13.03.2013
1. Woche
Die Planung steht und alles läuft anders
Bei Kindern geht alles. Sofort und jetzt in dieser Sekunde. Meine beiden Töchter, die Zwillinge sind fünf Jahre alt, können sich schnell begeistern. Von ihnen und meinem Leben schreibe ich in diesem Tagebuch.
Arbeit, Essen und kindliche Logik
Montag ist der erste Tag an dem der Alltag uns fröhlich zuwinkt. Claire ist seit einem Tag fieberfrei und freut sich auf den Kindergarten. Um 6:30 bin ich bereits eine halbe Stunde im Wohnzimmer mit Kaffee und Tageszeitung. Jetzt kommt Claire die Treppe herunter. Sie ist noch zu müde, um richtig die Füße zu heben. Ich empfange sie mit weitgeöffneten Armen. „Na, meine Kleine, hast du gut geschlafen?“ „Papa, anziehen!“ bekomme ich als Antwort. Sie lässt sich zur Couch im Wohnzimmer tragen. Dort wartet sie, während ich die Kleidungsstücke für den heutigen Tag zusammen suche. In dem Moment kommt Valérie die Treppe herunter. Auch sie möchte angezogen werden. Beide freuen sich schon auf den Kindergarten. Das gilt vor allem für Claire, weil sie nun schon eine Woche dort nicht hin durfte.
Valérie und Claire sind Zwillinge. Seit sie in unserem Leben sind, bringen sie alles durcheinander. Wir teilen unsere Sorgen und Freuden, aber auch unser Bett und das Wohnzimmer mit ihnen. Letzteres ist durch mehre Ansammlungen von Spielzeug geprägt. Die Couch ist kuschelig durch die Kinderdecken und die Stofftiere. An einem kleinen Tisch entstehen jeden Tag Kunstwerke, die es wert sind, im Museum gezeigt zu werden.
Das ist toll, aber wie soll man einem Kind erklären, dass Filzstifte am Esstisch nicht erlaubt sind? Schließlich liegen dort mein Laptop, Schmierpapier und verschiedene Kugelschreiber und Füller. Da wird doch eindeutig gearbeitet! Unsere Zwillinge führen uns jeden Tag vor Augen, dass die Logik der Erwachsenen nicht immer die der Kinder ist. Unser Alltag ist also ganz und gar nicht stressfrei! Viele Bekannte behaupten, dass wir manchen Stress selbst herbeiführen. Doch für uns ist klar, dass unsere Kinder nicht so wären, wenn wir den Alltag nicht genauso mit ihnen teilten.
Die Planung steht und alles läuft anders
Als Eltern versuchen wir den Alltag für die Kinder etwas im Voraus zu planen, damit sie ihn möglichst ohne Stress bewältigen. Dabei soll natürlich der Spaß nicht zu kurz kommen. Normalerweise versuchen wir diese Absprache am Abend oder morgens während des Anziehens zu treffen. Leider kommt es immer wieder vor, dass die Kinder sich ihren Tag ganz anders vorstellen.
Für diesen Montag hatten wir Eltern festgelegt, dass ich die Kinder in den Kindergarten bringe und sie am frühen Nachmittag wieder abhole. Leider hatten die Kinder beschlossen, dass meine Frau die Kinder zum Kindergarten bringen sollte und sie nachmittags mit der U-Bahn nach Hause fahren wollten. Allerdings hatte ich eine ausgedehnte Einkaufstour geplant. Mir blieb also nichts anderes übrig, als das Auto zuhause abzustellen und die Kinder mit der U-Bahn abzuholen.
Solches Chaos gehört für uns zum Alltag. Aber das ist auch manchmal bereichernd, vor allem, wenn die Aktivitäten auch uns Erwachsenen Spaß machen. So gehen wir jeden Mittwoch morgen zur Sprachtherapie (Logopädie). Wir können gemütlich frühstücken. Danach haben unsere Mädchen noch einmal Zeit zum Spielen. Ich kann meist noch in Ruhe die Zeitung lesen und ein paar E-Mails beantworten. Um 11 Uhr ziehen wir dann los. Meine Zwilli's treffen nach solchen Terminen manchmal geniale Entscheidungen. „Papa, lass uns an der Bushalte ein Schnitzelbrötchen essen.“ So musste ich nicht kochen und es war lecker!
IIch will Fußball spielen
Unsere Töchter sind sehr unterschiedlich. Claire ist die kleine Prinzessin, liebt rosa, Puppen, Pferde und Verkleidungen. Valérie bevorzugt Autos, Fußbälle oder Piratenkostüme. Im Alltag ist manchmal nicht leicht, den unterschiedlichen Interessen zu genügen. Denn Manchmal braucht es zwei Erwachsene, die sich dafür Zeit nehmen. Zuhause ist das meist kein Problem, denn am Wochenende oder am Nachmittag sind wir zu zweit. Dann kann einer malen und der andere list ein Buch vor. Auch alleine kann ich ohne Probleme zuerst lesen und dann malen. Schwierig ist es bloß, wenn es Aktivitäten an unterschiedlichen Orten stattfinden sollen. Valérie möchte schon seit längerem zum Fußballtraining, Claire nicht. Das Problem: Es gibt nur wenige Vereine mit Mädchenmannschaften. Außerdem fallen einige Termine mit dem Kindertanzen zusammen, welches aktuell noch beide besuchen. Ich hoffe, dass Valérie das Fußballspielen ausprobieren wird und dann selbst entscheidet, ob es ihre Sportart ist. Ich habe immer wieder versucht, sie auch für Handball oder Kinderturnen zu begeistern, da es dort mehr Trainingsmöglichkeiten gibt. Doch bis jetzt sind meine Versuche im Sande verlaufen. Der Gedanke, dass beide eine gemeinsame Sportart finden, spornt mich an. Jedoch befürchte ich, dass es zu einem Konkurrenzkampf kommen kann: Tanzen gegen Fußball. Bis jetzt konnten meine beiden Lieblinge solche Befürchtungen aber immer zerstreuen. Hoffentlich auch dieses Mal!
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