väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

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Papa am Spielfeldrand


Väter als FussballtrainerBild: aussie97@photocase.de

Er bringt seinen Sohn zum Fußballtraining und feuert bei jedem Auswärtsspiel die Mannschaft an. Aber zu viel väterliches Engagement kann die Mini-Kicker verunsichern, statt sie zu fördern.

Der Mann in seinem blauen, ballonartigen T-Shirt und dem roten Kopf taugt zum Rumpelstilzchen. "Spiel nach links!!" - "Schiiiiiiieß!!" - "Nicht da rein!!" Ein Lärmpegel wie auf einer Baustelle. Erwachsene an der Seitenlinie, deren Körperteile zucken als wären sie in einer Disco. Fingernägel, die an Länge verlieren. "Kann der mal ruhig sein?" - "Mann - das nervt." - "Nichts kann ich recht machen."

Die Wut unterdrückend, der Blick unruhig, nervöses Zurechtrücken der Kapitänsbinde. Der Achtjährige in seinen weißen Fußballschuhen und der Zehn auf dem Rücken macht ein unglückliches Gesicht. "Einmal, nur einmal in Ruhe Fußball spielen - ohne Geschrei - ohne ständiges Rummosern".

Beobachtet man ein Fußballspiel der F- oder E-Junioren, so wird man den Eindruck nicht los, dass es eigentlich die Eltern sind, die dort spielen. Einmischungen von außen sowie negative Kommentare sind feste Bestandteile eines jeden Spiels. Für Kreativität und eigene Entscheidungsprozesse der kleinen Kicker bleibt kaum Platz. "Ich will für mein Kind doch nur das Beste", rechtfertigt sich ein allzu engagierter Vater in der Halbzeit. Aber ist das Beste nach Meinung der Eltern auch das Beste für das Kind?

Kinder wollen nicht nur Pokale


Manchmal scheint es, als wären die Zielsetzungen von Erwachsenen und Kindern unterschiedlich. Kinder spielen Fußball, um das Spiel zu erlernen und sich zu verbessern. Spaß und Freude sollten, nein - müssen - dabei im Vordergrund stehen. Erwachsene sind oft zu leistungsorientiert. Sie erwarten teilweise zu viel von ihrem Kind und setzen es somit einem Druck aus, dem es nicht gewachsen ist. Durch diese Erfolgsorientierung werden Talente hochgepuscht und verheizt. Eine pädagogische Verantwortung scheint es dabei nicht zu geben.

Szenenwechsel. Ein E-Juniorenspiel. Diesmal keine Kommentare oder Vorschläge seitens der Eltern. Man hört sogar das Vogelgezwitscher. Der Trainer gibt nur wenige, aber zielgerichtete Anweisungen während des Spiels. "Zu viele Erklärungen machen die Kinder verrückt. Sie sollen selbständig auf eine bestimmte Situation reagieren", erläutert er seine Trainerphilosophie. "Deshalb habe ich die Eltern dazu angehalten, nicht in das Spiel hineinzurufen."

Spaß am Fußballspielen


Insgesamt überwog bei allen beobachteten Spielen (insgesamt 52 F- und E-Juniorenspiele mit 208 Bezugspersonen) zwar der Anteil an Eltern, die dem eher lobenden und ruhigen Typ zuzuordnen sind. Allerdings waren bei allen beobachteten Spielen auch lautstarke negative Kommentare zu verzeichnen gewesen. Einer Mehrheit von sich zurückhaltenden Personen stand also eine Minderheit an negativ auffallenden Personen gegenüber, wegen denen die Kinder oft lediglich in den Anfangsminuten ohne Einmischung von außen ihrem eigenen Spiel nachgehen konnten.

Äußerst bedenkenswert: Im Bereich der E-Junioren wurden auch 53,1 % der Trainer als impulsiver Typ eingestuft. Dieser Wert ist fünfmal so hoch wie bei den F-Junioren, bei denen erfreulicherweise mit 42,2 % der ruhige Typ dominiert hat.

Viele Väter - aber auch Trainer - sollten ihr Verhalten auf dem Fußballplatz grundlegend überdenken, damit all die kleinen Fußballer genau das tun können, was sie wirklich möchten: nämlich ohne Druck und Einmischung von außen einfach nur Fußball spielen.

Robert Freis

7 Trainertypen in Aktion


Kindgerechte Anweisungen


Eine Steuerung seitens der Trainer ist in den jüngsten Fußballaltersstufen erforderlich, sollte aber nicht mit zu vielen Informationen überladen werden. Korrekturen sollten in einfachen und leicht verständlichen Sätzen angebracht werden - also in einer Sprache, die Kinder auch verstehen. Negative Äußerungen können Kinder erst im Alter von zwölf Jahren verstehen und auf ihr Spiel beziehen. Gerade Väter
versuchen dem Kind während des Spiels taktische Anweisungen zu geben, ohne jedoch zu wissen, mit welcher Aufgabe der Trainer das Kind betraut hat. Unterschiedliche Anweisungen von Trainer und Eltern führen zur Unsicherheit. Positive Anfeuerungen dagegen stimulieren eher.

Die Trainertypen


Meine Untersuchung an der Sporthochschule in Köln mit dem Ziel, das Verhalten von Trainern und Eltern im F- und E-Juniorenbereich zu beobachten und zu kategorisieren, kam zu einigen bemerkenswerten Ergebnissen. Dabei wurden sieben Verhaltenstypen klassifiziert:
  • Ehrgeiziger Typ:
    Will immer gewinnen, setzt aus diesem Grund nur die starken Spieler ein. Kritisiert während des Spiels lautstark die Aktionen der Kinder.
  • Besserwissender Typ:
    Fällt besonders durch Kommentare wie "Du musst", "Du sollst" und "Du darfst nicht" auf.
  • Unkritischer Typ:
    Orientiert sich mit seiner Kritik nicht an der Leistung der Kinder, sondern nur am Ergebnis.
  • Impulsiver Typ:
    Begleitet das gesamte Spiel mit lautstarken negativen aber auch positiven Kommentaren.
  • Aggressiver Typ:
    Bei vermeintlicher Benachteiligung fordert er die Kinder zum aggressiveren Verhalten und zur Gewalt auf.
  • Lobender Typ:
    Jede Aktion wird gelobt, Kritik wird während des Spiels nicht geäußert.
  • Ruhiger Typ:
    Gibt während des Spiels nur sehr wenige Anweisungen, wenn Korrekturen erforderlich sind, dann äußert er sie in einfachen, klar verständlichen Sätzen. Kritische Äußerungen erfolgen während des Spiels nicht.

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