väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

11.09.2009 34. Woche
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Mobilität und Geburtstagsfrust

Alexander wird mobil und wir auch. Zwei Geburtstage liefen ganz anders als erwartet. Und das Thema Schlafen darf auch nicht fehlen.
Wir werden mobil.
Zum Einen hat Alexander seit ein paar Tagen begriffen, dass man tatsächlich durch Robben jeden Punkt der Wohnung erreichen kann. Das Robben, also im Sinne eines bewussten „rechter-Arm-vor-linkes-Bein-vor-linker-Arm-vor-rechtes-Bein-vor...“ hat er erst seit einer Woche drauf und benutzte es zuerst nur, um Spielzeug oder Zeitungen außerhalb seiner unmittelbaren Greifweite zu bekommen. Aber jetzt hat es „klick“ gemacht in seinem Kopf. „Wenn ich an dieses Zeug rankomme, müsste ich doch auch eigentlich da hinten um die Ecke schauen können.....“
Insofern hat er diese Woche zum ersten Mal aus eigener Kraft das Wohnzimmer verlassen.
Für uns bedeutet dies natürlich größere Aufmerksamkeit. Vorbei ist es mit „Ich lege ihn mal mit ein paar Spielzeugen auf den Teppich, räume schnell die Küche auf, und wenn er nicht schreit, dann schaue ich in ein paar Minuten nach ihm.“ Jetzt müssen wir nicht nur schauen, dass er im ganzen Haus nichts in die Finger bekommen kann, was gefährlich sein könnte, sondern wir müssen auch aufpassen, dass wir ihn nicht aus Versehen verletzen. Wenn er z.B. fasziniert feststellt, dass man sich hinter eine Tür legen und sie hin und her schwenken kann. Wenn man da mit Schwung ins Zimmer kommt und die Tür aufreißt, kann das übel ausgehen. Und nicht nur wir Eltern müssen vorsichtig sein, sondern wir müssen natürlich Tanja auch im Auge behalten.
Als erstes haben wir gestern ein Treppenschutzgitter (mit integrierter Tür) gekauft, damit der Kleine nicht mal den Abgang die Treppe hinunter macht. Sobald er dann anfängt sich hochzuziehen, müssen wir dann unten an der Treppe auch noch ein Gitter hinmachen, damit er nicht ohne Aufsicht die Treppe hochsteigt (und ggf. wieder runterfällt).
Unsere Wohnung ist ansonsten noch von Tanja soweit möglich kindersicher gemacht. Jetzt werden nach und nach wieder alle potentiell gefährlichen Sachen nach oben wandern, Schlüssel abgezogen werden etc.

Und auch urlaubsmäßig sind wir wieder mobil.
Wenn Ihr diesen Blog lest, sind wir hoffentlich im Urlaub an der Cote d`Azur. In einem Ferienhaus am Strand natürlich. Ich muss ehrlich sagen, dass ich dazu keine große Lust habe, so toll war das in Dänemark nicht, aber meine Frau wollte unbedingt verreisen. Mal schauen, wie das wird. Es gibt dann entsprechend nächste Woche keinen neuen Blog.


Leider war diese Blogwoche von Geburtstagsfrust bestimmt.
Genau genommen fing das Ganze schon am Mittwoch und Donnerstag letzter Woche an, als man mir in zwei Sitzungen einen Zahn beim Kieferchirurgen entfernte. Was nicht nur richtig schmerzhaft war, sondern auch noch so einen Bluterguss an einer Wange hinterließ, dass ich auf der einen Seite aussah wie eine Birne. Was Essen und Trinken und Sprechen nicht unbedingt leichter macht.

Am Samstag war dann Tanjas nachträgliche Geburtstagsfeier mit vier Kindern aus dem Kindergarten.
Darauf hatten wir uns gefreut. Mit den anderen Eltern etwas quatschen, mit den Kindern Kuchen essen und ein paar Spiele machen, vielleicht noch eine Kleinigkeit basteln - eine normale Geburtstagsfeier halt.
Dummerweise war Tanja den ganzen Tag in Vorfreude so aufgeregt gewesen, dass sie beim Eintreffen der Gäste schon todmüde und damit quengelig war.
Dummerweise kamen die Eltern mit den Kindern, lieferten sie ab und verschwanden sofort wieder. Okay, das hatten wir ihnen freigestellt, ob sie bleiben oder nicht, aber ich hatte schon angenommen, dass ein Teil da bleiben würde. Einfach als willkommene Gelegenheit, sich mal näher kennen zu lernen. Aber anscheinend waren alle ganz froh, mal ihr Kind los zu sein.
Dummerweise war dann keines der Kinder hungrig - alle Kuchen, Waffeln und Brownies standen rum und keiner wollte was. Häh? Kinder wollen keinen Kuchen, wo gibt es das denn?
Dummerweise war es dann auch unmöglich, mit ihnen auch nur ein einziges kleines Spiel zu spielen. Klar, die Kinder waren zwischen vier und fünf, große Spiele sind da noch nicht drin. Aber wenigstens Topfschlagen oder Blinde Kuh? Keine Chance, sie wollten einfach nicht. Bzw. konnten sich einfach nicht 2 Minuten konzentrieren, während ich versuchte, die Spielregeln zu erklären. Seltsam. Habe ich hier zu hohe Erwartungen gehabt? Wie gesagt, es ging um Spiele auf unterstem Niveau.
Ich gab dann einfach auf - das Basteln haben wir gar nicht mehr probiert - und wir sind mit den Kindern auf den Spielplatz. Gott sei Dank hatte es sich nach langem Regnen gegen Mittag schon aufgeklart und so stand dem nichts entgegen. Und da blieben wir dann einfach die nächsten Stunden und versuchten wie Schäferhunde die einzelnen Schäfchen nicht aus den Augen zu verlieren. Die, sobald sie auf dem Spielplatz waren, natürlich entdeckten, dass sie unglaublich Hunger und Durst hatten.
Und dafür hatten wir uns so viel Gedanken gemacht?

Sonntag war dann auch nicht besser. Tanja war gewohnt anstrengend und Alexanders Schlafrhythmus war total durcheinander.
Irgendwie war das so ein Wochenende, wo man einfach nur noch die Schnauze voll hat und sich nach dem Büro sehnt.

Dienstag hatte meine Frau Geburtstag. Da Sie deutlich auf die 40 zugeht, ist das ohnehin für sie kein besonders herbei gesehnter Tag. Aber wir wollten es uns nett machen. Tanja früh aus dem Kindergarten holen und an einen kleinen Fluß in die Nähe fahren, wo Tanja im Wasser planschen und im Wald spielen konnte.
Leider hatten wir eine falsche Stelle dafür gewählt. Denn das Flußufer war so steil, dass Tanja einfach nicht ans Wasser ran kam. Und der Wald interessierte sie nicht. Da sie ansonsten auch mal wieder extrem lauffaul war, sind wir dann bald wieder nach Hause gezogen.
Na gut, dann warten wir eben bis Tanja im Bett ist und machen es uns dann gemütlich. Da machten wir aber die Rechnung ohne Alexander, der abends ausnehmend schlechter Laune war. Dass diverse Kollegen und Freunde den Geburtstag meiner Frau total vergessen hatten (aus den Augen, aus dem Sinn), verbesserte die Laune meiner Frau nicht unbedingt.
Letztlich beschränkte sich also unsere Feier auf ein Glas Sekt, nachdem Alexander endlich schlief und darauf, dass ich so lange beide schlafende Kinder hütete, dass meine Frau ihre Lieblingsserie schauen konnte.


Die beiden Mitblogger auf vaeter-zeit.de haben erwähnt bzw. beschrieben, dass in ihrer Partnerschaft mit dem 1. bzw. mit dem 2. Kind verstärkt gestritten wird.

Das muss ich derzeit in meiner Ehe auch feststellen. Waren wir mit Tanja vor Alexanders Geburtstag schon doch sehr weit gekommen, dass es also schon einfacher geworden war, sind wir jetzt wieder ("Gehen sie zurück auf Start, ziehen Sie keine 5.000 Euro ein") wieder voll zurückgeworfen. So sehr wir Alexander und Tanja mögen, so anstrengend ist es aber auch. Seit Alexanders Geburt hatten wir eigentlich keine einzige kinderfreie Minute. Einer von beiden will immer was. Ist Tanja abends endlich im Bett (meist meldet sie sich dann noch mehrfach, weil sie in der ersten Nachthälfte sehr unruhig schläft), ist Alexander hell wach und dreht so richtig auf. Ist er endlich im Bett, fallen wir gleich hinterher. Dazu kommt dann noch Tanjas zeitweiliges Gequengel und/oder Alexanders zeitweiliges Geschrei und dann reicht es aber auch dicke. Ganz neben müssen natürlich auch noch Arbeit, Hausarbeit und Einkaufen erledigt werden. Da sind sowohl meine Frau als auch ich einfach müde und gereizt. Unterbewusst sind wir beide auch der Meinung, dass der jeweils andere, doch "auch einmal....... (das Baby hüten, mit Tanja spielen, die Wohnung aufräumen, etc.etc.)" könnte. (Wobei ich natürlich immer recht und meine Frau immer unrecht hat. Aber das nur nebenbei.)

Sonntag Abend war dafür ein gutes Beispiel. Da Alexander am Nachmittag zu viel geschlafen hatte, war er zu seiner üblichen Schlafenszeit um 22 Uhr noch hellwach. Was sich auch bis 23 Uhr nicht änderte. Meine Bitte an meine Frau, ob sie nicht mal Alexander zum Schlafen bringen könnte, da ich an diesem Tag solche Versuche schon ein halbes Dutzend mal hinter mir hatte, führte dazu, dass meine Frau total sauer auf mich wurde. Klasse. Um die Sache nicht eskalieren zu lassen, habe ich letztlich Alexander in den Kinderwagen gepackt und bin bis kurz vor Mitternacht mit ihm und mit dunkelsten Gedanken durch unser Wohnviertel gestapft. Dann schlief Alexander endlich fest und sowohl meine Frau als auch ich hatten uns beruhigt.

Na ja, wir stehen es durch, aber wir hoffen beide auf die Zeiten, wenn beide Kinder einfach mal gleichzeitig ins Bett gehen, ruhig einschlafen und durchschlafen und wir abends bei einem Glas Wein sitzen. (Höhöhö, träum weiter.....)


Schlafen ist bei uns wieder mal ein echtes Thema. Also Alexanders Nachtschlaf. Zeitweise war es ganz einfach gewesen, ihn abends ins Bett zu bringen. Wenn er richtige Müdigkeitszeichen zeigte (Augen reiben, Quengeligkeit), dann wurde er noch mal gestillt, dann habe ich ihn noch ein bisschen auf den Armen gewiegt und weg war er.
Seit ein paar Tagen kämpft Alexander wie ein Wahnsinniger gegen den Schlaf. Obwohl er absolut todmüde ist, ist er fest davon überzeugt, dass schlafen ein Ding des Teufels ist. Ansonsten sind seine massiven Kämpfe gegen das Einschlafen nicht erklärbar. Wenn wir aber nachgeben, dann ist er so übermüdet und quengeligst (Steigerungsform von quengelig), dass er absolut unerträglich ist. Wenn das in absehbarer Zeit, sprich bis nach dem Urlaub nicht besser wird, werden wir wohl um Schlaftraining nicht herumkommen.

Letzte Meldung: Anscheinend war das Problem, dass Alexander jetzt auf dem Bauch einschlafen möchte. Jedenfalls ging gestern alles wieder wie geschmiert, nachdem ich ihn auf den Bauch gedreht hatte. Mal schauen, ob das des Rätsels Lösung ist.

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Kommentare von Lesern:

 
Anke:
23.09.2009 20:13
Hallo Gerd,
was Du schreibst, lese ich stets mit großem Interesse. Ich finde als junge Mutter auch vieles im Leben mit Kindern nicht nur toll, sondern auch tierisch anstrengend. Aber ich verstehe nicht, warum Du und Deine Frau unbedingt die volle "lange-Stillen-bloß-keine-Fremdbetreuung"-Nummer durchzieht?
Das interessiert mich wirklich, warum Ihr Euch das Leben mit Kind ja auch nicht wirklich einfacher macht.
Beste Grüße
Anke
Volker, Kassel:
21.09.2009 15:06
Stell Dich schon mal drauf ein: vom 5. bis 10. Geburtstag macht Ihr Schatzsuche. Am Anfang noch im Garten, später dann in der Umgebung. Und danach heißt es dann: Papa, wir wollen jetzt lieber allein feiern - aber das Kino bezahlst Du doch, oder?
Gast:
18.09.2009 14:11
Hallo Gert,
unser Sohn schlief ab Gabe der 1. Breimahlzeit durch (Karotten)-war damit auch wesentlich zufriedener und ausgeglichener-vielleicht wäre das für euren Alexander auch was. So eine Mahlzeit dauert ca. 20 Min.-dann bleiben deiner Frau immer noch über 23,5 Std. tgl. zum stillen übrig...
eva-maria, düsseldorf:
14.09.2009 21:54
p.s. kindergeburtstage bis ca 6 jahre. spielen lassen. bei mädels ein wenig prinzessinnen-verkleidungszeug und gut ists. die brauchen echt noch keine spiele. später ja. wir haben die erfahrung auch schon gemacht- riesig gedanken gemacht, berge von essen gekocht/gebacken, auf allem sitzen geblieben, keiner spielte was nach anleitung, aber alle gingen glücklich mit dem abschiedstütchen nach hause.
eva-maria, düsseldorf:
14.09.2009 21:51
hi gerd,
klugscheissspruch von mir: was meinste, was mit 3 kindern erst gezofft wird ;)
dazu eine zünftige kernsanierung, herrlich.
schönen urlaub, ihr habt ihn euch verdient (hey, südfrankreich, freut euch doch, das ist doch herrlich)
lg eva

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Letzter Eintrag: 12.01.2010

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