Weihnachtsbaum selbst schlagen
Bild: Giorgio Magini-fotolia.com
Juhuu, in diesem Jahr schlägt Papa den Christbaum selbst! Schnell Kinder ins Auto stecken, Säge Schultern und ab in den Wald! Also - ganz so einfach ist es nicht. Aber fast. Wir zeigen, worauf Ihr achten müsst.
Tanne oder Fichte?
Zu Weihnachten gehört natürlich ein Weihnachtsbaum. Der traditionelle deutsche Weihnachtsbaum ist übrigens nicht die Tanne, sondern die Fichte - der bei uns am häufigsten vorkommende Nadelbaum. In den letzten Jahrzehnten haben sich jedoch auch andere Arten von Nadelbäumen als Weihnachtsbaum etabliert. Sehr beliebt sind Nordmanntannen, ihr Marktanteil betrug 2013 85%. Sie sind meist formschöner, weil bei Bäumen von der Größe, die wir für eine normale Raumhöhe benötigen, die Äste gleichmäßiger gewachsen sind als bei Fichten. Außerdem halten sie ihre Nadeln deutlich länger als Fichten, man muss also nicht so oft fegen.
Wenn man einen Förster oder einen Waldbesitzer kennt, kann man ihn fragen, ob man sich in seinem Wald einen Weihnachtsbaum holen darf. Ist dies nicht der Fall, wird man über eine Internetrecherche Christbaumplantagen in der Nähe finden, die Bäume zum Selbstfällen anbieten. Einfach im Wald einen Baum umhauen und Mitnehmen ist Diebstahl und wird entsprechend geahndet!
Größe und Werkzeug
Das Aussuchen des Weihnachtsbaums beginnt zu Hause. Schließlich soll das gute Stück die richtige Höhe für das Zimmer haben. Wenn die Deckenhöhe nicht bekannt ist, misst man sie mit einem Meterstab. Den benötigt man auch draußen, um den richtigen Baum auszusuchen. Dabei kommt es nicht auf einen Zentimeter an. Der sogenannte Terminaltrieb, der Trieb an der Spitze des Baumes, ist normalerweise so lang, dass man mit ihm die Höhe des Baumes "feinjustieren" kann. Außerdem braucht man eine Säge. Um frisches Holz zu sägen, benötigt diese ein Sägeblatt mit einer groben Teilung, wie man sie auch für Brennholz verwendet. In Baumärkten gibt es Bügelsägen mit solchen Sägeblättern zu kaufen. Umgangssprachlich bezeichnet man sie als "Schwedensäge" - der Verkäufer wird wissen, was gemeint ist.
Sinnvoll sind auch grobe Arbeitshandschuhe, die man ebenfalls im Baumarkt bekommt - oder alternativ im Landhandel. Bei den meisten landwirtschaftlichen Lagerhäusern gibt es ein solches Geschäft mit einer guten Auswahl an Werkzeugen. Und zwar meist preisgünstiger und oft auch qualitativ besser als in Baumärkten. Wenn der Weihnachtsbaum nicht in den Kofferraum des Autos passt: rauf damit auf den Dachgepäckträger. Festgezurrt wird er am besten mit ein paar Gepäckgummis.
Auf der Plantage
Das Spannendste am Selberschlagen des Weihnachtsbaums ist das Aussuchen. Am Tollsten ist das natürlich in einem richtigen Wald. Dorthin gehen der Waldbesitzer oder der Förster mit, um die Bäume zu zeigen, die zu Christbäumen werden sollen. Denn hier werden nur bestimmte Bäume geschlagen, die anderen bleiben stehen und dürfen weiter wachsen.
Auf einer Christbaumplantage sind alle Bäume dafür vorgesehen, als Weihnachtsbäume verwendet zu werden. Dort hat man freie Auswahl. Auch findet man hier den richtigen Baum schneller, da auf den einzelnen Feldern immer Bäume stehen, die von der gleichen Art, gleichzeitig gepflanzt und daher ungefähr gleich groß sind. Nun braucht man lediglich noch auf die Schönheit und die genaue Größe zu achten.
Das Fällen ist ziemlich einfach und nicht mit dem Absägen eines größeren Baumes zu vergleichen. Im Prinzip sägt man ihn einfach möglichst nahe über dem Boden ab. Das ist wichtig, damit man unten genügend Stamm hat, um den Baum sicher im Christbaumständer festzuklemmen. Damit das Sägeblatt nicht klemmt, sollte eine zweite Person - das machen die Kinder bestimmt gern - gegen den Stamm drücken und den Baum ein wenig vom Sägeblatt weg biegen. Auf der Plantage gibt es üblicherweise auch die Möglichkeit, den Baum in ein Netz einzupacken.
Der richtige Christbaumständer
Ein guter Christbaumständer sollte so groß sein, dass der Weihnachtsbaum hineinpasst, ohne dass man ihn unten anspitzen muss. Die Rinde muss bis ganz unten reichen, wenn der Baum frisch bleiben soll. Denn direkt unter der Rinde befinden sich die Gefäße, durch die das Wasser aus dem Christbaumständer nach oben transportiert wird.
Es gibt heute robuste, patentierte Christbaumständer zu kaufen, die den Baum mit einer Art Ratsche und einem Seilzug festklemmen. Sie sind außerdem so groß, dass sie auch einen zimmerhohen Baum sicher halten. Man muss dafür etwas Geld (ab ca. 30 Euro) in die Hand nehmen. Das lohnt sich, da man einen solchen Ständer nur einmal zu kaufen braucht und er wahrscheinlich mehrere Generationen überdauert.
Damit der Baum genau vom Boden bis zur Decke reicht, justiert man seine Höhe mithilfe einer Christbaumspitze. Man schneidet einfach den Terminaltrieb so ab, dass die Spitze genau passt. Sitzt sie etwas zu niedrig, kann man sie nach oben schieben und mit einem kleinen Keil fixieren. Gerade wenn man Kinder hat, empfiehlt es sich, an der Stelle, wo der Baum stehen soll, einen stabilen Haken in die Decke zu schrauben. An diesen kann man den Baum mit einem Stück Schnur sichern, sodass er garantiert nicht umfällt, auch wenn im Weihnachtszimmer getobt wird.
Volker Wollny
Bisher wurden noch keine Kommentare abgegeben.