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18.05.2009 18. Woche
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Alexander der Große (und Gute)

Der Besuch meiner Eltern lässt mich darüber nachdenken, wie ähnlich sich doch Kinder und alte Menschen sind. Und warum sind eigentlich Tanja und Alexander so unterschiedlich?
Meine Eltern waren ihre anderthalb Tage zu Besuch. Tanja fand das richtig klasse, mal wieder Oma und Opa zu sehen und taute für ihre Verhältnisse sehr schnell auf. Das nächste Mal werden wir uns frühestens Weihnachten sehen, denn demnächst gehen meine Eltern mal wieder ein halbes Jahr auf Reisen. Für uns war es mal interessant zu sehen, wie es wäre, sie in unserer Nähe zu haben. Denn als sich mal meine Mutter um Alexander kümmerte und mein Vater Tanja ein Buch vorlas, hatten wir plötzlich für ein paar Minuten mal komplett „kinderfrei“. Gar nicht so schlecht, daran könnten wir uns gewöhnen.

Getrennt voneinander (Seelenverwandtschaft, Ihr erinnert Euch) kam sowohl meiner Frau als auch mir beim Beobachten unserer „Großfamilie“ der Gedanke, wie ähnlich doch ältere Menschen Kleinkindern werden. Mein Vater ist nun schon 80 Jahre und auch noch geistig sehr rege. Gleichwohl zeigen sich doch erhebliche Ähnlichkeiten zu Tanja: ein gewisser Tunnelblick; die Frustration, manchmal auch der Ärger, wenn man etwas nicht (mehr) auf Anhieb versteht oder nicht (mehr) kann; die eingeschränkte Beweglichkeit zu Fuß; die Notwendigkeit häufiger Toilettenbesuche; die Ich-Bezogenheit; das Hinterlassen des Bades als Schlachtfeld, etc., etc. Irgendwie kommt man als alter Mensch anscheinend wieder da an, wo man als Kind beginnt. Bis im schlechtesten Fall hin zum Schluss, wo man dann eben auch nicht mehr laufen oder reden kann und vielleicht sogar wieder Windeln trägt. Wenn ich das so beobachte, frage ich mich natürlich auch, wie ich selbst im Alter sein werde und ob unsere Kinder dann die gleichen Gedanken haben werden (Werden sie sicher).

Interessant ist auch, wie sehr doch dieses kurze „Eindringen“ meiner Eltern in unsere Familie sofort für Störungen unseres Familienlebens sorgte. Da meine Eltern die Gästebetten belegten, die bisher Tanja und ich hatten, sind wir beide auf eine breite Luftmatratze umgezogen. Was aber keine glückliche Entscheidung war, da Tanja extrem unruhig war (die Matratze war aber auch super unbequem) und mehrfach von der Luftmatratze runterfiel. Ich habe Tanja dann, nachdem ich bis 1 Uhr nachts kein Auge zugetan hatte, zu meiner Frau ins Bett gelegt und mit Alexander mal wieder auf der Couch genächtigt. So ging es dann einigermaßen.

Meine Eltern konnten nicht umhin, Alexander, der ja nun schon vier Monate alt ist, als Wonneproppen zu bezeichnen. Alexander hat nun wirklich einiges an Gewicht und Größe zugelegt. Er war schon bei der Geburt 5 cm größer und 500 Gramm schwerer als Tanja. Diesen Abstand hat er in seinen bisherigen Lebensmonaten – jeweils verglichen mit Tanja zum gleichen Zeitpunkt – noch verdoppelt. Er ist nun schon über 70 cm groß und an die 8 Kilo schwer (Tanja zum gleichen Zeitpunkt etwa 60 cm und 6 Kilo). Es scheint, dass Alexander nach mir kommt, der ich ein 182 cm bin, während Tanja nach meiner deutlich kleineren Frau kommt. Alexander, der Große? Mal schauen, ob das so bleibt, oder ob sich das doch dann irgendwann ausgleicht. Die Größe von Alexander wird in naher Zukunft zu Problemen führen. Beim Wickeltisch nimmt er schon fast die gesamte Länge ein. Und mal schauen, wie lange die Babyschale noch reicht. Das war schon bei Tanja ein Problem, wie soll das bei Alexander werden?
Dafür war Tanja bewegungsmäßig schneller als Alexander. Mit vier Monaten machte sie schon massive Drehversuche und schaffte die ersten Drehungen. Davon ist Alexander noch meilenweit entfernt. So gerne er auf dem Bauch liegt, sich selbst zu drehen, kam ihm bisher nicht in den Sinn.

So unterschiedlich ihre Größenentwicklung ist, so unterschiedlich ist auch ihr Temperament. Mareikes Beschreibung ihres Babys – Hallo Mareike, ich spiele den Ball mal wieder zurück – erinnnert mich total an Tanja. Dieses Hängen an uns, das sofortige Losbrüllen, wenn man mal kurz auf die Toilette geht oder sich ein Brot macht, das Einschlafen nur auf dem Arm. Mareike, Dein Baby kupfert das alles bei Tanja ab. Genauso war Tanja. Dem entgegen ist Alexander wirklich ein super pflegeleichtes Kind. Es ist schon fast beängstigend, wie lange man ihn ablegen kann und er dann einfach vor sich hinstrampelt und plappert. Okay, irgendwann wird er dann wieder müde und will mehr Aufmerksamkeit, aber überhaupt kein Vergleich zu Tanja. Und wenn er uns sieht, dann strahlt er über beide Backen. Manchmal liegt Alexander auf dem Teppich und meine Frau und ich legen uns neben ihn und unterhalten uns mit ihm. Und dann schaut Alexander von einem zum anderen und gluckst vor Freude. Und er lässt sich sogar einfach mal kuscheln. Und mag das. Tanja wollte das nie. Bis heute ist kann es passieren, dass sie Versuche zu kuscheln mit einem gebrüllten „LASS MICH!“ beantwortet. Schon seltsam, wie unterschiedlich sie sind. Liegt es an ihnen oder an uns? Manchmal wird ja behauptet, dass man beim zweiten Kind einfach gelassener ist und sich diese Gelassenheit auf das Baby überträgt. Aber das ist wohl nicht richtig, denn bei anderen Eltern ist es genau umgekehrt. Da ist das erste Baby total pflegeleicht und das zweite anstrengend. Also wohl eine Mentalitätsfrage bzw. eine Glückssache.

Eine Sache ist mir noch aufgefallen, was beim zweiten Kind anders ist. Beim ersten Kind ist man ja oft ziemlich ratlos und sucht Hilfe oder möchte einfach das eigene Baby mit anderen Babys vergleichen. Entsprechend ist der Wunsch nach Kommunikation und Beratung sehr groß. Viele Stunden haben wir entsprechend in Krabbelgruppen, auf Baby-Ratgeber-Seiten und in Internetforen verbracht. Beim zweiten Kind ist dieser Drang wenigstens bei uns überhaupt nicht mehr da.

Wie kamen wir übrigens auf den Namen Alexander? Dazu muss ich zunächst erklären, dass Tanja gar nicht Tanja heißt. In Wirklichkeit hat sie einen in Deutschland recht ungewöhnlichen Namen. Und da ich hier anonym schreibe (Gerd heiße ich natürlich auch nicht – auch nicht Adolf, wie manche Leserinnen wohl vermuten), bin ich natürlich nicht so blöd, den zu erwähnen. Eine einzige Googlesuche würde Euch sofort zu mir führen. Leider müssen wir sagen, dass Tanjas wirklicher Name ein Fehlgriff war. Obwohl er kurz ist und genau so geschrieben wie gesprochen wird, kommen regelmäßig die Nachfragen: „WIE heißt das Kind? WIE schreibt man das? WIE wird das ausgesprochen?“ Ne wirklich, mit einem ungewöhnlichen Namen tut man einem Kind keinen Gefallen. Als wir für den weiteren Nachwuchs einen Namen suchten, war uns klar, dass wir diesmal einen Allerweltsnamen nehmen, den wirklich jeder kennt. Bei Alexander mussten wir noch nie den Namen buchstabieren. Und ich muss ihn hier auch nicht ändern.

Unsere Hoffnung auf einen Kurzurlaub zerschlägt sich immer wieder aufs Neue, im Augenblick sind mal wieder Alexander, Tanja und meine Frau erkältet. Das sonnige Wetter mit zugleich eiskaltem Wind ist aber auch wirklich typisches Erkältungswetter. Immerhin haben wir einen für unsere Verhältnisse sehr mutigen Schritt gemacht und kurzerhand für September eine Ferienwohnung in der Nähe von Hyeres, Südfrankreich, gebucht. Wir sind aber sehr skeptisch, ob wir wirklich fliegen werden. Bisher sind mindestens die Hälfte unserer Urlaube mit Kind(ern) daran gescheitert, dass kurz vorher jemand krank wurde. Insofern ist der Abschluss einer Reiserücktrittversicherung – haben wir als Kinderlose kein einziges Mal gebraucht – inzwischen ein Muss.

Sollte jemand Tipps haben, was man an der Cote d` Azur mit einer vierjährigen anschauen sollte, bin ich dankbarer Abnehmer.

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