Lange Ehe - bessere Ehe?
Bild: micromonkey-fotolia.com
Eine Ehe hält heute über drei Jahre länger als 1990. Im Durchschnitt. Das sagt die Statistik. Bedeutet das aber auch, dass Ehen heute glücklicher sind?
Gerade ist die amtliche Ehestandsstatistik erschienen. Und die zeigt erstaunliches: Im Jahr 2014 wurden 166 200 Ehen geschieden. Was, so viele? Nein, so wenige. Die absolute Zahl der Ehescheidungen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken, so das Statistische Bundesamt. Beim Gang vor den Scheidungsrichter waren sie durchschnittlich 14 Jahre und acht Monate verheiratet. Und das ist richtig lange: 1990 dauerte die Durchschnittsehe nur 11,5 Jahre.
Momentan werden, so die Statistiker, 35 Prozent aller in einem Jahr geschlossenen Ehen im Lauf der folgenden 25 Jahre geschieden. Viele? Nö. 2004 waren es deutlich mehr, 42 Prozent. Also: Ehe ist toll, die große Liebe verlangt wieder die Hochzeit? Auch nicht. 2013 ließen sich 374 000 Paare trauen, 1988 waren es 535 000.
Nun könnte man meinen, dass Paare heute vor der Hochzeit mehr Beziehungserfahrungen haben, älter und reifer sind, nicht mehr den Himmel voller Geigen erwarten, wenn sie vor den Altar treten. Aber das sagt die Statistik nicht aus, meint Dr. Tobias Ruland, Paartherapeut in München: "Hinter den Zahlen stecken Menschen und Schicksale. Was sie zur Entscheidung für eine Ehe bringt, welche Vorerfahrungen sie haben, welche Erwartungen - das müsste eine breit angelegte Untersuchung klären." Die gibt es aber nicht.
"Hinter den Zahlen stecken Menschen"
Momentan werden, so die Statistiker, 35 Prozent aller in einem Jahr geschlossenen Ehen im Lauf der folgenden 25 Jahre geschieden. Viele? Nö. 2004 waren es deutlich mehr, 42 Prozent. Also: Ehe ist toll, die große Liebe verlangt wieder die Hochzeit? Auch nicht. 2013 ließen sich 374 000 Paare trauen, 1988 waren es 535 000.
Nun könnte man meinen, dass Paare heute vor der Hochzeit mehr Beziehungserfahrungen haben, älter und reifer sind, nicht mehr den Himmel voller Geigen erwarten, wenn sie vor den Altar treten. Aber das sagt die Statistik nicht aus, meint Dr. Tobias Ruland, Paartherapeut in München: "Hinter den Zahlen stecken Menschen und Schicksale. Was sie zur Entscheidung für eine Ehe bringt, welche Vorerfahrungen sie haben, welche Erwartungen - das müsste eine breit angelegte Untersuchung klären." Die gibt es aber nicht.
Ehe gescheitert, aber nicht geschieden
Nach seiner Erfahrung in der Paarberatung gibt es "eine hohe Dunkelziffer von gescheiterten Ehen, die nicht geschieden werden." Aus seiner Praxis kennt er Paare, die viele Jahre lang getrennt leben, aber verheiratet bleiben. Dafür seien oft monetäre Gründe ausschlaggebend. "Man spart Steuern, gibt kein Geld für Anwälte und Gericht aus und muss sich nicht mit dem Zugewinnausgleich herumärgern."
Möglich sei auch, so Ruland, dass viele Paare heute in höherem Lebensalter heiraten. Das sei aus der Statistik aber nicht zu erkennen. Dort findet sich nur das Durchschnittsalter bei der Scheidung: Bei Männern gut 45 Jahre, bei Frauen knapp 43. Ruland: "Wer z.B. mit 60 Jahren eine Ehe eingeht, sieht mit 80 vielleicht keinen Grund mehr für eine Scheidung, insbesondere, wenn er schon mehrfach verheiratet war." Das sei jedoch Spekulation. Klar sei jedoch: Ein paar Schlagzeilen aus einer amtlichen Statistik gewonnen gäben sicher nicht die Wahrheit über Ehe und Beziehungen wider.
Ralf Ruhl