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Wie Arbeit sein soll


Studie - Wie Arbeit sein sollBild: © Monkey Business-Fotolia.com

Wie wünschen sich die Deutschen die Arbeit? Das Bundesarbeitsministerium wollte es wissen und ließ über 5000 Berufstätige befragen. An erster Stelle steht unbestritten das Geld, an zweiter Zeit für die Lieben daheim. Überraschend: Männer bewerten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schlechter als Frauen.

Wunsch und Realität liegen weit auseinander


Grundsätzlich sind die Deutschen recht zufrieden mit ihrer Arbeit. So steht es zumindest im Abschlussbericht der Studie "Gewünschte und erlebte Arbeitsqualität", für die im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums verschiedene wissenschaftliche Institute und Forschungsgruppen wie Infas bei über 5000 berufstätigen Männern und Frauen nachfragten. Jedoch liegen Wunsch und Wirklichkeit an wichtigen Stellen weit auseinander.

Auf einer Skala von 0 bis 100 sollten die Befragten bewerten, wie wichtig ihnen ein Thema ist und wie zufrieden sie damit in der Realität sind. Gut ein Viertel der Studienteilnehmer waren Eltern mit minderjährigen Kindern; mit 28 Prozent haben die Männer etwas häufiger Kinder als die Frauen mit 26 Prozent. Die größte Gruppe stellten jedoch die Paarhaushalte ohne Kinder: 47 Prozent.

Guter Lohn steht an erster Stelle


Die Beschäftigten wollen für ihre Arbeit gut entlohnt werden: 91 Punkte zeigen die Wichtigkeit des Themas. Zufrieden mit dem Ist-Zustand sind noch nicht einmal zwei Drittel: 64 Punkte im Durchschnitt. Das macht deutlich, wie eng Wertschätzung und Gehalt beieinander liegen. Zur Wertschätzung trägt auch die Führungskultur in Unternehmen bei. Mit 90 Punkten steht sie in der Wichtigkeit weit oben. Die Zufriedenheit liegt hier jedoch auch weit niedriger; mit 69 Punkten nur knapp über der Bewertung der Entlohnung.

An dritter Stelle im Wichtigkeitsranking liegt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: 87 Punkte im Durchschnitt. Allerdings sind hier starke Unterschiede zwischen den Geschlechtern sichtbar: Jede zweite Frau gibt diesem Thema 100 Punkte. Die Umsetzung in der Praxis sieht jedoch ebenso mau aus wie bei Lohn und Führungsqualitäten: 66 Punkte im Durchschnitt. Interessanterweise bewerten die Männer hier noch schlechter als die Frauen: Sie gaben 64 bzw. 69 Punkte. Und mit 15 Prozent vergaben doppelt so viele Frauen hier die höchste Punktwertzahl auf der Ist-Skala wie Männer.

Mehr Familienbewusstsein bei Arbeitgebern gefordert


Interessant ist, dass sich immerhin 15 Prozent der Männer sich eine Verkürzung der Arbeitszeit wünschen, bei den Frauen sind es nur zehn Prozent. Länger arbeiten wollen jedoch fünf Prozent der Männer und zwölf Prozent der Frauen. Ein Sechstel der Arbeitnehmer, mehrheitlich Männer, leistet mehr als zehn Überstunden. Trotz aller öffentlichen Bekenntnisse der Arbeitgeber zur Familienfreundlichkeit sei hier ein Trend zur Arbeitszeitverlängerung erkennbar, so der DGB in einer Stellungnahme.

Die Studie gibt dem Recht: Nur die Hälfte der Befragten meint, ihr Arbeitgeber zeige Familienbewusstsein. Größere Betriebe schneiden hier mit 57 Punkten etwas besser ab als kleine. Sie haben oft Modelle installiert, an denen sich die Arbeitnehmer orientieren können. Auch ist der Wegfall eines einzelnen Mitarbeiters - z.B. durch Elternzeit - in einem großen Unternehmen eher auszugleichen als in einem Kleinbetrieb. Die schlechtesten Noten bekommen Gastgewerbe und Dienstleistungsunternehmen beim Thema Vereinbarkeit, vor allem wegen der schlecht zu planenden Arbeitszeiten. Das sieht in der Verwaltung und bei Verbänden wesentlich besser aus: Sie sind mit 56 Punkten Spitzenreiter. Allerdings nicht gerade mit einem Spitzenwert.

Insgesamt wünschen sich die Beschäftigten vor allem Sicherheit und Planbarkeit: Ein unbefristetes und gut bezahltes Arbeitsverhältnis ist ihnen am wichtigsten. Und das sind wirklich die wichtigsten Grundpfeiler für familienfreundliche Arbeit.

Ralf Ruhl

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