese Werte bei 98 bis 100 Prozent. Bei Alexander lagen sie zwischen 90 und 95 Prozent. Das ist noch nicht wirklich gefährlich (erst unter 85 muss ergänzend Sauerstoff zugeführt werden), aber zeigt eben, dass etwas mit der Lunge nicht stimmt.

So ein Überwachungsgerät ist ja objektiv eine gute Sache. Leider starrt man aber als Eltern nur pausenlos auf den Monitor. 95 Prozent? Gut, weiter so, kleiner Mann, Du schaffst auch noch die 96. Ja, genau, 96. Komm, jetzt auch noch die 97. Was soll das denn? Warum geht es jetzt denn runter auf 92? Und 91 und 90. Scheiße, geh wieder hoch. Bitte. Biiiiitte. 89, 87. Komm schon, atme, mach keinen Scheiß. Gott sei Dank, wieder 90. Und so weiter. Ein echt tolles Gerät, um besorgte Eltern den ganzen Tag zu beschäftigen.

Im Laufe der Woche ging das fröhliche Rätselraten über die Krankheitsursache weiter. Nach und nach kamen weitere Testergebnisse. Chlamydien und Mykoplasmen schieden aus. Auch das RS-Virus konnte definitiv nicht die Ursache sein. Blieb der Keuchhusten oder irgendein anderes Virus. Gewissheit gab hier letztlich ein Testverfahren, das einige Tage brauchte. Es war auch kein Keuchhusten. Uff.
Nach Aussage der Ärzte handelt es sich bei dem Erreger um ein „xyz-Virus“, also irgendein unbekanntes Erkältungsvirus. Eine weitere Abklärung ist zwar nicht unmöglich, bringt aber auch nichts, weil die Therapie immer gleich ist. Nämlich: abwarten.

Während der Tage im Krankenhaus war Alexanders Befinden mal besser, mal schlechter. Mal lagen die Werte bei 100, dann wieder nur noch bei 85. Das Hauptproblem ist, dass er Schleim abhusten muss, der die Lunge beeinträchtigt. Das ist aber für ihn echte Schwerstarbeit, er keucht und stöhnt. Wir haben von den Schwestern gelernt, wie wir ihn dabei durch Klopfen auf die Lungen unterstützen können.

Es zahlte sich gerade jetzt aus, dass ich Elternzeit genommen hatte. So konnte ich nämlich zwischen Tanja-zum-Kindergarten-bringen und wieder-abholen den ganzen Tag im Krankenhaus sein. Das war für meine Frau natürlich eine große Erleichterung, jemanden bei sich zu haben. Und vor allem konnte sie auch zwischen den Stillmahlzeiten auch mal eine gewisse Zeit verschwinden, um einfach mal aus dem Zimmer rauszukommen, das ihr schon am ersten Tag wie ein Knast vorkam. Denn auf der Station wollte sie sich natürlich nicht bewegen, da ja dort noch andere Kinder mit zum Teil sehr ansteckenden Krankheiten waren.

Tanja nahm die Abwesenheit ihrer Mutter übrigens erstaunlich cool. Wegen den ganzen leckeren Krankheiten auf der Station lassen wir natürlich Tanja auch nicht ihre Mama und ihren Bruder besuchen. Ich hatte ja einige Proteste erwartet, aber von ihr kam nur: „Ist ja nicht so schlimm, wenn Mama nicht da ist“ und damit war die Sache für sie erledigt. Gut, dass ich in den letzten Jahren und auch gerade in der letzten Zeit so viel Zeit mit ihr verbracht habe, dass sie mich zumindest als ebenbürtige Bezugsperson ansieht.

Mittwoch Nachmittag kam dann Gott sei Dank auch meine Mutter zur Unterstützung angereist. Was auch gut war, denn Freitag war Tanja schon wieder stärker erkältet und konnte nicht mehr in den Kindergarten. Interessanterweise akzeptierte unsere superschüchterne Tanja meine Mutter – die sie in ihrem Leben vielleicht fünf Mal gesehen hatte – absolut als Bezugsperson. Blut scheint doch dicker zu sein als Wasser.

Die Schwestern auf der Station waren übrigens sehr davon angetan, dass meine Frau den ganzen Tag und ich auch viele Stunden bei Alexander waren. Denn sie erleben es immer wieder, dass Eltern ihr Kind einfach abliefern und bis zum Zeitpunkt der Entlassung kein einziges Mal besuchen – egal, wie alt das Kind ist. Ein Paar meinte sogar, die Rundumbetreuung im Krankenhaus wäre doch toll, so könnten sie endlich mal wieder feiern gehen. Was sind das für Eltern?

Nachdem am Freitag dann auch Keuchhusten als Krankheitsursache ausgeschieden war, wurde von den Ärzten festgelegt, dass noch ein Test im Schlaflabor gemacht werden sollte, um mögliche Atemaussetzer von Alexander festzustellen. Dass ist überhaupt die Hauptgefahr – dass Alexander einfach aufhört zu atmen.
Doch der Test im Schlaflabor ergab keine Auffälligkeiten. Insofern sieht es jetzt – Samstag Abend – so aus, dass Alexander morgen entlassen wird. Nicht geheilt, er hustet immer noch so, aber mehr kann man eben im Krankenhaus nicht machen. Wir werden wohl für 6 Wochen einen Monitor bekommen, um ihn zu Hause zu überwachen. Man hat uns auch gezeigt, wie man ihn zur Not beatmet und wiederbelebt. Ist doch wirklich beruhigend ;-)

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Kommentare von Lesern:

 
Cosima, Dresden:
01.03.2009 14:48
Gerd...? Wie gehts Euch...? *besorgt guck*

LG Cosima
Cosima, Dresden:
25.02.2009 09:34
Hallo Gerd & Family!

Erstmal gute Besserung für Euren Kleinen!!! *Daumendrück* Wir sehnen auch den Frühling herbei, dann wird vieles wieder leichter (Kinder draußen austoben lassen, keine Erkältungen mehr etc.)

Deine Art zu schreiben ist herrlich, man könnte es glatt als echtes Buch drucken: also ich würde es kaufen!. ;-) Finde es cool, dass Du als Mann hier schreibst: Hut ab.

Habt ihr schonmal nachgefragt, ob Alexander Emser Salzlösung mit dem Pari Boy + Babymaske inhalieren darf?!? Ist vielleicht noch besser, als rausgehen, wo ja bei der hiesigen, nebligen Witterung die Luft auch nicht wirklich sauber ist. Die Salzlösung befeuchtet die Atemwege und erleichtert das Abhusten vom Schleim. Da quasi nebenwirkungsfrei, dürfte es auch für wenige Wochen alte Säuglinge geeignet sein.

Liebe Grüße von Cosima (1 Tochter von knapp 3 Jahren und 38 Wochen schwanger mit einem Sohn)
Susan , München:
24.02.2009 23:02
Hallo Gerd und Familie!

auch von mir gute Besserung und alles Gute in dieser schweren Zeit!Haben sie denn mal auf mukoviszidose getestet?

Liebe Grüße , Susan!
Eva, Düsseldorf:
24.02.2009 10:35
Hallo Gerd,
auch von mir alles Gute! Hoffentlich kommt bald jemand auf die richtige Idee, was Euren kleinen Alexander so quält! Vielleicht hat er ja auch eine Allergie?! Schläft er auf einem Schaffell?
Drücke Euch die Daumen!
Viele Grüße, Eva
Claudia, Rheine:
23.02.2009 17:22
Hallo, Gerd,

ich wünsche Euch alles Gute in dieser schweren Zeit. Und ich freue mich schon drauf, wenn ich hier im Blog lesen kann, dass es Euch wieder besser geht!

Viele GHrüße, Claudia

Jessica, Wuppertal:
23.02.2009 09:54
Wahnsinn wie ihr das übersteht!
Der Leidensweg kommt mir sehr bekannt vor:
Wurde euer kleine auf asthma getestet?
Bei den Kleinen den ich kenne wurde es auch erst nach Monaten festgestellt stationäre Aufenthalte gabe es auch mehrere. Es waren die gleichen Anzeichen wie bei euch. Husten Schleim mal die Lunge zu und dann wieder auf Sauerstoffsättigung etc.
Wenn es noch nicht getestet wurde ein versucht ist es auf jeden Fall wert.
Wünsche euch viel Kraft!

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Letzter Eintrag: 12.01.2010

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