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Schwimmen lernen: darauf müssen Väter achten


Schwimmen lernen: darauf müssen Väter achtenBild: @yuliyatrukhan-fotolia.com

Immer weniger Kinder können sicher schwimmen. Ein Grund: In vielen Schulen findet kaum noch Schwimmunterricht statt. Weshalb viele Väter ihren Kindern selbst das Schwimmen beibringen wollen. Aber oft ist ein Schwimmkurs besser. Wir zeigen, was es zu beachten gibt, wenn Väter Hilfestellung am Beckenrand geben wollen.

Kinder lieben Wasser


„Kinder lieben Wasser!“ Davon ist der Sportwissenschaftler Dr. Nelson Vinagre überzeugt. Seit über sieben Jahren gibt er Schwimmkurse für Babys und Kleinkinder im Rehazentrum Junge in Göttingen. Ein Blick in jedes Hallen- oder Freibad in Deutschland gibt ihm Recht: Überall tummeln sich schreiend, plantschend und prustend Kinder jeden Alters, mal mit, mal ohne Schwimmflügel, mal mit den Eltern, mal in Gruppen.

Was seltener geworden ist: Schwimmunterricht in der Schule. Etwa 25 % der Grundschulen hätten überhaupt keinen Zugang zu einem Bad, beklagt Achim Haag, Vizepräsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG. Passend dazu geben nach einer Forsa-Umfrage nur 27 % der Eltern an, ihre Kinder hätten in der Schule schwimmen gelernt. Mit deutlichen Auswirkungen: Nur noch 41 % der Zehnjährigen sind sichere Schwimmer, erfüllen die Anforderungen des Schwimmabzeichens in Bronze (früher „Freischwimmer“).

Dabei steht Schwimmen bei den Kindern und den Eltern hoch im Kurs: 77 % der Grundschüler und –schülerinnen haben das Seepferdchen absolviert. Das reiche, so Haag, aber nicht für sicheres Schwimmen aus. Denn es bedeutet nur, dass sich ein Kind über eine Strecke von 25 Metern über Wasser halten kann. Die Folgen vermeldet die Ertrinkungsstatistik: 46 Kinder unter 16 Jahren ertranken 2016 in Deutschland – fast doppelt so viele wie ein Jahr zuvor (25). Hier seien die Schulen und die Kommunen in der Pflicht, ihre Aufgabe zu erfüllen, so Haag. Bäder müssten erhalten und ausgebaut, der verpflichtende Schwimmunterricht in den Schulen sichergestellt werden.

Lasst euren Kindern Zeit!


Aber das Seepferdchen ist immerhin ein Anfang, und das Abzeichen auf der Badehose tragen zu dürfen ist eine nicht zu unterschätzende Motivation. Das Schwimmen-Lernen geht natürlich früher los. Etwa vier Jahre alt sollten die Kinder für den ersten Schwimmunterricht sein, meint Dr. Vinagre: „Dann haben sie genügend Bewegungssicherheit entwickelt, um sich auch im Schwimmbecken sicher und wohl fühlen zu können.“ Der Spaß sollte dabei die größte Rolle spielen. Denn für witzige und herausfordernde Spiele gehen Kinder gern ins Wasser. „Und wer gern ins Wasser geht, hat keine Angst vor dem ‚fremden’ Element“. Das schafft ein sicheres Gefühl, die wichtigste Voraussetzung für das Lernen der Schwimmbewegungen.

Das, liebe Väter, bedeutet vor allem: Lasst euren Kindern Zeit! „Jedes Kind hat sein eigenes Lerntempo“, so Dr. Vinagre, „das ist beim Lesen und Rechnen so und natürlich auch beim Schwimmen. Wenn das Kind im ersten Kurs das Abzeichen nicht schafft, dann eben im nächsten.“ Druck sei hier ein schlechter Lehrmeister. Denn der erzeuge Angst. Was wieder zu Unsicherheit, Wasser schlucken, strampeln und letztlich zu Angst vor dem Wasser führt.

Eine sichere Beziehung ist aber die wesentliche Grundlage jeden Lernens. Druck und zu hohe oder der Entwicklung des Kindes nicht angepasste Anforderungen können sie beschädigen. „Deshalb sollten Väter mit ihren Kindern vor allem Spaß im Wasser haben und sich zeigen lassen, was die Kinder schon können. Und sie natürlich entsprechend loben“, so Dr. Vinagre.

Ein guter Kurs folgt einem Plan


Mit einem Schwimmkurs kann diese Falle umgangen werden. Die Eltern bringen die Kinder, sind anfangs mit am Beckenrand dabei, bei den Drei- bis Fünfjährigen auch mit im Wasser. In den Kursen für Ältere gehen sie weiter weg, können durch eine Glaswand zuschauen. Im Wasser sind dann die Kinder in einer kleinen Gruppe mit dem Trainer. So erfahren sie, dass die Eltern Vertrauen zu ihnen haben, dass sie das schon schaffen, auf ihre Weise. Und dass sie Vertrauen zum Trainer haben, so wie ja auch zur Erzieherin oder der Grundschullehrerin. Die Kinder lernen dabei natürlich auch von den anderen Kindern, schauen sich etwas ab, zeigen sich gegenseitig, was sie können und wie die Bewegungen richtig sind.

In Kursen für die Drei- bis Fünfjährigen spricht Dr. Vinagre von der „Dreierkette“: „Die Glieder sind die Umgebung, also das Wasser, der Trainer und die Eltern. Das Kind ist in der Mitte und fühlt sich aufgehoben.“ Anfangs gibt es viel Körperkontakt zwischen Eltern und Kind, später macht es immer mehr allein. Aber der Blickkontakt ist immer da und auch die Möglichkeit, sich der Eltern zu versichern, eine kleine Pause auf Papas Arm zu machen oder sich anzuschmiegen, wenn doch mal Wasser geschluckt wurde.

„Ein guter Kurs hat einen Plan, einen wiederkehrenden Aufbau und klare Ziele“, sagt Dr. Vinagre. Dazu gehören feste Zeiten für Beginn und Ende. Hier sollten die Eltern genug Zeit für das Umziehen einplanen, denn schnell hechelnd ins Wasser hüpfen, wenn die anderen schon da sind – das ist für niemanden schön. Die feste Zeit hilft dem Kind auch, sich vorzubereiten, sich schon am Tag vorher darauf zu freuen. Eine Trainingseinheit beginnt mit der Akklimatisierung im Wasser, es folgen Spiele, das Üben der Arm- und Beinbewegungen, das Gleiten im Wasser, erste Tauch- und Sprungübungen.

Mit Spaß und Fingerspitzengefühl geht alles besser


Im Sommer wollen die Kinder natürlich raus, ins Freibadoder an den See. Da ist allerdings oft nicht nur die Liegewiese voller anderer Erholungssuchender, auch das Becken. Und das kann auf Kinder verstörend wirken. Denn da sind viele andere Körper, große und kleine, viele andere Gerüche, leider nicht nur nach Pommes und Eis, und auch viel Geschrei und ein hoher Geräuschpegel. Dann, so Dr. Vinagre, die Kinder bitte nicht ins Wasser zwingen. Denn das schafft Angst und kann Lernschritte zunichte machen. Väter sollten hier Fingerspitzengefühl zeigen, mit den Kindern nur so weit und so lange ins Wasser gehen, wie es beiden Spaß macht. Wenn sich das Kind anklammert ist das ein sicheres Zeichen, dass es jetzt besser ist, auf der Decke Mau-Mau zu spielen oder etwas vorzulesen.

Und wie können Väter das Schwimmen-Lernen fördern? „Das geht von Anfang an“, meint Dr. Vinagre. In der Badewanne geht es los. Natürlich darf nicht zu viel Wasser darin sein. Schon das Baby kann man so an das feuchte Element gewöhnen, kann ihm dort Sicherheit vermitteln, indem man es hält, in verschiedene Positionen dreht, langsam natürlich, auf den Bauch, auch auf den Rücken. Dabei natürlich gut festhalten! Ins Wasser pusten, blubbern, Blasen machen, auf das Wasser pusten, mit einem Strohhalm, ein wenig spritzen, die Hände aufs Wasser patschen – euch fällt bestimmt noch viel mehr ein. Und euren Kindern auch. In der Wanne, in der Halle, im Freibad oder am See.

Ralf Ruhl

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