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Hausmann und Vater - Rollentausch ohne Vorurteile


Hausmann und Vater - Rollentausch ohne Vorurteile
Die Mutter sorgt für das Kind, der Vater geht arbeiten, die klassische Aufgabenverteilung. Aber muss es so bleiben? Knapp zwei Prozent der Väter in Deutschland nahmen 2005 - zum Zeitpunkt dieses Interviews - die "Elternzeit" in Anspruch. Inzwischen ist es etwa jeder dritte frischgebackene Papa, der zumindest 2 Monate Auszeit vom Job nimmt um sich dem Kind zu widmen.

Peter Difflipp hat sich auf Dauer von seinem Job verabschiedet, weil er sich ganz um seine Kinder kümmern wollte. Er war 2005 schon 12 Jahre Hausmann und Vater. väterzeit.de sprach mit dem 47-jährigen Maschinenschlosser, der seine Töchter Lea (13) und Marie (10) fast von Anfang an betreut hat und die Rolle des Hausmanns komplett übernahm.


väterzeit.de: Wie kam es, dass Sie Hausmann wurden?

Peter: Als meine Frau schwanger wurde, stellte sich schnell heraus: Sie würde ihren Beruf als Redakteurin nur ungern aufgeben, ich hingegen war inclusive Lehre schon seit fast zwei Jahrzehnten berufstätig und konnte mir sehr gut vorstellen, nun mal eine ganz andere Aufgabe zu übernehmen und zu Hause zu bleiben. Meine Frau nahm nach der Geburt neun Monate Erziehungszeit, danach ging sie wieder arbeiten. Von da an war ich Hausmann.

väterzeit.de: Fühlen Sie sich als so genannter "neuer Vater"?

Peter: Nein. Das halte ich für einen Modebegriff, hinter dem kaum eine echte Verhaltens- und Bewusstseinsänderung steckt.
Ich wollte einfach intensiv erleben, wie meine Kinder sich entwickeln, wie sie groß werden und sie dabei nach Kräften unterstützen.

väterzeit.de: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?

Peter: Ich stehe morgens um 6.30 Uhr auf, wecke die Kinder, mache Frühstück, schmiere Pausenbrote. Danach mache ich alles, was ansteht: Einkaufen, Wäsche waschen, putzen. Nur das Bügeln erledigt meine Frau, weil ich das hasse. Ich koche jeden Mittag warm für die ganze Familie, mittags helfe ich den Kindern bei den Hausaufgaben, ich fahre sie zum Klavierunterricht, zum Reiten und bin da für Gespräche. Früher, als sie klein waren, habe ich mit ihnen viel gebastelt, gespielt und getobt - im Haus, im Garten und auf dem Spielplatz.

väterzeit.de: Füllt Sie das aus?

Peter: Das alles ist mehr Arbeit und Zeitaufwand, als man denkt. Das begreift man erst, wenn man es selbst macht. Hinzu kam bei mir, dass ich von Anfang an jede freie Minute in die Renovierung unseres Hauses stecken konnte und wollte. Ich kam gut voran - ganz anders, als wenn ich berufstätig gewesen wäre. Jetzt habe ich zusätzlich einen 400 Euro-Job als Hausmeister übernommen. In einer Einrichtung für behinderte Kinder, an zwei Vormittagen in der Woche.

väterzeit.de: Wie haben Freunde, Bekannte, Kollegen reagiert?

Peter: Am Anfang sehr skeptisch, es gab Unverständnis dafür, dass ich mich meiner Frau finanziell so ausliefere. Immer wieder tauchte die Frage auf: Und was machst du jetzt den ganzen Tag?
Im Kindergarten und in der Nachbarschaft entstand anfangs der Verdacht, ich sei arbeitslos und das Ganze eine Übergangslösung, also nicht freiwillig so gewählt. In vielen Gesprächen haben wir erklärt, warum wir uns so entschieden haben. Inzwischen werde ich darum beneidet. Jeder sieht, es funktioniert.


väterzeit.de: Und worin sehen Sie das größte Problem, bzw. was waren im Vorfeld Ihre größten Bedenken?

Peter: Ich war unsicher, ob die Kinder unseren Rollentausch so akzeptieren oder ob sie sagen würden: Wir wollen es auch so haben, wie es in anderen Familien ist. Das war aber nie der Fall. Im Gegenteil. Sie haben das als ganz normal empfunden, weil sie es von Anfang an nur so kannten. Manchmal schwingt sogar Stolz mit, wenn sie erzählen: Bei uns ist es anders, da arbeitet die Mutter, und unser Papa ist bei uns zu Hause.

väterzeit.de: Würden Sie sich wieder so entscheiden?

Peter: Ja. Allerdings halte ich es nach wie vor für den Idealfall, wenn beide Teilzeit arbeiten können, sich also Haushalt und Kinder gleichmäßig teilen. Das war bei uns wegen des Berufs meiner Frau nicht möglich.

väterzeit.de: Wem würden Sie raten, diese Aufgabe zu übernehmen, wem nicht? Also sozusagen ein Tipp aus Ihrer Sicht für Paare, die vor der Entscheidung stehen, wer zu Hause bleibt.

Peter: Beide müssen sich ganz sicher sein, dass sie es so wollen. Das kann nur jemand machen, der seinen Job nicht zur Selbstbestätigung braucht.
Es muss ein Paar sein, dass viel miteinander redet, kommunikationsstark ist, weil Probleme, Reaktionen von außen, sofort besprochen werden müssen. Es sollte auch die Möglichkeit geben, den Rollentausch abzubrechen.

väterzeit.de: Eine Frage zum Schluss an Ihre Frau. Antje: Wie kommen Sie mit dieser Rollenverteilung klar?

Antje: Sie ist für mich nach 13 Jahren längst zur Selbstverständlichkeit geworden - und für meine Freunde, Bekannten und Arbeitskollegen auch.
Nicht wenige Frauen und Männer haben mir gestanden, dass sie eigentlich auch gern mal über einen längeren Zeitraum einen solchen Rollentausch leben würden, sich selbst und den Kindern zuliebe.
Ich denke, für unsere Kinder ist es ideal so. Wäre ich zu Hause geblieben, hätte ich mich vermutlich zu einer ziemlichen Glucke entwickelt. Ich bezweifle, dass die Kinder dann so selbstständig und selbstbewusst wären. Durch meinen Mann konnte ich Karriere machen, von der Lokal- zur Politikredakteurin (das war immer mein Traum) und dafür bin ich ihm wirklich dankbar.

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