WM-Stars zum Sammeln
Bild: Ralph Keim
Das Objekt der Begierde ist neun mal sechs Zentimeter groß und noch nicht einmal einen Millimeter dick: Alle zwei Jahre, zur Fußball-Weltmeisterschaft und zur Fußball-Europameisterschaft, kommen sie auf den Markt: Die offiziellen Sammelkarten mit den Stars des jeweiligen Turniers gehen weg wie warme Semmeln. Was steckt hinter dieser Leidenschaft?
Messi gegen Neuer
Auch Philipp ist vom Sammelkartenfieber infiziert. Regelmäßig plündert der Zehnjährige sein Sparschwein, sucht den nächstgelegenen Zeitungsladen auf und kauft jedes Mal mehrere Päckchen Sammelkarten. "Endlich Lionel Messi!", jubelte er kürzlich und zeigte sich auch mit der restlichen Ausbeute zufrieden: Philipp Lahm vom FC Bayern München und Torwart Manuel Neuer von Schalke 04 fehlten, was die eigenen Lieblinge angeht, bislang im Album. Auf Spieler von Werder Bremen muss Philipp noch warten und hoffen. Philipp ist Werder-Fan. Die Enttäuschung ist jedes Mal groß gewesen, wenn schon wieder keine Spieler von der Weser in dem Sammelkarten-Päckchen auftauchten.
Doch Philipp hat ja seine Kumpels, und die kaufen alle ebenfalls fleißig WM-Sammelkarten. Besitzen sie ausreichend Karten doppelt, drei- und mehrfach, ist Tauschen angesagt. Und so kommt es regelmäßig zu solchen und ähnlichen Dialogen: "Hast Du Per Mertesacker oder Tim Wiese? Kannst dafür Lukas Podolski haben!" - "Podolski brauch ich nicht! Lieber Schweinsteiger oder Gomez!" Im Vorfeld der WM braucht es nur zwei Jungs im Alter zwischen sechs und vierzehn Jahren und die WM-Sammelkarten-Tausch-Leidenschaft bricht sofort aus. Die Karten werden in Mappen sorgfältig archiviert und gerne mit Stolz präsentiert. Nicht wenige Eltern wünschen sich, solch eine Ordnung möge auch im Ranzen oder im Kinderzimmer herrschen.
Diese Sammelmappe begleitet den Sohn über Wochen überall hin - auch in die Schule. Kaum hat die Pause begonnen, haben die meisten Jungs (Mädchen sind da die große Ausnahme) auch schon ihre Mappen hervor gekramt und das Staunen und Tauschen nimmt seinen Lauf. Und die Kinder lernen dabei: Unterschiedliche Werte und Wertigkeiten, die Gesetze des Tauschens und Handelns, sie schließen neue Freundschaften und müssen mit Enttäuschungen umgehen, wenn der Partner die gewünschte Karte partout nicht hergeben will. Die Lehrer und Schulleiter nehmen die Sammelwut mehr oder weniger gelassen hin. "Solange es nicht den Unterricht stört, habe ich nichts dagegen", sagt Hilde Hansen, Grundschullehrerin in Wiesbaden. "Allerdings ist es schon vorgekommen, dass wir wegen dieser Sammelkarten aufkommenden Streit schlichten mussten." Von einem Sammelkartenverbot in der Schule, wie es mancherorts praktiziert wird, hält sie nichts. "Die WM- beziehungsweise EM-Sammelkarten tauchen ja nur alle paar Jahre auf und das nur über wenige Monate." Wesentlich problematischer sei da schon der Umgang mit Handys und Nintendo.
Doch Philipp hat ja seine Kumpels, und die kaufen alle ebenfalls fleißig WM-Sammelkarten. Besitzen sie ausreichend Karten doppelt, drei- und mehrfach, ist Tauschen angesagt. Und so kommt es regelmäßig zu solchen und ähnlichen Dialogen: "Hast Du Per Mertesacker oder Tim Wiese? Kannst dafür Lukas Podolski haben!" - "Podolski brauch ich nicht! Lieber Schweinsteiger oder Gomez!" Im Vorfeld der WM braucht es nur zwei Jungs im Alter zwischen sechs und vierzehn Jahren und die WM-Sammelkarten-Tausch-Leidenschaft bricht sofort aus. Die Karten werden in Mappen sorgfältig archiviert und gerne mit Stolz präsentiert. Nicht wenige Eltern wünschen sich, solch eine Ordnung möge auch im Ranzen oder im Kinderzimmer herrschen.
Diese Sammelmappe begleitet den Sohn über Wochen überall hin - auch in die Schule. Kaum hat die Pause begonnen, haben die meisten Jungs (Mädchen sind da die große Ausnahme) auch schon ihre Mappen hervor gekramt und das Staunen und Tauschen nimmt seinen Lauf. Und die Kinder lernen dabei: Unterschiedliche Werte und Wertigkeiten, die Gesetze des Tauschens und Handelns, sie schließen neue Freundschaften und müssen mit Enttäuschungen umgehen, wenn der Partner die gewünschte Karte partout nicht hergeben will. Die Lehrer und Schulleiter nehmen die Sammelwut mehr oder weniger gelassen hin. "Solange es nicht den Unterricht stört, habe ich nichts dagegen", sagt Hilde Hansen, Grundschullehrerin in Wiesbaden. "Allerdings ist es schon vorgekommen, dass wir wegen dieser Sammelkarten aufkommenden Streit schlichten mussten." Von einem Sammelkartenverbot in der Schule, wie es mancherorts praktiziert wird, hält sie nichts. "Die WM- beziehungsweise EM-Sammelkarten tauchen ja nur alle paar Jahre auf und das nur über wenige Monate." Wesentlich problematischer sei da schon der Umgang mit Handys und Nintendo.
50-jährige Erfolgsgeschichte der Sammelbilder
Der Siegeszug der Sammelkarten begann 1961 in Italien. Die Gebrüder Giuseppe und Benito Panini hatten seit 1945 aus einem kleinen Zeitungskiosk in Modena einen Verlag aufgebaut, in dem 1961 erstmals Fußballsticker zu italienischen Fußballstars produziert wurden.
Eine geniale Idee, die ein halbes Jahrhundert später, längst mit dem offiziellen Segen der FIFA, noch immer für Millionenumsätze sorgt. Nach Panini-Schätzungen sind zu jeder WM beziehungsweise EM in Deutschland rund 5,5 Millionen Sammelalben im Umlauf. Fünf Sticker sind in einem Tütchen, das bis zu ein Euro kostet. Um ein Album zu füllen, muss der Sammler (durchaus auch viele Erwachsene) rund 70 Euro ausgeben. 637 verschiedene Karten gibt es 2010. Im Vorfeld der anstehenden WM ist der Preis für ein Album mit 350 verschiedenen Karten schnell auf 400 und mehr Euro gestiegen. Nach eigenen Angaben verkaufte Panini vor und während der Fußball-WM 2006 allein in Deutschland rund 160 Millionen Tütchen. Die Euphorie darüber, dass die WM im eigenen Land über die Bühne ging und dass die deutschen Kicker einen erfrischenden Fußball lieferten, trug dazu mit Sicherheit wesentlich bei. Im selben Jahr stieg der Konzernumsatz gegenüber 2005 um rund 180 Millionen Euro.
Großen Informationswert haben die Karten übrigens nicht: Neben dem Namen des Spielers und seiner Nationalität geben sie lediglich über die Position auf dem Spielfeld Auskunft. Über eine eher kryptische Zahlenfolge könnte man die Sammelbilder auch zu einem Kartenspiel gebrauchen - doch das kommt in der Praxis höchst selten vor. Es ist vielmehr das Sammelfieber, das die Kaufklientel begeistert.
Eine geniale Idee, die ein halbes Jahrhundert später, längst mit dem offiziellen Segen der FIFA, noch immer für Millionenumsätze sorgt. Nach Panini-Schätzungen sind zu jeder WM beziehungsweise EM in Deutschland rund 5,5 Millionen Sammelalben im Umlauf. Fünf Sticker sind in einem Tütchen, das bis zu ein Euro kostet. Um ein Album zu füllen, muss der Sammler (durchaus auch viele Erwachsene) rund 70 Euro ausgeben. 637 verschiedene Karten gibt es 2010. Im Vorfeld der anstehenden WM ist der Preis für ein Album mit 350 verschiedenen Karten schnell auf 400 und mehr Euro gestiegen. Nach eigenen Angaben verkaufte Panini vor und während der Fußball-WM 2006 allein in Deutschland rund 160 Millionen Tütchen. Die Euphorie darüber, dass die WM im eigenen Land über die Bühne ging und dass die deutschen Kicker einen erfrischenden Fußball lieferten, trug dazu mit Sicherheit wesentlich bei. Im selben Jahr stieg der Konzernumsatz gegenüber 2005 um rund 180 Millionen Euro.
Großen Informationswert haben die Karten übrigens nicht: Neben dem Namen des Spielers und seiner Nationalität geben sie lediglich über die Position auf dem Spielfeld Auskunft. Über eine eher kryptische Zahlenfolge könnte man die Sammelbilder auch zu einem Kartenspiel gebrauchen - doch das kommt in der Praxis höchst selten vor. Es ist vielmehr das Sammelfieber, das die Kaufklientel begeistert.
Ehrenplatz für Michael Ballack
Nicht selten kommt es einem so vor, als diktiere der Markt der Sammelbilder die Kader der Nationalmannschaften. Manchmal jedoch macht die Realität dem einen Strich durch die Rechnung. Bis zum 17. Mai stand der Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft, Michael Ballack, ganz hoch im Kurs der Sammler. Dann der Schock: Ballack fällt wegen einer Verletzung nach einem groben Foul für die WM aus. Bei den Kids sank der Sammelkurs des Stars vom englischen Club FC Chelsea auf der Stelle. Bei den Erwachsenen dagegen bekam Ballack schnell einen Ehrenplatz im Album. Etwas anderes hätte der Unglücksrabe auch gar nicht verdient.
Ralph Keim
Ralph Keim
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