Ski- und Snowboardfahren mit Kindern
Bild: Markus Schmid
Aller Anfang muss nicht schwer sein - zumindest beim Ski- und Snowboardfahren. In der Skischule lernen Kinder, sicher auf den Brettern zu stehen. Wenn sie das richtige Alter und ein gutes Gleichgewichtsgefühl haben.
Still ist er geworden, unser kleiner Rafael. Nachdenklich schaut er aus der Gondel hinauf zur Fiescheralp auf die tief verschneiten Hänge der Walliser Berge. Der 10-Jährige ist zum ersten Mal in den Alpen, und die mächtigen Gipfel scheinen ihm noch etwas unheimlich zu sein. Sicher beschäftigt ihn auch der Gedanke an den Snowboardkurs, der heute beginnt. Die grösste Sorge: Dass er den Schweizer Dialekt des Skilehrers nicht versteht.
Die Ausrüstung ausprobieren
Dabei konnte Rafael den ersten Tag auf dem Snowboard kaum erwarten. Immer wieder hatte er die Ausrüstung ausprobiert und hatte sich im Wohnzimmer auf das blaue Brett gestellt. Die notwendigen Einzelteile - Jacke, Hose, Schuhe und sogar das Board - hatten wir im Herbst auf den heimischen Brettlmärkten für wenige Euros gefunden. Alles fast wie neu: Die meisten Sachen werden in dem Alter höchstens in zwei Wintern an ein paar Tagen getragen. Nur der Sturzhelm samt Schneebrille ist neu. Hier wollten wir kein Risiko eingehen und lieber einen unbeschädigten Kopfschutz besorgen.
So bestens ausgestattet zieht Rafael mit seiner Gruppe los. Er ist fast der jüngste, laut Marcel Albrecht, Bergführer und Leiter der Skischule auf der Fiescheralp, jedoch im richtigen Alter: "Um Snowboard fahren zu lernen, sollten Kinder acht Jahre alt sein." Erst dann brächten sie die körperlichen Voraussetzungen mit, um das Board zu beherrschen: "Man braucht anfangs Kraft, um auf beiden Kanten zu rutschen und das Brett flach zu halten, um es in den Kurven unter dem Körper durchzuschieben." Mit einem Skikurs dagegen können Kinder bereits früher beginnen. Aber auch hier sollten sie, so Marcel Albrecht, mindestens vier Jahre alt sein. Nicht nur, weil sie erst dann die körperlichen Voraussetzungen mitbringen. Jüngere Skihasen tun sich noch schwer in einer Gruppe. Sie brauchen eine intensivere und spielerische Betreuung im Schneekindergarten mit den bunten Märchenfiguren und dem "Zauberteppich", der die Zwei- und Dreijährigen bequem den sanften Hang hinauf befördert.
Worauf Papa stolz ist
Nach drei Tagen und neun Unterrichtsstunden bei herrlichem Sonnenschein folgt uns Rafael bereits auf die lange Abfahrtspiste. Lässig rutscht er bereits die Hänge herunter. Ich bin stolz auf das kleine Playmo-Männchen. Und froh, dass er in der Skischule war. Dem grösseren Bruder Valentin habe ich einmal versucht, das Skifahren selbst beizubringen. Bis beide entnervt waren, weil Valentin die Kurvenfahrerei langweilig fand und ständig davonfuhr. Inzwischen gebe ich diese Aufgabe lieber in professionelle Hände. Auch damit die Kleinen keine falschen Gewohnheiten entwickeln, sondern von Anfang an die richtige Technik lernen.
Noch wirken die Kurven bei Rafael etwas unsicher. Aber wir sind sicher, dass er sie bald problemlos meistern wird. Der 16-jährige Valentin hat erst im letzten Jahr mit dem Snowboarden angefangen. Jetzt zieht er er bereits rasante Schwünge in den Tiefschnee und macht Sprünge wie ein kleiner Profi - und wir beide haben wieder Spass, uns steile Abfahrten hinunter zu jagen. Es scheint zu stimmen, was uns Marcel Albrecht gesagt hatte: "Kinder, die durch Rollerblades oder Skateboard ein gutes Gleichgewichtsgefühl haben, kommen schnell mit dem Brett zurecht." Offensichtlich profitiert Rafael nun von den Akrobatikstunden in der Schule.
Im eigenen Tempo lernen
Für Marcel Albrecht ist es normal, dass Kinder in ihrem Tempo Skifahren lernen: "Manchmal dauert es eben etwas länger, bis sie Gleichgewicht auf den ungewohnt langen Brettern finden." Bei den Kleinsten wird das sichere Stehen auf den Skiern deshalb mit Spielen, Singen und sogar Bällen trainiert. Dann kann es schon mal Reklamationen von Eltern geben, die fragen, was das mit Skifahren zu tun habe, lächelt der Skilehrer gelassen. Und auch von Privatunterricht hält Albrecht nicht viel. In der Gruppe lernen Kinder schneller, weil sie die Bewegungen von Gleichaltrigen abschauen können und durch den visuellen Aufnahme schneller lernen.
Bei Rafael scheint dies tatsächlich zu funktionieren. Zwar sind die Kurven immer noch etwas wackelig. Aber kleine Sprünge schaff er schon einwandfrei. So, wie er sie von seinem grossen Bruder abgeschaut hat.
Markus Schmid
Wichtige Informationen für den Skiurlaub
Skikrippe und Skischule
In fast jedem Skigebiet gibt es Skikindergärten und Skikurse für Kinder. Skikindergärten nehmen in der Regel Kinder ab 2 Jahren auf, davor können Kleinkinder zur Betreuung abgegeben werden, wenn die Eltern in Ruhe Ski fahren wollen. Sie müssen, so Skischulleiter Marcel Albrecht, dazu den Kinderwagen oder die vertraute Schlafmöglichkeit ihres Kindes mitbringen. Richtig Skifahren können Kinder ab 4 Jahren, Snowboard ab 8 Jahren lernen.
Der Unterricht
Schon kleine Kinder stellen sich unbefangen auf die Ski und Snowboard und rutschen die Hänge hinunter. Dennoch ist ein Skikurs empfehlenswert, sobald die körperlichen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Sonst übernehmen die Kleinen Fehlhaltungen, die sich später nur schwer korrigieren lassen. In guten Skischulen werden zudem das Gleichgewicht und die Bewegungsabläufe trainiert, damit die Kinder sicher auf den Brettern stehen lernen. Wenn Eltern mit ihren Kindern unterwegs sind, sollten sie daran denken, dass die Kleinen ein anderes Kälteempfinden haben und nicht stundenlang auf der Piste sein sollten. Zu grosser Ehrgeiz, der Kinder auf zu steilen Abfahrten und mit zu hohen Erwartungen überfordert, kann diesen das Schneevergnügen nachhaltig verleiden.
Ausrüstung
Für das Snowboarden gibt es Hardboots oder Softboots. Für Kinder und Anfänger sind die weichen und deshalb zum Laufen angenehmeren Softboots zu empfehlen. Für den Anfang muss es auch kein teures Profiboard sein. Ein kurzes und weiches Board dreht leichter, ein längeres und hartes ist laufruhiger. Kindern sollte das Board bis zum Kinn reichen. Wer bei der Auswahl und der Einstellung der Bindung unsicher ist, kann ein Board leihen und sich vom Fachmann beraten lassen. Ein Fangriemen verhindert, dass das Board auf der Piste nicht zum Geschoss für andere Skifahrer oder Snowboarder wird. Ein zwischen die Bindungen geklebtes Antirutschpad erleichtert beim Liftfahren das Aufstellen des bindungsfreien Fusses auf dem Board.
Kosten
Kleidung komplett ab 200 Euro, Ski oder Snowboard mit Bindung 150 bis 250 Euro, Schuhe 150 bis 200 Euro. Helm und Skibrille ab 70 Euro. Manche Sportgeschäfte bieten ein Tauschprogramm, bei dem die Kinder jedes Jahr für einen geringen Aufpreis den nächstgrösseren Ski erhalten. Ein Bruchteil kostet eine gebrauchte Ausrüstung, etwa vom Brettlmarkt. Bei den Brettern kommt es am Anfang nicht so sehr auf die Qualität an, sondern auf scharfe Kanten und einen intakten Belag. Wichtig ist, dass die Schuhe nicht zu gross (unsicherer Stand) und nicht zu klein (Schmerzen und kalte Füsse!) sind.
Kleidung
Für Skifahrer wie Snowboarder ist warme und atmungsaktive Unterwäsche vor allem an kalten Tagen und beim Liftanstehen wichtig. Praktische Skikleidung ist nicht zu eng und wasserabweisend. Für Snowboarder sollte die Jacke weit über den Hintern reichen. Empfehlenswert sind Handschuhe mit Handgelenkschutz. Vor allem Kinder sollten niemals ohne Helm auf die Piste!
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