väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

zur Druckansicht

Lest auch die Erfahrungsberichte von Marcel und Julia:


Erfahrungsbericht von Julia


Julia (32), verheiratet mit Jörg (38). Die beiden haben zwei Kinder. Felix (12), Julias Sohn aus erster Ehe und Anna (1 Jahr und acht Monate). Julia ist Lehrerin und will bald wieder arbeiten. Jörg arbeitet als Physiotherapeut.

Die Liebe während der Schwangerschaft


Meine erste Ehe war nicht sehr glücklich. Mein damaliger Mann war sehr dominant, der klassische Oberlehrertyp. Inzwischen verstehen wir uns besser. Felix trifft sich regelmäßig mit seinem Papa und als ich Jörg kennen lernte, suchte ich keineswegs einen Ersatzvater für meinen Sohn.

Mit Jörg war von Anfang an alles anders. Er war viel toleranter als mein Exmann, unglaublich kreativ. Er ging sehr kameradschaftlich, aber auch feinfühlig mit Felix um und versuchte nie, den Erzieher zu spielen. Ich wusste gar nicht, dass es solche Männer gibt. Wir waren überglücklich, als Anna sich anmeldete. Jörg war in der Zeit der Schwangerschaft ein liebevoller, zärtlicher Papa. Wir haben unser Liebesleben auch in dieser Zeit noch sehr genossen.

Zurückweisung und Rückzug


Doch nach der Geburt änderte sich das drastisch. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich eine schmerzhafte Milchdrüsenentzündung hatte oder ob es die Hormone waren oder beides. Ich hätte tagelang nur noch heulen können. Jede noch so liebevolle Berührung von Jörg machte mich rasend. Als er sechs Wochen nach der Geburt mit mir schlafen wollte, habe ich ihn schroff zurück gewiesen. Ich habe ihm gesagt, dass er nur an das Eine denken würde und ich ihm scheinbar ganz egal sei. Böse Worte. Danach hat sich Jörg zunehmend zurückgezogen. Und je mehr er das tat, desto mehr wandte ich mich dem Baby zu. Wir gingen zwar schon im Interesse der Kinder freundlich und höflich miteinander um, aber in punkto Zärtlichkeit spielte sich nichts mehr ab.

Ich ging auf in meiner Mutterrolle und Jörg spielte den Ernährer. Ein Paar waren wir schon lange nicht mehr. Irgendwann vertraute ich mich einer Freundin an. Sie gab mir die Adresse eines Familientherapeuten. Jörg und ich sind beide hingegangen, zunächst einzeln, dann gemeinsam. Da habe ich auch erfahren, dass Jörg damals eine extreme Eifersucht auf unser Töchterchen entwickelt hatte. Dafür schämte er sich aber auch gleichzeitig sehr, was ihn sehr belastet hat. Inzwischen sind wir wieder ein Paar, ein richtiges, meine ich. Ich weiß nicht, ob wir es ohne die professionelle Hilfe geschafft hätten.."

zur Druckansicht