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"Es war ein Traum von mir und meinen beiden Kindern bei diesem Spiel dabei zu sein und dieser Traum ist wahr geworden." Die Karten hat Balan Ramsamy ganz einfach über das Internet bekommen. Jetzt stehen die drei in Block 141, Reihe D und sind begeistert von der Stimmung und von der Freude ihrer Landsleute auf das Event. "Ich hoffe, dass unsere Mannschaft Weltmeister wird", lässt Kiam keck verlauten "Aber eigentlich wäre es schon eine tolle Sache, wenn wir die Vorrunde überstehen würden." Kiam und Sayi spielen selbst Fußball. Ihre Vorbilder sind internationale Stars - Ronaldo, Torres, Nani, Villa. Spanische und portugiesische Nationalspieler stehen hoch im Kurs. "Von der südafrikanischen Mannschaft finde ich Steven Pienaar am besten." Deutsche Spieler kennen die beiden Jungfans nicht. "Wenn meine beiden Söhne selbst spielen, dann versuche ich immer dabei zu sein. Darauf lege ich und die beiden großen Wert. Es klappt aber nicht immer." Stolz schwingt in seiner Stimme mit, wenn der 46jährige von seinen Söhnen erzählt. "Sie sind gute Fußballer und auch sonst prima Jungs. Schade, dass ich so wenig Zeit mit ihnen verbringen kann." Das Wochenende gehört aber allein der Familie. Dann steht gemeinsames Grillen, Kartenspielen, aber vor allem Kicken auf dem Programm. "Aber wenn es um Fußball geht, hat meine Frau nichts zu sagen."

Fußball - zu Hause das wichtigste Thema


Die Augen leuchten. Drei Augenpaare unter 86000 Zuschauern im Soccer-City Stadion in Johannesburg. Balan Ramsamy und sein achtjähriger Sohn Kiam sowie der zwei Jahre jüngere Bruder Sayi tragen natürlich die gelben Trikots ihres Heimatlandes. "Bafana, Bafana", schallt es durch das Stadion. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Die Vuvuzelas, die afrikanischen Trompeten, leisten ganze Arbeit. Und trotzdem oder gerade deswegen ist dieser Moment etwas Besonderes für Balan Ramsamy und seine beiden Söhne. Denn der Manager einer Firma, die orthopädische und medizintechnische Produkte herstellt, hat sonst wenig Zeit für seine Söhne, denn er ist viel unterwegs. Doch die Leidenschaft für Fußball haben sie alle gemeinsam. "Zuhause ist Fußball das einzige Thema zwischen uns dreien. Meine Frau ist schon ganz verrückt", erläutert Balan Ramsamy. Drei Herzen schlagen gemeinsam einen Takt. Fußball ist ihr ein und alles. Es ist Eröffnungsspiel bei der Fußball-Weltmeisterschaft. Südafrika gegen Mexiko.

Mit den Söhnen beim Eröffnungsspiel


Väter, Kinder und Fussball - Mit den Söhnen zur WMBild: Robert Freis

Beim WM-Eröffnungsspiel dabei sein ist ein Traum für viele Väter und Kinder. Der Südafrikaner Balan Ramsamy konnte ihn sich und seinen Söhnen erfüllen. Ein gemeinsames Erlebnis, das sie ein Leben lang in Erinnerung behalten werden.

Papa muss trösten


Die Ausdauer der Fans ist bewundernswert. 90 Minuten lang Dauersound. Vollbeschallung. Die Vuvuzelas als südafrikanische Stimmungsmacher. Für Europäer einfach nur nervtötend. Doch der akustische Höhepunkt steht noch bevor. Die 55. Minute. Siphiwe Tshabalala schießt das 1:0 für Südafrika. Das ganze Stadion tobt, trötet und schreit. Balan Ramsamy und seine beiden Söhne fallen sich in die Arme. Tanzen, singen. Die nationale Glückseligkeit ist nicht mehr weit. Der erste Sieg steht unmittelbar bevor. Doch ein Mexikaner hat etwas dagegen. Elf Minuten vor dem Ende erzielt Rafael Marquez den Ausgleichstreffer. Und für eine kurze Zeit lässt der Schock selbst die Vuvuzelas verstummen. Balan Ramsamy muss seinen Jüngsten trösten. Ein Sieg wäre so schön gewesen. "Mit dem Unentschieden können wir aber zufrieden sein. Viele haben vorher gesagt, dass wir gegen die Mexikaner hoch verlieren werden." Ein letzter Blick zur winkenden Mannschaft auf das Feld. Dann nimmt Balan Ramsamy seine beiden Söhne in den Arm und geht hinaus in die Nacht Johannesburgs. Ein unvergesslicher Tag ist zu Ende.

Robert Freis

Papa muss trösten


Stolz auf ihr Land


Während der Nationalhymnen herrscht ausnahmsweise Stille im Stadion. Balan Ramsamy und seine beiden Söhne singen mit. Man merkt, dieses gemeinsame Erlebnis ist etwas Magisches für diese drei Südafrikaner. Der Stolz auf ihr Land, so ein Weltereignis auf die Beine stellen zu können, ist ihnen anzusehen. "Wir wollen mit der Weltmeisterschaft zeigen, dass wir kein verlorenes Land sind. Die ganze Welt wird nach Afrika schauen und wir werden allen zeigen, dass bei uns keiner Angst haben muss", ließ Balan Ramsamy noch vor dem Spiel verlauten aber jetzt richtet der 42jährige seine ganze Aufmerksamkeit auf das Spielfeld.

"Hurry, hurry", "go, go, go!" Die drei sind in ihrem Element. Immer wieder diskutieren sie Spielzüge und Fehlpässe. Man merkt: Balan Ramsamy und seine beiden Söhne sind leidenschaftliche Fußballfans.

Sayi hat sich mittlerweile die Vuvuzela von seinem Nachbarn geschnappt und trötet munter drauf los. Die erste Hälfte ist eher bescheiden. Tore? Fehlanzeige. "Sie müssen hungrig sein, immer in Bewegung. Unsere Spieler müssen sich noch steigern", lautet das knappe Halbzeitfazit des Vaters. Zur Erholung gibt es klassisch Würstchen und Cola. Die Fachgespräche werden auch hier weiter geführt. "Auch in zwei Wochen werden wir noch über dieses Spiel diskutieren. Wir drei sind einfach fußballverrückt", lacht Balan Ramsamy und nimmt seine beiden Söhne liebevoll in den Arm.

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