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Väter im Kreissaal


Väter im KreissaalBild: Grischa Georgiew - Fotolia.com

Geburt - das große Glückserlebnis für Väter? Viele fühlen sich im Kreisssaal eher ohnmächtig. Eine gute Vorbereitung kann helfen.



Über die Hälfte der Männer meinen, ihre positiven Erwartungen an die Geburt seien nicht erfüllt worden. Ein Viertel spricht sogar von einem sehr schrecklichen Geburtserlebnis, so eine Untersuchung der Universität Bonn. Valenka Dorsch von der Abteilung für Gynäkologische Psychosomatik hatte über 170 Männer befragt, die dabei waren, als ihre Kinder auf die Welt kamen.

Laut Dorsch fühlen sich Männer unter einem großen gesellschaftlichen Druck bei der Geburt dabei sein zu müssen. Die Mehrheit der werdenden Väter war auf Wunsch der Frau im Kreissaal anwesend. Außerdem hegten sie unrealistische Hoffnungen auf einen einzigartigen Moment.

Die Väter bewerteten die natürliche Geburt am positivsten. Je mehr Technik im Kreissaal eingesetzt wurde, desto negativer war ihr Erleben. Rieten die Ärztinnen zu PDA oder Dammschnitt, aktivierte das ihre Ängste. Ihre Partnerinnen hingegen wurden durch die medizinischen Aktionen eher beruhigt.

Die Ohnmacht der Väter


Zwar hatten 62 % der frischgebackenen Väter zuvor einen Geburtsvorbereitungskurs besucht, das änderte ihr Befinden im Kreissaal jedoch nicht. Bereits in den Kursen würden Männer erfahren, dass sie eigentlich nichts tun können. Dies würde in der Praxis dann auch zutreffen, so die Studie. Diese Ohnmachtsgefühle seien schwer zu verarbeiten.

Auch Achim Wöckel von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGG) in Berlin hat sich mit den Vätern bei der Geburt befasst. Er wertete alle vorhandenen Studien zum Thema aus. Das Ergebnis: Es sei nicht nachweisbar, dass die Anwesenheit des Vaters positive Auswirkungen auf Geburtsdauer, Schmerzmittelverbrauch oder geburtsmedizinische Interventionsrate hat. Auch auf die Komplikationsrate haben sie keinen Einfluss.

Hätten sie jedoch vorher einen Kurs nur für Männer besucht, sei das anders. Denn dort könnten sie Fragen stellen, die sie in Anwesenheit der Partnerin und anderer Frauen nicht zu stellen wagten, so Achim Wöckel. Diese Väter beurteilten das Geburtserlebnis im Nachhinein positiv, denn sie waren auch auf die Ohnmacht vorbereitet und vertrauten dem medizinischen Personal.

Diese Studien stützen die Forderung vieler Väter- und Männerzentren nach einer stärkeren Einbeziehung der Väterperspektive in Geburtsvorbereitungskurse und nach besserer Einbeziehung der Männer durch das medizinische Personal.

Ralf Ruhl

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