Sind die Krippen fit für die Kinder?
Bild: Nora Philipps@Photocase.de
Eltern haben ein Recht auf einen Betreuungsplatz für ihr Kind ab dem zweiten Lebensjahr. Die Krippen erleben daher einen Boom. Aber wer hat eigentlich ein Interesse an der Betreuung der Kinder außerhalb der Familie? Und was wollen die Eltern, was erwartet die Kinder?
Bildung schon für die Jüngsten
Eltern wollen das Beste für ihr Kind. Aber was ist das? Hier hat in den letzten 15 Jahren ein tiefgreifender Wandel stattgefunden. Das hat zu tun mit der Aufregung um die erste PISA-Studie, die Deutschland nur gerade einen Mittelplatz im Bereich der Bildung bescheinigte. Seitdem ist viel geschehen: Ganztagsschulen wurden ausgebaut, das System der frühen Hilfen wurde geschaffen, und das Tagesbetreuungsgesetz sowie das Kinderförderungsgesetz von 2008 zeigen einen Paradigmenwechsel in der Familienpolitik: Weg von der Betreuung, hin zur Bildung - auch schon für Kinder von 0 bis 3 Jahren.
Dafür wurde viel Geld in die Hand genommen: Der finanzielle Aufwand für die Kinder- und Jugendhilfe stieg von etwa 15 Milliarden 1992 auf knapp 29 Milliarden Euro 2010. Immer mehr Kinder unter 3 Jahren werden in Kitas betreut, 2006 waren es 287.000, 2011 517.000, am Stichtag 1.3.2012 waren es 558.000 laut Stat. Bundesamt. Von ihnen sind 85% in einer Kita oder Krippe untergebracht, mit 15 % spielen Tagesmütter und -väter eine vergleichsweise geringe Rolle. Die Betreuungsquote war in Sachsen-Anhalt mit über 57% am höchsten, in Bremen mit gut 21 % am niedrigsten. Mit dem Stichtag für den Rechtsanspruch sollen für 35% der Kinder unter 3 Jahren Betreuungsplätze angeboten werden, das sind absolut etwa 780 000 Kinder bundesweit.
Kostenfalle Kita
Für wie viele Kinder tatsächlich Plätze vorhanden sind weiß niemand so genau. Auch nicht, ob sie ausreichen, die Betreuungswünsche der Eltern und den Rechtsanspruch auszufüllen. Gerade ist eine neue Schätzung privater Kindergärten erschienen, die von 150 000 fehlenden Kita-Plätzen spricht. Außerdem ist ein Kita-Besuch teuer: In München kostet ein Platz in einer städtischen Kita durchschnittlich 350 Euro, in einer privaten bis zu 1000. Das ist andernorts sicher günstiger, aber dennoch wird ein durchschnittlich verdienender Haushalt rechnen müssen, ob er sich die aushäusige Betreuung leisten kann.
Und ein weiterer Punkt ist ungeklärt bzw. nicht gesichert: Wer soll die Kinder eigentlich betreuen? Allein in München fehlen über 400 Erzieherinnen. Hier muss man Staat und Kommunen sicher vorwerfen, nicht genug für die Nachwuchsförderung getan zu haben. Ein bisschen Boys-Day reicht da nicht. Insbesondere der Verdienst muss ausreichend sein, um eine Familie zu ernähren. Vor allem, wenn ständig nach besserer Qualifizierung der Erzieherinnen gerufen wird bis hin zum akademischen Grad. Schließlich geht es um das wichtigste, das wir haben, um unsere Kinder und unsere Zukunft. Aber offenbar sind Banken und Straßen immer noch wichtiger.
Krippe - gut für den Arbeitsmarkt
Warum sollen Kinder aber überhaupt außerhalb der Familie betreut werden? Weil das gut für ihre Entwicklung ist, weil sie dort andere Kinder kennenlernen, weil sie dort vielfältige Anregungen bekommen, weil sie dort lernen können. Und das ist das wesentliche Ziel der Kinderbetreuung: Kinder sollen lernen.
Denn in 30 oder 40 Jahren werden die Kinder, die heute eine Kita besuchen, in Politik und Wirtschaft die Geschicke unseres Landes leiten, unsere Renten bezahlen, die Wirtschaft am Laufen halten, werden für die Pflege der Alten - also von uns - zuständig sein. Und genau deshalb hören wir immer wieder: Kein Kind darf zurückgelassen werden, Kinder sind unsere Zukunft, die Köpfe der Kinder sind unser wichtigster Rohstoff u. Ä. Kinder sollen, so resümiert der Direktor des Deutschen Jugendinstituts, Prof. Dr. Thomas Rauschenbach in seinem Kommentar zum 4. Jugendbericht, für die Gesellschaft, den Arbeitsmarkt und den Wirtschaftsstandort Deutschland fit gemacht werden. Ganz nebenbei wird natürlich die Arbeitsmarktressource Frau durch die verbesserte Kinderbetreuung erschlossen. Und da Frauen immer besser ausgebildet sind hat die Wirtschaft an ihnen ein hohes Interesse; unlängst machte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes ja wieder von sich reden mit der Forderung, die Elternzeit nach der Geburt eines Kindes zu verkürzen. Eine vom Bundesfrauenministerium finanzierte Studie des Ifo-Instituts zeigt: Mütter, die ihr jüngstes Kind unter 3 Jahren von anderen Personen betreuen lassen, haben eine 35 % höhere Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein. Durchschnittlich verdienen sie dadurch 570 Euro brutto mehr als Mütter, die ihr Kind selbst betreuen. So würde die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt für Frauen gefördert. Ganz nebenbei werde die Geburtenrate erhöht, so das Ifo-Institut. Steigt die Betreuungsquote um 10 Prozent, steigt die Fertilitätsrate um 2,4 %. (Das ist die Zahl der Geburten pro 1000 Frauen im gebärfähigen Alter.) Und der Staat nimmt über die erhöhte Erwerbsquote mehr Steuern und Sozialversicherungsbeiträge ein, etwa die Hälfte der Krippenkosten könne so refinanziert werden.
Es geht also um sehr viel, aber offenbar recht wenig um die Kinder. Und die unterstützt der Staat nicht nur. Die konzeptionellen Veränderungen in der Kinder- und Jugendhilfe fordern von den Eltern geradezu, Kinder optimal zu fördern. So steht im Sozialgesetzbuch VIII §1: "Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft." Daraus spricht eine generelle Skepsis den Eltern gegenüber. Der Staat verlangt von den Eltern, dass sie ihr Kind zur Vorsorgeuntersuchung bringen und kontrolliert im Kindergarten per Sprachstandsuntersuchung, ob sie richtig sprechen können.
Die Forderungen und die Skepsis gelten vor allem denjenigen, die nicht von sich aus auf den Förderzug aufspringen. Und somit begünstigen die staatlichen Angebote letztendlich eine gesellschaftliche Segregation. Vor allem Kinder aus unteren Gesellschaftsschichten und Milieus, die nicht per se bildungsbeflissen sind - also auch Migranten - , nehmen die Angebote staatlicher Kleinkinderbetreuung unterdurchschnittlich in Anspruch. So zeigt eine Untersuchung der Sozialwissenschaftlerin Sandra Krapf, dass Kinder von Abiturientinnen deutlich häufiger in Tagesseinrichtungen betreut werden als andere Kinder. Das ist übrigens in fast allen europäischen Ländern mit Ausnahme Skandinaviens der Fall. Leben die Eltern, insbesondere die Mutter, in Armut oder hat sie nur einen niedrigen Bildungsabschluss, wird ihr Kind aller Voraussicht nach in der Familie betreut werden.
Eltern unter Druck
Es geht also um sehr viel, aber offenbar recht wenig um die Kinder. Und die unterstützt der Staat nicht nur. Die konzeptionellen Veränderungen in der Kinder- und Jugendhilfe fordern von den Eltern geradezu, Kinder optimal zu fördern. So steht im Sozialgesetzbuch VIII §1: "Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft." Daraus spricht eine generelle Skepsis den Eltern gegenüber. Der Staat verlangt von den Eltern, dass sie ihr Kind zur Vorsorgeuntersuchung bringen und kontrolliert im Kindergarten per Sprachstandsuntersuchung, ob sie richtig sprechen können.
Die Forderungen und die Skepsis gelten vor allem denjenigen, die nicht von sich aus auf den Förderzug aufspringen. Und somit begünstigen die staatlichen Angebote letztendlich eine gesellschaftliche Segregation. Vor allem Kinder aus unteren Gesellschaftsschichten und Milieus, die nicht per se bildungsbeflissen sind - also auch Migranten - , nehmen die Angebote staatlicher Kleinkinderbetreuung unterdurchschnittlich in Anspruch. So zeigt eine Untersuchung der Sozialwissenschaftlerin Sandra Krapf, dass Kinder von Abiturientinnen deutlich häufiger in Tagesseinrichtungen betreut werden als andere Kinder. Das ist übrigens in fast allen europäischen Ländern mit Ausnahme Skandinaviens der Fall. Leben die Eltern, insbesondere die Mutter, in Armut oder hat sie nur einen niedrigen Bildungsabschluss, wird ihr Kind aller Voraussicht nach in der Familie betreut werden.
Betreuung ist Beziehung
Lernen geschieht am besten durch Beziehung. Das ist in jedem Lebensalter so und Sie erinnern sich auch sicher an den Lehrer oder die Lehrerin, die Ihnen am meisten beigebracht hat. Nicht nur die Hirnforschung, auch pädagogische Studien belegen: Je jünger das Kind ist, desto wichtiger ist die Beziehung, ist die Bindung an einen Erwachsenen. In der Regel hierarchisieren die Babys: Mutter kommt an erster Stelle, dann Papa und dann alle weiteren. Diese ersten Bindungen müssen sicher sein. Das heißt, das Kind weiß, es ist geborgen, seine Bedürfnisse werden erkannt und geachtet und befriedigt. Dann kann es die Welt sehen, hören, riechen, erkrabbeln und erkunden mit dem sicheren Halt, dass Mama und Papa da sind und den Hafen bieten, in den es sicher zurückkehren kann.
Kinder sind nicht Objekte und bloße Empfänger von pädagogischen Maßnahmen, sie steuern selbst, was und wie sie lernen wollen. Das gilt auch schon für Babys. Eltern wissen in der Regel sehr gut, wie sie die Signale der Kinder zu deuten haben und bieten ihnen das Notwendige an. Mit etwa einem Jahr kommt bei vielen Kindern die erste Fremdelphase. Sie haben erste Erfahrungen mit dem selbstständigen Explorieren ihrer Umgebung gemacht und brauchen dann ganz unbedingt Mamas Bein, um sich dahinter zu verstecken und aus dieser Sicherheit heraus Neues zu beobachten und zu erkunden.
Genau in dieser kritischen Zeit endet aber die Elternzeit. Damit ist ein wichtiger Wechsel angesagt, der Besuch der Krippe oder einer Tagesmutter. Viele Kitas haben daher das Konzept der Bezugserzieherin. Sie ist die wesentliche Ansprechpartnerin für die Eltern, sie holt sich von ihnen die wesentlichen Informationen, sie begleitet die sog. Eingewöhnungsphase. - Vätern wird hier gern gesagt "ihr könnt das besser, weil ihr ja nicht so eng mit dem Kind verbunden seid". Was oft stimmt, aber grundsätzlich eine strikte Rollenzuweisung an die Väter und die Mütter bedeutet. - Für das Kind ist die Bezugserzieherin die wesentliche Bindungsperson in der Kita. Von ihr braucht es, dass sie seine Signale erkennt, dass sie es tröstet, dass sie ihm Angebote macht, Zuwendung gibt, es auch vor den Überforderungen durch die neue Situation schützt.
Ein solches Konzept braucht gut ausgebildete, feinfühlige Erzieher. Das ist längst nicht in allen Einrichtungen gewährleistet, trotz aller Fortbildungsmaßnahmen und Bestrebungen nach Weiterqualifikation. Es braucht einen nicht nur ausreichenden, sondern einen guten Personalschlüssel. Prof. Dr. Rossbach von der Uni Bamberg fordert hier, wie übrigens die meisten theoretisch und praktisch mit diesem Thema befassten Personen, eine Gruppengröße von höchstens fünf Kindern bei einer Besetzung mit mindestens zwei Erzieherinnen. In der Realität der Einrichtungen kommen oft dreimal so viele Kinder auf eine Erziehungsperson.
Feinfühlige Erzieher sind gefragt
Genau in dieser kritischen Zeit endet aber die Elternzeit. Damit ist ein wichtiger Wechsel angesagt, der Besuch der Krippe oder einer Tagesmutter. Viele Kitas haben daher das Konzept der Bezugserzieherin. Sie ist die wesentliche Ansprechpartnerin für die Eltern, sie holt sich von ihnen die wesentlichen Informationen, sie begleitet die sog. Eingewöhnungsphase. - Vätern wird hier gern gesagt "ihr könnt das besser, weil ihr ja nicht so eng mit dem Kind verbunden seid". Was oft stimmt, aber grundsätzlich eine strikte Rollenzuweisung an die Väter und die Mütter bedeutet. - Für das Kind ist die Bezugserzieherin die wesentliche Bindungsperson in der Kita. Von ihr braucht es, dass sie seine Signale erkennt, dass sie es tröstet, dass sie ihm Angebote macht, Zuwendung gibt, es auch vor den Überforderungen durch die neue Situation schützt.
Ein solches Konzept braucht gut ausgebildete, feinfühlige Erzieher. Das ist längst nicht in allen Einrichtungen gewährleistet, trotz aller Fortbildungsmaßnahmen und Bestrebungen nach Weiterqualifikation. Es braucht einen nicht nur ausreichenden, sondern einen guten Personalschlüssel. Prof. Dr. Rossbach von der Uni Bamberg fordert hier, wie übrigens die meisten theoretisch und praktisch mit diesem Thema befassten Personen, eine Gruppengröße von höchstens fünf Kindern bei einer Besetzung mit mindestens zwei Erzieherinnen. In der Realität der Einrichtungen kommen oft dreimal so viele Kinder auf eine Erziehungsperson.
Betreuung nur für sozial Starke?
Diejenigen, an die bei der Förderung gedacht wurde, ausgerechnet die werden von der Betreuung in Kitas also nicht erreicht. Warum? Weil die Verordnungen und Gesetze nicht mit ihnen, sondern über ihre Köpfe hinweg gemacht wurden und daher nicht ihre spezifische Situation und Lebenslagen berücksichtigen. Deutlich wird das beim Super-Flop Bildungsgutschein. Weniger als 50% der Gelder wurden abgerufen, weil die Betroffenen keine Anträge stellen. Hier wurde ein - aus deren Sicht - bürokratisches Kontroll-Monster gebaut und eben keine wirkliche Hilfe.
Zugänge zu Kitas mit guter Qualität sind nicht für alle Eltern gegeben, so die Nubbek-Studie (Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit), die vom Bund und einigen Ländern finanziert wurde. Wer besser ausgebildet ist und mehr Geld hat ist demnach eher in der Lage, sich über Angebote zu informieren und die entsprechenden Einrichtungen auszuwählen. Besser gebildete Eltern lassen ihre Kinder auch eher an Förderangeboten, Musikgarten, Bewegungsspielen etc. teilnehmen. Daher konzentrieren sich solche Angebote in Gebieten und in Einrichtungen, die eher wenig von sog. sozial schwachen Familien besucht werden. Hier muss auch die kommunale Wohnungs- und Bildungspolitik gegensteuern.
Die Nubbek-Studie besuchte 600 Einrichtungen in allen Bundesländern und beobachtete dabei 2000 Kinder von 2 und 4 Jahren sowie ihre Familien. Sie kann daher wirklich etwas über die Qualität der Kitas aussagen. Bei einem Qualitätstest, der auf Lesen, Mathematik, Naturwissenschaft und interkulturelles Lernen ausgerichtet war, schnitt die Hälfte der Einrichtungen als "unzureichend" ab. 80% der Kitas erreichten in der Gesamtwertung generell mittlere Werte, als gut schnitten 10% ab, über 10% hingegen als schlecht. Die Werte seien auch vor 15 Jahren schon ähnlich gewesen, so die Autoren der Studie.
Bei einem frühen Eintritt zweijähriger Kinder in Betreuungseinrichtungen stellten Mütter und Erzieherinnen nach einer Weile eine bessere Entwicklung des Kommunikationsverhaltens fest. Die Mütter bescheinigten ihren Kindern zugleich bessere Alltagsfertigkeiten. Die Autoren der Studie ziehen daraus den Schluss, dass der quantitative Ausbau der Kinderbetreuung durch intensivere Anstrengungen zur Verbesserung der pädagogischen Qualität begleitet werden muss.
Eine qualitative Verbesserung der Kinderbetreuung fordern fast alle, die sich professionell damit beschäftigen. Was aber heißt "Qualität"? Damit kommen wir endlich zu denen, mit denen wir uns hier eigentlich beschäftigen sollten, zu den Kindern.
Qualität der Betreuung nur ausreichend
Die Nubbek-Studie besuchte 600 Einrichtungen in allen Bundesländern und beobachtete dabei 2000 Kinder von 2 und 4 Jahren sowie ihre Familien. Sie kann daher wirklich etwas über die Qualität der Kitas aussagen. Bei einem Qualitätstest, der auf Lesen, Mathematik, Naturwissenschaft und interkulturelles Lernen ausgerichtet war, schnitt die Hälfte der Einrichtungen als "unzureichend" ab. 80% der Kitas erreichten in der Gesamtwertung generell mittlere Werte, als gut schnitten 10% ab, über 10% hingegen als schlecht. Die Werte seien auch vor 15 Jahren schon ähnlich gewesen, so die Autoren der Studie.
Bei einem frühen Eintritt zweijähriger Kinder in Betreuungseinrichtungen stellten Mütter und Erzieherinnen nach einer Weile eine bessere Entwicklung des Kommunikationsverhaltens fest. Die Mütter bescheinigten ihren Kindern zugleich bessere Alltagsfertigkeiten. Die Autoren der Studie ziehen daraus den Schluss, dass der quantitative Ausbau der Kinderbetreuung durch intensivere Anstrengungen zur Verbesserung der pädagogischen Qualität begleitet werden muss.
Eine qualitative Verbesserung der Kinderbetreuung fordern fast alle, die sich professionell damit beschäftigen. Was aber heißt "Qualität"? Damit kommen wir endlich zu denen, mit denen wir uns hier eigentlich beschäftigen sollten, zu den Kindern.
Warum Kinder klammern
Elternbefragungen weisen laut Fabienne Becker-Stoll, einer der profiliertesten Frühpädagoginnen in Deutschland, darauf hin, dass Krankheit und Wechsel der Bezugsperson für die Kinder dramatische Auswirkungen haben. Sie fühlen sich dann nicht mehr sicher in der Kita; diejenige, die ihre nonverbalen Äußerungen versteht, ist nicht mehr da. Logisch, dass die Kinder dann keinen Bock mehr auf Kita haben und sich lieber an Mama klammern. Kontinuität muss hier gewährleistet sein, auch von Seiten des Arbeitgebers.
Außerdem ist Kind nicht gleich Kind. Manche können schon mit 3 Monaten sitzen, andere erst mit 9 Monaten. Manche laufen schon mit 8 Monaten, andere erst mit 2 Jahren. Wieso sollte das ausgerechnet bei der Trennung von der primären Bindungsperson anders sein? Eingewöhnung muss dementsprechend flexibel gehandhabt werden. Auch das braucht personelle Ressourcen, denn die Bezugserzieherin kann sich in der Eingewöhnungsphase nur begrenzt mit anderen Babys beschäftigen.
Zusätzlich braucht die Rückbindung an die Eltern Zeit. Elternarbeit wird immer stärker - und das ist gut so - als Kooperation zwischen Eltern und Einrichtung gesehen. Hier müssen die Erzieherinnen fortgebildet werden - auch in der Ansprache der Väter. Die Einrichtungen brauchen ein Grundkonzept für die Kooperation mit den Eltern, auch das hat nicht jede. Dokumentation ist immer stärker gefordert, allerdings nicht nur das Zusammenstellen von hübschen bunten Heftchen für die Eltern. Es bedeutet, dass die Erzieherin ein Kind beobachtet. Dazu muss sie sich aus dem Erziehungsalltag für eine Zeit ausklinken und eben stille Beobachterin sein. Diese Beobachtungen müssen mit den Kolleginnen rückgekoppelt werden. Sie liefern wichtige Aufschlüsse über das Lern- und Sozialverhalten des Kindes. Das einfache Notieren von Beobachtungen aus dem Bauch heraus führt dazu, dass das Kind in Schubladen gesteckt wird und somit wichtige Impulse für seine Entwicklung unerkannt bleiben. Auch das braucht Zeit.
Qualität heißt also vor allem Bindung, Zeit und eine gute Ausstattung mit Personal. Und darauf sollten Eltern besonderen Wert legen und sie bei den verantwortlichen Politikerinnen einfordern.
Ralf Ruhl
Elternarbeit braucht Zeit
Zusätzlich braucht die Rückbindung an die Eltern Zeit. Elternarbeit wird immer stärker - und das ist gut so - als Kooperation zwischen Eltern und Einrichtung gesehen. Hier müssen die Erzieherinnen fortgebildet werden - auch in der Ansprache der Väter. Die Einrichtungen brauchen ein Grundkonzept für die Kooperation mit den Eltern, auch das hat nicht jede. Dokumentation ist immer stärker gefordert, allerdings nicht nur das Zusammenstellen von hübschen bunten Heftchen für die Eltern. Es bedeutet, dass die Erzieherin ein Kind beobachtet. Dazu muss sie sich aus dem Erziehungsalltag für eine Zeit ausklinken und eben stille Beobachterin sein. Diese Beobachtungen müssen mit den Kolleginnen rückgekoppelt werden. Sie liefern wichtige Aufschlüsse über das Lern- und Sozialverhalten des Kindes. Das einfache Notieren von Beobachtungen aus dem Bauch heraus führt dazu, dass das Kind in Schubladen gesteckt wird und somit wichtige Impulse für seine Entwicklung unerkannt bleiben. Auch das braucht Zeit.
Qualität heißt also vor allem Bindung, Zeit und eine gute Ausstattung mit Personal. Und darauf sollten Eltern besonderen Wert legen und sie bei den verantwortlichen Politikerinnen einfordern.
Ralf Ruhl
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