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"Eltern überschätzen oft das Potential ihrer Kinder"


Nachwuchs-Kicker. Ab wann macht sportliche Förderung Sinn?Bild: Galina Barskaya - Fotolia.de

Der U-19-Coach des Deutschen Fußballmeisters VfL Wolfsburg, Stephan Schmidt, im Gespräch über die Chancen des Nachwuchses, die Rolle der Fußball-Internate, Motivation und die Rolle der Eltern.

Wie viele Spieler Ihres U-19-Kaders haben eine Chance auf einen Profivertrag?

Das werden nur einige wenige schaffen können. Wir sind mit einer sehr jungen Mannschaft hier zum Sparkassen-VGH-Cup in Göttingen angereist. Gerade in den jüngeren Jahrgängen sehe ich bei einigen Spielern gute Chancen, ins Profigeschäft einzusteigen.

Welche Rolle spielt bei der Talententdeckung die Fußballinternate der Bundesligaclubs?

Eine sehr bedeutende Rolle. Die Professionalität ist in den letzten Jahren sehr stark angestiegen, damit auch die Erwartungen an die Spieler. Wir haben Eliteschulen, in denen wir die Möglichkeit haben, auch vormittags mit den Jungs zu trainieren. Das ist die Basis für eine erfolgreiche Zukunft des ganzen Jugendbereichs und natürlich für den einzelnen Spieler.

Ab welchem Alter können sich Jungen und Mädchen bei den Fußballinternaten bewerben?

Da gibt es unterschiedliche Wege bei den einzelnen Spielern. Wir scouten schon ab der U 10, interessant wird es ab der U 15. Da beginnt es, im Leistungsbereich ernst zu werden. Da scouten wir auch überregional.

Wie können Eltern erkennen, ob ihr Sohn das Potential zu einem guten Fußballer hat?

Eltern überschätzen oft das Potential ihrer Kinder. Sie müssen es letztendlich dem Trainer überlassen, die Möglichkeiten des Kindes realistisch einzuschätzen.

Nicht zu früh spezialisieren


Wie früh sollten Kinder sich für eine Position spezialisieren? Jens Lehmann begann ja als Stürmer, wurde dann Torhüter in der Nationalelf.

Damit sollten sich alle Zeit lassen. Eine Festlegung auf eine Position sollte erst ab dem U-17-Bereich erfolgen. Es ist nicht verkehrt, auf verschiedenen Positionen einsetzbar zu sein und sich flexibel in die Mannschaft einordnen zu können.
Haben Jugendliche des eigenen Nachwuchses heute größere Chancen, in den A-Kader eines Vereins aufgenommen zu werden?

Unbedingt. Vor ein paar Jahren wurden vor allem Spieler aus Osteuropa eingekauft. Heute ist die Jugend auf einem sehr guten Weg, das haben die U-17 und U-19-Europameisterschaften gezeigt. Die Nachwuchsleistungszentren machen eine hervorragende Arbeit. Entsprechend kommen immer mehr junge Talente nach oben, das sieht man jetzt auch in der Bundesliga.

Wenn ein Spieler eine Motvationskrise hat, sei es Ärger in der Schule oder mit der Freundin - wie geht ein Trainer mit einer solchen Situation um?

Der Trainer sollte nicht nur Fachkenntnisse im sportlichen Bereich haben, er sollte auch pädagogisch und psychologisch bewandert sein. Das ist die Grundvoraussetzung, um im Jugendbereich zu arbeiten. Solche Probleme, wie Sie sie beschrieben haben, sind für die Jungen immer aktuell und wir müssen uns damit konfrontieren.

Wie sollten die Eltern das Training unterstützen?

In meinem Bereich sind die Jungen ja schon recht selbständig. Dennoch ist es wichtig, dass sie die Unterstützung der Familie spüren. Der sportliche Bereich sollte aber unbedingt dem Trainer überlassen bleiben.

Welche Spieler Ihrer Mannschaft werden wir demnächst in der Bundesliga sehen?

Unsere Philosophie ist vor allem, eine Einheit, eine Mannschaft zu fördern. Aber wir haben ein paar sehr gute Spieler, auf die Sie sich freuen dürfen.

Mit Stephan Schmidt sprach Ralf Ruhl

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