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Fruchtbarkeit: Rituale und Mythen aufgedeckt


Paar ist durch Fruchtbarkeitsrituale schwangerBild: ©ekseaborn0@pixabay.com

Sind alle Fruchtbarkeitsrituale ins Reich der Fabeln zu verbannen? Nicht alle dieser Mythen sind Unsinn – einige steigern sogar wirklich die Chance auf eine Empfängnis. Was kann Eisprung und Befruchtung wirklich begünstigen? Wir nehmen die Fruchtbarkeitsmythen unter die Lupe.

Nach dem Sex auf dem Rücken liegen?


Da ist zum Teil etwas Wahres dran. Frauen müssen nicht ihre Beine zur Kerze in die Luft strecken oder sich nach dem GV ein Kissen unter das Gesäß schieben, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen. Frauen mit Kinderwunsch wird allerding „empfohlen, nach dem Sex noch einige Minuten bis zu einer halben Stunde liegenzubleiben“, erklärt Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Auf der anderen Seite bewegen sich Spermien immer an den Schleimwänden entlang. Bewegung nach dem Sex könnte also ebenso dabei helfen, schwanger zu werden, wie eine Studie des University Medical Center in Amsterdam ergab.


Nach dem Sex pinkeln?


Es ist für Frauen ratsam, nach dem Geschlechtsverkehr zur Toilette zu gehen, damit sich keine Bakterien im Harnleiter einnisten und gar eine Blasenentzündung verursachen können. Durch das Pinkeln nach dem Sex werden zudem keine Spermien aus der Vagina gespült. Nur etwa ein Prozent der Flüssigkeit, die nach dem Sex aus der Vagina läuft, ist Sperma, hauptsächlich bilden Proteine und Vitamine diesen Rest. 65 % der männlichen Samenzellen beginnen sofort nach der Ejakulation ihren Weg zum Gebärmutterhals (unterstützt vom weiblichen Zervixschleim).

Fördert ein weiblicher Orgasmus die Befruchtung?


Ja. So wird bei der künstlichen Befruchtung „gelegentlich das Hormon Oxytocin gespritzt, um die Hormonlage bei einem Orgasmus zu simulieren“, erklärt Albring. Außerdem kontrahiert die Beckenmuskulatur während des Höhepunkts. Folglich senkt sich der Muttermund und saugt die männlichen Samenzellen regelrecht an. Zusätzlich werden die Spermien durch die weibliche Feuchtigkeit beweglicher.

Der Eisprung muss genau erwischt werden


Stimmt nicht. „Der männliche Samen überlebt drei bis vier Tage, das Ei nach dem Eisprung 12 bis 24 Stunden. Es ist also ok, auch einen oder zwei Tage vor dem erwarteten Eisprung Sex zu haben. Beim Sex mehr als 24 Stunden NACH dem Eisprung dagegen stehen die Chancen nicht mehr so gut“, weiß Albring. Deshalb ist es bei Kinderwunsch ratsam, den Zeitraum des Eisprungs möglichst genau zu berechnen. Nutze dafür unseren Eisprungkalender!

Eine lange Pilleneinnahme senkt die Fruchtbarkeit


Nein. Manchmal dauert es ein bis zwei Monate, bis der Zyklus wieder regelmäßig ist, aber die hormonelle Verhütung hat keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Im Gegenteil: "Unter der Pilleneinnahme werden Eizellen gespart, die später möglicherweise zur Verfügung stehen“, so Albring. Einige Frauenärzte raten nach dem Absetzen der Pille allerdings zum Warten, da sich die Einnahme von Östrogenen und Gestagenen auf die Konsistenz des Zervix- und Gebärmutterschleims auswirkt. Das kann im schlimmsten Fall zu Einnistungsstörungen führen und Fehlgeburten begünstigen. Das Andocken einer Eizelle wird durch die Schleimveränderung erschwert.

Bestimmte Sexpositionen fördern die Befruchtung


Stimmt nicht. Dass die Missionarsstellung besonders vorteilhaft für eine Befruchtung sei, ist Unsinn. Ebenso wenig erschweren Positionen, bei der die Frauen oben ist, Sex im Stehen oder Sitzen in der Reiterstellung eine Befruchtung. „Allerdings sollte das Sperma eine Zeit lang in der Scheide verweilen können, bis die Spermien durch den Gebärmutterhalskanal aufgestiegen sind“, schränkt Albring ein. Übrigens: im Nachhinein den Tag der Befruchtung berechnen kannst du hier.

Stress macht unfruchtbar


Bedingt, ja. Wer sich oder auch seinen Partner zu sehr unter Druck setzt, weil er unbedingt schwanger werden will, hat es sicherlich schwerer als ein entspanntes Paar – ungefähr 30 % schwerer. Denn „Stress führt immer zu einer Abnahme der Fruchtbarkeit durch Störung der Stimulation der Eierstöcke“, mahnt Albring. Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation können helfen.

Tee und Massagen fördern das Schwanger-werden


Stimmt indirekt, wenn sie dabei helfen, Stress abzubauen. Bestimmte Tees unterstützen zudem die Reifung der Eizelle und die Auslösung des Eisprungs (z.B. Frauenmantel, Himbeerblätter, Rosmarin).

Täglich Sex haben schadet der Fruchtbarkeit


Stimmt nicht. „Täglicher Sex rund um die fruchtbaren Tage schadet der Fruchtbarkeit nicht. Wenn allerdings ein Paar regelmäßig täglich Sex hat, kann es sein, dass im Ejakulat weniger Spermien enthalten sind“, so Albring. Einige Tage Enthaltsamkeit vor dem Eisprung seien bei geringerer Spermienqualität eventuell sinnvoll.

Gesunde Ernährung fördert Eisprung und Befruchtung


Teilweise stimmt das: Keine Diät wirkt beschleunigend auf den Eisprung. Dass die Ernährung eine Befruchtung fördert, ist nicht nachweisbar.

Das Körpergewicht beeinflusst den Zyklus allerdings maßgeblich. Starkes Unter- bzw. Übergewicht wirkt sich auf die Fruchtbarkeit aus. „Fettzellen sind Hormonproduzenten“, weiß Albring. „Diese Hormone stören das Zusammenwirken von Hirnanhangsdrüse und Eierstock.“ Eine gesunde, ausgewogene Ernährung hält das Gewicht in Balance – und das kann den Eisprung begünstigen. Indirekt wirkt sich die Ernährung also doch auf die Fruchtbarkeit aus.

Rauchen verringert die Fruchtbarkeit


Richtig. Wenn Frauen rauchen, sind die Eierstöcke schlechter durchblutet. Bei Männern verringert sich durch Tabakkonsum die Spermienqualität. Hört also mit dem Rauchen auf, wenn ihr euch eine Schwangerschaft erhofft!

Männer bleiben auch im Alter fruchtbar


Stimmt, aber ein Mann ab 40 ist nicht so fruchtbar wie ein 20-Jähriger. Männer produzieren zwar bis ins hohe Alter fruchtbare Spermien, doch die Spermienqualität nimmt ab. Das Risiko für Fehlgeburten oder genetischen Abweichungen steigt.

Fazit


Lasst euch die Lust nicht verderben, weder von obskuren Schwangerschaftsmythen und Fruchtbarkeitsriten noch vom Druck, möglichst schnell schwanger zu werden. Wenn ihr euch ein Kind wünscht, kann es helfen, den Eisprung und die fruchtbaren Tage zu kennen und in dieser Zeit vielleicht alles andere stehen und liegen zu lassen…

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