väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

02.05.2009 16. Woche
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Regen, Sonnenschein, Traufe

Auf Regen folgte Sonnenschein. Und zum Ende der Woche ging es wieder in die Traufe.
Das war mir schon klar, dass mein letzter Blog den ein oder anderen bzw. die ein oder andere auf die Palme bringen würde.

Aus irgendwelchen Gründen ist es Eltern „untersagt“, negativ über ihre Kinder zu schreiben oder zu reden. Warum eigentlich? Wenn man Kinder hat, so gibt es viele tolle Momente, aber auch genauso viele Momente, wo man die Schnauze voll hat. Wo man einfach sagt: „Ich will mein Leben wieder haben“.
Ein Autor hat es einmal sehr treffend beschrieben, als er sagte: „Meine Kinder geben mir jeden Tag hundert Gründe sie zu lieben – aber manchmal fällt mir keiner ein.“ Genauso ist es. Natürlich liebe ich unsere Kinder, aber es ist einfach anstrengend, ein Baby zu hüten, rumzutragen, zum Schlafen zu bringen und vom Schreien abzuhalten und gleichzeitig ein größeres Kind gleichzeitig nicht zu kurz kommen zu lassen. Und es gibt einfach Tage, die sind einfach ...............UAAAAAAAAH! Und ja, auch kleine Kinder können Kotzbrocken sein.

Gerade Tanja ist im Augenblick wie ein Geysir. Eine ganze Zeitlang ist alles ruhig und beschaulich. Dann merkt man, dass es im Untergrund brodelt. Und dann kommt plötzlich aus dem Nichts ein gewaltiger Ausbruch. Und sobald der Ausbruch vorbei ist, ist alles wieder ruhig und beschaulich. Bis es wieder brodelt...

Eines verstehe ich sowieso nicht. Warum schreiben Frauen so ganz anders als ich? Warum ist bei Frauen jeder Tag mit Kind rosarot, wolkenlos und ein einziger Traum? Warum schreiben Frauen Sätze wie: „Ich könnte mein Kind stundenlang anschauen“? Klar, könnte ich auch – aber öde wäre es nach 10 Minuten schon. Typisch Mann?
Vielleicht liegt es ja auch an meiner Anonymität, dass ich offener schreibe und hier auch mal meinen Frust rauslasse, denn so habe ich nichts zu verlieren. Und ich habe es schon mal geschrieben: Wenn ich mich schlecht fühle, dann schreibe ich das hier auch.

Ich bin mit Sicherheit nicht der beste Vater und netteste Mensch der Welt. Aber mit genau solcher Sicherheit auch nicht der schlechteste Vater und schlimmste Mensch. Einfach ein Normalo mit allen seinen Kanten und Ecken. Und solange Tanja mir immer sagt, dass ich ihr „bester Freund“ bin und sie mich sogar – Höhepunkt ihrer Zuneigung – zu ihrem Geburtstag einladen will, fühle ich mich okay. (Wobei ich natürlich in Tanjas Gunst schneller falle als der Dow Jones, wenn ich es wage, im Domino zu gewinnen.)


Auf Regen folgte Sonnenschein. Nachdem uns Tanja und Alexander Ende letzter Woche an den Rand unserer Kräfte brachten, war das Wochenende wundervoll einfach und entspannt. Samstag ging Tanja mit meiner Frau erstmal shoppen – Frauen unter sich – und nachmittags war ich mit ihr im Zoo. Sonntags waren wir alle gemeinsam an einem Fluss in unserer Nähe, und haben dort gepicknickt und den Fluss und den angrenzenden Wald erkundet. Wir haben sogar, was Tanja tief beeindruckt hat, Biberspuren gefunden. Alles locker, easy, ohne Probleme. So was ist dann wirklich mal eine Erholung (soweit man sich mit zwei Kindern erholen kann). Und diese Woche ging es bis Donnerstag so weiter.

Um auf einen Kommentar zurückzukommen: Natürlich unternehmen wir sowieso Sachen nur mit Tanja, um sie nicht zu kurz kommen zu lassen. Neben dem Wochenende ist immer ein Nachmittag unter der Woche Papa-Tanja-Tag.
Das Problem ist weniger, dass wir uns nicht genug mit ihr beschäftigen, sondern dass sie den Anspruch hat, permanent beschäftigt zu werden, wenn sie zu Hause ist. Und das geht einfach nicht.
Tanja macht sich natürlich darüber ihre Gedanken und meinte (man beachte den perfekten Konditionalsatz): „Wenn Alexander tot wäre, hättet Ihr mehr Zeit für mich.“
Okay, keine Panik, das war so dahin gesagt, Tanja mag ihren Bruder durchaus noch. Und Sterben und Tod sind im Augenblick ein sehr interessantes Thema für sie (ohne es wirklich zu verstehen). Wir haben uns in dieser Situation darauf geeinigt, dass es doch ganz schön wäre, wenn Tanja und Alexander noch ein paar Jahre leben, bevor sie sterben.

Ich muss sagen, dass Alexander ein wirklich pflegeleichtes Kind ist – viel einfacher als Tanja, als sie noch klein war. Nachts schläft er bis auf ein-zwei Mal trinken durch. Rekord war inzwischen einmal durchschlafen von 7 Stunden!
Tagsüber hat er inzwischen einen guten Stillrhythmus von 2,5 Stunden. Gerade nach dem Trinken ist er absolut glücklich und zufrieden und lässt sich auch ohne Probleme ablegen. Dann liegt er auf seiner Decke, schaut sich die Decke, die Wände oder sein Mobile an, strampelt fröhlich, plappert und gurgelt vor sich hin. Und wenn man sich über ihn beugt, strahlt er wie ein Honigkuchenpferd (ein seltsamer Ausdruck, wo kommt der eigentlich her?).

So langsam versucht er alles Mögliche, was er in die Finger kriegt, in seinen Mund zu schieben. Ist aber leichter gesagt als getan. Erstens muss er dazu etwas wirklich festhalten, zweitens in die richtige Richtung bugsieren und drittens den scheunentormäßig aufgerissenen Mund treffen. Schwierig, schwierig....

Zu den Kommentaren noch, ob Besuch mehr Stress als Nutzen bringt. Ich bin mir da selbst nicht ganz im Klaren. Manchmal bin ich ganz froh, dass wir unsere Ruhe haben und potentielle Virenträger gar nicht in unser Haus kommen. Andererseits bin ich aber doch erstaunt, dass so viele, die in der Schwangerschaft so unglaublich begeistert waren, es nicht mal schaffen, ein einziges Mal vorbei zu kommen. Soooo schlimm bin ich wirklich nicht und meine Frau schon gar nicht.

Erstaunlicherweise hat mein Behördenleiter meinen Teilzeitantrag sofort genehmigt. Offenbar merkt er, dass bei mir Hopfen und Malz verloren ist. Wieder einer mehr, der mich hasst.

Da wir ja die letzten Wochen einigermaßen von Krankheiten verschont wurden (die erneute Erkältung meiner Frau zählt nicht), hat uns Tanja pünktlich zum Wochenende im Kindergarten einen Magen-Darm-Virus eingefangen. Bei ihr hat es wenigstens nur einen Tag gedauert. Dann steckte sie uns an und das hat erst meine Frau einen Tag hingelegt und dann mich. Gerade meine Frau hat bei Durchfall natürlich erhebliche Probleme, durch das Stillen verliert sie ja schon genug Flüssigkeit. Alexander hat es wenigstens nicht erwischt – oder fällt es nicht auf, weil sein Stuhlgang ohnehin immer flüssig ist (für alle, die es nicht wissen: Stillkinder haben flüssigen Stuhl.)

Ich verstehe gar nicht, warum die Weltgesundheitsorganisation so ein Gewese um die Schweinegrippe macht. Wenn man alle Kindergärten dichtmachen würden, wären plötzlich viel weniger Menschen krank.
Andererseits wären dann auch wieder alle Kinder den ganzen Tag zu Hause. Schwierig, schwierig.....

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Kommentare von Lesern:

 
Evi:
06.05.2009 21:04
Hallo Gerd,

nein ich finde auch nicht, dass du ein recht schlimmer Mensch bist. Ich verfolge dein Tagebuch ja nun auch schon seit einiger Zeit, aber manchmal ist einfach ein bisschen viel negatives drin. Ich könnte mir vorstellen, dass du vielleicht ab und zu mal etwas Abstand von den Kindern bräuchtest. Vielleicht hockt ihr ein bisschen zu sehr aufeinander? Gerade weil du doch auch schreibst, dass ihr nicht viel Besuch bekommt. Ergeben sich nicht durch Tanjas Kindergarten Kontakte zu anderen Eltern, die ihr mal einladen könnt, oder ihr mal (im Wechsel natürlich) auch mal ohne Kinder was unternehmen könnt? Das tut nämlich auch gut, wenn man da einfach mal eine Pause hat oder mal hört, dass die Kinder anderer Leute auch anstrengend sein können. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Liebe Grüße
Evi
Elisa, Essen:
06.05.2009 15:39
Lieber Gerd,
Dein Blog ist prima und Du bist sicher nicht der schlimmste Mensch. Ich bin vielmehr beeindruckt, wie Du als Vater/Mann Dich engagierst, alles mit den lieben Kleinen mitmachst, miterlebst - von Ausflügen bis Arztbesuchen. Das ist sicher eher vorbildlich als zu kritisieren. Und ja, ich finde Deine Ehrlichkeit erfrischend und für mich als oft ähnlich empfindende Mutter eines anstrengenden, tollen Anderthalbhährigen sehr interessant. Mach weiter so!
LG Elisa
Cosima:
06.05.2009 10:40
Hallo Gerd,

finde Deinen Blog immernoch prima! ;-)

Und nein: Fraunen haben nicht immer nur die rosarote Babybrille auf. Auch sie fühlen sich mitunter überfordert, sterbenselend und würden für ein bißchen mehr Schlaf beinahe töten!!! ABER: Sie würden es in den seltensten Fällen offen zugeben...
Außerdem konkurieren Mütter (leider) oft viel zu sehr untereinander und versuchen dabei alle Klischees zu erfüllen: natürlich haben sie das hübscheste Baby der Welt! natürlich ist es sehr klug und etwas besonderes! natürlich ist es in seiner Entwicklung weitvorraus! natürlich hat die Mutter den Alltag wenige Wochen nach der Geburt perfekt im Griff, ebenso wie den Haushalt und ihr Aussehen! außerdem ist sie wieder die perfekte Liebhaberin für ihren Gatten... usw. usw. usw.
... und nur der Mann im Mond schaut zu, wenn sie des nachts um halb drei mal wieder am Verzweifeln ist, nicht wahr....?!?

LG Cosima
Gast:
05.05.2009 09:35
Also, ich finde deine Blogs richtig gut. Gerade weil bei dir nicht immer alles ein Zuckerschlecken ist. Mein Sohn (2) ist auch manchmal ein Kotzbrocken, und er hat noch meine volle Aufmerksamkeit ohne sie mit einen kleinen Bruder teilen zu müssen! (der kommt aber in drei Monaten...)
Schreib weiter so!
Gast:
04.05.2009 15:29
p.s. sorry für die rechtschreibfehler, habs eilig
Gast:
04.05.2009 15:27
hab ich auf meinem wellness-wochenende fern meiner familie gelesen und es taten sich welten auf:
http://www.amazon.de/Tyrannen-m%C3%BCssen-nicht-sein-Erziehung/dp/3579068997/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1241444125&sr=8-1
nur so, falls mal KEINEN erziehungsratgeber lesen möchtest, und einfach mal eine andere sichtweise bekommen willst, lest dieses buch. vielleicht hilft euch das ja mit tanja!
mir hat es unglaublich die augen geöffnet im bezug auf meine beziehung zu meinen kindern.
lg eva
ps.s der titel soll rein gar nichts mit euch zu tun haben und er hört sich sicher furchtbar an, aber wenn man es liest, versteht sich der titel von allein

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