Keine Zeit zum Ausruhen
Es ist Donnerstagabend 19 Uhr: Die Kinder toben im Kinderzimmer. Abwasch ist Männersache bei Familie Mahler. Und das benutzte Geschirr wartet noch auf Vater Klaus. Doch zunächst kümmert er sich um das Zu-Bett-Geh-Ritual mit den Kindern. Erst in den späten Abendstunden findet der freiberufliche Grafikdesigner einige ruhige Stunden für seine Arbeit am PC.
"Meine Frau ist manchmal eingeschnappt, weil ich anstatt mit ihr ins Bett zu gehen im Arbeitszimmer verschwinde", erzählt der 28jährige Familienvater, "trotzdem nehme ich mir hin und wieder auch Zeit allein zu sein. Ausspannen, nichts tun und alte Platten hören. Ich kann ja schließlich nur dann für die Familie da sein, wenn ich zuerst für mich selbst sorge. Und hin und wieder ist eine Familienpause - das heißt etwas Zeit ohne Frau, Kind und Hausarbeit - wichtiger als der Abwasch und der Abend zu Zweit."
Balsam für die Nerven
Fluchen hilft
Zeitaufwändige Hobbys sind ein Luxus den sich viele Väter nicht leisten. Für die Pflege von Freundschaften und für die so genannte Selbstverwirklichung bleibt wenig Zeit. Mich macht es manchmal wahnsinnig bei jedem Telefongespräch ein plapperndes Kind auf dem Arm, oder einen quengelnden Klotz am Bein zu haben. Mich macht es manchmal wahnsinnig so selten Zeit für mich allein zu haben. -Zeit in der ich nichts tue als das wozu ich Lust habe.
Mir tut es gut auszusprechen wie es mir dann geht: "Oh Mann! Mir geht es gerade total auf die Nerven in jedem Moment für mein Kind da zu sein. Keine 10 Minuten habe ich für mich selbst." Allein das auszusprechen tut gut. Gewaltfrei fluchen: Ich schimpfe nicht auf mein Kind. Ich spreche aus wie es mir geht. Das tut gut; auch wenn sich die Situation nicht ändern lässt.
Pausen machen
"Wenn du merkst, dass du keine Zeit hast, dann ist es an der Zeit für eine Pause", das sagten schon die alten Zen-Meister, "wenn du es eilig hast dann mache einen Umweg."
Das ist die gesunde Alternative. Schließlich braucht es Zeit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen erst einmal auf die Schliche zu kommen. Und genau das ist Thema zahlloser Familienkonflikte: Die Väter sind unzufrieden, latent überarbeitet und gleichzeitig wissen sie oft gar nicht so genau was ihnen eigentlich fehlt. Väter haben ein Recht darauf und vielleicht sogar die Pflicht, gut für sich zu sorgen. Wenn Väter Pausen machen, sich Zeit nehmen, auftanken und ausruhen, wirkt sich das positiv auf die ganze Familie aus.
Zeit für mich
Bild: time@photocase.com
Die allermeisten Väter beteiligen sich an der Familienarbeit. Männer spielen mit ihren Kindern. Männer bringen ihre Kinder zu Bett. Männer packen im Haushalt an. Gleichzeitig treten sie bei der Erwerbsarbeit kaum kürzer. Väter sind Haupternährer, Spielkameraden, Nachtwächter am Kinderbett und Profis beim Abwasch. Freizeit ist Mangelware!
"Nur ein Viertel aller Väter findet Zeit zum Ausruhen: Durchschnittlich eine Stunde am Tag", so Männerforscher Peter Döge. Er bescheinigt Männern eine starke partnerschaftliche Orientierung, "denn der Zeiteinsatz in der Haus- und Familienarbeit wird durch weniger Zeit für Regeneration und Freizeit erkauft."
Männer orientieren sich an den Erwartungen, die an sie gestellt werden. Erst danach kommen die eigenen Bedürfnisse. Das ist ungesund. "Frauen und Kinder zuerst" heißt es. Danach erst sind die Väter an der Reihe. Das senkt die Lebenserwartung und wirkt wie Sprengstoff in Familienkonflikten.